Schweinsgalopp (Pratchett)

Schweinsgalopp (Pratchett)

Schweinsgalopp (englischer Originaltitel: Hogfather, wörtlich übersetzt „Schweinevater“) ist ein 1996 in englischer und 1998 in deutscher Sprache veröffentlichtes Buch aus der bis dahin 20 Romane umfassenden Scheibenwelt-Reihe von Terry Pratchett.

Schwerpunkt des Romans sind imaginäre Persönlichkeiten der Kindheit wie der Weihnachtsmann und die Zahnfee. Außerdem geht es um Aberglauben und zweifelhafte Erziehungsmethoden à la Heinrich Hoffmann („Konrad! sprach die Frau Mama“).

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Vielleicht angeregt von Tim Burtons Nightmare Before Christmas von 1993 lässt Terry Pratchett den Scheibenwelt-Tod in die Rolle des verschwundenen Schneevaters (im Original Hogfather, der Scheibenweltentsprechung des Weihnachtsmanns) schlüpfen, die dieser parallel zu seiner Entität wahrnimmt. Im Gegensatz zu Burtons Herrn des Spuks (Jack Skellington) ist der Tod der Scheibenwelt eine nüchterne, naive Persönlichkeit, der seine „Opfer“ verstehen lernen möchte und dabei vieles zu persönlich nimmt. Schuld an dem Verschwinden des Schneevaters sind die sogenannten Revisoren der Realität, die schon in Pratchetts Alles Sense (engl. Reaper Man) dem Tod ans Leder wollen. Die Revisoren verachten alles Lebende, weil es nicht berechenbar ist (sie sind die Verkörperungen der Naturgesetze und unbelebter Materie). Der Schneevater war ursprünglich ein Sonnengott – was als Anspielung auf die heidnischen Ursprünge des Weihnachtsfestes (Wintersonnenwende) verstanden werden kann. Wenn der Schneevater verschwunden bleibt, wird die Sonne nicht aufgehen, da beide von (Scheibenwelt-)Menschen so benannt werden: wenn niemand mehr an den Schneevater glaubt, gibt auch niemand mehr dem Stern den Namen Sonne. Also haben die Revisoren die Assassinengilde damit beauftragt, den Schneevater zu töten .(Vgl. „Die Gelehrten der Scheibenwelt“, „narrativer Imperativ“, „Lügen“ u. a.) So dringt ein Assassine mit Gehilfen in das Schloss der Zahnfee ein, denn wenn man einen Teil eines Menschen besitzt, kann man den Verstand des Betroffen kontrollieren. Sie wollen das Bewusstsein der Besitzer der gesammelten Zähne, die im Schloss lagern, so verändern, dass niemand mehr an den Schneevater glaubt, woraufhin dieser aufhören würde zu existieren.

Kommerzialisierung und Klischees des Weihnachtsfestes werden in absurden Szenen dargestellt. Der den Schneevater mimende Tod nimmt in einem Kaufhaus Ankh-Morporks den Platz ein der eigentlich für einen als Schneevater verkleideten Kaufhausangestellten reserviert ist. Statt künstlicher Schweine liegen dort nun echte, stinkende und urinierende Schweine. Die Kinder bekommen statt kleiner, unpersönlicher Präsente genau das, was sie sich zu Weihnachten wünschen, egal, wie teuer oder gefährlich diese Objekte sind. Da die Zahnfee (bei der es sich tatsächlich um den ersten Schwarzen Mann handelt) auch verschwunden ist, sieht sich Susanne Sto Helit (Tods Enkelin) gezwungen, der Sache auf den Grund zu gehen, wobei sie Hilfe durch den o Gott des Katzenjammers bekommt.

Das Fehlen des Schneevaters und der Einbruch ins Domizil der eigentlichen Zahnfee bewirken, dass bei jeder Erwähnung eines neuen Aberglaubens (etwa: „Habt ihr euch noch nie gefragt, woher eigentlich die Warzen kommen?“) augenblicklich eine entsprechende Wesenheit entsteht. Das Verschwinden des Schneevaters erzeugt nämlich ein Glaubensvakuum, das durch den Warzengnom, den Sockenfresser, den bereits erwähnten o Gott des Katzenjammers etc., gefüllt wird.

Mittlerweile ist der Assassine im Schloß der Zahnfee auf der Suche nach ebendieser und lässt sämtliche Türen öffnen. Dabei schrumpft seine Gruppe nach und nach immer mehr zusammen, da das Schloß sich selbst verteidigt. Es ist eine von Kindern geschaffene Welt, die deshalb nur von diesen ungefährdet betreten werden kann. Erwachsene dagegen verlieren nach einiger Zeit ihren Verstand, da ihre Kindheitsängste vom Schloß in reale Gestalten gepackt werden. Susanne erreicht den Ort zusammen mit dem o Gott des Katzenjammers kurz bevor die letzte Tür vollständig geöffnet werden kann. Dank des abrupten Seitenwechsels eines seiner Helfer kann sie den Assassinen besiegen und vom Balkon hinunterstürzen. Da in der von Kindern geschaffenen Welt jedoch kein Tod existiert, überlebt er und landet in der Unsichtbaren Universität der Zauberer. Zusammen mit dem Schwert des Todes, das er Susanne abgenommen hat, kann er entkommen. In der Zwischenzeit müssen Susanne und ihr Großvater den Schneevater vor den Revisoren retten. Diese verfolgen in der Gestalt von Wölfen einen Eber, der den Schneevater darstellen soll, wie er zu Beginn seiner Existenz war. Damit verstoßen sie jedoch gegen die Regeln, die auch den Tod und andere davon abhalten sollen, sich einzumischen, worauf sie prompt der Sense zum Opfer fallen. Der Schneevater ist gerettet und die Sonne geht wieder auf.

Zurück in dem Haus, in dem sie jetzt lebt, wird Susanne von dem Assassinen Jonathan Kaffetrinken (ausgesprochen: Kaffeh-trink-hen) überrascht. Letzten Endes ist er dem Tod und seiner Enkelin nicht gewachsen und stirbt. Als seine Seele seinen Körper verlässt, ist er glücklicher als jemals zuvor, da der Tod seinen Namen als einziger auf Anhieb richtig ausgesprochen hat. Hier zeigt sich eine Anspielung auf die Vernachlässigung von Kindern und die Gefahren, die daraus entstehen können.

Hogfather, der Film

Am 25. und 27. Dezember 2006 strahlte der zur British Sky Broadcasting Gesellschaft gehörende Fernsehsender Sky One eine zweiteilige TV-Adaption des Romans aus. Die aufwändige Verfilmung mit einem Budget von 6 Millionen Pfund[1] wurde in den Three Mills Studios in London gedreht und war die erste Sky-Eigenproduktion, welche gänzlich in High Definition-Technik aufgenommen wurde. Als Darsteller konnten – neben etlichen Nachwuchsschauspielern – unter anderem Joss Ackland (Mustrum Ridcully) und David Jason (Albert) gewonnen werden.

Die deutsch synchronisierte Version kam im Dezember 2007 in Deutschland auf DVD in den Handel, zeitgleich zur Ausstrahlung im deutschen Fernsehen am 25. Dezember auf ProSieben. Das deutsche Dialogbuch stammte von Masen Abou-Dakn und orientierte sich eng an der deutschen Romanfassung. [2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The Mob Film Co.: http://www.mobfilm.com/tv_drama_f1.htm. Stand 9. Januar 2008.
  2. Synchronisation, 22. September 2010

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