Saturn (Konzern)

Saturn (Konzern)
Media-Saturn-Holding GmbH
Media-Markt-Logo
Unternehmensform GmbH
Gründung 1979
Unternehmenssitz Ingolstadt, Bayern, Deutschland
Unternehmensleitung

Roland Weise (Vorsitzender der Geschäftsführung)

Mitarbeiter 42.109 Vollzeit-Äquivalente (2006)[1]
Umsatz 15,2 Mrd. EUR (2006)
Branche Elektronikeinzelhandel

Die Media-Saturn-Holding GmbH (MSH) ist die größte Elektronik-Fachmarktkette Europas[2] und fasst die zuvor eigenständigen Elektrohandelsketten Media Markt und Saturn (früher Saturn-Hansa) zusammen. Das Unternehmen gehört zur Metro-Gruppe. Die Hauptverwaltung liegt in Ingolstadt.

Eigene Unternehmen Media Markt oder Saturn gibt es entgegen einer weit verbreiteten Annahme nicht mehr, lediglich die beiden Marken existieren unabhängig fort. Die Arbeitsteilung der Marken ist so, dass Saturn-Geschäfte häufig in der Innenstadt platziert werden, während Media-Märkte eher in außen liegenden Einkaufszentren eingerichtet werden.

Der Media-Saturn-Konzerns ist gesellschaftsrechtlich dezentral organisiert. Die einzelnen Märkte werden als rechtlich selbständige Unternehmen geführt, deren Kapitalmehrheit der Media-Saturn-Holding gehört. Die Geschäftsführer der Märkte sind Minderheitsbeteiligte (i.d.R. von 10 Prozent) und können in Grenzen über Warensortiment, Preise und Werbung mitentscheiden.

Die bekannten Werbekampagnen der Marken Media Markt und Saturn werden gemeinsam von der konzerneigenen Agentur redblue in München konzipiert. Der Name bezieht sich auf die Hausfarben der beiden Marken. Die Werbeausgaben der Media-Saturn-Gruppe beliefen sich 2007 auf rund 500 Millionen Euro.[3]

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensgeschichte und Beteiligungsverhältnisse

1988 beteiligte sich die Kaufhof Warenhaus AG mit einer Mehrheit von 54 Prozent an der Holding der 1979 gegründeten Media Märkte. Media Markt übernahm 1990 die konkurrierende Handelskette Saturn, an der Kaufhof bereits beteiligt war. Seit der Verschmelzung zur Media-Saturn-Holding GmbH werden Media Markt und Saturn als eigenständige Marken in einem zentral gesteuerten Konzern geführt.

Die Kaufhof Holding AG wurde 1996 mit der Metro Cash & Carry, der Deutschen SB-Kauf AG und der Asko Deutsche Kaufhaus AG (an denen eine Metro-Beteiligungsgesellschaft zuvor jeweils Anteile gehalten hatte) zur Metro AG verschmolzen. Der Metro Konzern hält seitdem 74,41 Prozent am Kapital der Media-Saturn-Holding.[4]

Unternehmensleitung

Bis zum 31. Dezember 2006 war Leopold Stiefel – einer der Gründer von Media-Markt – Geschäftsführer und Gesellschafter der Media-Saturn-Holding. Sein Nachfolger als Vorsitzender der Geschäftsführung wurde Roland Weise.

Marke „Media Markt“

Media-Markt-Logo
Media Markt in Weiterstadt
MediaMarkt in Goslar

Media Markt wurde 1979 von den vier Unternehmern Leopold Stiefel, Walter Gunz, Erich Kellerhals und Helga Kellerhals in München gegründet.[5] Ihre Idee war die Einrichtung eines großflächigen Elektromarktes als Gegenstück zu Elektroeinzelhändlern und dem Versandhandel. Am 29. November 1979 wurde der erste Markt im Euro-Industriepark in München eröffnet. Bis 1985 entstanden neun weitere Märkte nahe München.

