- Schleifstein
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Schleifsteine oder Poliersteine sind flache, eckige oder runde bis ovale Scheiben aus körnigem Material mit einer ebenen, geschliffenen Arbeitsfläche. Sie dienten zum Schleifen, Glätten und Polieren und unterscheiden sich dadurch von den Reibsteinen. Wie bei den Mahlstein kam es auf eine möglichst ebene aber raue Arbeitsfläche an. Plattige Grundformen wie Sandstein und Schiefer, aber auch Basalte, Granite und Quarzite sind bestens geeignet, auch zerbrochene Mahlsteine wurden verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Im Altpaläolithikum noch vereinzelt, im Jungpaläolithikum und Mesolithikum vermehrt, dienten Schleifgeräte vor allem zum Glätten von Holz-, Horn- und Knochengeräten. Im Neolithikum werden geschliffene und polierte Beile, Äxte und Meißel zu einem Charakteristikum und Schleifsteine weisen oft mehrere Schleifbahnen (Rillen) auf, die vielleicht durch Picken vorgeformt wurden. Darin besteht der Unterschied zu den Unterliegern (von Mahlsteinen). Sie wurden zum Glätten von Holz-, Horn- und Knochengeräten und zur Rundung und KaIibrierung (Herstellung des äußeren Durchmessers) von Perlen aus verschiedenen Materialien verwendet. Paarweise und gerillt auftretende Schleifsteine dienten wahrscheinlich zum Glätten hölzerner Pfeilschäfte.
Geschichte
Ein Schleifstein ist ein meist länglicher, handteller- bis handgroßer Stein zum Schärfen von Klingen oder zur Formgebung von Edelsteinen. Schleifsteine werden aus unterschiedlichen Materialien hergestellt: Natursteine zu Schleifzwecken werden auf der ganzen Welt abgebaut. Am bekanntesten sind z. B. diejenigen aus Arkansas, Belgien oder den französischen Pyrenäen. Künstliche Steine sind meist aus Karborundum (Siliziumkarbid), das mit einer Härte von 9,6 der eines Diamanten (10 auf der Härteskala nach Mohs) nahe kommt oder Aluminiumoxid. Es gibt auch Keramiksteine, -stäbe und -räder sowie Diamant-„Steine“ zu kaufen. Das sind Metallplatten mit einer Beschichtung (Matrix), die feine Diamantpartikel enthält. Schleifsteine sind in unterschiedlichen Körnungen erhältlich.
Ein Schleifstein kann auch in Form eines (schnell oder langsam) rotierenden Rades verwendet werden, was für das Schleifgut einem unendlich langen Stein gleich kommt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass sich die Klinge nicht übermäßig erhitzt (damit der Stahl nicht seine Härte verliert), und dass nicht mehr Stahl von der Klinge entfernt wird, als unbedingt nötig.
Mit der Herstellung von Schleifsteinen befassten sich die Berufe des Schleifsteinhauers und des Schleifsteindrehers.
Typen von Schärfmitteln
Schärfsteine lassen sich wie folgt klassifizieren:
Japanische synthetische Wassersteine
Die beliebtesten und effektivsten Steine. Sie haben ein offenporiges Gefüge mit homogener Partikeleinlagerung, schleifen schnell und sollten bei Verschleiß abgerichtet werden. Eine Neuerung stellen die keramischen Wassersteine mit besonders hoher Verschleißfestigkeit für professionelle Anwendung dar.
Natürliche Wassersteine
Bei japanischen Natursteinen, ebenso wie bei Belgischen Brocken oder dem slowakischen Rozsutec, handelt es sich um Sediment- oder Kalkgestein mit eingelagerten Korund, Oxiden, Quarziten oder Halbedelsteinen (z.B. Granaten). Durch ihre leicht inhomogene Struktur harmonieren sie besonders gut mit handgeschmiedeten Stählen. Vor allem bei den japanischen und belgischen Steinen tritt eine zunehmende Verknappung auf.
Ölsteine
Bei den Arkansas-Ölsteinen handelt es sich um sehr dichte und verschleißfeste Novakulite. Sie eignen sich gut zum Abziehen von Schnitz- und Drechseleisen. Hinweis: Kombinieren Sie keine Öl- und Wassersteine miteinander, da Öl die Wirkung von Wassersteinen herabsetzt.
Diamant-Steine
Bei diesen Schärfmitteln ist das schleifwirksame Diamantgranulat in einer Nickelmatrix als dünne Schicht auf einer Metallunterlage aufgebracht. Sie gewährleisten hohe Planheit und Langlebigkeit unter der Bedingung, dass die Diamanten von hoher Qualität sind (monokristallin).
Anwendung
Mit Ausnahme der Steine aus Diamantstaub sowie der Keramikstäbe ist es üblich, den Stein während des Schleifens mit Wasser oder Öl zu benetzen. Diese Maßnahme sorgt u. a. dafür, dass kein Staub am Stein kleben bleibt und er dadurch effektiver schleifen kann. Mit einem so benetzten Stein wird die Klinge flach auf den Stein gelegt, bevor der Rücken bis zu einem Winkel von ca. 10–15° leicht angehoben wird. Bei einem kleineren Winkel wird die Klinge schärfer, aber auch empfindlicher. Dann wird die Schneide mit einer bogenförmigen Bewegung und mit leichtem Druck vom Griffansatz bis zur Spitze am Stein entlang gezogen. Das wird so lange fortgesetzt, bis ein Grat entsteht. Das wird mit der anderen Seite der Klinge wiederholt. Wenn auch hier ein Grat entstanden ist, wechselt man zu einem Stein mit sehr feiner Körnung (z. B. Arkansasstein, Belgischer Brocken, synthetische Wassersteine mit einer Körnung von 6000 bis 8000). Mit diesem Stein wird mit leicht erhöhtem Winkel geschliffen. Wie vorher, arbeitet man immer mit dem Grat nach unten zum Stein hin, bis der Grat auf die andere Seite wechselt. Dann wechselt man die Seite und fährt mit geringerem Druck fort bis der Grat entfernt ist.
Siehe auch
Abziehstein, Scherenschleifer, Wetzstahl, Wetzstein, Keramikwetzstab
Weblinks
Wikibooks: Bogenbau/ Werkzeug/ Schärfen – Lern- und Lehrmaterialien- Expertenwissen zum Thema Schärfmittel
- Schärffibel mit Tipps und Tricks zum Schärfen von Messern und Werkzeugen auf Wassersteinen
- Ausführliche Schleifanleitung für verschiedene Messerarten, mit Schleifsteintest
- Kurzdarstellung über die Tätigkeit eines Schleifsteinhauers im Gosautal
- http://www.bessermesser.eu/info/japanschaerfen.htm
Literatur
- John Juranich, The Razor Edge Book of Sharpening, Warner Books 1985, ISBN 0-446-38002-4 (USA)
- Jim Kingshott, Sharpening - pocket reference book, Guild of Master Craftsman Publications Ltd. 1996, ISBN 1-86108-007-7 (GB)
- Leonard Lee, The Complete Guide to Sharpening, The Taunton Press, Inc. 1995, ISBN 1-56158-125-9 (USA)
- Joachim Hahn: Erkennen und Bestimmen von Stein- und Knochenartefakten: Einführung in die Artefaktmorphologie. Archaeologica Venatoria 10, überarbeitete 2. Auflage, Tübingen 1993
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