Evangelisches Johanneswerk

Evangelisches Johanneswerk

Das Evangelische Johanneswerk e.V. ist einer der großen diakonischen Träger Europas mit Sitz in Bielefeld. Rund 6.000 Mitarbeiter sind in mehr als 70 Einrichtungen tätig. Die diakonischen Angebote richten sich an alte, kranke und behinderte Menschen, Kinder und Jugendliche und schließen die offene diakonische Arbeit im Kirchenkreis Bielefeld ein. Gegründet wurde das Werk 1951 durch Pastor Karl Pawlowski. Vorsitzender des Vorstands ist seit Anfang 2011 Pastor Dr. Ingo Habenicht. Weitere Vorstandsmitglieder sind der stellvertretende Dr. Bodo de Vries, Burkhard Bensiek und Thomas Sopp.

Inhaltsverzeichnis

Arbeitsfelder

Das Ev. Johanneswerk ist aktiv in verschiedenen Bereichen: Altenarbeit, Behindertenarbeit, pädagogische Arbeit, Krankenhausarbeit, offene diakonische Arbeit und Hospizarbeit. An rund 30 Standorten in Nordrhein-Westfalen betreibt das Johanneswerk über 70 Einrichtungen.

In der Altenarbeit unterhält das Johanneswerk über 30 vollstationäre Altenpflegeeinrichtungen, darüber hinaus Tagespflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste, Altenwohnungen, Wohnprojekte und Altentagesstätten. Der Schwerpunkt der Behindertenarbeit liegt im Ruhrgebiet und im Märkischen Kreis. In den Wohneinrichtungen, Werkstätten und ambulanten Diensten werden insgesamt 1.600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene gefördert und betreut. In der pädagogische Arbeit werden mehr als 300 Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung gefördert. Zusätzlich betreibt das Johanneswerk eine Rehabilitationseinrichtung für haftentlassene Frauen und Männer, die bei der Wiedereingliederung unterstützt werden.

Zur Krankenhausarbeit gehören zwei Kliniken mit zwei Tageskliniken für psychosomatische und psychotherapeutische Medizin. Darüber hinaus bietet das Johanneswerk ein vernetztes Angebot für Suchttherapie in Ostwestfalen-Lippe mit Tagesklinik und einer Klinik für suchtkranke Männer. Das Ev. Johanneswerk ist außerdem Mitgesellschafter des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld mit rund 1.700 Betten und Gründungsmitglied des Klinikverbundes Valeo gGmbH, in dem sich 14 Krankenhäuser in Westfalen zusammengeschlossen haben.

Die offene diakonische Arbeit des Johanneswerks wird in Bielefeld wahrgenommen durch den Evangelischen Gemeindedienst. Dieser bietet Beratung und Hilfeleistungen für Kinder, Jugendliche und Familien, für Ältere und zu Hause pflegebedürftige Menschen sowie für Menschen in besonderen Notlagen. In Bad Berleburg betreiben das Johanneswerk und der Kirchenkreis Wittgenstein das Diakonische Werk Wittgenstein.

Mit der Hospizarbeit setzt sich das Ev. Johanneswerk für die Begleitung Sterbender und deren Angehörige ein. Schwerpunkt bildet dabei die Sterbebegleitung in stationären Einrichtungen.

Geschichte

Die Geschichte des Johanneswerks beginnt 1852. Die Pastoren Clamor Huchzermeier und Johann Heinrich Volkening gründeten das "Rettungshaus Schildesche" in Bielefeld. Hier wurden verwahrloste Kinder aufgenommen, deren Familien durch die Industrialisierung verarmt waren. Wohnhäuser, Betsaal, Turnhalle, Werkstätten und Wirtschaftsgebäude kamen hinzu. Um 1870 bekam das Rettungshaus den Namen Johannesstift. 1932 wurde die Erziehungsarbeit aus finanziellen Gründen eingestellt und das Rettungshaus schloss seine Pforten.

