Schlacht am Rio de la Plata

Schlacht am Rio de la Plata
Dieser Artikel behandelt das Panzerschiff Admiral Graf Spee aus dem 2. Weltkrieg, siehe auch SMS Graf Spee für das Schiff der kaiserlichen Marine (Erster Weltkrieg) und Graf Spee (F 215) für die Schulfregatte der Bundesmarine.

Panzerschiff Admiral Graf Spee 1936
Schiffsdaten
Kiellegung: 1. Oktober 1932
Stapellauf (Schiffstaufe): 30. Juni 1934
Indienststellung: 6. Januar 1936
Bauwerft: Reichsmarinewerft Wilhelmshaven
Besatzung: 1150 Mann
Baukosten: rund 82 Millionen Reichsmark
Schwesterschiffe
Deutschland; ab Nov. 1939 Lützow
Admiral Scheer
Technische Daten
Wasserverdrängung: Standard: 12.340 ts
Konstruktion: 14.890 t
Maximal: 16.020 ts
Länge über alles:
Länge Wasserlinie:
Lü.a. = 186 m
LKWL = 181,70 m
Breite: 21,60 m
Tiefgang: 7,40 m
Maschinenanlage: 8 MAN 9-Zylinder-Dieselmotoren mit insgesamt 55.400 PS (40.770 kW)
Anzahl der Wellen: 2
Höchstgeschwindigkeit: 28,5 kn (53 km/h)
Reichweite: 8900 sm bei 20 kn
Brennstoffvorrat: 2756 m³
Panzerung
Gürtelpanzer: unterer Bereich: 50 mm
oberer Bereich: 80 mm
Deck: 30–45 mm
Panzerquerschotts: 100 mm
Torpedoschotts: 45 mm
Aufbauten: Oberdeck: 18 mm
Vorderer Kommandostand: Decke 50 mm
Seiten 150 mm
Achterer Kommandostand: Decke 20 mm
Seiten 50 mm
28-cm-Geschütztürme: Stirnwände: 140 mm
Turmdecken: 90–105 mm
Rückwände: 170 mm
Seiten: 75–85 mm
15-cm-Einzellafetten: Schutzschilde: 10 mm
Bewaffnung
6 × 28-cm-Geschütze L/52 C/28
in zwei Drillingstürmen
Turmgewicht: 590 t
Rohrgewicht: 48,2 t
Geschossgewicht (APC, HE): 300 kg
Geschosslänge: APC: 104,7 cm / HE: 118,8 cm
Feuerrate: 2,5 Schuss pro Rohr/Min
Mündungsgeschwindigkeit: 910 Meter/Sekunde
Reichweite bei 40° (APC): 36.475 m
Lebensdauer: ca. 340 Schuss
Munitionsvorrat pro Rohr: zwischen 105–120 Schuss
8 × 15-cm-L/55-C28 in Einzellafetten
Turmgewicht: 24,83 t
Rohrgewicht: 9,08 t
Geschossgewicht (APC, HE): 45,3 kg
Geschosslänge: APC: 55,5 cm
HE m. Kopfzünder: 65,5 cm
HE m. Bodenzünder: 67,9 cm
Lebensdauer: ca. 1100 Schuss
Feuerrate: 6–8 Schuss/Min
Mündungsgeschwindigkeit: 875 Meter/Sekunde
Reichweite bei 35° (HE): 22.000 m
Munitionsvorrat pro Rohr: zwischen 100–150 Schuss
6 × 8,8-cm-L/78 C/31
später durch 6 × 10,5-cm-L/65-C/33-Kanonen ersetzt
Gewicht eines Rohrs: 4,56 t
Feuerrate: 15–18 Schuss/Minute
Lebensdauer: ca. 2950 Schuss
Mündungsgeschwindigkeit (HE): 900 Meter/Sekunde
8 × 3,7-cm-L/83-C/30-MK
Turmgewicht: 3,67 t
Rohrgewicht: 243 kg
Mündungsgeschwindigkeit: 1000 Meter/Sekunde
Reichweite: bei 45° 8500 m / bei 85° 6.800 m
Lebensdauer: 7500 Schuss
Munitionsvorrat: 6000 Schuss pro Rohr
Feuerrate: 30 Schuss/Minute
Flugabwehr:
6 × 10,5-cm-L/65-C/33-Sk:
in 3 Doppellafetten
Reichweite gegen Seeziele: 170 hm = 17 km
Reichweite gegen Luftziele: 120 hm = 12 km
Feuergeschwindigkeit je Rohr: 15 Schuss pro Minute
Munitionsbestand: 6200 Granaten, die mit Zeitzünder gegen Luftziele und Kopfzünder gegen See- und Landziele verwendet wurden
12 × 3,7 cm in 6 Doppellafetten
Feuergeschwindigkeit: je Rohr 30 Schuss in der Minute
Munitionsbestand: je Rohr 2000 Schuss
Maschinenkanonen in Einzellafetten:
10 × 2-cm-L/65-Fla-MK
Munitionsbestand je Rohr: 3000 Schuss Patronen mit Leuchtspur
8 × 53,3-cm-Torpedorohre:
in 2 Vierlingsgruppen auf dem Deck
Flugzeuge
2 Wasserflugzeuge (1 Katapult)
bis 1939: Heinkel He 60 D
ab 1939: Arado Ar 196
Kommandanten
Kapitän zur See Konrad Patzig: Januar 1936 bis Oktober 1937
Kapitän zur See Walter Warzecha: Oktober 1937 bis Oktober 1938
Kapitän zur See Hans Langsdorff: Oktober 1938 bis 17. Dezember 1939

