- Seeschlacht bei Kap Matapan
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Schlacht bei Kap Matapan Teil von: Zweiter Weltkrieg
HMS Valiant, Teilnehmer an der Schlacht vor MatapanDatum 28. März 1941 Ort Südlich von Kap Matapan, Mittelmeer Ausgang britischer Sieg Konfliktparteien Großbritannien,
Australien
ItalienBefehlshaber Andrew Cunningham Angelo Iachino Truppenstärke 1 Flugzeugträger,
3 Schlachtschiffe,
4 Leichte Kreuzer,
13 Zerstörer1 Schlachtschiff,
6 Schwere Kreuzer,
2 Leichte Kreuzer,
13 ZerstörerVerluste 1 Toter,
1 Flugzeug2.400 Tote,
3 Schwere Kreuzer,
2 ZerstörerDie Schlacht bei Kap Matapan fand am 28. März 1941 zwischen britischen und italienischen Seestreitkräften im östlichen Mittelmeer zwischen Kap Matapan und der Insel Gavdos statt.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Die britische Mittelmeerflotte, die unter ihrem Oberbefehlshaber Sir Andrew Cunningham von Alexandria aus operierte, versuchte schon bald nach dem Kriegseintritt Italiens am 11. Juni 1940, die Italiener in eine Schlacht zu verwickeln, da die zahlreichen modernen italienischen Einheiten die Unterhaltung einer entsprechend starken britischen Flotte notwendig machte. Zu einer Entscheidungsschlacht kam es vorerst jedoch nicht, da sich die italienische Marine nach der Seeschlacht bei Punta Stilo, besonders aber nach dem britischen Angriff auf Tarent auf eine Defensivstrategie verlegte.
Am 28. Oktober 1940 begann der italienische Angriff auf Griechenland, den die griechische Armee jedoch schon bald stoppen und die Invasoren bis nach Albanien zurückdrängen konnte. Das britische Oberkommando unterstützte die Griechen durch die Besetzung Kretas und die Stationierung von Luftstreitkräften. Die Royal Air Force war damit in der Lage, das für die deutsche Kriegführung wichtige Ölfördergebiet von Ploieşti in Rumänien zu bombardieren. Um das Entstehen einer neuen Front in Südosteuropa zu verhindern, entschloss sich Hitler im November, ab dem Frühjahr 1941 in den Konflikt einzugreifen. Der Aufmarsch starker deutscher Verbände an der griechisch-bulgarischen Grenze ab dem 2. März führte im Gegenzug zu einer Verstärkung des britischen Kontingentes in Griechenland. Die dafür notwendigen Truppen konnten von der nordafrikanischen Front abgezogen werden, da die dortige italienische Offensive schon im Dezember zusammengebrochen war. Vom 5. März an liefen Truppenkonvoys im Dreitagesrhythmus von Alexandria aus nach Piräus, die bis Mitte April 58.000 britische Soldaten nach Griechenland brachten.
Heranführung der Kräfte
Der italienische Plan
Die italienische Marine plante, unter nicht geringem deutschen Druck, einen Angriff auf diese Truppentransporte. Sie setzte dafür das schnelle Schlachtschiff „Vittorio Veneto", sechs Schwere und zwei Leichte Kreuzer sowie insgesamt 13 Zerstörer ein. Die Einheiten liefen unter dem Befehl des Vizeadmirals Iachino am 26. März abends aus Neapel, Messina, Tarent und Brindisi aus und steuerten in drei Gruppen Kreta an. Die britischen Konvoys mussten Kreta westlich passieren, um außerhalb der Reichweite italienischer Flugzeuge vom Dodekanes zu bleiben. Das Kräfteverhältnis schien günstig für die Italiener, da deutsche Bomberpiloten am 16. März fälschlicherweise die Beschädigung von zwei britischen Schlachtschiffen gemeldet hatten. Da die britische Mittelmeerflotte zu der Zeit insgesamt über drei solche Schiffe verfügte, rechnete Iachino bestenfalls mit einem einsatzfähigen Schlachtschiff auf der Gegenseite. Mit seiner vermeintlichen Übermacht wollte er in die Ägäis eindringen und dort britische Transporte abfangen.
