Schwabsburg

Schwabsburg
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Nierstein
Nierstein
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Nierstein hervorgehoben
49.8694444444448.337584Koordinaten: 49° 52′ N, 8° 20′ O
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Mainz-Bingen
Verbandsgemeinde: Nierstein-Oppenheim
Höhe: 84 m ü. NN
Fläche: 19,34 km²
Einwohner: 7874 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 407 Einwohner je km²
Postleitzahl: 55283
Vorwahl: 06133
Kfz-Kennzeichen: MZ
Gemeindeschlüssel: 07 3 39 043
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Sant` -Ambrogio-Ring 33
55276 Oppenheim
Webpräsenz:
Ortsbürgermeister: Thomas Günther (CDU)
Luftaufnahme 2007
Kilianskirche im Weinberg
Ansicht von Schwabsburg und Nierstein nach Merian

Nierstein ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Nierstein liegt in Rheinhessen am Rhein, zwischen Mainz und Worms. Nachbargemeinden sind Dexheim, Dienheim, Nackenheim und Oppenheim. In Nierstein mündet der Flügelsbach in den Rhein.

Ausdehnung des Ortsgebiets

Geologie

Um Nierstein treten Abschnitte des Perm (Rotliegend-Zeit) zu Tage, in denen 290 Millionen Jahre alte Tierfährten erkennbar sind. Oberhalb von Nierstein liegt eine als „Roter Hang“ bezeichnete Steillage aus rotem Tonschiefer, die sich vom nördlichen Nackenheim bis zum westlichen Schwabsburg hin erstreckt.

Geschichte

Vor 2000 Jahren befand sich an der Stelle des heutigen Nierstein eine römische Siedlung, die den Namen Bauconica Nova trug. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Nierstein im Jahre 742. Anlass war die Schenkung eines Weinberges an das Kloster Lorsch durch den fränkischen König Karlmann. Die hierbei erwähnte Glöck gilt als älteste namentlich bekannte Weinbergslage in Deutschland. 1451 werden Weingärten der Grafen von Katzenelnbogen in der Walpe erwähnt.

Eingemeindungen

  • Schwabsburg (1. Juli 1970)

Der Name Schwabsburg übertrug sich von der Burg [1] der im Schwabenland beheimateten Stauferkaiser auf die vorher schon vorhandene Siedlung in der Mark Nierstein. Im Mittelalter bildeten die Dörfer Dexheim, Schwabsburg und Nierstein eine Gemeinde, die vom Niersteiner Rittergericht verwaltet wurde. Die Gemeinde war dem Reich unmittelbar unterstellt. Nach 1400 kamen diese Orte unter die Herrschaft von Kurpfalz und verloren damit ihre Reichsfreiheit.

Politik

Bürgermeister ist Thomas Günther von der CDU. Der Gemeinderat setzt sich wie folgt zusammen:

  • CDU - 11 Gemeinderatssitze
  • SPD - 6 Gemeinderatssitze
  • FDP - 2 Gemeinderatssitze
  • NEU (Wählergruppe Nierstein Engagiert und Unabhängig) - 2 Gemeinderatssitze
  • FWG (Freie Wähler Gemeinschaft) - 2 Gemeinderatssitze
  • WGK (Wählergruppe Kempener) - 1 Gemeinderatssitz

Städtepartnerschaften

Städtepartnerschaften bestehen mit Gevrey-Chambertin (seit dem 1. September 1963) und Freyburg.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Die Amateurpaläontologen Arnulf Stapf (Vater) und Harald Stapf (Sohn) zeigen in dem von ihnen aufgebauten Paläontologisches Museum Nierstein seltene Fußabdrücke von Insekten, Amphibien und Reptilien aus dem Perm (Geologie) sowie Fossilien aus aller Welt. Da es sich zum Teil um Unikate handelt, wird die sehenswerte Einrichtung gerne von internationalen Spezialisten aufgesucht. [1]

