Schwindungsriss

Schwindungsriss

Schwindung ist die Volumenverringerung eines Materials oder Werkstückes, ohne dass Material entfernt wird und ohne dass Druck ausgeübt wird.

Schwindungsrisse in Holz

Schwindung tritt durch Trocknung, Abkühlung oder chemisch/physikalische Umbaumechanismen im Material statt.

Je nach Materialstruktur kann Schwindung auch anisotrop sein (z. B. Holz während der Trocknung).

Ist Schwindung inhomogen (z. B. bei bei Kühlung oder Trocknung von außen nach innen), können Schwindungsrisse entstehen, wenn die im Material entstehenden Zugspannungen dessen Zugfestigkeit übersteigen. Andernfalls können temporäre oder bei Duktilität latente Spannungen im Material entstehen.
Siehe hierzu auch Eigenspannung.

Inhaltsverzeichnis

Schwindung beim Gießen

Nach dem Gießen verkleinern sich Werkstücke beim Abkühlen auf Grund der Volumenänderung bei der Kristallisation und der Wärmedehnung um einen bestimmten Prozentsatz ihres Volumens, eine Schwindung findet statt. Dieser Wert ist je nach Material verschieden und wird bei der Urformwerkzeugherstellung (Modellbau) bereits mit berücksichtigt (siehe Werte der folgenden Tabelle). Die Schwindung erfolgt nach Erreichen der Solidustemperatur von Metalllegierungen bis Raumtemperatur. Dabei ist nicht nur das Material, sondern auch dessen Geometrie (Schwindungsbehinderung) für den exakten Wert der Schwindung in der Praxis bestimmend. So schwinden Stahl- gussstücke in einem Bereich von 1-3% unter praktischen Gießbedingungen.

So beträgt die Längsschwindung bei:

Gusswerkstoff Schwindmaß in %
Gusseisen mit Lamellengraphit 1 %
Gusseisen mit Kugelgraphit 0,5 % - 1,2 %
Weißer Temperguss 1,6 %
Schwarzer Temperguss 0,5 %
Aluminium 1,25 %
Kupfer 1,9 %
Messing, Bronze 1,5 %
Stahlguss 2 %
Kunststoff stark abhängig von Kunststofftyp und Verarbeitungsbedingungen – daher können keine absoluten Werte angegeben werden. Die Schwindung von Kunststoffen ist jedoch meist wesentlich höher als die von Metallen. Zumindest bei Kunststoffen entsteht die Schwindung durch eine zunehmende Kristallisation, die eine lokale Dichterhöhung bewirkt. Das Fehlen des Volumens bei gleicher Gestalt wird dann als Schwindung bezeichnet.
Keramik Auch in der Keramik bezeichnet man die Schrumpfung eines Werkstücks als Schwindung. Hierbei unterscheidet man zwischen der Schwindung bei der Trocknung, die durch die Verdunstung von Wasser entsteht und der Schwindung beim Brand. Die Schwindung kann Werte von über 10% erreichen.

Die Gussformen für die Werkstücke müssen je nach vergossenem Material um den Schwindungswert größer gebaut werden, damit man am Ende ein passgenaues Werkstück erhält. Im Formenbau werden dafür Messwerkzeuge verwendet, die den Schwundfaktor bereits berücksichtigen. So ist beispielsweise ein Metermaß im Formenbau einer Stahlgießerei 102 cm lang und ist in 100 cm-Teilchen (1000 mm-Teilchen) aufgeteilt.

Definition:

Schwindung = (Formteilmaß − Maß kaltes Werkstück) / Maß kaltes Werkstück * 100 %

Schwindung bei Gießharzen

Geringe Schwindung bei Gießharzen ist ein Qualitätskriterium, da ansonsten Einbauten unter Druckspannung geraten können und zu andere zu benetzenden Teilen Spalte entstehen können, wenn die Haftung nicht ausreicht. Bei Gießlingen der Elektrotechnik/Elektronik kann das zum Eindingen von Feuchtigkeit und zu verringerter Spannungsfestigkeit führen. Geraten magnetische Kerne unter Druckspannung, können sich ihre magnetischen Eigenschaften ändern. Sie werden daher teilweise gepolstert, das heißt, vor dem Verguss mit einer elastischen Zwischenschicht versehen.

Geringe Schwindung kann auch durch Füllstoffe erreicht werden.

Sonstiges

Urformen ohne Schwindung ist beispielsweise mit Amalgam möglich, was eine der Ursachen der im Vergleich zu Kunststoff guten Haltbarkeit damit hergestellter Zahnfüllungen ist.

Nur wenige Werkstoffe zeigen bei Erstarrung keine Schwindung, sondern gar eine Volumenzunahme. Dazu gehört neben Wasser beispielsweise Quellzement: Beton schwindet normalerweise, kann jedoch durch quellende Zusätze schwindungsfrei oder quellend eingestellt werden[1].

Siehe auch / Einzelnachweise

  1. http://www.baustoffchemie.de/quellzement/

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