Sat-Schüssel

Sat-Schüssel
Offset-Antenne mit Universal-Quattro-LNB
Spezialantenne zum Empfang von bis zu 16 Satellitenpositionen im Ku-Band

Eine Parabolantenne für den Fernsehempfang, oft auch Satellitenschüssel genannt, empfängt Rundfunkprogramme wie Radio, Fernsehen oder andere Dienste wie z. B. Internetzugang über Satellit, die von einem Satelliten auf einer geostationären Erdumlaufbahn ausgestrahlt werden. Aufgrund der großen Distanz von etwa 36.000 km sind die Signale auf der Erde sehr schwach. Um sie zu empfangen, genügen heutzutage jedoch Parabolantennen für das Ku-Band mit einem Durchmesser von 60 cm. Die Antenne besteht aus dem Parabolspiegel und dem Empfangskopf mit integriertem Frequenzumsetzer und ZF-Verstärker (Low Noise Block Converter (LNB)). Je nach Ausführung leiten ein oder mehrere Koaxialkabel die Empfangssignale an einen Receiver oder eine Verteileranlage weiter.

Inhaltsverzeichnis

Parabolspiegel

Die Größe einer Parabolantenne wird mit dem Durchmesser des Parabolspiegels angegeben. Die gebräuchlichsten Antennentypen haben einen Durchmesser von 60 bis 120 cm. Die Fläche und damit die Empfangsenergie wächst quadratisch mit dem Durchmesser. Beispielsweise ist die Empfangsfläche einer 85-cm-Antenne doppelt so groß wie die einer 60-cm-Antenne. Anders als die terrestrischen Sendefrequenzen im VHF- oder UHF-Band wird die Strahlung im Ku-Band merklich durch Feuchtigkeit gedämpft. Die Signalstärke kann um mehr als 6 dB abnehmen. Bei der Installation von zwei oder mehreren LNBs (Multifeed) sind größere Antennendurchmesser empfehlenswert.

Offsetantenne

Die (heute ausschließlich verwendete) Offsetantenne ist im Prinzip Teil einer Primärfokus-Antenne. Die Spiegelfläche ist nicht mehr kreisrund, sondern oval. Im Gegensatz zu der Primärfokus-Antenne „schaut“ der Spiegel nicht direkt zum Satelliten, sondern er weist eine erhebliche Winkelabweichung (Offsetwinkel) auf. Der LNB benötigt dieselbe Winkelabweichung in die andere Richtung, damit er sich trotzdem im Brennpunkt des Antennenspiegels befindet. Als Vorteil dieser Antennenform hängt der LNB nicht mehr im Strahleingang, es geht also keine Empfangsenergie verloren. Auch hat der Spiegel etwas günstigere Abmessungen und es sammelt sich nicht so leicht Schnee im Reflektor an, da dieser fast senkrecht steht.

Material

Seitenansicht einer Satellitenantenne mit Kunststoffspiegel

Der Parabolspiegel besteht heutzutage meistens aus lackiertem Stahl oder Aluminium. Der Lack ist jedoch immer matt, da sonst das Sonnenlicht gebündelt auf das LNB reflektiert würde, wenn die Sonne hinter dem Satelliten steht und so Löcher hineinbrennt. Kunststoffspiegel werden wegen des höheren Preises selten verwendet. Bei ihnen ist ein Metallgitter im Kunststoff eingearbeitet, das die Strahlung reflektiert. Anders als bei Aluminiumspiegeln gehen keine Schrauben zur Befestigung durch die Spiegelfläche, sondern auf der Rückseite geht der Kunststoff von der Spiegelform in eine Halterung über. Der Kunststoff kann jede Farbe haben oder auch durchsichtig sein, so dass die Antenne an Fassaden kaum auffällt. Des Weiteren gibt es Drahtgitterantennen. Ihr Vorteil ist, dass sie dem Winddruck nur sehr geringen Widerstand leisten, ihr Nachteil ist die Rostgefahr bei Lackbeschädigungen. Sie sind meist schwarz lackiert, um unauffällig zu sein.