Bauwerke

Marktplatz
Blick vom Roten Hang auf die Martinskirche

Ortskern und Adelshöfe: Der alte Ortskern des ehemals freien Reichsdorfes Nierstein besteht aus dem Dreieck Marktplatz, Fronhof und Tempelhof, das die mit einer Wehrmauer umgebene evangelischen Martinskirche [1] umschließt, an deren Stelle früher das fränkische Verwaltungszentrum (Saal), die karolingische Pfalz und der ottonische Königshof stand. Barocke Adelshöfe bestimmen das Straßenbild und erinnern an eine mittelalterliche Epoche Niersteiner Ortsgeschichte, als etwa zwei Dutzend Adelsfamilien als reichsunmittelbarer Lehensträger hier ansässig waren und über die Reichsämter des Vogtes, des Schultheißen oder der Burgmannen, als Schöffen des Rittergerichts oder des kirchlichen Sendgerichts das Geschehen bestimmten. Die Höfe waren und sind es heute meist noch untereinander und mit dem Königshof durch ein verzweigtes unterirdisches System von Verteidigungsgängen miteinander verbunden. Hervorzuheben sind die ehemaligen Adelshäuser der Freiherrn von Knebel bzw. Hundt von Saulheim (ältestes Fachwerkhaus) sowie der Familien Knebel von Katzenelnbogen und Waldbott von Bassenheim, der Metternich'sche Hof (älteste Hofanlage), der Haxthäuser Hof (barockes Herrenhaus), Torbogen und Seitenflügel vom Schloss von der Leyen und das Dalberg-Herding'sche Schloss (in der Hauskapelle sehenswerte Wand- und Deckenmalereien von Jakob Götzenberger im nazarenischen Stil [1] [2] .

Über der Gemeinde ist der Wartturm der höchste Aussichtspunkt in den Weinbergen. Zu seinem Bau verwendete man die Steine des abgebrochenen Königsstuhls zwischen Nierstein und Lörzweiler, wo 1024 die Fürstenversammlung Konrad II., zum ersten Salier auf dem deutschen Königsthron wählte. Die weithin sichtbare katholische Kilianskirche auf einem zum Rheintal vorspringenden Hügel bestimmt die Silhouette Niersteins, die allerdings heute noch durch hohe Fabrikgebäude einer ehemaligen Mälzerei beeinträchtigt wird. Nach dem geplanten Abriss der Fabrik und der geplanten Neugestaltung des Areals soll dann auch das auf dem Gelände der Mälzerei liegende ehemals Dalberg-Herdingsche Schloss (zumindest die sehenswerte Hauskapelle) wieder zugänglich gemacht werden.

Sironabad: 1802 entdeckte man am Südrand des Ortes beim Bahnübergang zum ehemaligen Steinbruch die Reste eines heute rund 2000 Jahre alten keltisch/römische Quellenheiligtums [1]. Der belgische Kaufmann Martin van der Velden pachtete das Gelände, ließ die insgesamt 4 Quellen (2 Süßwasser, 2 mineralhaltig, davon eine mit vergleichbaren Inhaltsstoffen wie die am Südhang des Taunus bei Weilbach gelegene anerkannte Heilquelle) in einer überdachten, hochwassergeschützten Trinkanlage fassen und verkaufte das Wasser in Deutschland, Belgien, Holland und sogar in Großbritannien.

Bei den Aufräumarbeiten kam neben der römischen Quellfassung ein Votivaltar zu Tage, den eine römische Offizierstochter Julia Frontina zum Dank für eine Heilung den keltischen Quell- und Heilgöttern Sirona und Grannus (römische Entsprechung: Apollo) gestiftet hatte.