1989, nach der Beteiligung der Kaufhof AG, begann die Expansion zunächst ins benachbarte Ausland. Heute gibt es über 520 Media Märkte in 15 Ländern. Die Anzahl der Märkte verändert sich ständig:

Land (Dortiger Markenname) Markteintritt Filialen
Deutschland 1979 218
Belgien 2002 12
Frankreich Hypermédia 1989 1
Griechenland 2005 7
Italien Media World 1991 62
Niederlande 2000 25
Österreich 1990 20
Polen 1998 32
Portugal 2004 7
Russland 2006 14
Schweden 2006 8
Schweiz 1994 18
Spanien 1999 40
Türkei 2007 5
Ungarn 1997 15

Media Märkte haben ein Sortiment von durchschnittlich 45.000 Artikeln, unter anderem aus den Bereichen Telekommunikation, Computer, Foto, HiFi und Elektrogeräte.

Bekannt geworden ist die Marke vor allem durch den jahrelang mit großem Werbeaufwand verbreiteten Slogan „Ich bin doch nicht blöd!“ (in anderen europäischen Ländern z.T. mit leichten Abwandlungen), der als Hauptmotto aber immer durch weitere Mottos wie „Saubillig und noch viel mehr“ begleitet wird.

Marke „Saturn“

Datei:Saturn hbf.jpg
Saturn im Leipziger Hauptbahnhof
Saturn in Madrid (Spanien)
Saturn-Logo
Bis 2000 verwendetes Logo
Saturnlogo auf einem Laden in München
Saturn-Kaufhaus in der Hamburger Mönckebergstraße

Der erste Saturn-Hansa-Markt wurde 1962 vom Ehepaar Waffenschmidt am Kölner Hansaring eröffnet. Auf 120m² wurden, vorwiegend an Diplomaten aus aller Welt, unterhaltungselektronische Artikel verkauft. 1963 gründeten die beiden eine Fotogroßhandlung. Seit 1969 konnten auch Privatkunden bei Saturn-Hansa einkaufen. 1971 eröffneten die Waffenschmidts das erste technische Kaufhaus in Köln mit der nach eigenen Angaben „größten Schallplattenschau der Welt“. Anfang der 1980er Jahre entstand eine große Filiale auf der Theresienhöhe in München, die nur noch Saturn hieß. 1985 folgte eine Filiale in Frankfurt am Main unter Beteiligung der Kaufhof-Gruppe. Saturn wurde 1990 durch die Holding des Media Marktes erworben, beide gingen in der Media-Saturn-Holding GmbH auf. Die Saturn-Märkte wurden wie Media Märkte dezentralisiert.

Üblicherweise beträgt die Fläche eines Marktes zwischen 2.500 m² und 10.000 m². Eine Ausnahme (und gleichzeitig der größte zusammenhängende Elektronikfachmarkt Europas) findet sich mit 18.000 m² in Hamburg. Dessen Entstehung hängt mit der Fusion der Marken Horten und Kaufhof Mitte der 1990er Jahre zusammen: In Hamburg hätten damit zwei Kaufhof-Warenhäuser direkt nebeneinander in sehr guter Lage in der Mönckebergstraße direkt am Hauptbahnhof gestanden. Da Saturn ebenso wie Kaufhof dem Metro-Konzern angehört, besetzte man das ehemalige Horten-Kaufhaus mit dem Elektromarkt aus eigenem Haus.

Europaweit gibt es über 210 Saturn-Märkte, davon 129 in Deutschland, 26 in Frankreich, 11 Märkte in Österreich, 11 in Italien, 12 in Polen, 9 in Spanien, 4 in Ungarn, 4 in den Niederlanden, 2 in Belgien und 1 in Luxemburg (Stand 08/2008 laut Media-Saturn Holding). Im Jahre 2003 lag der Umsatz der Saturn-Märkte bei 1,9 Mrd. Euro.

Die Saturn-Märkte warben bislang mit dem Werbespruch „Geiz ist geil“ und lösten damit eine deutschlandweite Debatte über Konsumverhalten und die Situation der deutschen Wirtschaft aus. Der Slogan ging schnell in den allgemeinen Sprachgebrauch über und wurde zum Synonym für die deutsche Wirtschaftskrise. Entwickelt wurde der Slogan von Constantin Kaloff von der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt.