Die Admiral Graf Spee war ein Panzerschiff der deutschen Kriegsmarine, das nach kurzem Einsatz zu Beginn des Zweiten Weltkrieges im Dezember 1939 vor der Küste Uruguays von der eigenen Besatzung, die sich in aussichtsloser Lage glaubte, versenkt wurde. Diese Geschehnisse wurden 1956 verfilmt.

Seinen Namen erhielt das Schiff zu Ehren des Vizeadmirals Maximilian Graf von Spee, der im Ersten Weltkrieg das Ostasiengeschwader befehligte. Das für den optischen Signalverkehr verwendete Rufzeichen war GS (Gustav Sophie).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bau und erste Einsatzjahre

Die Admiral Graf Spee wurde am 1. Oktober 1932 bei der Reichsmarinewerft in Wilhelmshaven auf Kiel gelegt. Nach 21 Monaten Bauzeit lief sie am 30. Juni 1934 vom Stapel, die Indienststellung bei der Kriegsmarine erfolgte am 6. Januar 1936. 1936 und 1937 war die Admiral Graf Spee Flottenflaggschiff und übernahm maritime Sicherungsaufgaben während des spanischen Bürgerkrieges. Ebenfalls 1937 nahm sie an der internationalen Flottenparade vor Spithead anlässlich Krönung König Georgs VI. von England teil.

Kaperfahrt

Kaperfahrten der Admiral Graf Spee und des Schwesterschiffes Deutschland 1939

Die Fahrt der Admiral Graf Spee begann noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, denn das Schiff verließ Deutschland am 21. August 1939, um sich im Südatlantik in Warteposition zu begeben. Offiziell begann die Kaperfahrt am 26. September; an diesem Tag erhielt Kapitän Langsdorff den Befehl, alliierte Handelsschiffe anzugreifen. Sie endete mit der Selbstversenkung vor Montevideo, Uruguay am 17. Dezember 1939.

