- Schlitzgrube
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Eine Schlitzgrube ist eine häufig vorkommende archäologische Fundgattung. Es handelt sich dabei um 2 bis 3 m lange, bis zu 4 m tiefe, keilförmige Gruben. Da Schlitzgruben meist fundarm sind, lässt sich keine eindeutige Deponierungsstruktur erkennen. Auch eine Datierung ist schwierig. Generell sind Schlitzgruben seit der Bandkeramik bekannt und lassen sich ins Neolithikum datieren.
Lehner vermutete 1912 bzw. 1917, dass in Schlitzgruben Fleisch kühl gelagert wurde oder die Nutzung als Wildfalle. Buttler und Haberey (1936) hielten eine Verwendung als Gerbgrube für wahrscheinlich. Vladar und Lichardus' (1968) Theorie, Schlitzgruben seien Opfergruben, wurde 1973 von Van de Velde abgelehnt. 1989 formulierte Gronenborn die Hypothese, dass Schlitzgruben als Webgruben gedient haben könnten. Des Weiteren existieren Theorien, die besagen, Schlitzgruben seien Latrinen, Lehmgruben der Töpfer oder Lagerplätze für Pfeil und Bogen.
Da Schlitzgruben nicht in jeder neolithischen Siedlung vorhanden waren, sondern nur in einigen, und dann öfter in größerer Zahl, kann man von der Verwendung in einem speziellen Wirtschaftszweig ausgehen. Denkbar wäre, dass Tierfelle in ihnen gelagert wurden (Urinbad, um Haare zu entfernen), oder der eigentliche Gärprozess der Lohgerbung darin stattfand. Dafür spricht auch die häufig siedlungsferne Lage (Indiz für Geruchsbelästigung beim Gerben).
Als Argument für die Verwendung als Webgruben wurde von Gronenborn die stilisierte Darstellung einer webenden Person auf einer hallstattzeitlichen Urne herangezogen. Die Kettfäden des Webstuhls hängen weit unter die Standfläche der webenden Person in eine Grube. Entsprechende Webstuhlkonstruktionen sind denkbar.
Analysen wiesen Phosphatanreicherungen an begrenzten Stellen des Grubenbodens nach. Dies spricht sowohl gegen die Theorie der Latrine – dort müssten die Phosphatanreicherungen viel höher sein –, als auch gegen die Verwendung als Webgrube, da dort keine Phosphatanreicherung zu erwarten wäre.
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