- Schlacht von Bir el Harmat
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Die Schlacht von Bir el Harmat fand vom 2. bis 11. Juni 1941 in der libyschen Wüste zwischen jüdischen Freiwilligen auf britischer Seite und dem Deutschen Afrikakorps, der deutschen Luftwaffe sowie der italienischen Armee statt. Es war wie die unweit zeitgleich stattfindenden Schlacht von Bir Hakeim ein erfolgreiches Verzögerungsgefecht der Alliierten und trug maßgeblich mit zum Ausgang des Zweiten Weltkrieges in Nordafrika bei.
Inhaltsverzeichnis
Ausgangslage
Bir el Harmat war Teil des ausgedehnten Gürtels von Abwehrstellungen (sogenannte Boxen), den die Alliierten zur Abwehr eines gegnerischen Vorstoßes angelegt hatten. Der Ort selbst befand sich etwa 12km nördlich von Bir Hakeim, die alliierte Stellung lag südlich des Ortes. Die etwa 400 jüdischen Soldaten (zionistische Freiwillige aus Palästina) unter Befehl von Major Liebmann waren dort seit Mai 1941 mit Minenlegearbeiten beschäftigt und daher nur leicht bewaffnet. Am 26. Mai 1942 startete Generaloberst Erwin Rommel seine Offensive in der Kyrenaika mit dem Ziel, Tobruk und El Alamein zu erobern und damit den Krieg in Nordafrika für die Achsenmächte eine entscheidende Wendung zu geben.
Verlauf
Am 2. Juni 1942 tauchte eine deutsche Panzerkolonne vor Bir el Harmat auf und forderte die Verteidiger zur Kapitulation auf. Liebmann lehnte ab, und wenige Stunden später bombardierten deutsche Ju 87 Sturzkampfbomber die jüdischen Stellungen. Da Liebmann keinerlei Flugabwehrgeschütze zur Verfügung hatte, erlitten seine Männer schwere Ausfälle. Bis zum 4. Juni griffen ständig Panzer Fiat M13/40 der italienischen Division Ariete an. Einige davon blieben in den Minenfeldern liegen, aber letztlich gelang ihnen der Einbruch ins Zentrum der jüdischen Stellung. Da auch keine Panzerabwehrwaffen vorhanden waren, mussten sie mit Molotowcocktails ausgeschaltet werden.
Der Funkkontakt zum Kommando der britischen 8. Armee riss ab, und die Achsenkräfte setzten ihre Panzerangriffe am 5. und. 6. Juni fort. Auch diese blieben ohne Erfolg, da die Verteidiger sich nun noch fester eingegraben hatten. Ab dem 7. Juni versuchten die Angreifer, den Widerstand durch Artilleriebeschuss und weitere Luftangriffe zu brechen, doch die jüdischen Soldaten kämpfte verbissen und gaben trotz Wassermangel nicht auf. Erst nachdem das britische Oberkommando am 10. Juni die Räumung der Stellung befohlen hatte, zogen die Verteidiger in der Nacht des Folgetages ab und stießen bei Gasr el Abid zu den britischen und freifranzösischen Verbündeten. Sie hatten drei Viertel ihrer Leute verloren.
Der französische General Kœnig erfuhr erst jetzt, dass einer alliierten Einheit in unmittelbarer Nähe das gleiche Schicksal wie die Soldaten seiner Division bei Bir Hakeim widerfahren war, wusste aber nicht um deren Nationalität. Liebmann berichtete ihm in fehlerfreiem Französisch. Als er Kœnig erzählte, dass sie Juden aus Palästina seien und aufgrund britischer Direktiven nicht unter eigener Flagge kämpfen durften, befahl der General ihm, diese trotzdem zu hissen. Dann entboten Kœnig und seine Offiziere der Fahne mit dem Davidstern den militärischen Gruß.
Folgen
Rommel hatte bei der Einnahme von Bir Hakeim und Bir el Harmat wertvolle Zeit vertan, so dass die Alliierten ihre Stellungen ausbauen und Nachschub heranführen konnten. Tobruk ging zwar noch verloren, doch bei El Alamein konnte Rommels Vorstoß zum Stehen gebracht worden. Sein letzter Versuch, den Krieg in Nordafrika nachhaltig für die Achsenmächte zu entscheiden, war damit nicht zuletzt am entschlossenen Widerstand einiger freifranzösischer und jüdischer Freiwilliger gescheitert. Nun lag in Nordafrika die Initiative bei den Alliierten, und diese gaben sie nicht mehr aus der Hand, bis nicht einmal ein Jahr später der Gegner in Nordafrika kapitulierte.
Bei Bir el Harmat bestanden jüdische Soldaten auch ihre erste Feuertaufe gegen eine reguläre Armee, nachdem sie sich zuvor bereits im Guerillakrieg oder bei der Kampfunterstützung bewährt hatten. Dies trieb nicht nur die Schaffung einer selbständigen jüdischen Brigade im britischen Heer voran, sondern hatte auch hohe Symbolkraft für die zionistische Bewegung und verstärkte deren Bemühungen um die Schaffung einer Heimstatt für das jüdische Volk in Palästina, die sechs Jahre später in der Gründung des Staates Israel ihren Abschluss fanden.
Quellen
François Milles: Des juifs dans le Désert, in Les combats d’Israël, collection of Joseph Kessel. In: Combats de l’Histoire, n°275. Tallandier, Paris 1973.
Siehe auch
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