In der Zeit vom 30. September bis zum 7. Dezember konnte das Schiff im Atlantik und im Indischen Ozean insgesamt neun britische Handelsschiffe mit zusammen 50.089 Bruttoregistertonnen versenken. Todesopfer gab es dabei keine. Bevor Langsdorff die aufgebrachten Schiffe versenkte, ließ er gemäß Prisenordnung den Besatzungen ausreichend Zeit, ihre Schiffe zu verlassen. Die Schiffbrüchigen sollten als Kriegsgefangene nach Deutschland gebracht werden. Dazu wurden 303 britische Seeleute an das Trossschiff Altmark übergeben, während die Offiziere auf der Admiral Graf Spee verblieben.

Verlauf der Kaperfahrt

Am 1. September 1939 traf sie sich erstmals mit dem Flottenversorgungsschiff Altmark auf offener See zur Dieselergänzung.

Die Clement (5051 BRT) der Reederei Booth-Steamship Co. aus Liverpool war mit einer Ladung von 500 t gemischte Fracht und 500 t Paraffinöl auf der Fahrt von New York nach Bahia, als sie am 30. September 1939 auf der Position 9°45´S 34°4´W durch Artillerie versenkt wurde. Die Mannschaft des Schiffes erreichte in den Rettungsbooten die nahe brasilianische Küste. Durch diese Versenkung wurde die britische Admiralität zum ersten Mal von der Anwesenheit eines deutschen Panzerschiffes im Atlantik unterrichtet.

Die Newton Beach (4651 BRT) der Tyneside Lines aus Newcastle mit 7.000 t Mais war auf der Fahrt von Kapstadt nach England, als sie am 5. Oktober 1939 auf der Position 9°35´S 6°30´W aufgebracht und am 8. Oktober 1939 auf der Position 7°45´S 3°44´W durch Sprengung versenkt wurde. Vor der Versenkung gelang es dem Funker, einen RRR-Ruf zu senden, durch den der englische Kreuzer HMS Cumberland alarmiert wurde, der ganz in der Nähe stand. Es kam jedoch nicht zu einem Zusammentreffen. Die Besatzung wurde von der Admiral Graf Spee übernommen.

Die Ashlea (4222 BRT) der Cliffside Shipping Co. aus Newcastle war mit 7.200 t Rohzucker auf der Fahrt von Durban nach England, als sie am 7. Oktober 1939 auf der Position 9°52´S 3°28´W versenkt wurde.

Die Huntsman (8196 BRT) der Reederei T. & J. Harrison aus Liverpool wurde am 10. Oktober 1939 auf der Position 8°30´S 5°15´W zunächst aufgebracht und am 17. Oktober 1939 auf 16°11´S 17°06´W durch Sprengung versenkt. Sie war mit einer Fracht von 10.000 ts Tee, Leder, Fellen und Teppichen auf der Fahrt von Kalkutta nach London. Die Besatzung wurde von der Admiral Graf Spee übernommen.

Die Trevanion (5299 BRT) der Reederei Hain Steamship Co. aus London war mit 8.835 t Zinkerz auf der Fahrt von Port Pirie nach England, als sie am 22. Oktober 1939 auf der Position 19°40´S 4°20´O versenkt wurde. Dem Funker gelang die Absetzung einer RRR-Meldung, deren Folge eine großangelegte Suchaktion des C.-in-C. South Atlantic war, die in Bezug auf Admiral Graf Spee erfolglos blieb, jedoch das Aufbringen von fünf deutschen Handelsschiffen zur Folge hatte.

Die Africa Shell (706 BRT), ein britischer Motortanker einer Reederei aus London, war auf einer Leerfahrt von Juelimare nach Lorenco Marques, als sie am 15. November in der Straße von Mosambik in der Nähe von Cape Zavora durch Sprengung versenkt wurde. Die gesamte 29-köpfige Besatzung erreichte in den Rettungsbooten das 10 sm entfernte Cape Zavora.

