Schnez-Studie

Schnez-Studie
Albert Schnez (links) mit Bundespräsident Heinrich Lübke, 1968
Albert Schnez 1969 (Mitte, rechts neben Bundeskanzler Willy Brandt)

Albert Schnez (* 30. August 1911 in Abtsgmünd; † 26. April 2007 in Bonn) war ein Generalleutnant des Heeres der Bundeswehr und diente zuletzt von 1968 bis 1971 als Inspekteur des Heeres.

Inhaltsverzeichnis

Militärische Laufbahn

Ausbildung in der Reichswehr und Dienst in der Wehrmacht

1930 trat Schnez in den Dienst des Infanterieregiments 13 der Reichswehr. Nach der Ausbildung zum Offizier und Verwendungen als Zugführer, Bataillonsadjutant, Kompanieführer und Regimentsadjutant war Schnez, inzwischen in der Wehrmacht, beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Hauptmann und Kompaniechef in einem Gebirgsjägerregiment.

Nachdem er die Generalstabsausbildung absolviert hatte, wurde er in das Oberkommando des Heeres versetzt und diente dort in der Abteilung für Transportwesen. Anschließend war er Erster Generalstabsoffizier (Ia) der 25. Panzergrenadierdivision unter dem General der Infanterie Anton Grasser. Ab 1943 führte Schnez als Oberstleutnant ein Regiment dieser Division an der Ostfront. Ab 1944 war er als Oberst General des Transportwesens in der Südukraine. Bei Kriegsende war er als Oberst General des Transportwesens in Italien.

Nach der deutschen Kapitulation wurde Schnez auf Weisung der Alliierten „Generalbevollmächtigter der deutschen Eisenbahntruppen“ und war somit verantwortlich für den Wiederaufbau von Teilen des norditalienischen Eisenbahnnetzes.

Reaktivierung in der Bundeswehr

Im November 1957 wurde er als Brigadegeneral in der neugeschaffenen Bundeswehr reaktiviert und diente als Unterabteilungsleiter Logistik im Führungsstab der Streitkräfte (FüS) im Bundesministerium der Verteidigung in Bonn. Drei Jahre später, 1960, übernahm er von Werner Panitzki den Posten des Chefs des Stabes im Führungsstab der Streitkräfte unter den Generalen Adolf Heusinger und Friedrich Foertsch. Am 1. Oktober 1962, inzwischen zum Generalmajor ernannt, übernahm Schnez das Kommando über die 5. Panzerdivision in Diez und führte die Division bis zum 31. März 1965. Anschließend wurde Schnez zum Generalleutnant ernannt und übernahm vom 1. April 1965 bis zum 30. September 1968 als Kommandierender General das III. Korps in Koblenz.

Eigentlich war Jürgen Bennecke 1968 als Nachfolger für Josef Moll auf dem Posten des Inspekteurs des Heeres vorgesehen und Schnez sollte Johann Adolf Graf von Kielmansegg auf dem NATO-Posten des Oberbefehlshabers Allied Forces Central Europe nachfolgen. Die niederländische Regierung stellte sich jedoch gegen die Ernennung von Schnez, da dieser vor dem Eintritt in die Bundeswehr geschrieben hatte, dass er erst wieder Soldat werden könne, wenn die Frage der „Kriegsverurteilten“ auf „honorige Weise“ geregelt würde. Die niederländischen NATO-Partner warfen Schnez daraufhin Nazitum vor und lehnten ihn für den Posten ab.[1] Daraufhin folgte er am 1. Oktober 1968 Josef Moll als Inspekteur des Heeres nach und Bennecke übernahm den NATO-Posten.

Im Zuge der Gesellschaftskritik durch die 68er-Bewegung vertrat eine wachsende Anzahl konservativer Offiziere die Meinung, das Militär müsse auf die politischen und sozialen Angriffe auf ihren Berufsstand reagieren. So wurde u.a. eine stärker „traditionelle“ Traditionspflege gefordert.[2] Im Dezember 1969 wurde eine geheime, von Schnez in Auftrag gegebene, Studie mit dem Titel „Gedanken zur Verbesserung der inneren Ordnung des Heeres“ bekannt. Sie wurde hiernach als „Schnez-Studie“ bekannt, die noch vom vormaligen Verteidigungsminister Gerhard Schröder in Auftrag gegeben worden war.

Sie wird als offener Konfliktausbruch einer neuen Soldatengeneration gesehen, die die Prinzipien der Inneren Führung als für das Militär zu eng ansahen. Die Studie beklagte den „fehlenden Verteidigungswillen im Volk“ und forderte „eine Reform an Haupt und Gliedern, an Bundeswehr und Gesellschaft“, um die gesunkene Kampfkraft des Heeres entscheidend zu heben.[3] Zudem monierte die Studie eine „übertriebene parlamentarische Kontrolle“ des Militärs.[4] So stellte sie weitreichende Forderungen an die Zivilgesellschaft, darunter auch Änderungen des Grundgesetzes, um die Autorität des Militärs in Krisen und Krieg zu stärken.[5] Des Weiteren sollte sich die Bundeswehr auf die Werte einer „Kampf-, Schicksals- und Notgemeinschaft“ besinnen.[6].

Schnez blieb trotz Rücktrittsforderungen bis zu seiner Pensionierung am 30. September 1971 an der Spitze des Heeres.

Verweise

Quellen

  1. Clemens Range: Die Generale und Admirale der Bundeswehr, Bonn, 1990, S. 95.
  2. Donald Abenheim: Bundeswehr und Tradition. Die Suche nach dem gültigen Erbe des deutschen Soldaten, München 1989, S. 175f.
  3. 50 Jahre Bundeswehr (Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 21/2005); online eingesehen auf bpb.de am 19. März 2008)
  4. Die Bundeswehr: Eine rechtskonforme Parlamentsarmee? (imi-online.de; eingesehen am 19. März 2008)
  5. Abendheim, S. 179.
  6. Detlef Bald, Johannes Klotz, Wolfram Wette: Mythos Wehrmacht. Nachkriegsdebatten und Traditionpflege, Berlin 2001, S. 45.

Literatur

  • Clemens Range, Die Generale und Admirale der Bundeswehr, Verlag E.S. Mittler & Sohn, Herford/Bonn, 1990, ISBN 3-8132-0350-6

Weblinks


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