- Sciarrino
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Salvatore Sciarrino (* 4. April 1947 in Palermo, Italien) ist ein zeitgenössischer italienischer Komponist, der besonders für seine Musiktheaterwerke bekannt ist.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Schon als kleines Kind hat sich Sciarrino mit den bildenden Künsten beschäftigt, sich jedoch allmählich von ihnen abgewandt, als er sein Interesse für Musik entdeckte. In einer autobiografischen Note verrät Sciarrino, dass er stolz ist, die Musik als Autodidakt erlernt und nie ein Konservatorium besucht zu haben. Unter der Anleitung von Antonino Titone begann er als Zwölfjähriger zu komponieren. Später studierte er bei Turi Belfiore. 1962 wurde im Rahmen der IV. Internationalen Woche Nuova Musica in Palermo zum ersten Mal ein Werk von ihm aufgeführt. Der Komponist selbst sieht die zwischen 1959 und 1965 entstandenen Werke allerdings als Resultat einer noch nicht abgeschlossenen Lehrzeit. Nach seiner Schulzeit am humanistischen Gymnasium ging er zuerst nach Rom und dann später nach Mailand.
Sciarrino war drei Jahre lang als künstlerischer Leiter des Teatro Comunale in Bologna tätig und hat auch an den Konservatorien in Mailand, Perugia und Florenz sowie bei Fortbildungskursen gelehrt. Seit einigen Jahren lebt er in Città di Castello, einer kleinen Stadt in Umbrien.
Werk
In seinen Werken beschäftigt er sich viel mit Obertönen, dem Klang und der „Farbe“ der Töne und der Stille.
Bekannt wurde Sciarrino jedoch besonders mit seinen antinaturalistisch und mystisch wirkenden Musiktheaterwerken. Die meisten Werke entstanden in den 1980er-Jahren für Sciarrinos „Theater der Körper”, die an die Performance-Erfahrungen der sechziger Jahre anknüpften.
In seiner Oper Luci mie traditrici, die 1998 uraufgeführt wurde, greift er das tragische Leben des italienischen Komponisten Carlo Gesualdo auf.
Seine Oper La porta della legge (Das Tor zum Gesetz), die am 25. April 2009 im Wuppertaler Opernhaus in der Inszenierung von Johannes Weigand uraufgeführt wurde, basiert auf der Parabel Vor dem Gesetz von Franz Kafka. Sciarrino läßt die Szene der Begegnung zwischen dem Türhüter und dem Einlasssuchenden wiederholen und ein drittes Mal beginnen, mit Variationen in Besetzung, Musik, Text und Szene, und gibt dem Werk den Untertitel quasi un monologo circulare (gleichsam ein kreisender Monolog).
Werke
- Sonata für zwei Klaviere (1966)
- Berceuse für Orchester (1967/69)
- Un'immagine di Arpocrate für Klavier und Orchester (1974-79)
- Tre notturni brillanti für Viola (1975)
- Il paese senz'alba (1975-76)
- Sei Capricci für Violine solo (1976)
- Il paese senza tramonto (1977)
- Fabbrica degli incantesimi, Zyklus für Flöte solo (1977-89)
- All'aure in una lontananza (1977)
- Hermes (1984)
- Canzona di ringraziamento (1985)
- Come vengono prodotti gli incantesimi (1985)
- Fra i testi dedicati alle nubi (1989)
- L'orizzonte luminoso di Aton (1989)
- Venere che le grazie la fioriscono (1989)
- Che sai guardiano della notte? für Klarinette und Kammerorchester (1979)
- Aspern Suite für Sopran und Ensemble (1979)
- Introduzione all'oscuro für 12 Instrumente (1981)
- Vanitas (1981)
- Efebo con radio für Orchester (1981)
- Centauro marino für Klarinette, Violine, Viola, Cello und Klavier (1984)
- Lo spazio inverso für Ensemble (1985)
- Allegoria della notte für Violine und Orchester (1985)
- Frammento e Adagio für Flöte und Orchester (1986)
- Esplorazione del bianco III für Schlagzeug (1986)
- Appendice alla perfezione für 14 Glocken (1986)
- Sonata III für Klavier (1987)
- Morte di Borromini für Orchester (1988)
- Lettura da lontano für Kontrabass und Orchester (1989)
- Morte a Venezia, Ballett in zwei Akten (1991)
- Frammento für Flöte und Orchester (1991)
- Sonata IV für Klavier (1992)
- Addio case al vento für Flöte solo (1993)
- L'alibi della parola für vier Männerstimmen (1994)
- Omaggio a Burri für Violine, Altflöte und Bassklarinette (1995)
- Muro d'orizzonte für Altflöte, Englischhorn und Bassklarinette (1996)
- I fuochi oltre la ragione für Orchester (1997)
- Infinito nero – estasi in un atto für Stimme und Ensemble (1997-98)
- Cantare con il silenzio für sechs Stimmen, Flöte, Schlagzeug und Elektronik (1999)
- Tre canti senza pietre für sieben Stimmen (1999)
- L'orologio di Bergson für Flöte solo (1999)
- Morte Tamburo für Flöte solo (1999)
- Recitativo oscuro für Klavier und Orchester (1999)
- Studi per l'intonazione del mare für 100 Flöten oder 100 Saxophone (2000)
- Il giornale della necropoli für Akkordeon und Orchester (2000)
- Immagine Fenicia für verstärkte Flöte (2000)
- Lettera degli antipodi portata dal vento für Flöte solo (2000)
- Responsorio delle tenebre für sechs Stimmen (2001)
- Septième Quatuor à cordes (2001)
- Cavatina e i gridi für Streichsextett (2002)
- Quaderno di strada für Bariton und Ensemble (2003)
- Storie di altre storie für Akkordeon und Orchester (2004)
- "La bocca il piede il suono" (2004)
Musiktheaterwerke
- Amor e Psiche (1973)
- Aspern (1978)
- Cailles en sarcophage (1980)
- Lohengrin (1982-84)
- Perseo e Andromeda (1991)
- Luci mie traditrici (Oper in zwei Akten), deutsch als Die tödliche Blume (1997-98)
- Macbeth (2002)
- Da Gelo a Gelo, deutsch als Kälte (2006)
- La porta della legge - quasi un monologo circolare, deutsch als Das Tor zum Gesetz - gleichsam ein kreisender Monolog (2009)
Auszeichnungen
- I.G.N.M. 1971
- Taormina 1971
- Guido Monaco 1972
- Cassadó 1974
- I.G.N.M. und Dallapiccola 1974
- Anno discografico 1979
- Psacaropoulos 1983
- Abbiati 1983
- Premio Italia 1984
- Musikpreis Salzburg 2006
Weblinks
- Mitwirkung an Filmdokumentation
- Sciarrino beim Schlagquartett Köln
- Sciarrino-Porträt bei der Zeitgenössischen Oper Berlin
- Porträt und Werkkatalog bei Sciarrinos (ehemaligem) Verlag Ricordi
- Claus Spahn: Klang – in den Labyrinthen des Schweigens, Die Zeit, 22. Juli 2004
Personendaten NAME Sciarrino, Salvatore KURZBESCHREIBUNG italienischer Komponist GEBURTSDATUM 4. April 1947 GEBURTSORT Palermo, Sizilien
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