Man fand außerdem ein Steinbecken mit inzwischen über die lange Zeit in Gips eingeschlossenen Münzen, die jedoch keine Gebrauchsspuren aufwiesen und offenbar von Geheilten in die Quelle gelegt worden waren. Die Prägungen stammten aus den Regierungszeiten der römischen Kaiser Domitian (86), Nerva (98), Trajan (100 und 112), Hadrian (118 und 119), Antoninus Pius (145), Gordianus III. (239 – 244), Postumus (267) und von Otacilia Severa, der Frau des Kaisers Philippus Arabs. Daraus kann man schließen, dass die Heilquelle von den Römern mindestens von 86 bis ins 3. Jahrhundert genutzt wurde.

In der Nähe von Nierstein befindet sich auf der anderen Rheinseite unweit der Verbindungsstraße Kornsand-Geinsheim bei 49° 52′ 11″ N, 8° 23′ 1″ O49.8697222222228.38361111111117 eine Sendeanlage für UKW des SWRs, die einen 138 Meter hohen, abgespannten Stahlfachwerkmast mit dreieckigem Querschnitt als Antennenträger verwendet. Dieser Sendemast war ursprünglich Bestandteil der Richtantenne des Bodenseesenders in Meßkirch-Rohrdorf. Er wurde in den 70er Jahren abgebaut und 1981 in Nierstein wiederaufgebaut.

Vereine

Der größte Verein der Gemeinde Nierstein ist der Turnverein Nierstein 1901 e.V. mit über 1000 Mitgliedern. Hier ist zu erwähnen, dass die Tanzgruppe „Magic Fire“ im Jahr 2005 neben dem Titel des Rheinland-Pfalz Meisters auch Deutscher Meister, sowie Europameister in der Kategorie Schautanz Charakter Jugend wurde. Ebenfalls erfolgreich ist die 1. Mannschaft der Handballabteilung des TV Nierstein, die in der Saison 2006/2007 die Meisterschaft der Kreisliga und somit den Aufstieg in die Verbandsliga perfekt machte. Die Gemeinde Nierstein-Schwabsburg bieten Interessierten in einer Vielzahl von Vereinen die Möglichkeit, gemeinsam einem Hobby nachzugehen. Besonders hervorgehoben sei hier der 1. FC Schwabsburg 1958 e.V., der seinen Schwerpunkt in die Jugendarbeit gelegt hat, sowie der Turnverein 1903 Schwabsburg und der Männergesangverein 1884 Schwabsburg. Auch der CVJM Nierstein ist stark in der Jugendarbeit vertreten und bietet sogar eigene Sport- und Musikarbeit an.

Regelmäßige Veranstaltungen

Blick vom Roten Hang auf St. Kilian

In jedem Jahr findet am ersten Wochenende im August das Winzerfest statt. Bis vor einigen Jahren war es überregional bekannt für ein auf dem Marktplatz errichtetes historisches Weindorf in der Art einer großen Burg. Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die fällig gewordene Renovierung der Bauten jedoch aus finanziellen Gründen abgelehnt und das Erscheinungsbild wurde zunehmend anderen Weinfesten der Region mit vielen einzelnen Weinständen angepasst.

An allen Wochenenden der Saison, insbesondere jedoch an Festwochenenden, werden touristische Weinbergsrundfahrten durchgeführt. In extra dafür hergerichteten Anhängern werden Gruppen von bis zu 14 Gästen mit Traktoren zu den Weinbergslagen am Roten Hang gefahren, deren Wein sie unterwegs mit Weck und Worscht verköstigen können. (Rechtlich unterliegen die für die Rundfahrten eingesetzten Gespanne den Vorgaben und Beschränkungen zur Personenbeförderung auf Fahrzeugen für land- oder forstwirtschaftliche Zwecke, geregelt in der Straßenverkehrsordnung § 21 Abs. 2. Demnach sind diese Rundfahrten verboten. Denn es handelt sich weder um Personen, die hier zu landwirtschaftlichen Zwecken tätig sind, noch wird regelmäßig die maximale Zahl von 8 Personen eingehalten. [3] Dennoch werden die Rundfahrten, trotz mehrerer Unfälle in anderen Regionen, toleriert.)

