- Semitiden
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Atlantische Semitiden ist ein umstrittener Begriff aus der Sprachwissenschaft. Er wurde u. a. von Theo Vennemann benutzt, der die Theorie der Vaskonischen Sprache, einer europäischen Ursprache vertritt. Nach Vennemann sind die Atlantischen Semitiden, auch Atlantiker oder Atlantiden genannt, eine semito-hamitische (afroasiatische) Gruppe, die ab etwa 5.000 v. Chr. von Nordafrika aus die europäische Atlantikküste von See her besiedelten und die Megalithkultur dort verbreitet haben sollen. Ihre weiteste Ausdehnung erreichte sie etwa Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. Südschweden. Er nimmt an, dass diese Gruppe eine semitische Sprache sprach, die sich als Superstrat über die vaskonische Ursprache Europas legte. Als Beispiel führt er eine hypothetische Wortwurzel für „Biene“ an (vgl. althd. bi-ni, altpreuß. bi-tte, altir. bech < *bhi-ko- „Biene“), die mit der Imkerei aus Ägypten entlang der Atlantikküste in die europäischen Sprachen wanderte und dort als Substrat in den westindogermanischen Sprachen vorliegen soll. Die Atlantiden sollen neben Seefahrt auch Ackerbau, Viehzucht und Obstkultur betrieben haben und sich entlang der Küsten und Flussläufe West- und Nordeuropas ausgebreitet haben. Die Theorie wird u. a. von Dieter H. Steinbauer diskutiert, ist aber insgesamt sehr dünn belegt und unscharf. Archäologische Belege fehlen ganz, auch für keinen der Ortsnamen mit Megalithkultur gibt es bisher eine linguistische Ableitung von der hypothetischen Atlantischen Sprache.
Literatur
- Elisabeth Hamel: Das Werden der Völker in Europa. Forschungen aus Archäologie, Sprachwissenschaft und Genetik. Tenea, Berlin 2007, 193-207, 440-447. ISBN 3-86504-126-4
- Alfred Bammesberger, Theo Vennemann: Languages in prehistoric Europe. Winter, Heidelberg 2003, 319-332. ISBN 3-8253-1449-9
- Dieter H. Steinbauer: Vaskonisch - Ursprache Europas? in: Gene, Sprachen und ihre Evolution. Hrsg. v. Günter Hauska. Universitätsverlag, Regensburg 2005. ISBN 3-930480-46-8
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