- Secondo
-
Ein Secondo bzw. eine Seconda (Begriff seit einigen Jahren in der Schweiz gebräuchlich) ist ein bereits in seinem neuen Heimatland, bzw. aktuellem Aufenthaltsland, geborener Ausländer, ein Kind von Einwanderern. Der Begriff wird in der Schweiz oft auch für Ausländerkinder verwendet, die bereits eingebürgert sind. Grundsätzlich ist der Begriff positiv belegt und wird von den Betroffenen selbst verwendet.
Die meist sprachlich bereits integrierte «Zweite Generation» oder eben die Secondos leben oft zwischen der Kultur ihrer Eltern und Grosseltern und der Kultur des Landes, in dem sie sich aufhalten. Durch sich gegensätzlich verhaltende Erwartungen von wahrgenommenen Repräsentationen der beiden Kulturen entsteht ein Dilemma, dessen Belastung Einheimische oft kaum verstehen können. Die Selbstdeklaration als Secondo impliziert eine selbstbewusste Grundhaltung zu eigenen Anderssein.
Secondos haben daher in Bezug auf die Kultur ihres Aufenthaltlandes mitunter von den Ansichten der ansässigen Einheimischen weit differierende Meinungen, die meist durch entsprechende Erfahrungen begründet sind. Auf Grund der meist sehr verschiedenen Integrationsstadien der einzelnen Secondos ist diese Gruppe jedoch sehr heterogen. Ausser der grundsätzlich liberalen Haltung in der Einwanderungspolitik bestehen keine grundsätzlichen Übereinstimmungen im politischen Denken. Die politisch aktiven Secondos sind in fast allen Parteien der Schweiz aktiv.
Es liegt in der Schwierigkeit der subjektiven Erfahrung von Belastungen in zwischenkulturellen Dilemmata, dass es lange Zeit als kaum möglich dargestellt wurde, derartige Erfahrungen als «alternative Realität» einer Kulturerfahrung darzustellen. Je nach Heimatland wird ein interkulturell aufwachsender Ausländer ein Spektrum an Erfahrungen machen, das irgendwo zwischen kompletter Immersion (Einbettung), teilweiser Entfremdung, stiller oder sogar gewaltsamer Apartheid liegen kann.
Da gelegentlich schwer zu verarbeitende Belastungen auch zu psychischen Reaktionen führen können, sind auch Übertreibungen, Abgrenzungsreaktionen oder Gegenwehr zu erwartender und daher normaler Teil der 'alternativen Realität' von Secondos im Aufenthaltsland.
Ein erster Schritt in Richtung der Vokalisierung der «alternativen Realität» ist der Begriff Secondo/Seconda. Die oft sehr selbstbewussten politischen Vertreter der Secondos verheimlichen ihre «fremden» Wurzeln nicht, setzen sich jedoch aktiv in der neuen Heimat ein und beanspruchen ihren Platz als grosse Minderheit in der jeweiligen Gesellschaft.
In Deutschland werden seit 2009 besondere Studienangebote für Secondos vorgehalten, um es ihnen zu ermöglichen, im Erwachsenenalter an ihre Sprache und Kultur systematisch anzuknüpfen.[1]
Weblinks
- Netzwerk Secondo – Informationsplattform für die Zweite Generation
- Second@s Plus – politisch engagierte Second@s
Einzelnachweise
Kategorien:- Gesellschaft (Schweiz)
- Gesellschaft (Deutschland)
- Transkulturation
Wikimedia Foundation.