- Schreibmaschinen-Kugelkopf
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Als Schreibmaschinen-Kugelkopf (seltener: Typenkopf) bezeichnet man einen Teil einer Schreibmaschine besonderer Bauart. Auf dieser beweglichen, steuerbaren Kugel sind alle Zeichen des Zeichensatzes – in mehreren Ebenen über den gesamten Umfang – angeordnet. Der Kugelkopf (Spitzname: „Trotzköpfchen“) schlägt durch das Farbband der Schreibmaschine gegen das Papier, das glatt über einer Gummiwalze liegt und druckt so bei jedem Tastenanschlag jeweils ein Zeichen (Impact-Drucker).
Eingeführt wurde der Kugelkopf im IBM Selectric typewriter am 31. Juli 1961.[1]
Inhaltsverzeichnis
Funktion
Ein Kugelkopf ist hohl, an seinen Polen abgeflacht und hat i. d. R. vier (oder fünf) Ebenen (vergleichbar den Breitenkreisen), auf denen die Lettern so angeordnet sind, dass die Hauptebene (sozusagen der Äquator) ohne zusätzliche Nickbewegung direkt auftreffen kann. Durch jeweils geänderte Neigewinkel (zum Anschlagzeitpunkt) können die beiden darüber oder darunter liegenden Ebenen angesteuert werden. Eine zusätzliche horizontale Auslenkung (quasi vom Nullmeridian) um bis zu ±90° wählt schließlich das zu druckende Zeichen dieser Druckhemisphäre aus. Die andere wird durch Niederhalten der Umschalttaste (Shift) angesteuert – dadurch dreht sich der Kugelkopf gesondert um 180° um seine Vertikalachse – und die restlichen Positionen können erreicht werden. Sinnvollerweise ordnet man das häufigste Druckzeichen bei 0° auf „dem Äquator“ an. Der „Nordpol“ enthält die Verriegelungsmechanik samt Anfasser mit Beschriftung, der „Süden“ ist hingegen offen und schließt mit einem Mitnehmerkranz von Zacken zum genauen Einrasten im Widerlager ab.
Bei einer Gesamthöhe von 27 mm (Zackenspitzen bis Kappe) und einem maximalen Außendurchmesser (Hauptebene) von knapp 35 mm (Typenabhängig) wiegt ein (IBM) Kugelkopf 10,2 g.
Bei einer elektro-mechanischen Kugelkopf-Schreibmaschine können wenige Tasten (Bindestrich, Unterstreichungsstrich, =, Punkt und X) gegen einen Widerstand tiefer eingedrückt werden und lösen Dauerdruck (mit Höchstgeschwindigkeit automatisch wiederholtes Drucken des gewählten Zeichens) aus. Die technisch erreichbare Obergrenze liegt bei maximal 960 Anschlägen pro Minute.
Besonderheiten
Das Revolutionäre an der Kugelkopftechnik war, dass sich mit einem Handgriff (genau wie beim später entwickelten Typenrad) alle Typen gemeinsam austauschen ließen – und damit sowohl die Schriftart als auch die Zeichenhöhe; dies lässt sich sogar innerhalb eines zu schreibenden Wortes ausführen, um z. B. Sonderzeichen von einem anderen Kopf zu ergänzen. Die Laufweite lässt sich zusätzlich anpassen, meist gebräuchlich sind 10, 12 und 15 Zeichen pro Inch oder – selten verfügbar – Proportionalschrift. Nebenbei konnten sich, selbst beim Schnellschreiben, keine Typenhebel mehr verhaken. Daher wurde die Kugelkopf-Schreibmaschine in der Werbung oft als „Sekretärinnen-Traum“ bezeichnet.
Die Abgrenzung zu verwandten historischen Typenträgern ist im Artikel Typenrad beschrieben.
Systeme
Prinzipiell unterscheiden sich zwei Systeme: Wie bei der herkömmlichen mechanischen oder elektro-mechanischen Schreibmaschine ein beweglicher Papiertransportwagen bei stationärer Kopfposition (Olivetti) – und ein unbewegter Papiertransport kombiniert mit einem beweglich Kugelkopfträgerwagen (IBM) über vier Stahlbänder bewegt und gesteuert. Diese letzte Art erfordert weniger Platzbedarf am Aufstellungsort und verringert die Gefahr von Papierstaus bei unbeobachtetem Betrieb, denn optional verfügen diese Maschinen über eine (Parallel-)Schnittstelle zur direkten Ansteuerung durch Computer. Der Papiervorschub kann wahlweise (für Einzelblätter) durch herkömmliche Andruckwalzen erfolgen oder – wie im Falle von Protokolldrucken auf Endlospapier – über eine Stachelradwalze.
Da ein mechanischer Antrieb erforderlich ist, verfügen alle Kugelkopf-Schreibmaschinen über mindestens einen Elektromotor. Bereits 1898 gab es aber bereits eine rein mechanische Schreibmaschine, die Blickensderfer Nr. 5. Sie arbeitet mit einem Typenzylinder, der als Vorläufer des Kugelkopfes angesehen werden kann. Die horizontale Verschiebung in drei Ebenen entspricht hier der Kippbewegung des Kugelkopfs.
Die Steuerung war am Anfang rein elektrisch, d. h. der Tastenanschlag steuert direkt den Kugelkopf. Später kamen elektronische Modelle auf den Markt, die den Anschlag zunächst in einem Zwischenspeicher (Cache) speicherten und aus diesem heraus den Kugelkopf steuerten. Geübte Schreibkräfte konnten nun schneller schreiben als die Maschine drucken konnte.
Weblinks
So funktioniert eine IBM Kugelkopf Schreibmaschine (mit Bildern):
Einzelnachweise
Kategorien:- Schreibmaschine
- Historisches Gerät
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