Britische Gegenmaßnahmen
Durch „Ultra“ erfuhr Cunningham am 25. März von dem italienischen Vorhaben und bereitete das Auslaufen seiner Streitmacht vor. Dem Vizeadmiral Henry Pridham-Wippell, der mit vier leichten Kreuzern und vier Zerstörern in der Ägäis operierte, befahl er, bis zum 28. eine Position südlich von Kreta einzunehmen, wo er sich mit Cunninghams Schiffen treffen sollte. Als eine der beiden italienischen Kreuzergruppen am 27. von einem Flugboot gesichtet wurde, lief Cunningham am selben Abend im Schutz der Dunkelheit mit seinen Schlachtschiffen „HMS Warspite“, „HMS Barham“ und „HMS Valiant“, dem Flugzeugträger „HMS Formidable“ und neun Zerstörern aus. Ein bereits auf See befindlicher Konvoi wurde zurückgerufen.
Beteiligte Schiffe
Italienische Streitkräfte
Befehlshaber Schiffe A. Iachino Schlachtschiff Vittorio Veneto; Zerstörer Alpino, Bersagliere, Fuciliere und Granatiere (13. Zerstörer-Flottille) L. Sansonetti Schwere Kreuzer Trieste, Trento und Bolzano; Zerstörer Corazziere, Carabiniere und Ascari (12. Zerstörer-Flottille) C. Cattaneo Schwere Kreuzer Zara, Pola und Fiume; Zerstörer Gioberti, Alfieri, Oriani und Carducci (9. Zerstörer-Flottille) A. Legnani Leichte Kreuzer Duca degli Abruzzi und Giuseppe Garibaldi; Zerstörer Da Recco und Pessagno (16. Zerstörer-Flottille) Gesamt: 1 Schlachtschiff, 6 Schwere Kreuzer, 2 Leichte Kreuzer, 13 Zerstörer Alliierte Streitkräfte
Befehlshaber Schiffe A. Cunningham Schlachtschiffe HMS Warspite, HMS Barham und HMS Valiant; Flugzeugträger HMS Formidable; 9 Zerstörer H. Pridham-Wippell Leichte Kreuzer HMS Orion, HMS Ajax, HMS Gloucester und HMAS Perth (australische Marine); 4 Zerstörer Gesamt: 3 Schlachtschiffe, 1 Träger, 4 Kreuzer, 13 Zerstörer Verlauf der Schlacht
Erste Phase: Kreuzergefecht
Gegen 6:00 Uhr am 28. März starteten vom Deck der HMS Formidable Aufklärungsflugzeuge, die bald darauf die Kreuzergruppe Sansonettis sichteten. Die italienischen Einheiten standen bereits südlich von Kreta in der Nähe der Insel Gavdos. Der Kreuzerverband Pridham-Wippells, der hinter Sansonetti unwissentlich dessen Kurs gekreuzt hatte und selbst von einem Bordflugzeug der Vittorio Veneto entdeckt worden war, bekam die italienischen Kreuzer gegen 7:45 Uhr achteraus in Sicht. Pridham-Wippell erhöhte die Geschwindigkeit und ging auf südöstlichen Kurs, in der Hoffnung, die Italiener – sollten sie die Verfolgung aufnehmen – in Reichweite der aus dieser Richtung herandampfenden eigenen Schlachtschiffe zu ziehen. Beide Seiten eröffneten auf höchste Entfernung das Feuer, erzielten aber keine Treffer. Nach etwa einer Stunde drehte Sansonetti auf Befehl Iachinos ab und ging auf nordwestlichen Kurs – mit demselben Hintergedanken wie Pridham-Wippell zuvor. Dieser drehte wiederum bei und verfolgte die italienischen Kreuzer, um die Fühlung zur feindlichen Flotte nicht zu verlieren. Sowohl vom Flugzeugträger HMS Formidable als auch von Maleme auf Kreta stiegen britische Flugzeuge auf, um die italienischen Kreuzer anzugreifen.
Nach einstündiger Verfolgungsjagd sichtete die zu Pridham-Wippells Kreuzerverband gehörende HMS Orion kurz vor 11:00 Uhr das italienische Schlachtschiff, das auch gleich das Feuer eröffnete. Sofort ließ Pridham-Wippell einen Rauchvorhang legen und ging mit Höchstgeschwindigkeit auf Gegenkurs nach Südost. Nach einer halben Stunde, in der das italienische Schlachtschiff keine Treffer erzielen konnte, erschienen sechs Torpedobomber, die von der mit den Schlachtschiffen weiter entfernt fahrenden HMS Formidable kamen, und griffen die Vittorio Veneto an. Zwar konnte das Schiff allen Torpedos ausweichen, allerdings gelangte Iachino, der selbst über keinerlei Deckung aus der Luft verfügte, aufgrund des Angriffs zu dem Schluss, dass der Verbleib in der Reichweite feindlicher Bomber ein zu hohes Risiko für seine Schiffe darstellte. Er brach das Gefecht mit den britischen Kreuzern ab und ging auf Kurs West-Nordwest, zurück nach Italien.
