Scheuren (Unkel)

Scheuren (Unkel)
Scheurener Kapelle, auch „Scheurener Dom“

Scheuren (lat. Scuren: Beil) ist mit etwa 2000 Einwohnern der zweitgrößte und flächenmäßig der größte Stadtteil von Unkel. Er ist überregional bekannt für sein alljährlich im Mai stattfindendes Domfest.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Gemarkung Scheurens erstreckt sich von den nördlichen Teilen des Unkeler Rheinufers über die Rechte Rheinstrecke und die Bundesstraße 42 bis zu den Waldgebieten bei Hohenunkel und Bruchhausen. Nach Norden ergibt sich an der Hauptstraße ein fast fließender Übergang nach Rheinbreitbach. Die südöstlichen Ausläufer der Wohnbebauung von Scheuren steigen an zum 180 m ü. NN hohen Leidenberg.

Geschichte

Scheuren besteht zum größten Teil aus Neubaugebieten, welche überwiegend innerhalb der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgewiesen und erschlossen wurden. Früher wurden diese Gebiete vor allem als Anbaufläche für Wein und andere agrarwirtschaftlichen Produkte genutzt. Scheuren war lange Zeit sehr dünn besiedelt, im Jahre 1843 zählte das Dorf 285 Einwohner.[1] Es diente als Hauptanbaugebiet für die Unkeler Obst- und Weinbauer, jedoch sank mit der Zeit der Bedarf an den Agrarprodukten aus der Region. Der sich durch die Mechanisierung und Konzentration stark entwickelnde Konkurrenzmark erschwerte den Unkeler Kleinwinzern und -bauern die Existenz, sodass viele ihren Beruf wechselten und die Agrarflächen schließlich brach lagen. So kam es dann im Laufe der Zeit zu der Umnutzung der Gebiete zu Wohnflächen. Heute ist Scheuren ein nahezu reines Wohnviertel mit einem Kindergarten, einem Altenheim, einer Kapelle sowie einem Gasthof.

Bis 1905 war Scheuren eine eigenständige Gemeinde.

Veranstaltungen

Historisches Domfest Scheuren

Das Scheurener Domfest findet jedes Jahr am zweiten Wochenende im Mai statt. Hier lassen sich Ritterkämpfe, Gaukler, Musikanten und vieles mehr beobachten. Am Ende des Festes gibt es abends im Festzelt noch ein Konzert zu sehen.

Scheurener Kirmes

Der Bürgerverein veranstaltet die jährliche Kirmes in Scheuren jeweils am ersten Juli-Wochenende.

Sehenswürdigkeiten

Scheurener Kapelle

Die Scheurener St.-Josef-Kapelle wurde erstmals 1552 urkundlich erwähnt, vermutlich aber schon um 1500 erbaut und fiel bereits 1583 dem truchsessischen Krieg zum Opfer. 1683 wurde sie wieder errichtet unter dem damaligen Vikar Gottfried Eschenbrender (1645–1723). Im Innern beherbergt die Kapelle einen wuchtigen Barockaltar vom Ende des 17. Jahrhunderts. Entsprechend dem Patrozinium zeigt er die Heimsuchung Mariens (1. Sonntag im Juli = Kirmes). Die Kapelle ist nicht nur geistliches Zentrum des Ortes, sondern stellt auch zugleich den geografischen Mittelpunkt des alten Ortskerns dar. Während der US-amerikanischen Besatzung zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Frauen und Kinder von der Besatzungsmacht in der Kapelle festgehalten. Während dieser unheilvollen Tage legte man das Gelübde ab – sollte man lebend heraus kommen – ein Kreuz zu stiften, das sich heute an der Außenseite der Kapelle befindet. In dieser schwierigen Zeit stand den Scheurenern der Unkeler Vikar und Redemptoristenpater Dr. Wilhelm Lueger (1911–1971) zur Seite, der auch den Begriff „Scheurener Dom“ prägte. Bis zum heutigen Tag hat sich die Tradition des „Beierns“ mit den beiden kleinen Glocken hier erhalten.

  • Orgel

Zur Begleitung der regelmäßigen Gottensdienste (Sonn- und Feiertags um 10 Uhr) steht den Scheurenern seit 1986 ein Pedalpositv aus der Werkstatt des Kevelaerer Orgelbauers Romanus Seifert zur Verfügung. Es entstammt dem ehemaligen Bad Honnefer St. Anno-Kloster und wurde bei dessen Schließung auf Bestreben des damaligen Pfarrers Bruno Wegener in der Kapelle aufgestellt. Das einmanualige Instrument besitzt 6 Register.

  • Glocken

Im Jahre 1950 erhielt die Kapelle zwei Bronzeglocken von der Glockengießerei Otto aus Bremen-Hemelingen. Sie sind dem heiligen Josef und der Gottesmutter geweiht. Die Schlagtonfolge lautet a2 und h2.

Mittelalterlicher Ortskern

→ Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Unkel

Einzelnachweise

  1. Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirks Coblenz, Kreis Neuwied, Coblenz 1843, S. 63

Weblinks

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