Der britische Turbinenfrachter Doric Star' (10.086 BRT) der Reederei Blue Star Line aus London mit einer Ladung aus Getreide, Wolle und Fleisch war auf der Fahrt von Auckland nach England, als sie am 2. Dezember 1939 durch Sprengung, Beschuss und Torpedierung versenkt wurde. Dem Funker gelang die Absetzung einer RRR-Meldung, die die britische Admiralität über den neuen Standort der Admiral Graf Spee informierte. Die 64-köpfige Besatzung wurde vollzählig übernommen.

Das Kühlschiff Tairoa (7.983 BRT) der Reederei Furness Lines aus Southampton war mit 12.000 t Gefrierfleisch auf der Fahrt von Melbourne nach England, als sie am 3. Dezember 1939 im Südatlantik durch Beschuss und Torpedierung auf der Position 20°20´S 3°5´O versenkt wurde. Dem Funker gelang ebenfalls die Absetzung einer RRR-Meldung, durch die die Position der Admiral Graf Spee bekannt wurde.

Der Frachter Streonshealth (3895 BRT) der Reederei Headlam & Son aus Whitby war mit einer Ladung aus 5900 t Weizen auf der Fahrt von Buenos Aires nach London, als sie am 7. Dezember 1939 auf der Position 25°S 27°50´W versenkt wurde.

Am 6. Dezember bunkerte die Admiral Graf Spee zum neunten und letzten Mal bei der Altmark Treibstoff.

Seeschlacht vor dem Río de la Plata

Vor dem Rückmarsch in die Heimat wollte Langsdorff noch einmal an der Ostküste Südamerikas patrouillieren. Er vermutete, dass man dort noch mehr britische Schiffe versenken könne. Nach der letzten Ölergänzung beim Trossschiff Altmark nahm das Panzerschiff Kurs dorthin. Am 13. Dezember 1939 traf die Admiral Graf Spee vor der Mündung des Río de la Plata auf einen gegnerischen Schiffsverband, bestehend aus dem britischen Schweren Kreuzer HMS Exeter, Flaggschiff des Kommodore Sir Henry Harwood, sowie den britischen Leichten Kreuzern HMS Ajax und HMS Achilles. Langsdorff wich dem Gefecht nicht aus, obwohl ein Entkommen durchaus im Bereich des Möglichen lag, da die mit Dampfturbinen ausgerüsteten alliierten Kriegsschiffe wesentlich langsamer Gefechtsgeschwindigkeit entwickeln konnten. Im Laufe der Seeschlacht wurde die Exeter schwer beschädigt (schwere Artillerie, 61 Tote und 23 Verwundete) und außer Gefecht gesetzt. Die beiden Leichten Kreuzer, aber auch die Admiral Graf Spee, erhielten Beschädigungen. Das deutsche Panzerschiff hatte 36 Tote sowie 60 Verwundete zu beklagen. Langsdorff brach das Gefecht ab und lief am Río de la Plata in Montevideo ein. Dieses Seegefecht ging in die alliierte Seekriegsgeschichte auch als „Battle of Honor“ ein.

In Montevideo

Der britische Botschafter in Montevideo handelte mit der Regierung von Uruguay aus, dass das deutsche Panzerschiff den Hafen innerhalb von 72 Stunden wieder zu verlassen habe. Eine Zeitspanne, die zu kurz war, um die dringenden Reparaturen auszuführen, aber lang genug, die britische Verstärkung herankommen zu lassen. Zugleich telegraphierte der deutsche Gesandte aus Montevideo Otto Langmann am 16. Dezember 1939, 9:00 Uhr an das Auswärtige Amt in Berlin u. a. folgende originale Passage:

