Schockerseite

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Als Internet-Phänomen (auch Internet-Hype) wird das meist nur wenige Tage oder Wochen anhaltende starke Interesse von Menschen an einzelnen Websites und primär über das Internet ausgetauschten Bild-, Ton- und Filmdateien bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung von Internet-Phänomenen

Das Interesse der Nutzer im Rahmen eines Internet-Phänomens macht sich an verschiedenen Arten des sogenannten „Content“ fest (Beispiele s. u.), dazu gehören u. a. Flash-Animationen, Kurzfilme, Bilder, Audiobeiträge, Blogs und ganze Websites. Die Inhalte können humoristischer, satirischer oder „grusliger“ Natur sein, ihre Intention umfasst neben künstlerischer Verwirklichung, dem Versuch einer solchen und Werbung auch Selbstdarstellung und Propaganda. Der Ersteller zeichnet sich oft für die Einstellung der Inhalte in das Medium Internet verantwortlich, die Veröffentlichung kann allerdings auch ohne Wissen und Zustimmung der dargestellten Personen erfolgen.

Mit der zunehmenden Verbreitung des Internets im privaten und gewerblichen Umfeld und dessen Etablierung als Massenmedium seit Mitte der 1990er Jahre nahmen die Möglichkeiten Einzelner, Informationen schnell und nahezu kostenlos zu verbreiten, sprunghaft zu. Über Websites, Formen des Chats, Massenversand von E-Mails, Blogs, Wikis, Internet-Fernsehen etc. bietet sich die Möglichkeit, mittels Hyperlinks auf Inhalte aufmerksam zu machen, das gelegentliche Aufgreifen etablierter Massenmedien forciert das Publikumsinteresse. Der Austausch von Dateien wurde darüber hinaus auch durch die verschiedenen Möglichkeiten des gemeinsamen Datenzugriffs und Websites, die das Einstellen von Kurzfilmen und Bildern durch Nutzer gestatten, ohne dass dieser über eigenen Speicherplatz auf einem Server verfügen muss, vereinfacht. Auch die zunehmende Verfügbarkeit von digitaler Aufnahmetechniker (Camcorder, Digitalkameras, Webcams) sowie die zur Verarbeitung notwendige Hard- und Software ermöglicht und vereinfacht die Erstellung von Bildern, Videos und Tonaufnahmen außerhalb eines professionellen Umfeldes.

Ein Internet-Phänomen kann national oder international Resonanz finden.

Beispiele

Ereignisse

  • Der Kopfstoß von Zinédine Zidane gegen Marco Materazzi im Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 löste im Internet eine große Resonanz aus. Focus-Online berichtete, dass neben Spielen, bei denen man so vielen italienischen Fußballspielern wie möglich einen Kopfstoß geben muss, auch Szenen auf offener Straße nachgestellt, gefilmt und ins Netz gestellt wurden.[1]

Selbstdarsteller

  • Andy Milonakis erlangte durch kurze Videos, die er selber vor der Webcam gedreht hat, schnell weltweite Bekanntheit. Der Kult um ihn entwickelte sich in so großem Maße, dass er bei MTV eine eigene Comedyshow (The Andy Milonakis Show) bekam, welche auch in Deutschland ausgestrahlt wurde. Die Sendung wurde in Deutschland nach wenigen Folgen wieder abgesetzt. In den USA wurden bereits drei Staffeln ausgestrahlt.
  • Das Video des „Star Wars Kid“ der mit seiner Videokamera Privataufnahmen seiner Kampfbewegungen macht, die die des Darth Maul aus Star Wars nachahmen. Die Aufnahmen gelangten durch einen Schulkameraden ins Internet.[2]

