- Schweizer Bilderchroniken
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Die Schweizer Bilderchroniken sind eine Gruppe von Pergament- und Papierhandschriften aus dem späten 15. und dem frühen 16. Jahrhundert, die das Erstarken, die militärischen Erfolge, und den Aufstieg der Eidgenossenschaft zu einer politischen Macht in Europa für die urbane Elite dokumentieren. Für die Herstellung wurde auf die längst bekannten Techniken von Buchdruck und Holzschnitt verzichtet, und die Handschriften wurden als grosse Kostbarkeiten gehortet.
Der Vorläufer dieser Chroniken ist die im Original verlorene, im Jahre 1420 in Auftrag gegebene Berner Chronik des Ratsschreibers Konrad Justinger, die Ereignisse bis 1423 behandelt. Die späteren Chronisten übernahmen Justingers Schilderungen meist beinahe wörtlich. Eine Abschrift ist in Jena erhalten, die Raum für Abbildungen auszusparen scheint, so dass es möglich ist, dass bereits Justingers Chronik unter die Bilderchroniken zu zählen wäre.
Die älteste überlebende Bilderchronik ist die Tschachtlanchronik von 1470 der Berner Ratsherren Bendict Tschachtlan und Heinrich Dittlinger, eine Papierhandschrift mit 230 Abbildungen, heute aufbewahrt in der Zentralbibliothek Zürich. Für die Zeit nach 1423 stützt sie sich auf die Chronik des Schwyzers Hans Fründ (für die Zeit des Alten Zürichkriegs) sowie wahrscheinlich auf ein frühes Werk des älteren Diebold Schilling, der seit 1460 in Bern anwesend war. Von den 230 Abbildungen der Tschachtlanchronik stellen 200 Kriegsszenen dar, teilweise mit ermüdender Monotonie.
Die Berner Chronik von Diebold Schilling dem Älteren wurde wahrscheinlich 1474 in Auftrag gegeben, um die ungeheurelichen Ereignisse der Burgunderkriege zu dokumentieren. Der Spiezer Schilling entstand im Anschluss an die Amtliche Chronik und enthält eine gekürzte Textfassung. Die Grosse Burgunderchronik des älteren Schilling befindet sich heute in der Zentralbibliothek Zürich (deshalb auch «Zürcher Schilling») mit 199 Abbildungen; sie basiert möglicherweise auf einer unzensurierten Version der Amtlichen Chronik, und ist erweitert um die Jahre 1480–1484.
Diebold Schilling der Jüngere war der Sohn von Hans Schilling, Bruder des älteren Diebold. Seine Chronik, den sogenannten Luzerner Schilling, präsentierte er dem Rat der Stadt Luzern am 15. Januar 1515. Politisch steht der jüngere Schilling seinem Onkel diametral gegenüber, er prangert die franzosenfreundliche Politik der Eidgenossen, speziell der Berner und der gedruckten Chronik des Luzerners Petermann Etterlin von 1507 an, und er tendiert stattdessen in die Nähe des Habsburgers Maximilian, der ihn 1507 persönlich zum Reichstag nach Konstanz einlud. Der Luzerner Schilling berichtet aber nicht nur über hohe Politik und über Kriege, sondern etwa 30% der Abbildungen berichten auch «Vermischtes» über Verbrechen, Unglücksfälle und Magie.
Die Eidgenössische Chronik, die jüngste der Schweizer Bilderchroniken, stammt vom Bremgartner Chronisten Werner Schodoler (ca. 1520). Seine Quellen sind vor allem der Berner Schilling und Etterlins gedruckte Chronik. Eigenständiges berichtet er für die Zeit nach 1511, seine Schilderung der italienischen Kriege beruht wahrscheinlich auf eigener Anschauung.
Als Nachzügler können die Sammlungen von Christoph Silberysen (1576) und von Johann Jakob Wick («Wickiana», 1587) angesehen werden. Eine erfolgreiche Übertragung der Tradition der Bilderchroniken in den Druck gelang auch Johannes Stumpf (1547/48).
Siehe auch
Literatur
- Carl Pfaff, Die Welt der Schweizer Bilderchroniken, 1991
Weblinks
- Artikel Bilderchroniken im Historischen Lexikon der Schweiz
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