„Überlegene schwere Streitkräfte, die von Bord einwandfrei festgestellt, lassen Kommandanten Abschütteln Fühlunghalter und damit erfolgreichen Durchbruch nach Heimat ausgeschlossen erscheinen. 14-tägige Frist würde hieran nichts ändern, Zusammenziehen Feindstreitkräfte nur erleichtern. In Übereinstimmung mit Marineattaché halte ich Internierung Schiff in jedem Falle für schlechteste Lösung. Sprengung selbst in flachen La Plata-Gewässern mit folgender Internierung Besatzung vorzuziehen. Begründung Munitionserschöpfung. […] Für gegenwärtige deutschfreundliche Haltung nicht nur Präsident, sondern auch Außenminister vorliegen übereinstimmende Berichte mehrerer Vertrauensleute. Präsident äußerte private Hoffnung baldiges Erscheinen deutscher U-Boote zwecks Sprengung (britischer) Blockierung La Plata.“[E 1]

Nach britischen Quellen war diese Lagemeldung durch beabsichtigte Fehlinformation des britischen Geheimdienstes verursacht, die der deutschen Seite einen überlegenen feindlichen Kampfverband auf hoher See vorspiegelte.[E 2]

Das internationale Seerecht sah vor, dass kein Kriegsschiff einen Hafen verlassen dürfte, wenn in den letzten 24 Stunden zuvor ein Handelsschiff der gegnerischen Seite diesen verlassen hatte. Deshalb sorgte der britische Botschafter dafür, dass jeden Tag ein britisches Handelsschiff den Hafen verließ und verzögerte so das Auslaufen der Admiral Graf Spee. Die britische Verstärkung, die bereits auf dem Weg war, benötigte noch Zeit. Inzwischen blockierten die Ajax und die Achilles die La-Plata-Mündung gemeinsam mit der HMS Cumberland, die sich, von den Falklandinseln kommend, Harwoods Verband anschloss, um die zur Reparatur entlassene Exeter zu ersetzen.

Eine andere Version: Die Admiral Graf Spee erlitt schwere Treffer in der Maschine sowie an der Dieselölreinigungsanlage, wodurch eine ordnungsgemäße Ölversorgung nicht mehr gewährleistet war und nur noch etwa für einen Tag gereinigter Diesel zur Verfügung stand. Auch an anderen Stellen erlitt der Schiffskörper Beschädigungen, die einer dringenden Reparatur bedurften. Das sog. „Westentaschen-Schlachtschiff“ hatte einen Nachteil: Um den Anforderungen des Vertrags von Versailles beim Bau des Schiffes Anfang der 30er-Jahre zu entsprechen, war die Panzerung relativ schwach, damit das so eingesparte Gewicht für den Einbau schwererer Geschütze genutzt werden konnte. In Uruguay hatte Langsdorff nichts zu befürchten, da er mit der Admiral Graf Spee wegen der Neutralität Uruguays zwei Wochen hätte ankern können. Aber auf den Druck Großbritanniens hin musste die Admiral Graf Spee bereits nach 72 Stunden wieder auslaufen. Die nötigen Instandsetzungsarbeiten an den Maschinen waren in dieser Zeit nicht zu schaffen. Für die Briten wäre ein zweiwöchiges Warten auf das Auslaufen der Admiral Graf Spee zu gefährlich (auch durch U-Boote) gewesen, da auch die Kriegsmarine Unterstützung befohlen hätte.

Selbstversenkung des Schiffes

Das brennende Wrack der Admiral Graf Spee vor Montevideo

Am 17. Dezember 1939 um 18:15 Uhr verließ die Admiral Graf Spee den Hafen von Montevideo. Tausende waren zusammengekommen, um das Auslaufen zu beobachten. Nach drei Seemeilen ließ Kapitän Langsdorff ankern und Sprengsätze im ganzen Schiff scharf machen. Die restliche Besatzung von 40 Mann – der größte Teil hatte schon in Montevideo heimlich das Schiff verlassen – ging von Bord. Um 19:52 Uhr detonierten die Sprengladungen, das Schiff brannte drei Tage lang, bevor es sank. Die Besatzung der Admiral Graf Spee begab sich nunmehr nach Buenos Aires. Dort erschoss sich Kapitän zur See Hans Langsdorff am 19. Dezember. Drei Tage später wurde er auf dem deutschen Friedhof von Buenos Aires unter großer Beteiligung der Bevölkerung beigesetzt. Die Kommandanten und Offiziere der versenkten und gekaperten Schiffe nahmen an der Beisetzung teil und legten einen Kranz nieder. Später ließen sich viele Besatzungsmitglieder der Admiral Graf Spee in der Kleinstadt Villa General Belgrano, in der Nähe der argentinischen Stadt Córdoba, nieder, die bis heute in Architektur und Traditionen deutsche Spuren zeigt.

