Schloss Münchengrätz

Schloss Münchengrätz
Außenansicht des Hauptgebäudes

Das Schloss Mnichovo Hradiště (deutsch Münchengrätz) liegt am Rand der Stadt Mnichovo Hradiště im okres Mladá Boleslav, Tschechien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Schloss wurde um 1602-1606 von Václav Budovec z Budova erbaut, einem Rat des Appellationsgerichtes und einem der Anführer der böhmischen Stände während des Aufstandes gegen die Habsburger zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Budovec wurde nach der Niederlage der Stände in der Schlacht am Weißen Berg hingerichtet und sein Hab und Gut kam 1623 an den kaiserlichen Feldherrn und Herzog Wallenstein, der die Herrschaft 1627 mit allen Besitzrechten an seinen Neffen Maximilian von Waldstein verkaufte. Maximilian konnte den Besitz auch nach dem Tod Wallensteins 1634 behalten und erweiterte ihn durch den Kauf weiterer umliegender Güter. Das Geschlecht Waldstein blieb im Besitz der Herrschaft Mnichovo Hradiště bis 1945.

Baugeschichte und Beschreibung

Die Kirche des Kapuziner-Konvents, links anschließend die Kapelle der Hl. Anna

Der ursprüngliche Renaissance-Bau hatte zwei Flügel und war einstöckig mit einer Reihe von Satteldächern. Von der Bausubstanz der ersten Phase sind noch Portale im Erdgeschoss und Kellergewölbe erhalten. Nachdem die Waldsteins beschlossen, ihren Hauptwohnsitz von der nahegelegenen Burg Zvířetice nach Mnichovo Hradiště zu übertragen, begann Ernst Josef von Waldstein ab 1690 mit dem Bau eines Kapuziner-Konvents und einem großangelegten Umbau des Schlosses im Stil des beginnenden Hoch-Barocks. Das neue Hauptgebäude erhielt einen hufeisenförmigen Grundriss mit drei Flügeln und zwei Etagen. Im Zentrum des mittleren Flügels entstand ein Uhrturm. Der Ehrenhof vor dem Schloss wurde von einer Reitschule, Stallungen und einem Park mit einer Sala terrena umgeben, einem kleinen Lusthaus, das inmitten einer nicht erhaltenen Orangerie lag. Deren Vollendung 1710-12 markiert den Abschluss der Bauarbeiten an den herrschaftlichen Gebäuden. Verantwortlich für die Bauausführung war der in Prag ansässige italienische Baumeister Marcantonio Canevalle (1652–1711).

Die Bauleitung für das Konvent behielten sich den damaligen Regeln entsprechend die Kapuziner selbst vor. Im Gegensatz zu den repräsentativen Schlossgebäuden, aber im Einklang mit der missionarischen Ausrichtung des Ordens, richteten sie den Konventbau und die dazugehörige Dreikönigskirche im schlichten und schnörkellosen Stil aus. Beide Gebäude wurden 1699 geweiht. 1723-1724 ließ Gräfin Marie Margarete von Waldstein zum Dank für eine überstandene Pestepidemie direkt neben der Konventskirche eine Kapelle errichten und sie der Hl. Anna weihen.

Inneneinrichtung

Blick in die Schlossbibliothek

Die zugänglichen Räume sind überwiegend mit Barock- und Rokokomöbeln ausgestattet, in der Gemäldegalerie dominieren Familienporträts der Familie Waldstein und Landschaftsbilder. Unter den Schlosssammlungen ist besonders die Sammlung der Delfter Fayence zu nennen, daneben findet sich Porzellan, Keramik und Steingut aus dem Orient und Europa. Reich ausgestattet ist auch die Schlossbibliothek, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Johann Friedrich von Waldstein auf Schloss Duchcov begründet und 1921 nach Mnichovo Hradiště überführt wurde. Sie beherbergt unter anderem 33 großteils italienische Wiegendrucke und 239 Manuskripte. In der Kapuzinerkirche und der Kapelle der Hl. Anna ist seit 1966 ein Lapidarium mit einigen Dutzend barocker Statuen eingerichtet, die in dieser Umgebung vor dem Verfall an ihren ursprünglichen Standorten in freier Landschaft geschützt werden. Ebenfalls in der Kapelle untergebracht sind seit 1785 die sterblichen Überreste Wallensteins. Die Gruft des Feldherrn ist von einer modernen Grabplatte überdeckt. Sie wurde 1933 von dem tschechischen Bildhauer Karel Kolaczek geschaffen.

Literatur

  • Mojmír Horyna, Květa Křížová: Zámek Mnichovo Hradiště. Památkový Ústav Středních Čech v Praze 1996, ISBN 80-85094-48-7.
  • Mojmír Horyna, Luboš Lancinger, Vojtěch Láska: Mnichovo Hradiště. Schloß - Stadt - Umgebung. Zentrum für Staatliche Denkmalpflege und Naturschutz, Bezirk Mittelböhmen, 1984.

Weblink

50.52777514.9709222222227Koordinaten: 50° 31′ 40″ N, 14° 58′ 15″ O


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