Schloss Deichmanns Aue

Schloss Deichmanns Aue

Das Schloss Deichmannsaue befindet sich im Süden des Bonner Ortsteils Rüngsdorf am Rande der „Mehlemer Auen“. Es wurde 1662 erstmals als „Auerhof“ erwähnt und befand sich seit 1836 im Besitz der Kölner Bankiersfamilie Deichmann. Die wohlhabende und gesellschaftlich hochstehende Kölner Familie suchte nach einer geeigneten Residenz, um dort ihre bisher in Köln organisierten Empfänge abhalten zu können.

Inhaltsverzeichnis

Veränderungen

Da kam die Versteigerung eines Landguts in Mehlem-Lannesdorf gerade recht. Im "Bonner Wochenblatt" wurde das Objekt im Oktober 1836 wie folgt beschrieben: "Das Landgut Mehlemer Aue „besteht a) aus herrschaftlichen und Oeconomie-Gebäulichkeiten mit der Hauptfronte nach dem Rheine und dem Siebengebirge, 2stöckig mit einer Mansarde, im Ganzen 12 Zimmer, 1 Saal, 1 Salon, 2 Küchen, Spinde, Kellern, Brunnen, Pferdeund Rindviehställen, Scheune, Kelterhaus, Backhaus, zwei Einfahrtsthore und Treibhaus; b) aus einem nach englischer Art angelegten Garten“ sowie weiterem Landbesitz mit Gemüsegarten, Ackerland, Weinbergen, Wiesen und Buschland, insgesamt über 100 Magdeburger Morgen groß."[1]. Bauliche Veränderungen erfolgten jedoch erst ab 1856. Nach der Fertigstellung der Eisenbahnstrecke Köln-Bonn im Jahre 1844 wurde die Strecke 1845 bis nach Rolandseck auf Betreiben der einflussreichen Aktionäre der Eisenbahngesellschaft, die ihre Villen bequemer erreichen wollten, verlängert. Die Fahrtzeit von Köln bis nach Mehlem reduzierte sich auf eine Stunde, so dass es Wilhelm Ludwig Deichmann nun möglich war, im Sommer jeden Abend auf seinen Landsitz zu fahren.

Nach dem Tod der Eltern fiel das Landgut an den ältesten Sohn Adolf Deichmann (1831-1907). Da er Bankier in London war, konnte er die Aue nicht nutzen und überließ sie seinem Bruder Theodor (1837-1895), der gemeinsammit seinen Brüdern Otto (1838-1911) und Wilhelm (1841-1919) das Bankhaus Deichmann & Co. weiterführte. Theodor Deichmanns ältester Sohn Wilhelm Theodor (1864-1929) erbte schließlich das Anwesen und wurde Bauherr des schlossartigen Neubaus von 1911/12. Hier ließ er auf den Fundamenten des alten Gutshauses aus 1911/12 einen großen Neubau errichten.

Nachkriegsentwicklung

Im Jahre 1941 wurde das Schloss an die Wehrmacht verkauft. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es von den Alliierten beschlagnahmt und von den belgischen Besatzungstruppen genutzt.

Schloss Deichmannsaue, Hauptgebäude

1949 wurde in dem Schloss der Sitz des US-amerikanischen Hohen Kommissars John McCloy eingerichtet, gleichzeitig wurde es umgebaut. Da es den Raumbedürfnissen des Kommissariats nicht mehr gerecht wurde, entstand 1951 ein Erweiterungsbau. 1955 wurde der Erweiterungsbau Sitz der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika, die bis zum Umzug von Teilen der Bundesregierung nach Berlin 1999 dort residierte; eine Außenstelle in Form eines militärischen Verbindungsstabes wurde allerdings in dem Gebäude belassen. Ebenfalls ab 1955 waren das Schloss und Teile des Anbaus Sitz des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen- und Städtebau, bis dieses seinen ersten Dienstsitz 1999/2000 nach Berlin verlegte. Das Ministerium wurde 1998 mit dem Verkehrsministerium zusammengelegt und hat seit 1999 seinen zweiten Dienstsitz am Robert-Schuman-Platz in Hochkreuz. Das 1998 aus der Bundesbaudirektion und der Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung hervorgegangene Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) übernahm das Gebäude 2000. 1989 ist das Gebäude komplett saniert worden.

Für 31 Millionen Euro wurde die ehemalige US-Botschaft bis Anfang 2005 saniert. Dort ist nach der Sanierung die im Rahmen des Bonn/Berlin-Ausgleichs von Frankfurt am Main dorthin verlegte Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) mit 650 Mitarbeitern eingezogen. Der vom Botschafter genutzte frühere Dienstbereich wird heute als Schulungs- und Seminarbereich sowie für die Behördenleitung genutzt. Im Zusammenhang mit dem Einzug der Bundesanstalt wurde für die seitdem in der gesamten Liegenschaft beschäftigten 1.200 Mitarbeiter von September 2004 bis Mai 2006 für 4,2 Millionen Euro eine 800 m² große Kantine errichtet. Grundlage war ein Gutachten, das die Ersetzung der ehemaligen zwei Kantinenbereiche empfahl, die wegen ihrer geringen Größe und der veralteten Küchentechnik nicht mehr zur Versorgung der Mitarbeiter geeignet waren.

Einzelnachweise

  1. [http//:www.bbr.bund.de/nn_23566/DE/Veroeffentlichungen/.../2006/DL__Deichmannsaue,templateId...pdf/DL_Deichmannsaue.pdf Bundesrepublik:Deichmannsaue]

Literatur

  • Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 124.

Weblinks

50.6727777777787.18472222222227Koordinaten: 50° 40′ 22″ N, 7° 11′ 5″ O


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