Schreinsbücher

Schreinsbücher
Schreinskarte, St. Laurenz, Köln, nach 1130

Als Schreinsbücher bezeichnet man die mittelalterlichen Kölner Verzeichnisse von Grundstücksgeschäften. Sie wurden seit ca. 1130 in den Gemeinden der Stadt geführt. Diese Praxis wurde im Herbst 1798 durch die französischen Behörden aufgehoben. Die Aufzeichnungen der Schreinsbücher beziehen sich auf Käufe, Vererbungen, Teilungen, Schenkungen, Verpfändungen sowie auf Übertragung von beschränkt dinglichen Rechten.

Im Mittelalter bezeichnete man Truhen, in denen Wertgegenstände aufbewahrt wurden, als Schreine. In den Truhen der Kölner Kirchspiele wurden Urkunden, Pergamentbögen oder Bücher aufbewahrt, die Liegenschaftsgeschäfte betrafen, so dass die Bezeichnung auf diese Aufzeichnungen übergegangen ist.

Neben Köln sind seit Ende 12. Jahrhunderts auch in Metz (Amandellerie) und in Andernach Schreinsbücher verwendet worden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach einfachen Anfängen um 1130 in der Altstadtgemeinde St. Laurenz begannen die Bürger der Pfarrei Klein St. Martin um 1136/37 in Abwesenheit des Stadtherrn systematisch Liegenschaftsgeschäfte auf Pergamentbögen zu notieren (sog. Schreinskarten). Seit 1138/39 wurden solche Pergamentbögen in allen Sondergemeinden geführt. Seit dem 2. Viertel des 13. Jh. lösten Bücher die Pergamentbögen ab. Überliefert sind 86 Schreinskarten und 514 Bücher, davon allein 294, die vor 1500 angelegt wurden.

Während im 12. Jh. die Einträge auf der Schreinskarte noch keine eigene Beweiskraft hatten und nur zur Beweiserleichterung dienten, wurde seit der Jahrhundertwende in steigendem Maße der Schreinsbucheintrag gleichwertig neben dem mündlichen Zeugnis behandelt und seit der Mitte des 13. Jahrhunderts sogar als diesem überlegen betrachtet. So wurde ab dem 14. Jh. der Schreinsbucheintrag zu einem rechtsetzenden Akt. Die Beweiskraft wurde endgültig in der Schreinsordnung von 1473 festgelegt. Das Rechtsgeschäft war nach einem Jahr ohne Einspruch verbindlich. Das Liegenschaftsgeschäft wurde auf freiwilliger Basis eingetragen, aber die Anschreinung wurde bald zur Regel, obwohl es auch schreinsfreie Grundstücke gab. Seit dem ausgehenden 12. Jh. verwalteten nicht mehr die Meister und Geburen der Kölner Sondergemeinden die Schreinsbücher sondern genossenschaftlich organisierte Amtsleute. Diese wählten einen Ausschuss, der die Schreine verwaltete. Seit der 1. Hälfte des 14. Jh. ging diese Aufgabe an die Schreinsmeister über. Der Versuch des städtischen Schöffengremiums, das Schreinswesen zu zentralisieren, schlug fehl.

Die Schreinsbücher in Köln stellen die ältesten deutschen Zeugnisse geregelter Aufzeichnungen über Veränderungen an Liegenschaften dar, und können damit als das älteste Beispiel eines Grundbuchs betrachtet werden.

Vom Einsturz des Stadtarchivs am 3. März 2009 sind auch die Schreinsbücher betroffen. Vier Wochen nach dem Archiveinsturz seien bei den Bergungsarbeiten nach Aussage von Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia die Schreinskarten und -bücher inzwischen „weitgehend vollständig aufgetaucht, wenn auch nicht alle in gutem Zustand.“[1]

Literatur

Wolfgang Herborn: Artikel "Schreinswesen, -buch, -karte". In: Lexikon des Mittelalters, Band 7, LexMA-Verlag, München 1995, Sp. 1557–1559.

Hans Planitz und Thea Byken (Hrsg.): "Die Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts". Böhlau, Weimar 1937, (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, 46).

Klaus Militzer: “Schreinseintragungen und Notariatsinstrumente in Köln”. In: Notariado público y documento privado: de los orígenes al siglo XIV. Actas del VII Congreso Internacional de Diplomática. Valencia, (1986) Conselleria de Cultura, Educación i Ciència, Generalitat Valenciana, 1989.

Cybele Crossetti de Almeida: “Os Schreinsbücher como fonte genealógica e de História social: limites e perspectivas”. In: MALEVAL, M. A. T. (Org.), Atas do III. Encontro Internacional de Estudos Medievais da ABREM. Rio de Janeiro, Ed. Ágora da Ilha, 2001, p. 191-197 abrem.org

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Interview mit Archivdirektorin Schmidt-Czaia zum Stand der Bergungsarbeiten, WDR, 31. März 2009

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