Low Noise Block Converter (LNB)

Zum Empfang von Satellitenprogrammen mit relativ kleinen Antennen wird das Ku-Band (10,7 bis 12,75 GHz) genutzt. Die Verstärkung der Satellitensignale erfolgt dabei durch Low Noise Block Converter (LNB). Dieser setzt auch das Signal in einen Frequenzbereich von 950 bis 2150 MHz um, diesen kann ein Satellitenreceiver empfangen.

Bei Einführung der Satellitentechnik stellte man zunächst hauptsächlich LNCs her, die den damals gebräuchlichsten Frequenzbereich von 10,95 bis 11,7 GHz abdeckten und auf dem max. 48 analoge Programme übertragen werden konnten. Später wurde auch der Bereich 10,7 bis 10,95 GHz für den Satellitenempfang genutzt. Der gesamte Bereich von 10,7 -11,7 GHz wird heute Low-Band genannt. Die Empfänger hießen nun LNB, da sie den gesamten Frequenzblock von 10,7 - 11,7 GHz abdeckten. Der erste Satellit, der Frequenzen unterhalb 10,95 GHz nutzte, war der Astra 1C.

Im Laufe der Zeit wuchs die Anzahl der Programme, und man ging dazu über, das gesamte Ku-Band zu nutzen. Der 'neue' Frequenzbereich zwischen 11,7 und 12,75 GHz wird als Hi-Band bezeichnet. Dazu entwickelte man LNCs, die den gesamten Frequenzbereich abdeckten und daher LNBs genannt werden. Zur Unterscheidung werden diese neueren LNBs Universal-LNB genannt. Die Auswertung der Signale erfolgt erst im Receiver und man kann an einen neuen Universal-LNB sowohl analoge wie auch digitale Receiver anschließen. Inzwischen werden nur noch Receiver für den Empfang der Digitalen Programme hergestellt.

Die 1996 begonnene Umstellung von analogem auf digitales Fernsehen DVB-S wurde auf den Satelliten etwa 2002/2003 abgeschlossen, allein deutsche Programme wurden vorläufig zur Grundversorgung auch noch analog ausgestrahlt, was aber 2010 - 2012 eingestellt wird.

Normalerweise ist es üblich, Parabolantennen unmittelbar auf den Satelliten auszurichten. Da jedoch auch benachbarte Satelliten mit einer Antenne zu empfangen sind, nutzt man "Multifeedhalter", um zwei LNBs an einer Antenne zu befestigen. Da mindestens ein LNB in diesem Fall nicht auf den Brennpunkt ausgerichtet ist, nennt man solche Antennen auch "schielende Spiegel".

Wenn der Einsatz mehrerer LNBs zu aufwändig ist, setzt man einen Antennenmast mit Motor und einer "Polarmounthalterung" ein, die bei Drehung die geostätionäre Bahn ähnlich dem Verlauf der Sonne abfährt. Schaltbefehle für den Motor werden dabei mittels DiSEqC-Befehlen übertragen. Solche Anlagen sind allerdings nur für einen Teilnehmer geeignet.

Kabel

Zur Verkabelung der Satellitenanlage wird ein Koaxialkabel mit F-Steckern verwendet. Es ist empfehlenswert, Kabel mit mehrfacher Abschirmung ( > 90 dB) und einer geringen Dämpfung zu verwenden. Es sollte darauf geachtet werden, dass der Innenleiter nicht aus verdrillten Kupferdrähten besteht, sondern aus einem ganzen Kupferstrang.

Mehrparteien-Satellitenlösung

Parabolantennen an einer Hausfassade
Beispiel einer Kathrein-Unicable-Installation mit EXR-Matrizen inklusive DVB-T und UKW-Verteilung für 11 Parteien.