Noch im selben Jahr übernahm der Ortsverband für Innere Mission Bielefeld unter der Leitung von Pastor Karl Pawlowski (1898 - 1964) das leerstehende Johannesstift. Die ehemaligen Wohnhäuser wurden als Altenheime eingerichtet und Mitte der 30er Jahre war das Johannesstift mit rund 260 Bewohnerinnen und Bewohnern eines der größten Alten- und Pflegeheime in Deutschland geworden. 1951 gründete Karl Pawlowski das Johanneswerk e.V., einen Trägerverband diakonischer Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen. Auch das Johannesstift wurde Mitglied im Johanneswerk. Die Zentrale des neugegründeten Werkes fand ebenfalls ihren Sitz im Johannesstift.

Auf dem Johannesstiftsgelände befinden sich heute das Evangelische Krankenhaus Bielefeld (ehemals Ev. Johannes-Krankenhaus), die Alten- und Pflegeheime Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Dorothee-Sölle-Haus und Karl-Pawlowski-Haus, das Fachseminar für Altenpflege, die Schule für Krankenpflege und Krankenpflegehilfe und die Schule für Diätassistentinnen, die Kindertagesstätten Haus Sonnenblume und Pappelhof und der Ev. Gemeindedienst. Außerdem ist das Stiftgelände nach wie vor der zentrale Sitz des Ev. Johanneswerks e.V.

Evangelischer Gemeindedienst

Der Ev. Gemeindedienst Bielefeld (EGD) ist die Fachstelle für ambulante, diakonische Arbeit im Kirchenkreis Bielefeld. Er leistet soziale und pflegerische Arbeit in den Bereichen Beratung und Hilfe für Kinder, Jugendliche und Familien, Unterstützung für ältere Menschen sowie für Menschen in besonderen Notlagen und in der ambulanten Kranken- und Altenpflege. Vor allem in der Straffälligenhilfe und in der Hilfe für Glücksspielsüchtige hat der Ev. Gemeindedienst Bielefeld eine Vorreiter-Funktion. Der Ev. Gemeindedienst ist Mitglied im Ev. Johanneswerk e.V. und hat seinen Hauptsitz auf dem Johannesstiftsgelände in Bielefeld-Schildesche. Als diakonischer Wohlfahrtsverband ist er ein wichtiger Bestandteil im sozialen Netz der Stadt und Partner der Kommune und der anderen Verbände.

Der Ev. Gemeindedienst in Bielefeld wurde 1925 als Ortsverein für innere Mission gegründet. Seit 2006 hat der Ev. Gemeindedienst seinen Hauptsitz im Weidenhof auf dem Johannesstiftgelände in Bielefeld-Schildesche. Der Umzug der Beratungsstellen aus vorher vier Standorten in das neue Haus des Ev. Gemeindedienstes ermöglichte es, Kosten dauerhaft zu senken und Kooperationen zu vereinfachen. Mit einem neuen Konzept startete im Frühjahr 2007 die Ev. Familien-, Erziehungs- und Krisenberatung, eine Fusion fachlicher und menschlicher Kompetenzen aus den bisherigen Beratungsstellen. Ein neuer Schwerpunkt in der Arbeit des Ev. Gemeindedienstes ist der Bereich der Arbeitsmarktprojekte. Die Qualifizierung, Motivation und Begleitung arbeitsloser Menschen ist eine Antwort auf das große soziale Problem der Zeit: die Arbeitslosigkeit.

In der Hauptdienststelle in Schildesche auf dem Gelände des Johannesstifts und in den 17 Außenstellen arbeiten mehr als 300 haupt- und nebenamtliche Mitarbeitende, unterstützt von über 300 ehrenamtlich Tätigen. Im Ev. Gemeindedienst gilt der Grundsatz "Unser Nächster ist der Mensch, der unsere Hilfe benötigt." Dabei spielen Konfession und Nationalität des Rat- und Hilfesuchenden keine Rolle.

