Scheinträchtigkeit

Scheinträchtigkeit

Als Scheinträchtigkeit – auch Lactatio sine graviditate, Pseudogravidität oder Lactatio falsa – wird eine hormonell bedingte Veränderung in der Milchdrüse weiblicher Tiere bezeichnet, die manchmal auch von Verhaltensänderungen begleitet ist. Scheinträchtigkeit tritt häufig bei Hunden und seltener bei Katzen auf.[1]

Die Scheinträchtigkeit kann bei nicht trächtigen weiblichen Tieren einige Wochen nach der Läufigkeit am Ende des Diöstrus auftreten und äußert sich durch Hyperplasie der Milchdrüsen und Produktion von Milch (Laktation). Manchmal treten zusätzlich Verhaltensänderungen auf: Manche scheinträchtigen Hündinnen können sich benehmen, als ob sie Welpen geworfen hätten, bauen Nester, verschleppen Spielzeug und andere Objekte und behandeln diese wie Welpen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ursache

Am Ende des Diöstrus kommt es zu einem Abfall der Progesteron-Konzentration sowie einer Zunahme der Konzentration von Prolaktin im Blut. Diese hormonelle Umstellung ist im Wesentlichen identisch mit der hormonellen Umstellung, die am Ende einer normalen Trächtigkeit auftritt. Die Milchproduktion selbst wird primär durch Prolaktin verursacht.[1]

Behandlung

Eine Behandlung wird im allgemeinen nicht empfohlen, da die Symptome einer Scheinträchtigkeit normalerweise innerhalb von ein bis drei Wochen spontan verschwinden. Verursacht die Schwellung der Milchdrüsen dem betroffenen Tier Beschwerden, so können abwechselnd kalte und warme Umschläge angewandt werden. Ist die Milchproduktion unerwünscht, kann auch mit Cabergolin therapiert werden. Hündinnen mit signifikanten Verhaltensänderungen kann zusätzlich auch Diazepam verabreicht werden. Östrogene und Androgene sind gelegentlich als Behandlung beschrieben worden, allerdings mit potentiell gefährlichen Nebenwirkungen behaftet.[1]

Fühlen sich die Besitzer durch wiederholtes Auftreten einer Scheinträchtigkeit gestört, so sollte mit der Hündin entweder gezüchtet werden oder eine Kastration in Betracht gezogen werden.[1]

Evolutionäre Aspekte

Bei den Vorfahren der Hunde, den Wölfen, hat die Scheinträchtigkeit durchaus Gründe:

Wölfe leben im Rudel in einer Familienstruktur. Nur die Leitwölfin (alpha-Hündin) wird gedeckt und bekommt Junge. Zur Erhöhung der Überlebenswahrscheinlichkeit ist es sinnvoll, dass die Welpen vom gesamten Rudel versorgt werden. Daher kümmern sich auch andere Wölfinnen um den Nachwuchs und säugen ihn. Soziobiologisch nennt man solche Systeme „Helfer-am-Nest“-Systeme: Individuen erhöhen ihre indirekte Fitness, indem sie bei der Aufzucht der Jungen verwandter Individuen helfen. Aus diesem Grund müssen sie zur Milchbildung fähig sein, ohne tatsächlich geworfen zu haben.

Einzelnachweise

  1. a b c d e The Merck Veterinary Manual, 9. Auflage, Whitehouse Station, NJ, USA, ISBN 978-0911910506, S. 1152 f.

Siehe auch

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