Schmedemann

Schmedemann

Walter Schmedemann (* 3. Februar 1901 in Hamburg-Barmbek; † 1. April 1976 in Bad Bevensen) war ein sozialdemokratischer Politiker und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Weimarer Republik

Der aus einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie stammende Schmedemann absolvierte nach dem Besuch der Volksschule eine kaufmännische Lehre und arbeitete danach als Hafenarbeiter. 1917 trat er der USPD bei und schloss sich mit derem rechten Flügel 1922 der SPD an. 1924 nahm er eine Arbeit in der Gesundheitsbehörde, ein Jahr später am Krankenhaus St. Georg auf, wo er zeitweise dem Betriebsrat vorstand. Gleichzeitig nahm er verschiedene Funktionen für Partei und Reichsbanner im Stadtteil Eilbek wahr und wurde 1932 in die Hamburger Bürgerschaft gewählt.

Widerstand und KZ-Haft

Im Frühjahr und Sommer nach der Machtübernahme durch die NSDAP mehrfach für kürzere Zeit inhaftiert, gelang es ihm, einen Teil der Kasse der Eilbeker SPD zu retten, um die für die illegale Arbeit notwendige Materialien zu organisieren. Schmedemann glückte es, eine zunächst von der Gestapo nicht bemerkte illegale Parteiorganisation zu reorganisieren, deren Rückgrat Funktionäre des Reichsbanners bildeten. Es wurden - teilweise wöchentlich und in einer Auflage von bis zu 5.000 Exemplaren - die Untergrundzeitung Rote Blätter produziert, Publikationen des Exilvorstandes eingeschleust und verteilt und gefährdete Mitglieder nach Dänemark in Sicherheit gebracht.

Schmedemann selbst verfasste nach seiner zweiten Inhaftierung im November 1933 einen detaillierten Bericht, in dem er anonym den Terror schilderte und Täternamen nannte. Dieser Bericht wurde allen Hamburger Richtern, Staatsanwälten Pastoren, ranghohen NSDAP-Funktionären und Senatoren zugestellt.[1] Die Gruppe um Schmedemann war auch bei der Veröffentlichung und Weiterverbreitung des Berichts über die Ermordung des SPD-Abgeordneten Fritz Solmitz tätig, welcher im KZ Fuhlsbüttel („KoLaFu“) gefoltert und erhängt in seiner Zelle aufgefunden worden war.

Im November 1934 wurde die Leitung der Widerstandsorganisation von der Gestapo aufgespürt und zerschlagen, Schmedemann selbst verhaftet und im Juni 1935 zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus, die er im KoLaFu, wo er schwer gefoltert wurde, verbüßte. Anschließend wurde er bis Oktober 1938 im KZ Sachsenhausen festgehalten.

Nach seiner Freilassung wurde er zu Kriegsbeginn vom September bis November 1939 erneut in Sachsenhausen inhaftiert, anschließend nahm er eine Arbeit in einer Farbenfabrik auf, wo er eine Widerstandszelle aufbaute und Zwangsarbeiter mit Nahrung und Kleidung unterstützte; gleichzeitig nahm er Kontakte zu alten Parteifreunden auf. Auf Grund einer Denunziation wurde Schmedemann wegen angeblichen Diebstahls im Juli 1943 zu einer viermonatigen Haftstrafe verurteilt, die jedoch ausgesetzt wurde. Im Rahmen der Aktion Gewitter nach dem 20. Juli 1944 wurde er vom August bis September 1944 jedoch erneut inhaftiert. An der Reorganisierung sozialdemokratischer Strukturen beteiligt, musste Schmedemann im April 1945 bis zur Befreiung Hamburgs am 3. Mai 1945 untertauchen, um einer erneuten Verhaftung zu entgehen.

Nachkriegszeit

Ab 1945 war Schmedemann bis 1962 stellvertretender Vorsitzender der Hamburger SPD, anschließend bis 1966 einfaches Landesvorstandsmitglied, auch war er 1945 Gründungsmitglied und Vorsitzender der kurzlebigen Sozialistischen Freien Gewerkschaft (SFG) und bis 1948 stellvertretender Landesvorsitzender der VVN, welche er anlässlich der Abspaltung der Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten verließ. Von 1949 bis 1970 gehörte er erneut der Hamburger Bürgerschaft an und war von 1948 bis 1953 und von 1957 bis 1967 Gesundheitssenator.

Der Hamburger Senat verlieh Schmedemann 1972 die Bürgermeister-Stolten-Medaille. 1977 wurde im Stadtteil Hamburg-Langenhorn eine Straße nach ihm benannt.

Einzelnachweis

  1. Hamburg im "Dritten Reich". Göttingen 205, ISBN 3-89244-903-1, S. 529

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