Zweite Phase: Luftangriffe
Gegen 12:30 Uhr trafen Pridham-Wippells Kreuzer mit Cunninghams Hauptverband zusammen. Gemeinsam liefen sie, die Kreuzer als vorgeschobene Aufklärer nutzend, der italienischen Flotte hinterher. Da die alten britischen Schlachtschiffe allerdings höchstens 24 kn erreichten, das moderne italienische aber 30 kn, konnte Cunningham nur noch hoffen, die Vittorio Veneto einzuholen, wenn deren Geschwindigkeit durch eine Beschädigung herabgesetzt werden würde. Von Cunninghams Flugzeugträger HMS Formidable starteten daher noch einmal fünf „Fairey Swordfish“-Flugzeuge, die die Vittorio Veneto um 15:20 Uhr von zwei Seiten angriffen. Die „Swordfish“ des Staffelführers wurde abgeschossen, aber einer der fünf Torpedos traf das Schlachtschiff am Heck. Durch das eindringende Wasser mussten die Maschinen vorübergehend gestoppt werden.
Als Cunningham diese Meldung erhielt, wusste er nicht mit Sicherheit, inwieweit das italienische Schiff beschädigt war und ob er es mit seiner Hauptstreitmacht noch erreichen konnte. Er schickte daher noch einmal die Kreuzer zur Fühlungshaltung vor und befahl einen weiteren Luftangriff, der um 17:35 Uhr mit acht Flugzeugen startete.
Das vom Katapult der HMS Warspite gestartete Bordflugzeug meldete eine Stunde später, dass die Vittorio Veneto wieder 13 kn Fahrt aufgenommen habe. Außerdem hatte die italienische Flotte eine Luftabwehrformation eingenommen, bei der die Kreuzer das beschädigte Schlachtschiff auf beiden Seiten flankierten. Bei dieser Geschwindigkeit konnte Cunningham nicht hoffen, den italienischen Verband vor dem nächsten Tag zu erreichen, was ihn aber aufgrund der Nähe zum Festland dem Risiko feindlicher Luftangriffe ausgesetzt hätte.
Gegen Einbruch der Dunkelheit um 19:30 Uhr griffen die britischen Trägerflugzeuge ein letztes Mal an. Ein Torpedo traf den Schweren Kreuzer Pola, der aus dem Verband ausscheiden musste. Durch Wassereinbrüche fielen Antrieb und Stromversorgung des Schiffes aus, und es blieb bewegungslos liegen.
Dritte Phase: Nachtgefecht
Als Iachino von der Schwere der Schäden auf der Pola erfuhr, befahl er Cattaneo, mit seinem restlichen Verband zurückzulaufen und die Pola zu schützen. Offenbar hatte Iachino immer noch keinerlei Kenntnis von der Anwesenheit der britischen Schlachtschiffe. Entsprechenden Sichtmeldungen italienischer Aufklärer hatte er schon im Verlauf des Tages keinen Glauben geschenkt. Cattaneo rechnete also höchstens damit, auf Pridham-Wippells Leichte Kreuzer zu treffen, als er in südöstlicher Richtung direkt auf die britische Hauptstreitmacht zulief.
Cunningham entschied gegen 20:30 Uhr, einen Verband von acht Zerstörern mit Höchstgeschwindigkeit vorauszuschicken, um die ablaufende italienische Flotte einzuholen und mit Torpedos anzugreifen. Da die Geschwindigkeit der Vittorio Veneto unterschätzt wurde (sie lief mittlerweile wieder 20 kn) und Iachino eine kleinere Kursänderung vorgenommen hatte, stießen diese Zerstörer aber ins Leere. Sie erfassten zwar Cattaneos Kreuzer auf dem Radar, hielten sie jedoch für die eigenen Schiffe. Zur selben Zeit bekamen die britischen Kreuzer Radarkontakt mit einem gestoppt liegenden Schiff, das Pridham-Wippell für die Vittorio Veneto hielt, sowie zu mehreren unidentifizierten Schiffen, die in südöstlicher Richtung liefen. In der Annahme, dass es sich um die eigenen Zerstörer handele, die die Vittorio Veneto angreifen wollten, befahl er einen Kurs, der den Abstand zu diesen Schiffen vergrößerte – er wollte verhindern, dass sich die britischen Verbände versehentlich gegenseitig beschießen. Beide Verbände standen daher zu weit entfernt, um in das folgende Gefecht einzugreifen.