Trossschiff Altmark

Hauptartikel: Altmark (Schiff)

Das Trossschiff Altmark, unter Führung von Kapitän Heinrich Dau, versuchte sich nun allein in die Heimat durchzuschlagen. Zunächst wich es nach Süden aus, wo die Briten das Schiff am wenigsten vermuteten. Einige Wochen später wagte sich der Tanker wieder nach Norden und passierte unbehelligt den Äquator, den Nordatlantik sowie die Dänemarkstraße. Mitte Februar 1940 erreichte er bei Trondheim neutrale Gewässer. Verhandlungen mit der norwegischen Marine, zwecks Lotsenstellung und Weiterfahrt innerhalb der Dreimeilenzone, erwiesen sich als schwierig. Am 16. Februar wurde Altmark, in Begleitung von norwegischen Torpedobooten, zuerst von britischen Flugzeugen und später von britischen Zerstörern gesichtet. Trotz der Neutralitätsvorschriften kamen die Zerstörer näher und versuchten die Altmark in die offene See zu zwingen. Diese flüchtete daraufhin in den Jössingfjord. Nach Einbruch der Dunkelheit folgten die britischen Zerstörer. Ein Rammversuch durch die Altmark endete damit, dass sie auf Grund lief. HMS Cossack ging längsseits, und britische Truppen befreiten 303 britische gefangene Seeleute. Acht deutsche Seeleute kamen dabei ums Leben. (Für den Verbleib siehe Hauptartikel.)

Bergungsversuche der Admiral Graf Spee

Trotz Protest der rot-grünen Bundesregierung, die die Bundesrepublik Deutschland als Eigentümerin des Panzerschiffes sah, begann man im Februar 2004 damit, das Wrack mit Hilfe eines Schwimmkrans aus acht Metern Tiefe zu heben. Diese Bergungsaktion finanzieren private Investoren und der Staat Uruguay, da das Wrack zunehmend die Schifffahrt gefährdet. Am 25. Februar 2004 wurde ein erstes größeres Wrackstück geborgen. Es war einer der beiden Entfernungsmesser mit seiner gepanzerten Drehhaube, die zusammen ein Gewicht von 27 Tonnen haben. Ihren Platz hatten diese Teile zuvor auf je einem der beiden Artillerieleitstände.

Ebenfalls im Februar 2006 wurde der 400 kg schwere, auf einem Hakenkreuz stehende Bronzeadler geborgen. Der Adler ist rund zwei Meter groß, hat eine Flügelspannweite von 2,8 Metern und zierte ehemals das Heck der Admiral Graf Spee. Im August 2006 löste die private Bergungsfirma eine heftige Debatte aus, als sie gegen den Willen der uruguayischen Regierung ankündigte, das nationalsozialistische Symbol verkaufen zu wollen. Neonazi-Gruppen seien sehr daran interessiert, den Adler zu kaufen. Die Frankfurter Rundschau berichtete, ein Unbekannter sei bereit, dafür 3 Millionen Dollar zu zahlen.

Die gesamte Bergung sollte ursprünglich im Jahr 2007 abgeschlossen werden. Eine Ausstellung der geborgenen Wrackstücke war geplant.

Berichte des Oberkommandos der Wehrmacht

Hinweis: Die Zitate aus den Veröffentlichungen des Oberkommandos der Wehrmacht stellen keine objektive, sondern eine fragwürdige, aber doch wichtige Quelle dar. Die Berichte waren stets knapp gehalten – lediglich bei Erfolgsmeldungen etwas ausführlicher und konkreter, bei Niederlagen und Verlusten hingegen kürzer und abstrakter.