Ab Ende Oktober 2007 lautet der neue Werbespruch „Wir lieben Technik. Wir hassen teuer“.[3] Ende Dezember 2007 wurde daraus nur noch „Wir hassen teuer“, in Werbespots unterlegt mit dem alten Soundlogo.

Kritik

Irreführende Werbemethoden

Saturn und Media Markt stehen wegen zum Teil verbotener Werbeaktionen in der Kritik. So wurde in einer Werbeaktion versprochen, Artikel ohne Mehrwertsteuer zu verkaufen. Stattdessen wurden die Preise für diese Artikel vorher erhöht, um de facto den Normalpreis zu erzielen. Eine Filiale in Mannheim wurde daraufhin durch einen Kunden angezeigt, und das Gericht gab ihm recht:

„Das Oberlandesgericht bestätigte mit seinem am Donnerstag veröffentlichten Urteil eine Entscheidung des Landgerichts Mannheim. Es sei irreführend, mit der Herabsetzung eines Preises zu werben, wenn dieser zuvor nicht verlangt worden sei.“

Financial Times Deutschland, 8. November 2006

Wie auch bei anderen Handelskonzernen mit aggressiven Werbestrategien wird bei der Media-Saturn-Holding die Irreführung der Kunden durch Lockvogelangebote kritisiert. Artikel werden zu extrem günstigen Preisen großflächig beworben, sind aber nach kürzester Zeit ausverkauft, obwohl das geltende Recht dies verbietet – nach der Rechtsprechung zum Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) müssen beworbene Sonderangebote mindestens zwei Tage erhältlich sein. Verbraucherschützer kritisieren, dass dies bei Media Markt und Saturn häufig nicht gewährleistet sei. Der Konzern bestreitet dies und spricht von vereinzelten Ausnahmen trotz großer Vorräte. Der konkrete Nachweis solcher Fälle ist generell schwierig, da Verbraucherschützer keinen Zugriff auf die Lieferdaten des Unternehmens haben und diese selbst die tatsächlichen Zahlen geheim halten.[6] Als Durchbruch gegen diese Methoden sehen Verbraucherschützer einen Beweisbeschluss des Landgerichts Ingolstadt an, mit dem erstmals die Media-Saturn-Holding als Verantwortliche für die Werbung der vielen formal unabhängigen Filialmärkte angesehen wird.[7]

Ebenfalls von Verbraucherschützern und Medien kritisch betrachtet wird die Tatsache, dass die unter Slogans wie „Wer hat die besten Preise? Wir!“ beworbenen Angebote häufig gar nicht günstiger sind als die der Wettbewerber, weder im Vergleich zu Internet-Versandhändlern noch zu anderen Ladengeschäften.[8] So ergaben etwa Stichproben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Raum München, dass Media- oder Saturn-Märkte in 15 von 21 Fällen teurer waren als örtliche Konkurrenten. In Berlin war dies in mehr als der Hälfte der Fälle so.[9] Die Media-Saturn-Holding begegnete den Vorwürfen mit einer „Preisgarantie“, die Käufern eine Rückerstattung der Preisdifferenz verspricht, wenn sie in einem anderen Geschäft das Produkt zu einem günstigeren Preis finden. Darüber, ob und wie oft Kunden im unübersichtlichen Markt für Elektro- und Elektronikgeräte nach dem Kauf noch Preise recherchieren und diese Garantie tatsächlich in Anspruch nehmen, wurden bislang keine Zahlen veröffentlicht.[10]

Systematische Abmahnungen gegen Konkurrenten

In die Kritik geriet Media Markt 2006 ebenfalls durch sein offensives wettbewerbsrechtliches Vorgehen gegen Konkurrenz-Unternehmen. Betroffen sind vor allem Online-Händler, deren Produktbeschreibungen oder Allgemeine Geschäftsbedingungen nicht den rechtlichen Vorgaben entsprechen.[11] Kritiker sehen darin eine systematische Strategie des Unternehmens zur Verdrängung anderer Anbieter und zur Erhöhung des eigenen Marktanteils.[12] Auch in der ZDF-Sendung WISO vom 4. Dezember 2006 wurde der Vorwurf geäußert, dass Media Markt mittels Abmahnungen gezielt versuche, kleinere Mitbewerber vom Markt zu drängen. So seien angeblich Mitarbeiter des Konzerns beauftragt worden, sich besonders im Internet auf Webseiten der Konkurrenz umzusehen und dann Abmahnungen zu verschicken. Insgesamt sollen bereits etwa 1.000 Abmahnungen von Media Markt verschickt worden sein.