Auf den Schlachtschiffen hoffte man ebenfalls, dass es sich bei dem gestoppt liegenden Schiff um die Vittorio Veneto handelte, und machte die schweren Geschütze gefechtsbereit. Gegen 22:20 Uhr sichtete der Zerstörer HMAS Stuart plötzlich Cattaneos Schiffe in nur zwei Seemeilen Entfernung. Die britischen Schlachtschiffe drehten sofort in Kiellinie auf den Gegner zu und feuerten mit ihrer gesamten Haupt- und Mittelartillerie auf die italienischen Schiffe. Die für ein Artilleriegefecht nicht geeignete HMS Formidable verließ während dessen die Formation. Die Geschütze der Italiener befanden sich in Ruhestellung, und die Besatzungen waren nicht in Alarmbereitschaft versetzt worden. Das Gefecht war bereits nach drei Minuten entschieden, als der die italienische Kiellinie anführende Zerstörer Alfieri und die beiden ihm folgenden Kreuzer Fiume und Zara zu brennenden Wracks zusammengeschossen waren. Fiume und Alfieri sanken eine halbe Stunde später, Zara wurde um 02:40 Uhr durch Torpedos versenkt.
Um nicht Gefahr zu laufen, von Torpedos der drei übrigen italienischen Zerstörer getroffen zu werden, befahl Cunningham das Absetzen aller „nicht unmittelbar mit der Versenkung von Feindschiffen beschäftigten Streitkräfte“ nach Nordost. Gemeint waren hauptsächlich die eigenen Schlachtschiffe, jedoch empfingen auch der Zerstörer- und der Kreuzerverband diesen Befehl und brachen die Verfolgung des italienischen Gros´ ab.
Gegen Mitternacht stieß der britische Zerstörer HMS Havock auf die Pola, die immer noch ohne Antrieb und Elektrizität war. Von der Besatzung hatten drei Viertel das Schiff verlassen, die Übriggebliebenen waren völlig demoralisiert. Als der Zerstörer HMS Jervis längsseits ging und ein Enterkommando an Bord schickte, ergaben sie sich widerstandslos. An ein Abschleppen des manövrierunfähigen Schiffes war aufgrund der Nähe zu italienischen Luftstützpunkten nicht zu denken, daher wurde die Pola nach der Gefangennahme der Besatzung gegen 4:00 Uhr mit Torpedos versenkt.
Zusammenfassung und Folgen
Nachdem sich die britische Flotte wieder gesammelt hatte, suchte sie im Morgengrauen des 29. März nach Überlebenden der Schlacht. Etwa 650 Italiener wurden gerettet, bevor Cunningham sich nach Alexandria zurückzog. Durch Bekanntgabe der Koordinaten des Schlachtfeldes konnten weitere 270 Überlebende von italienischen und griechischen Schiffen gerettet werden. Die Zahl der Toten betrug auf italienischer Seite über 2.400 Mann. Fast alle kamen in dem kurzen Feuergefecht während der Nacht um. Auf britischer Seite kam der Pilot der abgeschossenen „Fairey Swordfish“ ums Leben – ansonsten gab es keine Verluste oder Schäden. Cunningham wurde anschließend hoch dekoriert.
Die italienische Flotte war in der unmittelbaren Folgezeit zu keinem offensivem Vorgehen in der Lage. Die Evakuierung der britischen Truppen aus Griechenland und Kreta konnte nur durch Luftangriffe gestört werden. Obwohl die britische Mittelmeerflotte dabei hohe Verluste erleiden musste, konnte sie bis Ende Mai 1941 die Rückführung von etwa 67.000 Soldaten nach Nordafrika decken, wo am 30. März das Afrikakorps unter Erwin Rommel eine Offensive begonnen hatte.
Indirekt hatte die Schlacht zur Folge, dass Malta nicht mehr eingenommen werden konnte, da die italienische Marine für einen Angriff über See nicht schlagkräftig genug war und Hitler nach den hohen Verlusten bei der Luftlandeschlacht um Kreta weitere Luftlandeoperationen ablehnte (→„Unternehmen Herkules“).
Literatur
- Bennett, Geoffrey: Seeschlachten im II. Weltkrieg, Augsburg 1989
- Roskill, Stephen W.: The war at Sea, 4 Bde., London 1954 ff.
Weblinks
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