Schloss Weißenhaus

Schloss Weißenhaus
Schloss Weißenhaus, die Hoffassade

Das Gut Weißenhaus liegt in der Gemeinde Wangels im Kreis Ostholstein in der Nähe des nach dem Adligen Guts benannten Weißenhäuser Strandes. Den Mittelpunkt der einstigen Gutsanlage bildet das an einem weitläufigen Park gelegene sogenannte Schloss Weißenhaus, das frühere Herrenhaus des Besitzes.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtlicher Überblick

Das Gut Weißenhaus gehörte als Besitz ursprünglich zum nicht weit entfernten Gutsbezirk Farve und wurde im Zuge einer Erbteilung zu Beginn des 17. Jahrhunderts als eigenständiges Gut begründet. Weißenhaus befand sich in wechselndem Besitz zwischen den Familien Rantzau und Pogwisch und geriet 1739 durch einen Verkauf an die Grafen von Platen. Graf Georg Ludwig von Platen-Hallermund kaufte Weißenhaus und einige benachbarte Güter aus der Entschädigungssumme, die er von König Georg II. von England anlässlich der Rückgabe des Postrechts der kurbraunschweigschen-lüneburgschen Lande erhielt. Von Platen nutzte das Gut, zu dem ein kleines barockes Herrenhaus gehörte, als Sommersitz und ließ ab 1741 einen Barockgarten anlegen. Ab 1830 wurde das Schloss zum Stammsitz des Familienzweiges und der Barockgarten in dieser Zeit in einen Landschaftspark umgestaltet. 1895 brannte das mehrfach umgestaltete Schloss bei einem Großfeuer nieder und wurde anschließend neu errichtet.

Im Zuge des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmte der Generalfeldmarschall Erich von Manstein das Schloss im April 1945 bis zur Besetzung durch die Engländer. Im selben Jahr brannte eine der großen Hofscheunen nieder. In der Nachkriegszeit von 1945 bis 1952 verdreifachte sich die Einwohnerzahl des Guts durch Heimatvertriebene und Ausgebombte. Von 1952 bis 1975 war im Herrenhaus eine durch Kurt Hahn inspirierte, sogenannte Kurzschule für Feuerwehr- und Rettungsdienste untergebracht.

Ab 1993 lebte die Familie Platen-Hallermund nur noch auf dem nahen Gut Friederikenhof und öffnete das Schloss Weißenhaus für den Publikumsverkehr. Die eigentliche Gutswirtschaft wurde im Laufe der Jahre zunehmend reduziert, einige der Wirtschaftsgebäude wurden bereits ab 1981 abgebrochen. Das Herrenhaus beherbergte mehrere gastronomische Betriebe und in den Kavaliershäusern wurden Ferienwohnungen und Läden eingerichtet. Das Schloss diente außerdem als Rahmen für wechselnde Ausstellungen, unter anderem wurden Lithographien von Marc Chagall und Zeichnungen von Armin Mueller-Stahl präsentiert. Ende 2005 wurde der Besitz an den Hamburger Unternehmer Jan Henric Buettner veräußert, der das Geschäftskonzept nur kurzzeitig fortführte; 2006 wurden das Schloss und die Kavaliershäuser wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten geschlossen. Ein Zeitpunkt für die Wiederaufnahme eines regulären Geschäftsbetriebs und die Neueröffnung des Schlosses waren Anfang 2009 noch nicht abzusehen.

Das Schloss Weißenhaus kann nicht besichtigt werden, es wird jedoch von der Gutsverwaltung für Veranstaltungen vermietet. Der Außenbereich des Schlosses sowie der bis heute weitgehend erhaltene Landschaftsgarten sind für Besucher zugänglich.

