- Seius Sallustius
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Seius Sallustius († 227) war der Schwiegervater des römischen Kaisers Severus Alexander (222–235). Er scheiterte im Jahre 227 mit einem Staatsstreich.
Sein Name ist uneinheitlich überliefert und zum Teil indirekt und spekulativ erschlossen. Als Vorname wurde Gnaeus oder Lucius erwogen, beides ohne ausreichende Begründung. Als mögliche Namensformen sind in der Forschung in Betracht gezogen worden: Sallustius Macrinus (oder Macrianus), Gnaeus Sallustius Macrinus, Lucius Seius, Lucius Seius Sallustius, Lucius Seius Herennius Sallustius Macrinus und Lucius Sallustius Herennius Seius.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sallustius war der Vater der Orbiana (Gnaea Seia Herennia Sallustia Barbia Orbiana), die 225 den siebzehnjährigen Kaiser Severus Alexander heiratete und infolgedessen den Titel Augusta erhielt. Die Ehe wurde von Julia Mamaea, der Mutter des Kaisers, arrangiert. Die Familie des Sallustius war vornehm, aber nicht einflussreich; es ist bisher nicht gelungen, sie zu identifizieren.
Die Historia Augusta, deren Darstellung dieser Zeit legendenhaft ist und von der Forschung als unglaubwürdig eingestuft wird, berichtet mit Berufung auf den athenischen Geschichtsschreiber Dexippus, Alexanders Schwiegervater, den sie Macrinus oder Macrianus nennt, habe den Titel Caesar erhalten. Damit wäre er zum Nachfolger des Kaisers designiert worden. Dieser Macrinus oder Macrianus wurde in der älteren Forschungsliteratur teils mit Sallustius identifiziert, teils für den Vater einer hypothetischen früheren Ehefrau des Kaisers gehalten.[2] Nach heutigem Forschungsstand ist jedoch davon auszugehen, dass Orbiana die einzige Gemahlin Alexanders war und dass Seius Sallustius nicht zum Caesar erhoben wurde.[3]
Es kam zu einem Machtkampf zwischen der Kaiserinmutter Julia Mamaea, die trotz der Volljährigkeit ihres Sohnes weiterhin faktisch die Macht ausübte, und Sallustius. Daher dauerte die Ehe nicht lange; Mamaea erzwang die Scheidung Alexanders. Sallustius versuchte im Jahre 227, mit Hilfe der Prätorianergarde die Macht zu ergreifen, fand aber keine Unterstützung. Er wurde hingerichtet, seine Tochter Orbiana nach Afrika verbannt.
Quellen
Hauptquelle ist der zeitgenössische Geschichtsschreiber Herodian. Die Historia Augusta (bzw. Dexippus) stellt die Vorgänge anders dar; ihr zufolge beabsichtigte Sallustius, Alexander zu ermorden. Herodians Schilderung ist glaubwürdiger und stimmiger, doch bleibt die Frage offen, ob Alexander tatsächlich, wie Herodian erzählt, eigentlich auf der Seite seiner Frau und seines Schwiegervaters stand, aber seiner Mutter nicht zu widersprechen wagte. Herodian entlastet Sallustius und den Kaiser, den er sehr positiv darstellt, und beschuldigt ausschließlich Mamaea.
Literatur
- Robert O. Fink: Lucius Seius Caesar, Socer Augusti. In: American Journal of Philology. Bd. 60, Nr. 3, 1939, S. 326–332.
- Matthäus Heil: Severus Alexander und Orbiana. Eine Kaiserehe. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Nr. 135, 2001, S. 233–248.
Weblinks
- Herbert W. Benario: Fachwissenschaftliche Kurzbiografie (englisch) aus De Imperatoribus Romanis (inkl. Literaturangaben).
- Kurzbiografie des Severus Alexander (englisch)
Anmerkungen
- ↑ Matthäus Heil: Severus Alexander und Orbiana. Eine Kaiserehe. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 135, 2001, S. 239–244.
- ↑ Die Hypothese einer früheren Ehe des Kaisers vertrat Tadeusz Kotula: Die zwei Frauen des Severus Alexander: Resonanz einer politischen Spaltung?. In: Gerhard Wirth (Hrsg.): Romanitas – Christianitas. Untersuchungen zur Geschichte und Literatur der römischen Kaiserzeit. Johannes Straub zum 70. Geburtstag am 18. Oktober 1982 gewidmet. Berlin 1982, S. 296ff. Er meinte, die nicht namentlich bekannte erste Frau sei Afrikanerin gewesen und von Mamaea ausgeschaltet und nach Afrika verbannt worden. Danach habe Mamaea ihrem Sohn Orbiana als neue Ehefrau ausgesucht.
- ↑ Heil, S. 234ff. Dass ein Eintrag im Feriale Duranum, der früher als Beleg für die mutmaßliche Erhebung zum Caesar galt, nicht beweiskräftig ist, zeigt Heil, S. 243f.
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