Saul (Händel)

Saul (Händel)

Saul (HWV 53) ist ein Oratorium in drei Akten von Georg Friedrich Händel.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Händel komponierte den ersten Akt vom 23. Juli bis zum 1. August 1738 und beendete den zweiten am 8. August. Bis zum Ende des Monats instrumentierte er das bestehende Material und wandte sich dann vorübergehend der Oper Imeneo zu. Nachdem er diese beendet hatte, machte er sich am 19. September wieder an die Komposition des Saul und beendete ihn am 27. September.

Die Uraufführung fand am 16. Januar 1739 im King's Theatre am Haymarket in London statt.

Libretto

Das Libretto stammt von Charles Jennens, der sich auf die Bücher Samuel (1 Sam 18-20,28,31, 2 Sam 1) stützte. Daneben lassen sich Ideen aus Davideis von Abraham Cowley und der Tragödie The Tragedy of Kind Saul von Roger Boyle nachweisen. Für die biblischen Vorbilder der Figuren, siehe Saul und David (Israel).

Personen

Die Besetzung wurde bei der Uraufführung von folgenden Sängern gesungen:

  • Saul, König Israels - Gustavus Waltz (Bass)
  • David - Mr. Russell (Tenor)
  • Jonathan, Sohn Sauls - John Beard (Tenor)
  • Michal, Tochter Sauls - Elisabeth Duparc, genannt "La Francesina" (Sopran)
  • Merab, Tochter Sauls - Cecilia Young-Arne (Sopran)
  • Hohepriester - Mr. Kelly (Countertenor)
  • Hexe von Endor - wahrscheinlich Maria Antonia Marchesini, genannt "La Lucchesina" (Alt)
  • Geist Samuels - Mr. Hussey (Bass)
  • Doëg, Diener Sauls - Mr. Butler (Bass)
  • Ein Amalekiter - Mr. Stoppelaer

Handlung

Erster Akt

Das Oratorium beginnt mit einem Triumphgesang der Israeliten für den Sieg über die Philister, bei dem David Goliath besiegt hat.

David zieht mit dem Kopf des Riesen in der Hand ein und wird König Saul vorgestellt. Saul will ihm als Zeichen seiner Gunst eine seiner Töchter zur Frau geben, aber David gibt sich bescheiden und weist darauf hin, dass das Lob Gott gebühre. Sauls Tochter Merab zeigt sich hochmütig gegenüber der niedrigen Geburt Davids, doch sein Sohn Jonathan gibt nichts um dessen Abstammung und freundet sich mit dem tugendhaften David an. Ein Hohepriester pflichtet ihm bei, dass man sein Herz nur an Dinge von wahrem Wert hängen und sein Leben Gott weihen soll. Saul wendet sich an Merab, um sie David zur Frau zu geben, aber sie ist erbost darüber, mit einer solchen Verbindung die Standesschranken zu verletzen. Ihre Schwester Michal meint, sie verdiene den Jüngling gar nicht.

Der Chor preist Saul und David. Saul empört sich, dass in dem Lob David höher gestellt wird als er.

Jonathan hat gemerkt, wie der unpassende Vergleich Saul ergrimmt. Michal fordert David auf, dem König auf der Harfe vorzuspielen und ihn damit zu besänftigen. Sie besingt die Macht der Musik.

Doch Sauls Eifersucht steigt so weit, dass er einen Speer nach David wirft. Als der entkommt, befiehlt er Jonathan, den "Emporkömmling" zu vernichten.

Jonathan, sonst seinem Vater gehorsam, widersetzt sich dem Befehl und will seinen Freund, den gottgleichen David, verteidigen. Ein Hohepriester bittet Gott, David zu schützen, und wird zum Abschluss von einem Chor unterstützt.

Zweiter Akt

Der Chor verurteilt den Neid als Erstgeburt der Hölle.

Jonathan berichtet David vom Befehl des Vaters und versichert ihm seine Treue. Inzwischen hat Saul Merab an Adriel verlobt. David antwortet, dass ihn Merabs Hochmütigkeit abstoße und er Michal bevorzuge. Als Saul naht, versteckt sich David.

Saul erkundigt sich bei Jonathan nach der Ausführung seines Befehls. Jonathan erinnert ihn an Davids Ergebenheit und Treue und appelliert, sich nicht an ihm zu versündigen. Saul lenkt ein und bietet an, dass David an den Königshof zurückkehren könne.

David tritt wieder hervor und wird wieder mit dem Kommando im Krieg gegen die Philister betraut. Saul bietet ihm auch die Heirat mit Michal an. Als Saul wieder allein ist, stellt sich heraus, dass er seine Einsicht nur vorgetäuscht hat und hofft, dass David im Krieg fallen wird.

Michal und David bekunden einander ihre Liebe.

Als David nach der Schlacht unversehrt vor Sauls Augen tritt, entbrennt Saul in Wut und wirft abermals einen Speer nach ihm. Michal verhilft ihm zur Flucht.

Als ein Bote Sauls David holen soll, gibt Michal vor, er sei krank. Der Bote verschafft sich Zugang zum Schlafgemach und findet nur eine Puppe vor. Michal sieht sich unschuldig und hat keine Furcht.

Die vorher missgünstige Merab hat nun Sympathie und Mitleid mit ihrem Schwager. Sie hofft, dass Jonathan das drohende Unheil abwenden kann.

Am Neumondsfest beschließt Saul Davids Tod.

Als David nicht erscheint, macht Saul seinem Sohn Jonathan Vorwürfe, weil er ihn schützt. Er wirft nun sogar auf ihn einen Speer. Der Chor kommentiert, dass Sauls Schandtaten keine Schranken finden werden, bis er sich selbst zerstört.

