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Der lateinische Begriff missus bezeichnet im Mittelalter allgemein einen Bevollmächtigten eines Großen im eigenen Bereich. Die missi dominici / Königsboten (auch „missi fiscales, missi regales, missi regis) stellen dabei die wichtigste Gruppe dar.
Schon unter den frühen Karolingern beginnt eine regelmäßige Aussendung von „missi dominici“. Sie wurden aus den königlichen Vasallen gewählt. Ihre Hauptaufgabe war die Kontrolle des Königsguts. Daneben hatten sie noch mehrere andere Aufgaben:
- Funktion als Verbindungsglieder zwischen den geistlichen und weltlichen Großen.
- Überwachung und Durchführung von königlichen Anordnungen.
- Beseitigung von Mängeln.
- Meldung bei Verstößen.
Im Jahr 802 kommt es unter Karl d. Gr. zu einer Neuordnung der Institution der Königsboten. Dabei handelte es sich nicht um einen sozialen Wechsel, also die Verdrängung ärmerer Vasallen durch die mächtigeren Getreuen Karls, denn die Beauftragten des Königs hatten schon immer der Elite des Reiches angehört (vgl. Forschungsbeitrag von J. Hannig). Die Reform Karls bezog sich vielmehr auf die Einrichtung von Missatsbezirken in den Kernzonen fränkischer Macht, die mit bereits vorhandenen Verwaltungsbezirken wie Grafschaften oder Metropolen verknüpft wurden. Die dort eingesetzten Amtsinhaber erhielten vom Herrscher besondere Machtbefugnisse.
Das System bewährte sich gut unter Karl dem Großen. Bald aber traten durch immer größere Eigeninteressen des Adels Schwierigkeiten auf. Dadurch kam es schon im 9. Jahrhundert zum Verfall des Systems, im 10. Jahrhundert ist es verschwunden.
Literatur
- François L. Ganshof: Was waren die Kapitularien? Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1961.
- Jürgen Hannig: Pauperiores de infra palatio? Zur Entstehung der karolingischen Königbotenorganisation. In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, Bd. 91 (1983), S. 309–374.
- Karl F. Werner: Missus – Marchio – Comes. Entre l'administration centrale et l'administration locale de l'Émpire carolingien. In: Ders.: Vom Frankenreich zur Entfaltung Deutschlands und Frankreichs. Ursprünge, Strukturen, Beziehungen; ausgewählte Beiträge; Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Thorbecke, Sigmaringen 1984, ISBN 3-7995-7027-6, S. 108–156.
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