Der Ev. Gemeindedienst Bielefeld hat in den vergangenen Jahren vor allem mit zwei Hilfsangeboten viel Aufsehen erregt: Mit dem Projekt „Freiräume“ für Kinder von Inhaftierten und Haftentlassenen und mit der Fachstelle Glücksspielsucht, die sich als eine der ersten mit dem Thema Pokersucht beschäftigt hat. Deutschlandweites Medieninteresse weckte 2007 das Projekt „Freiräume“, das in Zusammenarbeit mit der Justizvollzugsanstalt Bielefeld durchgeführt wird. Es unterstützt Kinder, deren Eltern straffällig sind und umfasst Beratung, Vater-Kind-Gruppen, Gestaltung von Besuchstagen und Information. Ziel des Projekts ist es, die Kinder dabei zu unterstützen, mit der einschneidenden Situation umzugehen und Diskriminierung und Stigmatisierung zu verhindern. Das Projekt ist das erste dieser Art in Ostwestfalen und eines von sehr wenigen deutschlandweit. Es wurde bereits gefördert von der Aktion Mensch sowie von der Aktion Lichtblicke, die von den NRW-Lokalradios, der Caritas und der Diakonie getragen wird. Für das Jahr 2010 ist es für den Bielefeld-Preis nominiert. Ebenfalls als Vorreiter-Angebot im Gemeindedienst Bielefeld gilt die Fachstelle Glücksspielsucht. Vor allem das Therapieangebot für Pokersüchtige löste 2009 breites Medienecho aus. Nicht zuletzt die Medienvermarktung des Pokerspiels hat dazu geführt, dass mehr Menschen in die Sucht geraten, bei der es um immens hohe Geldsummen geht. Die Fachstelle Glücksspielsucht bietet eine ambulante Therapie für Pokersüchtige an.

Zum Fachbereich Pädagogik gehören die ambulanten Hilfen zur Erziehung, die soziale Arbeit in Schulen und Stadtteilen sowie verschiedene Beratungsangebote. Er richtet sich an Eltern, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Er bietet Unterstützung für Schüler an Bielefelder Schulen und organisiert Projekte und Einrichtungen in Bielefelder Stadtteilen. Pädagogische Fachkräfte begleiten, leiten an und entlasten. Sie möchten das Familienleben entspannen, in Krisen helfen, Angebote schaffen und mit Kitas und Schulen zusammenarbeiten. Die Beratung ist kostenfrei, offen für alle Bielefelder Bürger und erfolgt immer auf freiwilliger Grundlage. Zu den Angeboten gehören unter anderem die Jugend- und Familienhilfe, Elterntraining, Erziehungsbeistand, Schulsozialarbeit und Krisenberatung. Die Mitarbeiter der Integrativen Hilfen unterstützen Menschen dabei, schwierige Lebenslagen zu bewältigen und (wieder) am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Unterstützung erfahren hier Menschen mit Migrationshintergrund, mit Abhängigkeitserkrankungen oder fehlender beruflicher Perspektive. Zusätzlich richten sich die Integrative Hilfe an verschuldete oder straffällig gewordene Menschen. Am Bielefelder Bahnhof kümmert sich die Bahnhofsmission unter anderem um Reisende, die Hilfe brauchen.

Der Ev. Gemeindedienst bietet auch Angebote für Menschen, die „gepflegt zu Hause leben“ und auch im Krankheitsfall ihr Leben in vertrauter häuslicher Umgebung so angenehm und selbstbestimmt wie möglich weiterführen möchten. Die Diakoniestationen sorgen für häusliche Krankenpflege, Altenpflege und Behandlungspflege. Der inkontakt Hausnotruf gibt den Menschen Sicherheit, um in ihrem Lebensumfeld zu bleiben, auch wenn sie allein leben. Zusätzlich werden Beratung und Betreuung angeboten. Auch ambulante Palliativpflege gehört zum Angebot des Ev. Gemeindedienstes. Darüber hinaus bietet der Fachbereich zahlreiche Angebote der offenen Altenhilfe. In den Begegnungszentren Kreuzstraße und Pellahöhe, im Café KUNZ in Kooperation mit der ev. Kirchengemeinde Stieghorst und über die Mobile Altenarbeit können ältere Menschen Hilfe und Freunde finden. Weitere Angebote sind unter anderem die Beratung "Rund um das Alter" für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen, Cafés, Internetcafés, Bildungsangebote, ZWAR-Gruppen und eine EFI-Anlaufstelle (Erfahrungswissen für Initiativen), wo sich Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, organisieren können.