Abmahnung gegen Kritiker

Media Markt mahnte Ende 2006 einen Blogger ab und bedrohte ihn mit massiven Strafzahlungen, weil er die vermeintlich aggressive Media-Markt-Werbung parodiert hatte. Der ehemalige Media-Markt-Anwalt Joachim Steinhöfel (Media-Markt trennte sich mittlerweile von ihm) setzte eine einstweilige Verfügung gegen den Internet-Publizisten durch, die ihn unter Androhung von 250.000 Euro Ordnungsgeld dazu zwang, die Werbeparodie aus dem Netz zu nehmen. Als Mittel zur Durchsetzung wählte der Konzern den juristischen Vorwurf der „Verunglimpfung“ der „Unternehmenspersönlichkeit“ Media Markt. Eine Entscheidung in der Sache selbst in einem Hauptsacheverfahren gibt es bislang nicht. Im Zuge der Recherchen fiel Spiegel Online auf, dass Anwalt Steinhöfel auf seiner Homepage Texte verschiedener Medien veröffentlicht, darunter auch aus dem Spiegel und von Spiegel Online, für deren Wiedergabe er keine Genehmigung hat.[13]


Werbung mit Uwe Seeler

Im April 2008 startete der Konzern eine auf Hamburg und Umgebung begrenzte Werbekampagne, mit HSV-Idol Uwe Seeler als „Tiefpreis-Trainer“ für den „Hamburger Schnäppchen Verein“. Dazu verwendete der Konzern plakativ die Abkürzung HSV, die für den Hamburger Sport-Verein steht.


Das Unternehmen lenkte ein und änderte sein Kampagne. Kurz darauf fanden sich ähnliche Plakate im Stadtbild, wo der Konzern für den Hamburger Sensations Verein warb, jedoch die Abkürzung HSV nicht weiter verwendete. Bei einigen Fans des Fußball-Bundesligisten stieß auch diese Form der Werbung auf Ablehnung.[14]

Ausschließlicher Verkauf von Intel-PCs

Laut Nachforschungen der Financial Times Deutschland hat sich die Media-Saturn-Holding bereits im Jahr 1999 gegenüber Intel verpflichtet, ausschließlich PCs mit Intel-Prozessoren zu vertreiben. Dafür erhielt die Holding alleine 2007 von Intel 85 Millionen € an Einkaufsrabatten und Werbekostenzuschüssen.[15] Die europäischen Kartellbehörden ermitteln wegen Wettbewerbsverzerrung.

Literatur

  • Nils Klawitter: Kalkuliertes Chaos, Spiegel Online, 3. Dezember 2007, online unter spiegel.de

Einzelnachweise

  1. Geschäftsbericht 2006 der Metro Group
  2. Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle, Süddeutsche Zeitung, 21.Februar 2009
  3. a b Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21. Oktober 2007
  4. zum 31. Dezember 2006; siehe Geschäftsbericht 2006 der Metro AG
  5. Media Markt. Unternehmen. Geschichte.
  6. Warnung vor der „Schnäppchenlüge“ ZDF Heute-Journal, 15. Januar 2006
  7. Gericht knöpft sich Media-Markt-Werbung vor Spiegel Online, 9. Mai 2007
  8. Aufgedeckt: Die Media-Markt-Lüge, PC-Welt, 14. Januar 2005
  9. Preisvergleiche im Dezember 2005, FAZ-NET, 9. Januar 2006
  10. Die Trickser vom Media-Markt, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 8. Januar 2006
  11. Die größte Sauerei des Jahres, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 5. November 2006
  12. Hass auf den Mann vom Media-Markt, Die Welt Online, 6. November 2006
  13. Media-Markt empört sich, Spiegel Online, 30. Januar 2007
  14. HSV kein „Schnäppchen-Verein“ Hamburger Abendblatt
  15. FTD Dossier: Intel inside Mediamarkt vom 28. Mai 2008

Weblinks


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