Schoppen

Schoppen

Ein Schoppen – zuerst ein niederdeutsches Wort, das ins Französische entlehnt und von dort ins Oberdeutsche rückentlehnt worden und verwandt mit schöpfen ist – ist ursprünglich ein Gefäß für Flüssigkeiten, später ein Hohl- bzw. Raummaß für Getränke. Traditionell ist ein Schoppen die Hälfte einer Pinte oder ein Viertel einer Maß.

Der französische Schoppen (la chopine, chopaine) entsprach 476,073 Milliliter (= 1/72 Kubik-Königsfuß), sonst meist 1/100 bis 1/120 normale Kubikfuß und damit zwischen einem Viertel- und einem halben Liter.

Im deutschsprachigen Raum umfasste der Schoppen im 19. Jahrhundert in Baden und der Schweiz 0,375 l, in Württemberg 0,459 l und in der Pfalz 0,35-0,4 l. Als die nichtmetrischen Maße in Süddeutschland 1872 von den metrischen abgelöst wurden, galt bis 1884 der Schoppen als offizielle Bezeichnung für 0,5 l. In der Schweiz war der Schoppen (0,375 l) bis 1877 amtlich.

Heutiger Gebrauch

In der Schankwirtschaft ging – wie bei der Maß/Maßkrug – die Bedeutung im Laufe der Zeit vom Maß- oder Trinkgefäß auf das in der Regel alkoholische Getränk selbst über.

So bezeichnet „ein Schoppen“ manchmal je nach Region einen Viertelliter oder einen halben Liter Wein, ohne dass der eigentliche Inhalt – also der Wein – explizit genannt werden muss. Teilweise ging die Bindung an das Raummaß verloren. Anders als bei der Maß variiert die konkrete Bedeutung regional und lokal bezüglich Getränk und Menge: ein Viertel- oder ein halber Liter. Je nach dem, wo man seinen Schoppen bestellt, erhält man ein Glas Bier, ein Glas Apfelwein oder etwas anderes.

Pfälzer Schoppen

Im pfälzischen und im alemannischen Sprachraum bezeichnet „Schoppen“ heute meist einen halben Liter, in Rheinhessen teilweise 0,4 Liter einer alkoholischen Flüssigkeit. Dieser Schoppen kann in einem „Schoppenglas“ mit zylindrischer Form und glatter Außenseite oder in einem „Dubbeglas“ in der Form eines umgekehrten Kegelstumpfes mit kreisförmigen Vertiefungen ausgeschenkt werden.

Wer im fränkischen Weinland einen Schoppen bestellt, erhält einen Viertelliter Wein. Dieser wird je nach Anlass und Qualität des Weins entweder im Römer, im Henkelglas oder im schlichten henkellosen Standardglas (Willybecher) gereicht. Die traditionelle Flaschenform in Franken, der Bocksbeutel, fasst drei Schoppen. Umgangssprachlich bezeichnet man einen Weintrinker in Franken auch als „Schoppenfetzer“, im süd-, mittel- und rheinhessischen Sprachraum als "Schoppenpetzer" oder "Schoppenstecher".

Beim Wort „Kinderschoppen“ wurde die Maßeinheit auf das Gefäß, das die entsprechende Einheit hält, übertragen. Das erste Trinkgefäß für Kleinkinder mit einem durchbohrten Gummischnuller als Trinköffnung trägt die Bezeichnung Schoppen. In der Schweiz wird der Begriff Schoppen fast ausschließlich in dieser Bedeutung verwendet und kann für das leere oder volle Gefäß stehen. Das leere Gefäß wird auch als Schoppenflasche bezeichnet.

Siehe auch

Weblink


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schoppen — * Schoppen, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen wenig gehöret wird, im Oberdeutschen aber für stopfen sehr gangbar ist, besonders von dem Stopfen mit einem weichen Körper. Groß not Sy allda erlitten, Ee Sy den segel zerschnitten, Mit dem und …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Schoppen — est un village de Belgique, situé dans les Cantons de l Est dans la commune d Amblève. Karl Heinz Lambertz, ministre président de la Communauté germanophone de Belgique, y est né en 1952. v · Amblève Sections  …   Wikipédia en Français

  • schoppen — Vsw vollstopfen per. Wortschatz obd. (13. Jh.), mhd. schoppen, schopfen Stammwort. Intensivbildung zu schieben. deutsch s. schieben …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Schoppen — Schoppen: Das Hohlmaß für Getränke (ein Viertelliter, auch ein halber Liter) ist ursprünglich der Inhalt eines Schöpfgefäßes der Brauer. Mnd. schōpe‹n› »Schöpfkelle«, das wie gleichbed. mhd. schuofe ablautend zu ↑ Schaff gehört, wurde im 12. Jh …   Das Herkunftswörterbuch

  • Schoppen — Schoppen, 1) so v.w. Schuppen; 2) ein hohles Gefäß; 3) in Süddeutschland u. der Schweiz ein Maß, bes. für Wein, gewöhnlich. 1/4 od. 1/2 Maß, auf dem linken deutschen Rheinufer 1/2 Litre, s. die betreffenden Länder u. mehre Schweizercantone …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Schöppen — Schöppen, s. Schöffengerichte …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schoppen — (v. lat. scaphium, Trinkgeschirr), früher süddeutsches Flüssigkeitsmaß, = 1/4 Maaß: in Kassel für Wein = 0,487 und für Bier = 0,546 Lit., alter S. in Frankfurt = 0,448 und junger = 0,398 L., in Württemberg = 1 Quart, in Baden 21/2 Glas und in der …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schöppen — Schöppen, s. Schöffen. – Schöppenstuhl, Kollegium von Rechtsgelehrten, das unter Zuziehung von Sachverständigen gleich einer Juristenfakultät für die Gerichte des In und Auslandes auf Ersuchen Urteile verfaßte. – Vgl. Stölzel (2 Bde., 1901) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Schoppen — Schoppen, früheres Flüssigkeitsmaß, etwa der halben Weinflasche entsprechend; gewöhnlich 1/4 der Maß; 1868 84 in Deutschland Bezeichnung des halben Liters …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Schöppen — Schöppen, s. Schöffen …   Herders Conversations-Lexikon

  • Schoppen — Schoppen, Hohlmaß in Württemberg, Baden u. der Schweiz = etc. Maß …   Herders Conversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”