Während die Entscheidung für eine Sat-Anlage in Einfamilienhäusern schnell getroffen werden kann, ist dies in Mehrparteienhäusern oft schwierig. Nicht selten dürfen an solchen Objekten nur in Sonderfällen individuelle Parabolantennen angebracht werden. Um Einzelantennen wie im Bild gezeigt aus optischen Gründen zu vermeiden, wurden folgende Lösungen entwickelt, welche mit einer Gemeinschaftsantenne auskommen:

  1. Multischalter: Die in puncto Programmvielfalt und Zukunftssicherheit beste Lösung ist es, das Satellitensignal mit einem Multischalter und einer sternförmig strukturierten Antennenverkabelung zu verteilen. Dazu ist meist eine aufwändige Adaptierung oder Neuverkabelung der Antennenanlage notwendig, was nicht immer möglich ist. Es ist für jeden Empfänger (Zweit-/Dritt-Fernseher, TWIN-Receiver) jeweils eine eigene Leitung vom Multischalter notwendig, unter Umständen werden also mehrere Kabel für jede Wohnung benötigt.
  2. Unicable: Dieses relativ neue System ist die zweitbeste Lösung, jedoch deutlich teurer als ein herkömmliches Einkabelsystem. Beim Unicable-System können auf einem Kabel mehrere Empfangsgeräte mit dem vollen Programm-Angebot eines Satelliten (z.B. ASTRA) versorgt werden (inkl. HDTV). Man unterscheidet zwischen Unicable-LNB- und Unicable-Multischalter-Lösungen. Im letzteren Fall können durch eine Kaskadenschaltung mehrerer so genannter Unicable-Matrizen sogar größere Wohnanlagen auf Satellitenempfang umgerüstet werden. Vorteilhaft, wenn auch nicht zwingend erforderlich, ist zumindest eine separate Leitung in jede Wohnung. Grundlage für diese Technik ist eine im Jahre 2004 erlassene europäische Norm EN 50494 und ein entwickelter SCR-Chip (Satellite Channel Router), der den DiSEq-Befehlssatz der Receiver erweitert und die Auswahl verschiedener Programme über ein Kabel ermöglicht. Viele der heutigen digitalen Sat-Receiver unterstützen bereits den neuen Befehlssatz. Prinzipiell können alle Receiver, die die Norm EN 50494 erfüllen, betrieben werden. Umgekehrt sind diese SCR-Receiver an allen herkömmlichen SAT-Anlagen betreibbar. Solche Systeme werden z.B. von der Firma Kathrein (EXR-Matrizen) oder der Firma Technisat (TechniRouter) angeboten.
  3. Einkabelsystem: Eine weitere Lösung ist es, nur jene Satellitenfrequenzen zu verteilen, die auch tatsächlich interessante Fernsehkanäle enthalten. Die Antennenempfangsanlage reduziert dazu die verschiedenen Astra- bzw. Eutelsat-Satellitenebenen auf eine einzige, die dann so einfach wie ein Kabelfernsehsignal (allerdings in einem höheren Frequenzbereich 950-2200 MHz) in einer Wohnanlage verteilt werden kann. Dazu ist eine Adaptierung der Antennenverkabelung für höhere Frequenzen notwendig. Meist entfällt aber ein aufwändiges Erneuern des Koaxialkabels, es müssen aber generell sämtliche Antennendosen und HF-Verteiler erneuert werden, jeder Fernseher benötigt seinen eigenen Digitalreceiver. Pro Empfänger sind etwa 200 Fernseh-, 200 Radio- und HDTV-Programme an einem Antennenkabel empfangbar (H104-Einkabelsystem). Einkabelsysteme können zum Empfang von Lokalfernsehprogrammen mit DVB-T und DVB-C kombiniert betrieben werden. Auch ist eine Kombination mit interaktiven Kabelfernsehdiensten möglich. Allerdings kann es in manchen Fällen zu Einschränkungen der Empfangsquallität kommen, wodurch einige Sender nicht mehr empfangen werden können. Des Weiteren werden manche Bereiche im oberen Frequenzband nicht korrekt unterstützt.
  4. Kanalaufbereitung: Bei dieser Lösung lässt sich eine "Kopfstation" einsetzen, die das Satellitensignal einer gemeinschaftlichen Parabolantenne in ein herkömmliches Fernsehsignal im VHF- und UHF-Bereich umwandelt und ein einfaches Anschließen des Fernsehgerätes ohne zusätzlichen Satellitenempfänger ermöglicht. Allerdings gibt es bei dieser Technologie nur ein eingeschränktes Programmangebot, weil im herkömmlichen Fernsehband nicht alle Sat-Kanäle Platz haben. Auch die relativ hohen Kosten pro umgesetztem Fernsehkanal stehen dem im Wege. Auch leidet mit jeder Signalwandlung die Bildqualität, HDTV-Empfang ist ebenfalls nicht möglich. Kabelnetzbetreiber nutzen diese Technik, um auf diese Weise bis zu einige zehntausend Teilnehmer mit Fernseh- und Radioprogrammen zu versorgen, wechseln aber heute ebenfalls zur verlustfreien DVB-C-Digitaltechnik, die eine satellitenähnliche Programmvielfalt und HDTV bietet.
  5. Digitale Kanalaufbereitung: Es werden ausgewählte per Satellit empfangene Fernsehkanäle durch ein aufwändiges technisches Verfahren in ein niederfrequentes einfach zu verteilendes DVB-C-Signal umgewandelt. Eine solche Signalwandlung ist nur für ausgedehnte Antennenanlagen ökonomisch sinnvoll und entspricht weitgehend dem Digitalen Kabelfernsehen. Es ist auch pro Fernseher ein DVB-C-Receiver notwendig.