Musik

  • Das Video zum Lied Wo bist du mein Sonnenlicht von Grup Tekkan, einer Gruppe in ihrer Freizeit musizierender türkischer Jugendlicher, hatte durchschlagenden Erfolg, der weniger in den musikalischen Qualitäten der Jugendlichen als in der humoristischen Note begründet war. Das Video kursierte zunächst im Internet, war dann aber auch im Fernsehen in der Sendung TV total (ProSieben) zu sehen.[3]
  • Die Liedperformance „Kleiner Hai“ von Alemuel wurde nach der Veröffentlichung des Videos von einer Vielzahl von Benutzern in eigener Version nachgeahmt und als Antwort ins Netz gestellt. Schließlich erhielt Alemuel für das Lied sogar einen Plattenvertrag.
  • Die im Abspann der Anime-Fernsehserie Die Melancholie der Haruhi Suzumiya gezeigte Animation zu dem Titel „Hare Hare Yukai“ wurde ebenfalls ein Internet-Phänomen. Es existieren zahlreiche Parodien und von Fans erstellte Videos, die sich auf die Musik und/oder die Choreografie beziehen.[4] Der Lizenzbesitzer Kadokawa Shoten nutzt diese Entwicklung für ein millionenschweres Experiment um die Medienwirksamkeit zu überprüfen und versucht die Fans bei der Legalisierung der Videos, die teilweise millionenfach angesehen wurden, zu unterstützen.[5]

Filme

  • „Prank-Flash“, „Screamer“ oder „Shock-Flash“ sind die Bezeichnung einer etwas länger anhaltende Trendwelle von Flash-Animationen, in denen der Betrachter zuerst durch eine normale Geschichte mit leiser Musik abgelenkt wird bzw. angehalten wird, sich auf subtile Details zu konzentrieren, bis plötzlich aus dem Nichts eine „Horrorfratze“ mit tösendem Geschrei auftaucht und den Betrachter erschreckt. Die Fernsehwerbung für das Kaffee-Misch-Getränk „K-Fee“ griff dieses Konzept auf.[6]
  • „Animutation“, ein Animationstrend innerhalb der Flash-Szene, in der mit möglichst wenig Aufwand möglichst viele bunte Bilder des Zeitgeschehens wahllos aneinander gereiht werden, untermalt mit meistens japanischer Dance-Musik.
  • Neusynchronisierungen: Filmklassiker werden auf alberne Weise neu synchronisiert, z.B. Sinnlos im Weltraum (eine Parodie auf Star Trek), Lord of the Weed (eine Parodie auf Herr der Ringe).

Werbung

  • Die Werbewirtschaft versucht, das Auftreten dieses starken Nutzerinteresses im Rahmen des viralen Marketings zu nutzen. Werbebotschaften werden so kostenneutral, beispielsweise als „Spaßvideo“ oder Blog getarnt, durch Internetnutzer verbreitet. Auch Computerspiele wie Moorhuhn (Werbung für eine Whisky-Marke), die zum kostenlosen herunterladen stehen und zur Weiterempfehlung anregen, fallen in diese Kategorie.[7]

Sonstiges

  • Sex mit Cousine: Ein Webradio-Moderator liest einen Forumsbeitrag vor, welcher aufgenommen und durchs Internet rasend schnell verbreitet wurde.[8]
  • Schockerseite, eine Website auf deren Startseite direkt ein „obszönes“ Bild gezeigt wird. Der Link wird als harmlose Empfehlung über E-Mail etc. verbreitet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Focus Online 14. Juli 2006 Hype um Zidanes Kopfstoß im Netz
  2. Text: Netzwelt Internetstars: Von Star Wars Kids und Lonelygirls
  3. Die Welt 15. August 2006: Youtube-Videos, die man sehen muß
  4. Akiko Kashiwagi: Japan Too, YouTube?. In: Newsweek International. 4. September 2006. Archiviert vom Original am 15. Oktober 2006. Abgerufen am 11. Dezember 2008.
  5. Kenji Hall: Japanese Anime Studio Embraces YouTube Pirates. In: BusinessWeek. 5. August 2008. Abgerufen am 27. Dezember 2008. (englisch)
  6. Beispiel einer Animation
  7. FAZ Online 5. März 2006 Hier schreibt sogar der Vorstandschef
  8. Sex mit Cousine

Weblinks


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