Helmut Grashey

Helmut Grashey

Helmut Christian Ludwig Grashey (* 14. Mai 1914 in Nürnberg; † 12. Januar 1990 in Murnau-Westried)[1] war ein Generalmajor des Heeres der Bundeswehr und bis Ende 1969 Stellvertretender Inspekteur des Heeres.

Inhaltsverzeichnis

Militärische Laufbahn

Ausbildung und Dienst in der Wehrmacht

Grashey diente bereits in der Wehrmacht und diente ab 1939 im Dienstgrad Oberleutnant im Gebirgsjägerregiment 99 unter dem Kommando von Oberst Eduard Dietl. Nach der Generalstabsausbildung erhielt er 1943 die Beförderung zum Major i. G. und 1944 schließlich zum Oberstleutnant i. G.

Übernahme in die Bundeswehr

Nach Aufstellung der Bundeswehr wurde Grashey als Oberst wiedereingestellt und kommandierte als Erster vom 15. November 1957 bis zum 15. Mai 1959 die Gebirgskampfgruppe B8 in Mittenwald. Nach weiteren Verwendungen übernahm Generalmajor Grashey schließlich vom 1. April 1966 bis zum 30. September 1968 das Kommando über die 4. Panzergrenadierdivision in Regensburg. Nach diesem Truppenkommando wurde er in das Bonner Bundesministerium der Verteidigung versetzt, wo er unter dem Inspekteur des Heeres, dem gerade eingesetzten Generalleutnant Albert Schnez, ab November 1968 als dessen Stellvertreter und Chef des Stabes des Führungstabs des Heeres diente.

Im Zuge der Gesellschaftskritik durch die 68er-Bewegung vertrat eine wachsende Anzahl konservativer Offiziere die Meinung, das Militär müsse auf die politischen und sozialen Angriffe auf ihren Berufsstand reagieren. So wurde u. a. eine stärker „traditionelle“ Traditionspflege gefordert.[2] Im Dezember 1969 wurde eine geheime, von Schnez in Auftrag gegebene und von Grashey mit bearbeitete, Studie mit dem Titel „Gedanken zur Verbesserung der inneren Ordnung des Heeres“ bekannt. Sie wurde hiernach als „Schnez-Studie“ bekannt, die noch vom vormaligen Verteidigungsminister Gerhard Schröder (CDU) in Auftrag gegeben worden war.

Sie wird als offener Konfliktausbruch einer neuen Soldatengeneration gesehen, die die Prinzipien der Inneren Führung als für das Militär zu eng ansahen. Die Studie beklagte den „fehlenden Verteidigungswillen im Volk“ und forderte „eine Reform an Haupt und Gliedern, an Bundeswehr und Gesellschaft“, um die gesunkene Kampfkraft des Heeres entscheidend zu heben.[3] Zudem monierte die Studie eine „übertriebene parlamentarische Kontrolle“ des Militärs.[4] So stellte sie weitreichende Forderungen an die Zivilgesellschaft, darunter auch Änderungen des Grundgesetzes, um die Autorität des Militärs in Krisen und Krieg zu stärken.[5] Des Weiteren sollte sich die Bundeswehr auf die Werte einer „Kampf-, Schicksals- und Notgemeinschaft“ besinnen.[6]. Grashey forderte zudem, dass die Bundeswehr endlich die "Maske" der Inneren Führung ablegen und zu alten soldatischen Werten zurückkehren müsse.

Schnez blieb trotz Rücktrittsforderungen bis zu seiner Pensionierung am 30. September 1971 an der Spitze des Heeres. Grashey selbst musste jedoch zum 31. Dezember 1969 in den Ruhestand treten.

Literatur

  • Dermot Bradley: Die Generale und Admirale der Bundeswehr, Band 2,1 (Gaedcke - Hoff), Osnabrück 2000, ISBN 978-3-7648-2369-6.

Einzelnachweise

  1. Dermot Bradley: Die Generale und Admirale der Bundeswehr, Band 2,1 (Gaedcke - Hoff), Osnabrück 2000, S.103f.
  2. Donald Abenheim: Bundeswehr und Tradition. Die Suche nach dem gültigen Erbe des deutschen Soldaten, München 1989, S. 175f.
  3. 50 Jahre Bundeswehr (Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 21/2005); online eingesehen auf bpb.de am 19. März 2008)
  4. Die Bundeswehr: Eine rechtskonforme Parlamentsarmee? (imi-online.de; eingesehen am 19. März 2008)
  5. Abendheim, S. 179.
  6. Detlef Bald, Johannes Klotz, Wolfram Wette: Mythos Wehrmacht. Nachkriegsdebatten und Traditionspflege, Berlin 2001, S. 45.

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