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Erfahrungswissen für Initiativen (EFI) ist die Bezeichnung für ein Modellprogramm zur Gewinnung und Qualifizierung lebens- und berufserfahrener Menschen für ein selbstgewähltes und selbstgestaltetes bürgerschaftliches Engagement in der nachberuflichen Zeit. Die Ausbildung erfolgt nach einem bundesweit gültigen Curriculum. Die Absolventinnen und Absolventen der Qualifizierung erhalten das Zertifikat „seniorTrainerin“. Oft bezeichnen sie sich auch als „EFIs“. seniorTrainerinnen[1] unterstützen bestehende Gruppen im freiwilligen Engagement und initiieren neue Projekte beziehungsweise Gruppen, die sich zu selbstbestimmten Zielen sozial engagieren.
Inhaltsverzeichnis
Das Bundesmodellprogramm 2002–2006
Die ersten seniorTrainerinnen wurden im Rahmen des Bundesmodellprogramms „Erfahrungswissen für Initiativen“ ausgebildet, das von 2002 bis 2006 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Kooperation mit zehn Bundesländern und freien Verbänden und Vereinen gefördert wurde. In diesem Zeitraum wurden von unterschiedlichen Bildungsträgern 942 ältere Menschen auf ihr freiwilliges Engagement vorbereitet. Die meisten Teilnehmenden waren zwischen 55 und 70 Jahre alt, zu etwa gleichen Teilen Frauen und Männer, viele mit im Vergleich zu anderen in der Altersgruppe überdurchschnittlichem Ausbildungsniveau. Über 80% der Kursteilnehmenden entwickelten im Anschluss ein eigenes Projekt im bürgerschaftlichen Engagement auf. Die Begleitung der seniorTrainerinnen wurde durch regionale Anlaufstellen (Agenturen für Bürgerengagement) übernommen. Dabei handelte es sich in der Regel um etablierte Freiwilligen-Agenturen, Seniorenbüros oder Selbsthilfekontaktstellen.[2]
Die am Bundesmodellprogramm beteiligten Bundesländer waren: Bayern, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen.
Das Bildungskonzept
Für das Modellprogramm wurde von einer wissenschaftlichen Kommission unter Leitung von Prof. Dr. Detlef Knopf unter der Beteiligung von Bildungsträgern ein Bildungskonzept entwickelt. Die Konzepte unterscheiden sich zwar geringfügig zwischen den Bundesländern, sind aber in der Regel an Kerngedanken des Bundesmodellprogramms orientiert. Dazu gehört in erster Linie der Gedanke des „rolemaking“ (eigene Rolle entwickeln) im Gegensatz zum „roletaking“ (vorgegebene Rolle übernehmen). Die Teilnehmenden sollen im Verlauf des Bildungsprogramms motiviert werden, auf der Basis ihres in Beruf und Familie erworbenen Erfahrungswissens eine eigene Rolle im freiwilligen Engagement zu finden und zu gestalten. Ein zugrundeliegender Gedanke ist, dass Menschen Erfahrungswissen an die Gesellschaft weitergeben oder noch einmal neu anfangen und Interessen und Fähigkeiten Raum geben können, denen sie während der beruflichen Tätigkeit nicht nachgehen konnten. Engagement soll für die Freiwilligen zu einer persönlichen Herausforderung werden.[3]
Im Bildungsprogramm geht es deshalb um die Aktivierung vorhandener Potentiale und Erfahrungen, die Unterstützung bei der Entwicklung und Formulierung von persönlichen Anliegen („Herzensanliegen“)und um die Übertragung der persönlichen Motivation in konkrekte Projektideen.
Ein wesentliches Merkmal des Bildungsprogramms ist die Inspiration über kreative Zugänge und Methoden, „da Innovation mit Leichtigkeit geschieht, und nicht, wie wir in der Regel gelernt haben, mit großer Anstrengung und Mühe."[4]
Weiterentwicklung des Programms
In sieben der am Bundesmodellprogramm „Erfahrungswissen für Initiativen“ beteiligten Bundesländer wird die Qualifizierung seniorTrainerinnen in Kooperation mit Bildungsträgern und zusätzlichen regionalen Anlaufstellen weiter angeboten (Bayern, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein). Teile der Konzeption des Modellprogramms wurden in neue Förderprogramme übernommen, u.a. in das Modellprogramm „Generationenübergreifende Freiwilligendienste“ oder das von der Robert Bosch Stiftung geförderte Projekt „Den demografischen Wandel in Kommunen mitgestalten - Erfahrungswissen der Älteren nutzen“. Im Verlauf der Nachhaltigkeit des Projekts haben sich eigene Organisationsstrukturen herausgebildet. In Zusammenarbeit mit den Freiwilligenagenturen sind Seniorkompetenzteams und auch schon EFI - Landesnetzwerke entstanden.
Bundesarbeitsgemeinschaft EFI Deutschland e. V.