Dritter Akt

Saul ahnt, dass Gott wegen seines Ungehorsams von ihm gewichen ist. In Verkleidung begibt er sich zur Hexe von Endor.

Saul fordert die Hexe auf, ihm den Propheten Samuel erscheinen zu lassen.

Als er den Geist Samuel um Rat bittet, erklärt der ihm, dass seine Prophezeiung eingetreten sei: weil Saul die Amalekiter geschont habe, habe Gott ihm das Reich entrissen und es David übergeben. Am nächsten Tag werde Saul mit seinen Söhnen umkommen und Israel die Schlacht verlieren.

Nach der Schlacht kommt ein Amalekiter aus dem Lager Israels zu David und meldet Sauls und Jonathans Tod. Saul stürzte sich in einer aussichtslosen Situation erfolglos in seinen Speer, woraufhin der Amalekiter ihm den Tod gegeben hat. David lässt den Boten hinrichten, weil er den Gesalbten des Herrn getötet habe.

Der Chor und die Solisten beklagen die in der Schlacht Gefallenen. Der Hohepriester ruft David als neuen König aus. Der Chor der Israeliten will sich seiner Herrschaft fügen.

Sonstiges

Der Totenmarsch aus "Saul" ist der Standard-Trauermarsch der Bundeswehr, der bei Staatsbegräbnissen gespielt wird.

Literatur

  • Winton Dean: Handel's Dramatic Oratorios and Masques. Clarendon, Oxford 1989, ISBN 0-19-816184-0, (Originalausgabe: Oxford University Press, Oxford 1959), (englisch).
  • Anthony Hicks: Handel, Jennens and Saul. Aspects of a collaboration. In: Nigel Fortune (Hrsg.): Music and theatre. Essays in honour of Winton Dean. Cambridge University Press, Cambridge 1987, ISBN 0-521-32348-7, S. 203–227.
  • Hans Joachim Marx: Händels Oratorien, Oden und Serenaten. Ein Kompendium. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-27815-2.
  • Albert Scheibler, Julia Evdokimova: Georg Friedrich Händel. Oratorien-Führer. Edition Köln, Lohmar 1993, ISBN 3-928010-04-2.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Saul (Handel) — Saul (HWV 53) is an oratorio in three acts written by George Frideric Handel with a libretto by Charles Jennens. Taken from the 1st Book of Samuel, the story of Saul focuses on the first king of Israel’s relationship with his eventual successor,… …   Wikipedia

  • Saul (disambiguation) — Saul or Shaul may also refer to:People Saul is a given name: * Saul (given name), including people with this given namein the Bible: * Saul (Edomite king), a king of Edom * Shaul, a son of Simeon and a (Genesis 46:10, Exodus 6:15, Numbers 26:13) …   Wikipedia

  • Händel — Georg Friedrich Händel Georg Friedrich Händel (anglisiert: George Frideric Handel; * 23. Februar 1685 in Halle an der Saale, Herzogtum Magdeburg; † 14. April 1759 in London) war ein deutsch britischer Komponist in der Epoche des Barock. Sein… …   Deutsch Wikipedia

  • Saul (Begriffsklärung) — Der biblische Name Saul (lat.: Saulus) kommt aus dem Hebräischen ‏שָׁאוּל‎ Šā’ûl oder Scha ul und bedeutet „der Erbetete“ oder „der Erhabene“. Saul heißen: Saul, vierter König vom Stadtstaat Ja udi Saul, erster König von Israel Saul (Edom), König …   Deutsch Wikipedia

  • SAUL — (Heb. שָׁאוּל; asked, requested, lent (by the Lord) ), the first king of Israel (c. 1029–1005 B.C.E.); son of Kish from the tribe of Benjamin (I Sam. 9:1, 21). Saul s home was in Gibeah (ibid. 10:26), i.e., Gibeath Benjamin, also known as Gibeath …   Encyclopedia of Judaism

  • Händel: Ein Deutscher in Italien und England —   Über die Jugendzeit des am 23. Februar 1685 in Halle (Saale) geborenen Georg Friedrich Händel sind wir primär anekdotisch informiert. Demnach zeigte sich schon früh Händels Begabung für Musik, doch war sein Vater zunächst gegen eine Karriere… …   Universal-Lexikon

  • Händel — Händel, Georg Friedrich, Komponist, geb. 23. Febr. 1685 in Halle a. S. als Sohn eines Wundarztes, gest. 14. April 1759 in London, zeigte früh auffallende musikalische Begabung, so daß schon 1696 der Kurfürst, nachmals König Friedrich I., dem… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Händel — Händel, 1) Georg Friedr., geb. 24. Februar 1685 in Halle a. d. S. Sein Talent zur Tonkunst wurde von seinem Vater niedergehalten, u. nur der Herzog von Weißenfels vermochte den Vater, H. der Tonkunst zu überlassen. Schon als Knabe von 7 Jahren… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Saul — (hebr. Scha ul, »der Erbetene«), erster König von Israel (1080–58, nach andrer Zeitrechnung 1055–33 v. Chr.), Sohn Kis aus Gibea im Stamme Benjamin. Ausgezeichnet durch stattlichen Wuchs, tapfer und mutig, ward er, als das Volk eine monarchische… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Händel — Händel, Georg Friedr., Komponist, geb. 23. Febr. 1685 zu Halle a. S., ging 1706 nach Italien, 1710 Kapellmeister in Hannover, seit 1712 in London, komponierte als Operndirigent das. (bis 1741) 40 ital. Opern, wendete sich danach ausschließlich… …   Kleines Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”