- Sciarra Colonna
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Sciarra (eigentlich Giacomo) Colonna († 1329) war ein führendes Mitglied der einflussreichen römischen Adelsfamilie der Colonna. Sciarra war ein Anführer der "Ghibellinen" Roms, des lokalen Zweigs der eher papstfeindlichen und eher kaisertreuen politischen "Partei" Italiens, deren Gegenspieler die "Guelfen" waren.
Berühmt wurde er durch den Konflikt der Colonna mit Papst Bonifaz VIII. Im Verlauf des Konfliktes wurden ihm und anderen Mitgliedern der Familie Colonna am 23. Mai 1297 seine Besitztümer entzogen und er musste sich mit seinen Verwandten am 15. Oktober 1298 dem Papst unterwerfen. 1303 befand er sich am Hof des französischen Königs Philipp IV., der inzwischen seinerseits einen Machtkampf mit Papst Bonifaz begonnen hatte. Im selben Jahr wurde der Papst von Bewaffneten unter der Führung Sciarras sowie des französischen Kanzlers Guillaume de Nogaret in Anagni gefangen genommen, jedoch bald darauf von Bürgern der Stadt wieder befreit. Der Papst starb kurze Zeit später, möglicherweise an den Folgen des gewaltsamen Überfalls.
Der nächste Papst, Benedikt XI., exkommunizierte Sciarra und stellte ihn vor Gericht. Jedoch kam nach Benedikts Tod ein Parteigänger Frankreichs, Clemens V., auf den Stuhl Petri. Die Colonna wurden wieder in ihre Rechte eingesetzt.
Als Ghibelline begrüßte Sciarra etwas später den Italienzug des deutschen Kaisers Heinrichs VII. und stellte sich auf dessen Seite.
In den folgenden Jahren spielte er eine wichtige Rolle in der Politik Roms: 1312 und 1313 war er Senator, 1327 wurde er zum Capitano del Popolo gewählt. Er unterstützte in dieser Zeit den deutschen Kaiser Ludwig den Bayern, der sich in Rom von Vertretern des römischen Volkes – und eben nicht vom Papst – zum Kaiser krönen ließ. Unter ihnen war wahrscheinlich auch Sciarra. Als der Kaiser Rom verließ, musste Sciarra zusammen mit anderen Ghibellinen 1328 ebenfalls aus der Stadt fliehen. Er starb kurze Zeit später.
Literatur
- Fiorella Simoni Balis-Crema: Colonna, Giacomo. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 3, Artemis & Winkler, München/Zürich 1986, ISBN 3-7608-8903-4, Sp. 55.
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