Schweigegebot

Schweigegebot

Der Begriff Schweigegebot stammt aus dem biblischen bzw. theologisch-kirchlichen Sprachgebrauch. Er wird jedoch im alltäglichen Sprachgebrauch anders verwendet und verstanden, als in der theologischen Fachsprache und in der innerkirchlichen Auseinandersetzung der römisch-katholischen Kirche.

Theologisch-kirchlicher Sprachgebrauch

In der altorientalischen Gesellschaft – so auch im orthodoxen Judentum – war es unüblich, dass Frauen sich in politischen Belangen oder in Glaubensfragen in der Öffentlichkeit äußern konnten. Deshalb verwundert auch die Auffassung des zeitlebens unverheirateten Apostels Paulus nicht, dass die Frauen in der jüdisch-christlich geprägten Gemeinde schweigen sollen („paulinisches Schweigegebot“: 1. Korintherbrief 14,33).
Allerdings gab es neben dem ursprünglich streng jüdisch ausgerichteten Paulus (Saulus) offenbar auch stärker durch die jesuanische Lebenspraxis geprägte christliche Gemeindemitglieder, die den Frauen durchaus ein Mitspracherecht im Glauben und im Gemeindeleben zuerkannten.

Der theologische Fachbegriff „Messiasgeheimnis“ (siehe dazu: Evangelium nach Markus und Leben-Jesu-Forschung) verbindet die Wunder Jesu mit einem Schweigegebot. Das begeisterte Weitererzählen der Wunder durch die Geheilten selbst oder durch umstehende Zeugen könnte nämlich den Blick auf das Gesamtwirken Jesu verstellen und so seine Messianität verdecken. Jesus verbot also seinen Jüngern vor seinem Tod, ihn als den Christus zu verkünden. Bibelstellen, die das Schweigegebot enthalten, finden sich in Markus 1,34; 1,44; 3,12; 5,43; 7,36; 8,30; 9,9.

Die Kongregation für die Glaubenslehre der römisch-katholischen Kirche kann gegenüber Abweichlern im Glauben, die im kirchlichen Namen und Auftrag an Universitäten oder in Schulen lehren, ein „Publikationsverbot“ (auch Bußschweigen genannt) aussprechen, um sie damit zum Nachdenken und zur Umkehr bezüglich ihres Standpunktes zu bewegen.
Beispiel: 1985 erhielt der ehemalige Franziskanerpater und brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff u.a. wegen seines 1981 publizierten, kirchenkritischen Buches Kirche und Macht. Eine militante Ekklesiologie ein Rede- und Lehrverbot für ein Jahr.

Alltäglicher Sprachgebrauch

Im Alltag wird der Begriff Schweigegebot üblicherweise im Zusammenhang mit der Wahrung von (Geschäfts-)Geheimnissen benutzt. In Kreisen der organisierten Kriminalität dient er der Vertuschung von Verbrechen, wie zum Beispiel die „Omertà“ der sizilianischen Mafia.

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