Von den seit 2002 in dem Bundesmodellprogramm und den Nachfolgeprogrammen der Länder ausgebildeten rund 1.500 seniorTrainerinnen haben sich mittlerweile (Stand November 2008) über 1000 in der Bundesarbeitsgemeinschaft EFI Deutschland e. V. organisiert. Der Verein wurde am 3. August 2006 in Würzburg gegründet und in Arnsberg (Westf.) als gemeinnütziger Verein in das Vereinsregister unter VR 1022 eingetragen.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft sichert die Nachhaltigkeit und Entwicklung in die Breite des EFI-Konzepts durch Kontakte und Kooperationen mit Bundes- und Landesministerien, Kommunen (Städte und Landkreise) und anderen Organisationen im In- und Ausland. Sie vertritt die Interessen der seniorTrainerinnen in Deutschland, organisiert den überregionalen Erfahrungsaustausch, bietet Fachtagungen und andere Weiterbildungen an und sucht durch Öffentlichkeitsarbeit die Unterstützung von Politik und Wirtschaft. Mitglieder sind Einzelpersonen (seniorTrainerinnen oder Personen mit vergleichbarer Kompetenz und Zielsetzung), seniorKompetenzteams (in Kommunen zusammengeschlossene seniorTrainerinnen) durch ihre/n Sprecher/in, juristische Personen (Organisationen, die sich mit bürgerschaftlichen Engagement auf nicht kommerzieller Basis beschäftigen und mit EFI vergleichbare Zielsetzungen haben) und Fördermitglieder.
Ein Schwerpunkt der gegenwärtigen Arbeit von EFI Deutschland ist die Festigung und Weiterentwicklung von vier zentralen Rollenprofilen, die sich in der Praxis herauskristallisiert haben: seniorTrainerinnen (1) unterstützen und beraten bestehende Freiwilligenorganisationen und Initiativen, (2) initiieren neue Vorhaben, Projekte und Gruppen, (3) unterstützen und vernetzen bürgerschaftliche Engagements in der Kommune, (4) unterstützen die Selbstorganisation für eine neue Engagementkultur.[5]
Einzelnachweise
- ↑ Zur gewöhnungsbedürftigen Schreibweise wird vom Vorstand EFI ausgeführt: "Der Plural für weibliche u n d männliche EFIs (so ist die Schreibweise richtig!) heißt seniorTrainerinnen c) E i n Mann im Projekt ist ein seniorTrainer, m e h r e r e Männer sind seniorTrainer d) E i n e Frau im Projekt ist eine seniorTrainerin, m e h r e r e Frauen sind seniorTrainerinnen" (Vom Vorstand EFI Deutschland e.V. beschlossene Schreibweisen für alle Wortkombinationen mit senior...für unsere gemeinsame Rechtschreibpflege)
- ↑ Dietrich Engels, Joachim Braun, Joachim Burmeister (Hrsg.): seniorTrainerinnen und seniorKompetenzteams. Erfahrungswissen und Engagement älterer Menschen in einer neuen Verantwortungsrolle. Evaluationsbericht zum Bundesmodellprogramm „Erfahrungswissen für Initiativen“ im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Köln 2007.
- ↑ Gerrit Heetderks, Karin Nell: Erfahrungswissen für Initiativen (EFI): Fortbildungskonzept des Evangelischen Erwachsenenbildungswerks. (abgerufen: 21. Dezember 2008)
- ↑ Ute Schünemann-Flake: Qualifizierungsangebot durch EEB und ZWAR. 2008. (abgerufen: 21. Dezember 2008)
- ↑ EFI Deutschland e.V. (Hrsg.): SeniorTrainerin engagiert im Gemeinwesen. Arnsberg, 2008, S. 12
Literatur
- Heike Baier, Gerrit Heetderks, Karin Nell: Erfahrungswissen für Initiativen in der Kirche. Herausgegeben von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD (EAFA), Hannover, 2006.
- Joachim Braun(Hrsg.): Leitfaden für die Nutzung des Erfahrungswissens der Älteren als SeniorTrainerin und in SeniorKompetenzteams: Arbeitshilfe für Seniorenbüros, Freiwilligenagenturen. Köln, 2005.
- Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Erfahrungswissen für Initiativen (EFI). Berlin 2002.
- Joachim Burmeister, Anne Heller, Ilona Stehr: Weiterbildung älterer Menschen für bürgerschaftliches Engagement als seniorTrainer/in. Ein Kurskonzept für lokale Netzwerke. Köln 2007 (ISAB-Schriftenreihe: Berichte aus Forschung und Praxis Nr. 104).
- Wolfgang Rochna: SeniorKompetenzteam W.I.R. Arnsberg: Ein Weg mit Ziel. Einblicke-Eindrücke-Einsichten von 2002 bis 2007. Arnsberg 2008. Online als pdf-Datei: http://www.arnsberg.de/engagement/projekte/seniortrainer-dokumentation.pdf
Weblinks
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