Gebührenpflicht in Deutschland

Im Januar 1991 erklärte das Bundesministerium für Post und Telekommunikation, dass es nicht mehr erforderlich sei, Parabolantennen für den Empfang von Hörfunk- und Fernsehprogrammen von Fernmeldesatelliten im Rahmen einer gebührenpflichtigen Einzelgenehmigung bei der Behörde anzumelden. Die Aufstellung und der Betrieb von Parabolspiegeln war damit entgegen der früheren Praxis genehmigungs- und gebührenfrei.

Rechtsanspruch auf Parabolantenne (Deutschland)

Auch wenn es der Mietvertrag nicht erlaubt, eine Satellitenschüssel an der Hausfassade anzubringen, hat ein Mieter einen Rechtsanspruch zur Anbringung einer Parabolantenne, wenn er ein besonderes Interesse am Empfang von zusätzlichen Sendern, die nicht über das bestehende Angebot inklusive Zusatzangebote (Bezahlfernsehen) empfangen werden können, nachweisen kann.[1] Dies kann beispielsweise auf ausländischer Mieter oder Journalisten zutreffen.

Rechtsanspruch auf Parabolantenne (Österreich)

Ähnliches gilt für Österreich. Nach OGH GZ 5Ob199/03f muss man sich prinzipiell nicht auf bestimmte Angebote einschränken lassen (z.B. Kabelfernsehen). Es gibt jedoch für Mieter und Eigentümer gewisse Einschränkungen in Bezug auf Durchmesser und Anbringung der Parabolantenne, die jedoch das eigentliche Recht, Zugang zu einer Parabolantenne mit dem gewünschten Angebot (Satellit) zu bekommen, nicht tangieren.

Literatur

  • Bernhard Krieg: Satellitenfernsehen Wenig Theorie-viel Praxis. 1. Auflage, Elektor Verlag GmbH, Aachen 1987, ISBN 3-921608-47-3
  • Herbert Zwaraber: Praktischer Aufbau und Prüfung von Antennenanlagen. 9. Auflage, Dr. Alfred Hüthing Verlag , Heidelberg, 1989, ISBN 3-7785-1807-0
  • Gregor Häberle, Heinz Häberle, Thomas Kleiber: Fachkunde Radio-, Fernseh-, und Funkelektronik. 3. Auflage, Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten 1996, ISBN 3-8085-3263-7

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. BGH VIII ZR 118/04

Weblinks


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