Größte
Weinbaugemeinden
im Anbaugebiet
Rang nach
Rebfläche
(innerhalb
von RLP)
Bestockte
Rebfläche
Rebsorten
Weißwein Rotwein
ha  %
  26228 67,4 32,6
Worms 3 1490 59,6 40,4
Nierstein 6 783 75,6 24,4
Alzey 8 769 69,0 30,1
Westhofen 9 764 68,7 31,3
Alsheim 10 704 69,3 30,7
Bechtheim 11 654 70,2 29,8
Ingelheim am Rhein 12 641 45,1 54,9
Flörsheim-Dalsheim 13 635 65,0 35,0
Bingen am Rhein 15 590 72,6 27,4
Saulheim 16 508 72,2 27,8
Osthofen 20 464 67,8 22,2
Guntersblum 21 461 71,8 28,2
Dittelsheim-Heßloch 23 446 68,6 31,4
Stadecken-Elsheim 24 433 69,2 30,8
Quelle: Weinbau 2005/2006.
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Bad Ems, Mai 2006.

Jährlich wiederkehrende Veranstaltungen in der Wein-Saison

  • Anfang Mai: Maibaumfest
  • Mitte Mai: Weinfest und Kerb im Stadtteil Schwabsburg
  • Mitte Juni: Weinpräsentation im Weinberg „Roter Hang“
  • Anfang Juli: Internationales Kulturfest
  • Anfang August: Historisches Winzerfest
  • Anfang September: Niersteiner Kerb und Weinfest
  • Mitte September: Tage der offenen Winzerhöfe und Weinkeller

Die genauen Daten sind hier aufgelistet.

Kulinarische Spezialitäten

Wingertsknorze, Fleischworscht, Worschtsupp und Rieslingsupp, Spundekäs und Handkäs mit Musik sind die bekanntesten Vertreter der regionalen Küche. Darüber hinaus bieten verschiedene Weingüter in ihren Strausswirtschaften regionsübergreifende Speisen an.

Wirtschaft und Infrastruktur

Weinbau

Nierstein ist erheblich geprägt vom Weinbau und mit 783 Hektar bestockter Rebfläche, davon 75,6 % Weißwein- und 24,4 % Rotweinsorten, nach Worms (1.490 Hektar) größte Weinbaugemeinde Rheinhessens und sechstgrößte Weinbaugemeinde in Rheinland-Pfalz. Die Gemeinde ist auch Namensgeber für den Bereich Nierstein.

siehe auch:

Tourismus

Zweitgrößter Wirtschaftszweig ist der Tourismus, neben zahlreichen Tagesbesuchern insbesondere ausgerichtet auf Wander- und Radtourismus. Die Gemeinde Nierstein-Schwabsburg zählt derzeit 7 Hotels und 24 Pensionen, viele davon in renovierten Winzerhöfen[4].

Verkehr

Durch Nierstein verläuft die Bundesstraße 9 die hier für den Transit-LKW gesperrt ist und es beginnt die Bundesstraße 420. Nierstein liegt an der Bahnstrecke Mainz–Ludwigshafen und hat in zentraler Lage einen Bahnhof.

Persönlichkeiten

  • Johann Wilhelm Wernher (* 1767; † 1827 in Nierstein) war Regierungsrat, Maire, Advokat, Geheimer Staatsrat und Gerichtspräsident und Winzer in Nierstein und wurde als Richter des Schinderhannesprozesses bekannt. Er erwarb 1804 den Rodensteiner/Haxthäuser Hof und machte ihn zum festen Sitz der Familie in Rheinhessen. Unter Johann Wilhelm Wernhers Nachkommen waren mehrere in der rheinhessischen Geschichtsforschung aktiv, namentlich in Nierstein und Oppenheim.

Söhne und Töchter der Gemeinde

Weblinks

Anmerkungen

  1. Bauwerke in Nierstein
  2. Hentschel, Straßenverkehrsrecht, Kommentar. 38. Aufl., § 21 StVO, Rdn. 11
  3. Hotels in Nierstein

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