Donnerstag, den 14. Dezember 1939:

Das Panzerschiff „Admiral Graf Spee“, eines der seit Kriegsausbruch in den atlantischen Gewässern operierenden Kriegsschiffe, stieß gegen den Geleitzugweg La Plata – Europäische Gewässer vor und versenkte die britischen Dampfer „Tairo“ (7983 BRT) und „Streonshall“ (3895 BRT). Hierbei kam das Panzerschiff in Gefechtsberührung mit dem schweren englischen Kreuzer „Exeter“ und den leichten Kreuzern „Ajax“ und „Achilles“. Bei dem Gefecht gelang es dem Panzerschiff, den zahlenmäßig überlegenen feindlichen Streitkräften schweren Schaden zuzufügen. „Exeter“ mußte sich nach schweren Treffern aus dem Gefecht zurückziehen. Einer der leichten Kreuzer wurde gleichfalls schwer beschädigt. Das Panzerschiff „Admiral Graf Spee“ erhielt seinerseits einige Treffer. Zur Zeit befindet es sich in dem Hafen von Montevideo (Uruguay).

Montag, den 18. Dezember 1939:

Das Panzerschiff „Admiral Graf Spee“ hat die zur Wiederherstellung seiner Seefähigkeit benötigte Frist von der uruguayischen Regierung nicht bekommen. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat deshalb dem Kommandanten den Befehl gegeben, das Panzerschiff außerhalb der Hoheitsgewässer selbst zu sprengen und zu vernichten. Dies ist am 17. Dezember gegen 20 Uhr geschehen.

Telegramm des deutschen Gesandten

Am 22. Dezember 1939 wurde das folgende Telegramm des deutsche Gesandten aus Montevideo Otto Langmann an das Auswärtige Amt in Berlin abgesetzt:

„Bitte dringend auf DNB (Deutsche Nachrichtenbüro) einzuwirken, unwahre Meldungen über übles Verhalten englischer Seeleute an Gräbern der Graf Spee-Männer zu stoppen und zu dementieren. Die Unwahrheit ist hier offenbar und schädigt lediglich Glaubwürdigkeit aller DNB-Meldungen, ohne zu nützen. Die Ritterlichkeit der aufgebrachten englischen Seeleute ist in der (süd-)amerikanischen Presse über United Press unter Würdigung des guten Verhaltens der Spee-Besatzung ihnen gegenüber hinreichend verbreitet, sodaß die Toten-Meldung des DNB von vornherein als unglaubwürdig gegen uns ausgenutzt wird, wie es bereits in einigen Blättern geschehen ist. Die Einstellung der südamerikanischen Öffentlichkeit den Toten der Spee gegenüber ist so anerkennend und mitfühlend, daß solche Falschmeldungen für Deutschland endgültig vernichtend und die Öffentlichkeit hier rettungslos in die Arme der Feindpropaganda treibt.“[E 3]

Filmische Rezeption

Einzelnachweise

  1. Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik 1918–1945, Serie D, Band VIII M 7007, S. 427, 1946; hrsg. v. Beauftragten der Siegermächte USA, GB und Frankreich
  2. DEPARTMENT OF THE NAVY, NAVAL HISTORICAL CENTER: Battle of the River Plate
  3. Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik 1918–1945, Serie D, Band VIII M 7007, S. 441, 1946; hrsg. v. Beauftragten der Siegermächte USA, GB und Frankreich

Literatur

  • F. W. Rasenack: Panzerschiff Admiral Graf Spee, Tatsachenbericht, Heyne Verlag, ISBN 3-45301-268-2.
  • Gerhard Koop, Klaus-Peter Schmolke: Die Panzerschiffe der Deutschland-Klasse, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-76375-919-0

Weblinks


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