Schnodder-Synchron

Schnodder-Synchron

Als Schnodderdeutsch wird ein Sprachstil bezeichnet, der eine Mischung aus Kneipenjargon und Jugendsprache beinhaltet. Sowohl der Stil selbst als auch seine Bezeichnung gehen auf Rainer Brandt zurück, einen Berliner Synchronsprecher und Dialogautor.

Brandt synchronisierte in den 60er-Jahren Rollen in mehreren „Motorradrocker“-Filmen und bemängelte, dass die deutschen Fassungen zu steril und stellenweise auch falsch übersetzt seien gegenüber den Originalversionen in kalifornischem Slang. Daraufhin wurde er selbst mit dem Schreiben der deutschen Dialoge beauftragt, in die er „Berlinismen, Jiddisch, ein bisschen Unterwelt und etwas Gosse“ einfließen ließ. Als das ZDF seinen Freund Karlheinz Brunnemann, den Inhaber der Deutschen Synchron, mit der Synchronisation mehrerer Fernsehserien beauftragte, konnten sie den Sender davon überzeugen, auch diese in Schnodderdeutsch zu synchronisieren.

Richtig bekannt wurde das Schnodderdeutsch durch die Fernsehserie Die Zwei, die zwar in den USA floppte, jedoch durch die Synchronisation in Deutschland zum Erfolg wurde. Rainer Brandt selbst sprach Tony Curtis, für Roger Moore war Lothar Blumhagen zu hören und Karlheinz Brunnemann übernahm mehrere Gastrollen. Bereits zuvor hatten sie in Tennis, Schläger und Kanonen, Ihr Auftritt, Al Mundy, Department S und Mini-Max etwas Schnodderdeutsch einfließen lassen, jedoch ohne den Sinn des Originals zu entstellen, wie es dann bei Die Zwei der Fall war. Seine Vorgehensweise beim Übersetzen beschreibt Brandt so: „Ich sehe mir den Film erst mit Ton an, und dann noch mal ohne Ton. Und ich gucke mir genau die Bewegungen an und überlege mir, was man daraus machen kann.“

Den Stil der freien Synchronisation setzte Brandt in diversen Filmen mit Bud Spencer und Terence Hill fort, ebenso bei den Anfang der 90er-Jahre bearbeiteten Fernsehserien M*A*S*H und Ein Käfig voller Helden.

Nachahmer

Da die in dieser Weise eingedeutschten Fernsehserien beim Publikum sehr gut ankamen, wurden auch die Dialogautoren von Raumschiff Enterprise beauftragt, sich nicht allzu sehr am Original zu orientieren.

Vergleichbar verfuhr auch der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch, der für das ZDF in der Fernsehreihe Väter der Klamotte die Streifen der klassischen Stummfilm-Komiker mit kalauernden Texten unterlegte und damit die von den beteiligten Künstlern ursprünglich intendierte Fassung zerstörte.

Auch nachdem sich Rainer Brandt 1973 mit seiner eigenen Synchronfirma selbstständig gemacht hatte, entstanden bei der Deutschen Synchron weitere freie Bearbeitungen, darunter die Zeichentrickserie Die Enterprise für das ZDF und neue Folgen von Tennis, Schläger und Kanonen für die ARD. Durch ihren platten Humor fanden diese Fassungen jedoch keine Akzeptanz bei den Zuschauern.

Heute werden hauptsächlich in Fankreisen Spaß- und Schnoddersynchronisationen erstellt.

Zitate

Wie die folgenden Beispiele belegen, hat das Schnodderdeutsch teilweise Eingang in die Alltagssprache gefunden.

  • „Tschüssikowsky!“
  • „Sleep well in your Bettgestell.“
  • „Auf Wiedersehen, aber es eilt nicht.“
  • „Mmmh, schmeckt gar nicht mal so gut.“
  • „Ein guter Schluck zur rechten Zeit erhebt des Knabens Männlichkeit.“
  • „Wie man sich bettet, so schallt es heraus.“
  • „Katholisch Mufflon, selbst geschlachtet.“
  • „Die Neugier macht jeden Rüssel länger.“
  • „Wenn ich nicht wüsste, du bist es, würde ich denken, du wärst es.“ (bzw. „Wenn ich nicht ganz genau wüsste, dass ich das nicht bin, dann würde ich sagen, das bin ich nicht!“)

Weblinks


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