- Publius Herennius Dexippus
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Publius Herennius Dexippus, meistens Dexippos genannt (* um 210; † um 275), war ein antiker griechischsprachiger römischer Politiker und Historiker des 3. Jahrhunderts. Obwohl von seinen Geschichtswerken nur wenige Fragmente erhalten sind, gilt er als der bedeutendste Geschichtsschreiber seiner Zeit.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Dexippos entstammte der athenischen Oberschicht und dem attischen Demos Hermos. Er war 262 Agonothet (Kampfrichter) bei den Panathenäen und schließlich Archon eponymos.[1] Er soll sich auch 267 n. Chr. im Kampf gegen die nach Athen anrückenden Heruler ausgezeichnet haben.[2]
Dexippos verfasste drei Geschichtswerke, die aber nur fragmentarisch erhalten sind:
- Eine Geschichte der Diadochenzeit in vier Büchern, die wohl hauptsächlich auf der verlorenen Geschichte Arrians über diesen Zeitraum basierte.
- Die universalhistorische Chronika – die aber vielleicht besser als Historia zu bezeichnen ist[3] – in 12 Büchern. Sie reichte von der mythischen Zeit bis ca. 270 und wurde von Eunapios von Sardes bis 404 fortgesetzt. Warum Dexippos diesen Zeitraum wählte ist unbekannt.
- Eine klassizistisch als Skythika betitelte Darstellung der Germanenkriege seiner Zeit. Wenigstens die Skythika verfasste Dexippos wohl erst im hohen Alter. Das Werk deckte vermutlich den Zeitraum von 238 bis 272/74 ab.
Unter anderem verwendete der um 500 schreibende Zosimos Dexippos als Quelle für den Anfang seiner Historia Nea. Auch der anonyme Verfasser der spätantiken Historia Augusta scheint die Werke von Dexippos benutzt zu haben. Vielleicht benutzte dieser Autor aber nur die Chronik.[4] Noch der byzantinische Chronist Georgios Synkellos im späten 8./frühen 9. Jahrhundert zitierte Dexippos.
Dexippos orientierte sich stilistisch stark an Thukydides und wählte für seine Chronik ein annalistisches Gliederungsprinzip, was etwa von Eunapios kritisiert wurde. Dexippos konzentrierte sich offenbar auf die griechischsprachige Welt des Ostens und schenkte den Ereignissen im Westen kaum Beachtung, bietet aber insgesamt zuverlässige Informationen, wenngleich sein klassizistischer Ansatz bisweilen den Blick auf das Geschehen versperrt. Die Zeit bis ins 3. Jahrhundert wurde von Dexippos in seiner Chronik eher in knapper Form behandelt, während die Schilderungen für die selbst erlebte Zeit wohl ausführlicher wurden. In den zeitgeschichtlichen Skythika bot Dexippos ausführliche Schilderungen seiner Zeit, allerdings konzentriert auf den griechischen Osten, wo die von Dexippos klassizistisch als Skythai (Skythen) bezeichneten Germanen in das römische Reich einfielen. Wahrscheinlich wollte Dexippos die erfolgreichen lokalen Abwehrbemühungen hervorheben, waren seine Werke doch auch für ein griechisches Publikum bestimmt.
Für die quellenarme Zeit des dritten Jahrhunderts sind selbst die Fragmente von hohem Wert. Wäre das gesamte Werk erhalten geblieben, verfügte man vermutlich über eine hervorragende Quelle, um Licht in das Dunkel zu bringen, das heute die so genannte Reichskrise des 3. Jahrhunderts umgibt. So sind von anderen Geschichtsschreibern dieser Zeit oft nur die Namen bekannt, wie im Fall des Nikostratos von Trapezunt und des jüngeren Ephoros von Kyme, während von den Werken des Eusebios und des Philostratos von Athen einige wenige Fragmente erhalten sind.
Ausgaben
- Die Fragmente der griechischen Historiker, Nr. 100 bzw. Brill’s New Jacoby (mit englischer Übersetzung und Kommentar)
- Gunther Martin: Dexipp von Athen. Edition, Übersetzung und begleitende Studien. Tübingen 2006 (mit neuer Zählung der Fragmente).
Literatur
- Hartwin Brandt: Dexipp und die Geschichtsschreibung des 3. Jh. n. Chr. In: Martin Zimmermann (Hrsg.): Geschichtsschreibung und politischer Wandel im 3. Jh. n. Chr. Stuttgart 1999, ISBN 3-515-07457-0, S. 169–182 (Historia Einzelschriften 127).
- Fergus Millar: P. Herennius Dexippus. The Greek World and the Third Century Invasions. In: Journal of Roman Studies 59, 1969, S. 12–29.
- Eduard Schwartz: Griechische Geschichtschreiber. Leipzig 1957, S. 282ff. (Abdruck des RE-Artikels Dexippos)
Anmerkungen
- ↑ Allgemein vgl. vor allem Millar, Dexippus sowie Schwartz, Dexippos; eine umfangreiche Studie mit Edition und Übersetzung bietet nun Martin, Dexipp.
- ↑ Frg. 28; ob Dexippos selbst an den Kämpfen teilnahm ist jedoch umstritten. Vgl. zum Angriff auch Zosimos 1,39.
- ↑ Vgl. Brandt, Dexipp, S. 174.
- ↑ Vgl. Brandt, Dexipp, S. 175.
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