Stiftung

Die Stiftung des Ev. Johanneswerks ist die Stiftung mitLeidenschaft. Sie wurde 2001 gegründet zur Förderung und Unterstützung innovativer Projekte in der Diakonie. Die Stiftung hilft vor allem älteren Menschen und Familien, die in Armut leben müssen. Sie fördert Projekte für Kinder und Menschen mit Behinderung sowie Projekte auf dem Gebiet der Demenz. Geschäftsführerin der Stiftung ist seit Januar 2009 Elke Wemhöner.

Literatur

  • Der Johannesruf 2/1991, Das Evangelische Johanneswerk e.V. – Eine diakonische Entwicklungsgeschichte 1852 – 1951 – 1991, Bielefeld 1991.
  • Thau, Bärbel, Bilder und Quellen aus der Geschichte des Evangelischen Jugend- und Wohlfahrtsamtes Bielefeld 1925 – 1945, in: Hans Bachmann/Reinhard van Spankeren (Hgg.), Diakonie: Geschichte von unten. Christliche Nächstenliebe und kirchliche Sozialarbeit in Westfalen, Bielefeld 1995, S. 227 – 255.
  • Thau, Bärbel, Vom Rettungshaus zum diakonischen Unternehmen. Das Evangelische Johanneswerk e.V., in: Stadtbuch Bielefeld. Tradition und Fortschritt in der ostwestfälischen Metropole, Bielefeld 1996, S. 158 – 159.
  • Schwalbach, Gerald, Größer und moderner als Bethel! – Das Johanneswerk in Bielefeld und die Leitvorstellungen seines Gründers Karl Pawlowski (1898 – 1964), in: Matthias Benad (Hg.), Friedrich von Bodelschwingh d.J. und die Betheler Anstalten. Frömmigkeit und Weltgestaltung, Stuttgart 1997, S. 207 – 213.
  • Thau, Bärbel, Der Ortsverband für Innere Mission in Bielefeld. Frühe Zentralisierung diakonischer Arbeit (1926 – 1945), in: Udo Krolzik (Hg.), Zukunft der Diakonie. Zwischen Kontinuität und Neubeginn, Bielefeld 1998, S. 163 – 169.
  • Schwalbach, Gerald/Thau, Bärbel, Das Evangelische Johanneswerk e.V. Diakonischer Trägerverband in der Wiederaufbaugesellschaft (1951 – 1964), in: Udo Krolzik (Hg.), Zukunft der Diakonie, a.a.O., S. 183 – 199.
  • Krolzik, Udo (Hg.), Mitten im Leben. 50 Jahre Evangelisches Johanneswerk, Bielefeld 2001.
  • Schmuhl, Hans-Walter/Thau, Bärbel, Diakonie im Kirchenkreis Bielefeld, in: Matthias Benad/Hans-Walter Schmuhl (Hgg.), Aufbruch in die Moderne. Der evangelische Kirchenkreis Bielefeld von 1871 bis 2006, Bielefeld 2006, S. 241-257.
  • Thau, Bärbel, Vom Johannesstift zum Ev. Johanneswerk, in: Britta Bley (Hg.), Zwischen Himmel und Erde. Evangelische Kirche und Moderne in Bielefeld, Bielefeld 2006, S. 53-56.
  • Menschen unterwegs. 100 Jahre Bahnhofsmission in Bielefeld 1899 – 1999, hrsg. vom Ev. Johanneswerk e.V., Bielefeld 1999.
  • Thau, Bärbel, Diakonische Hilfe für Familien im Krieg – Die Jugend- und Familienhilfe des Ortsverbandes für Innere Mission Bielefeld 1939 bis 1945, in: Bernd Hey (Hg.), Kirche in der Kriegszeit 1939-1945, Bielefeld 2005, S. 61-78.

Weblinks

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