Bauwerke

Schloss Weißenhaus

Das heutige Herrenhaus ist der Nachfolger eines älteren Baus aus der Zeit um 1600. Dieser Ursprungsbau wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Zwischen 1830 und 1850 erweiterte Graf Georg Wilhelm, der Enkel Graf Georg Ludwigs, das Haus, indem er es um eine Etage aufstockte und links und rechts je einen Flügel mit Flachdach anbauen ließ. Das Haus brannte 1895 bis auf die Grundmauern nieder, nur das etwa 350 Jahre alte Kellergeschoss mit dem Tonnengewölbe blieb erhalten.

Das neue Schloss wurde im Stil des Neobarock ab 1896 zum Teil auf den alten Fundamenten errichtet. Es handelt sich um einen breit gelagerten Bau von zwei Stockwerken und dreizehn Fensterachsen mit einem Mansarddach. Die Hoffassade ist mit einem großen, reliefgeschmückten Segmentgiebel betont, der das Wappen der Grafen Platen-Hallermund trägt. Auf der gartenseitigen Fassade befindet sich an dieser Stelle ein Attikageschoss. Die Fassaden des Bauwerks sind - dem Namen des Schlosses entsprechend - in weiß gehalten, je drei Fensterachsen ragen als seitliche Risalite flach hervor.

Das Kavaliershaus von 1730

Die Ausschmückung der Innenräume erfolgte im Stil des Neobarock und hat sich in Teilen bis in die Gegenwart erhalten. Dazu zählen neben den Stuckaturen auch französische Kamine und Gemälde des Schlachtenmalers Jacques Courtier. Ebenfalls erhalten haben sich einige Familienporträts des 17. Jahrhunderts, die während des Brandes 1895 aus dem alten Herrenhaus gerettet werden konnten und im neuen Schloss ausgestellt wurden.

Hoffseitig sind dem Schloss zwei Nebengebäude vorangestellt. Die Häuser überstanden den Brand von 1896, das linke Haus stammt aus dem Jahr 1817, das rechte Gebäude aus dem Jahr 1730. Sie dienten einst als Kavaliershäuser, diese Funktion verloren sie jedoch mit der Erweiterung des Herrenhauses im 19. Jahrhundert, das ab diesem Zeitpunkt genug Platz für Gäste bot. Beide Kavaliershäuser dienten nach der Vergrößerung des Schlosses als Angestelltenwohnungen.

Der Park

Blick durch den Park von Schloss Weißenhaus

Die heutige Parkanlage geht auf Graf Georg Ludwigs zurück, der 1741 einen Barockgarten anlegen ließ. Die Anlage bestand aus großen, blumenbepflanzten Parterre, die sich anstelle der heutigen Rasenfläche nordwestlich des Schlosses befanden. Diese Parterres waren im Unterschied zum sonstigen Bodenniveau etwas abgesenkt und konnten von einer abschließenden Aussichtsplattform - die zugleich den Blick auf die Ostsee eröffnete - betrachtet werden. Im Jahr 1777 fand eine schwere Sturmflut statt, die auch den Weißenhäuser Garten verwüstete. Ab 1818 wurde der barocke Garten weitgehend in einen englischen Landschaftspark umgewandelt, Spuren der früheren Gestalt haben sich nur in einigen der Alleen erhalten. Die einstige Parterrefläche wurde zu einem Pleasureground umgestaltet und der Park mit seltenen und exotischen Gehölzen, unter anderem einen Riesenmammutbaum, bepflanzt. Ein Rundweg, ein sogenannter Beltwalk, erschloss die Grünanlage und führte zu verschiedenen Sichtschneisen und Aussichtspunkten. Jenseits des nördlichen Kavaliershauses befand sich bis 1960 der Küchengarten des Herrenhauses. Diese Fläche wurde ab 1990 in einen Rosengarten umgestaltet.

Weblinks

Quellen und Literatur

  • Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Hamburg, Schleswig-Holstein. Deutscher Kunstverlag, München 1994.
  • Hans u. Doris Maresch: Schleswig-Holsteins Schlösser, Herrenhäuser und Palais. Husum Verlag, Husum 2006.

54.30138888888910.7633333333337Koordinaten: 54° 18′ 5″ N, 10° 45′ 48″ O


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