Schachtanlage

Schachtanlage

Der Schacht ist im Bergbau ein vertikaler Grubenbau, der dem Transport von Personen (Seilfahrt) und Material, der Förderung der Abbauprodukte sowie der Frischluftversorgung (Bewetterung) dient.

Bedeutung für den Bergbau

Bergmann, tonnlägigen Schacht hinabrutschend (nach Georg Agricola)
Blick in einen Schacht in Zinnwald-Georgenfeld (Erzgebirge)

Schächte können von Hand, durch Bohren oder durch Sprengarbeit erstellt werden. In lockerem wasserführenden Gestein werden Schächte mit dem Gefrierschachtverfahren erstellt, bei Vorhandensein lockerer oberflächlicher Deckschichten wurde im 19. Jahrhundert mitunter das Senkschachtverfahren angewandt.

Schächte sind heute in der Regel saiger, das heißt, die sind senkrecht und können eine Teufe (Tiefe) von mehreren tausend Metern haben. Es gibt auch Schächte, die stark geneigten Lagerstätten (z. B. Erzgängen) folgen und deshalb von der Senkrechten abweichen. Sie werden tonnlägig genannt, weil die Fördertonne der schrägen unteren Schachtwand beziehungsweise einer zur Reibungs- und Beschädigungsverminderung eingebauten Führung aufliegt.

Ein Vorteil tonnlägiger Schächte besteht einerseits darin, dass bei der Anlage weichen Gesteinsschichten gefolgt werden kann, was in vielen Fällen das Abteufen erleichtert haben mag. Im Mittelalter wurden Schächte, die dem „Einfahren“ (Betreten) dienten, gern tonnlägig angelegt, um einfahrenden Bergleuten das relativ bequeme Hinabrutschen auf ihren Arschledern zu ermöglichen. Ein Nachteil tonnlägiger Schächte ist, dass der Korb auf Rollen entlang von Führungsschienen herabgelassen wird, dadurch kommt es zu einem höheren Seilverschleiß.

Ein Schacht, der mit der Erdoberfläche in Verbindung steht, heißt Tageschacht oder Tagschacht. Ein Blindschacht hingegen ist ein Schacht, der nur „unter Tage“ mehrere Sohlen miteinander verbindet. Er führt nicht bis an das Tageslicht. Schächte, deren Hauptaufgabe in der Belüftung (Bewetterung) liegt, werden „Wetterschacht“ genannt; Schächte, die primär zur Personenbeförderung dienen, tragen abgeleitet von bergmännisch „Fahrt“ für Leiter die Bezeichnung „Fahrschacht“.

Mit der Einführung der Dampfkraft war die Technik des Tiefbauschachts im großen Stile möglich. Die Dampfkraft war auch notwendig, um die in großen Massen anfallenden Grundwasserzuflüsse aus dem Schachtsumpf abzupumpen. Für die umfangreichen technischen Anlagen wie Kessel, Dampfmaschine, Seilscheiben etc. wurden stärkere Schachtgebäude erforderlich. Aus diesen hat sich das Fördergerüst entwickelt.

Der Schacht wird in mehrere Abteilungen aufgeteilt. Die einzelne Abteilung nennt man ein Trumm (Mehrzahl: Trümmer). Die Aufteilung der Trümmer nennt man Schachtscheibe. So gibt es das Trumm für die Seilfahrt, für die Förderung und evtl. eines für die Wasserhaltung oder Versorgungsleitungen der Zeche.

Ein stillgelegter Schacht wird mit Gestein verfüllt und mit einem Deckel aus Beton gesichert. Im Kohlenbergbau wird zur sicheren Ableitung der Grubengase eine Protegohaube in den Deckel eingesetzt.

Literatur

  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage, Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus 1994, ISBN 3-7845-6992-7
  • Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7

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