Robert Bosch Stiftung

Robert Bosch Stiftung
Robert Bosch Stiftung
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Rechtsform: Unternehmensverbundene Stiftung, Kapitalgesellschaft in Form einer GmbH
Zweck: Verwirklichung gemeinnütziger und sozialer Bestrebungen
Vorsitz: Dieter Berg (Vorsitzender); Ingrid Hamm
Gründungsdatum: 1964
Stifter: Robert Bosch
Stiftungskapital:  
Mitarbeiterzahl: ca. 116
Sitz: Stuttgart, Zweigstelle Berlin
Website: http://www.bosch-stiftung.de/

Die Robert Bosch Stiftung GmbH (kurz: RBSG) gehört zu den großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Deutschland. Die Stiftung, deren Gründung 1964 auf das Testament des Unternehmers und Stifters Robert Bosch (1861–1942) zurückgeht, folgt seit mehr als 40 Jahren dem philanthropischen Vermächtnis des Firmengründers.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Struktur der Robert Bosch Stiftung

Die Robert Bosch Stiftung ist eine Kapitalgesellschaft in der Form einer GmbH, wobei die Gesellschaft nur in ihrem Namen die Rechtsform einer Stiftung trägt und damit eine „Stiftungsähnliche juristische Person“ ist. Die Gesellschaft besitzt 92 Prozent des Stammkapitals der Robert Bosch GmbH von 1,2 Milliarden Euro. Im Jahr 2008 betrug der Gesamtetat 60,1 Millionen Euro.

Als Gesellschafterin der Robert Bosch GmbH fließt der Stiftung die ausgeschüttete Dividende anteilig zu, wobei sie als gemeinnützige Stiftung nicht unternehmerisch tätig ist. Die Stimmrechte der Geschäftsanteile hat sie auf die Robert Bosch Industrietreuhand KG übertragen, was eine klare Trennung zwischen ökonomischen und philanthropischen Gesichtspunkten bedeutet. Die Stiftung verwaltet ihre Vermögenswerte im Sinne von Robert Bosch.

Kuratorium und Geschäftsführung

Organe der Stiftung sind die Gesellschafterversammlung (Kuratorium) und die Geschäftsführung. Über die gemeinnützigen Aktivitäten und die Mittelverwendung der Stiftung entscheidet das Kuratorium, das derzeit aus neun Personen besteht, die zugleich Gesellschafter der Stiftung sind. Sie nehmen ihre Aufgaben treuhänderisch wahr und scheiden mit Vollendung des 72. Lebensjahres aus. Nach dem Willen von Robert Bosch sollen dem Kuratorium Mitglieder der Familie, Unternehmer und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens angehören.

Mitglieder des Kuratoriums

Mitarbeiter und Projekte

Rund 100 Mitarbeiter bearbeiten im Durchschnitt etwa 800 Eigen- und Fremdprojekte pro Jahr. Im Jahr 2008 flossen rund 60,1 Millionen Euro in die Programmarbeit. Insgesamt hat die Robert Bosch Stiftung seit ihrer Gründung 900 Millionen Euro für Projekte zur Verfügung gestellt.

Unselbständige Stiftungen

Die Robert Bosch Stiftung GmbH hat vier weitere Stiftungen unter ihrer Verwaltung:

  • Hans-Walz-Stiftung, die naturgemäße Heilverfahren fördert.
  • Otto und Edith Mühlschlegel Stiftung, deren Mittel eingesetzt werden, um Themen rund um das Alter aufzugreifen und eine positive Gestaltung dieses Lebensabschnitts zu ermöglichen.
  • DVA-Stiftung, die seit dem Jahr 2005 Tochtergesellschaft der Robert Bosch Stiftung GmbH ist und die deutsch-französischen Beziehungen im Bereich Kultur, Literatur und Theater z. B. durch den André-Gide-Preis fördert.
  • Rochus und Beatrice Mummert-Stiftung, die Stipendien an exzellente Studenten der Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften aus Mittel- und Südosteuropa an einer deutschen Universität vergibt.

Sitz

Die Robert Bosch Stiftung hat ihren Sitz im Robert Bosch Haus auf der Gänsheide, dem ehemaligen Wohnhaus von Robert Bosch in Stuttgart. Seit 2004 residiert sie außerdem im neu errichteten Bosch Haus Heidehof. In der Berliner Repräsentanz der Robert Bosch GmbH verfügt die Stiftung über ein eigenes Berliner Büro.

Zweck und Ziele der Stiftung

Die Zwecke der Robert Bosch Stiftung GmbH sind ausschließlich gemeinnützig und werden operativ und fördernd umgesetzt. In sechs Programmbereiche gegliedert erfüllt die Stiftung ihr Förderprogramm. Um ihre Ziele zu verfolgen, fördert sie Projekte Dritter und ergreift selbst Initiative zur Entwicklung und Durchführung von Programmen. Sie betreibt in Stuttgart drei Einrichtungen: das Robert-Bosch-Krankenhaus, das Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für klinische Pharmakologie und das Institut für Geschichte der Medizin, das den Nachlass des Homöopathie-Begründers Samuel Hahnemann verwahrt. Im Jahr 2008 wurden durch die Robert Bosch Stiftung Bildungs-, Sozial und Forschungsprojekte mit insgesamt 60,1 Millionen Euro gefördert. Die Gesamtförderungssumme seit 1964 beträgt rund 900 Millionen Euro.

Programmbereiche

Gesundheit und Wissenschaft

Mit dem Themenschwerpunkt „Wissenschaftsstandort Deutschland“, Forschungsprogrammen, Wissenschaft im Dialog sowie Forschungsaktivitäten an den stiftungseigenen Einrichtungen will die Stiftung modellhafte Wege zur Erschließung von Nachwuchspotentialen, der Förderung von Forschern im Ausland oder von Frauen in Wissenschaft und Forschung erschließen. Weitere Schwerpunkte liegen bei der Wissenschaftsdokumentation sowie in eigenen Forschungsprogrammen zu ausgewählten Themen.

Mit den Themen "Perspektive Gesundheit", "Alter und Demographie" sowie "Gesundheit und Soziales in Mittel- und Osteuropa" entwickelt der Programmbereich eigene Förderprogramme und unterstützt externe Partner, die praxisnahe und auf Dauer angelegte Lösungsansätze erarbeiten, erproben und verbreiten.

Gesellschaft und Kultur

Der Programmbereich Gesellschaft und Kultur entwickelt Initiativen zur Förderung erfolgreicher Integration von Migranten. Im Mittelpunkt stehen dabei Kinder und Jugendliche. Ein weiteres Arbeitsfeld ist die Förderung von bürgerschaftlichem Engagement und die Erarbeitung neuer Strategien in der politischen Bildung. Die Förderung von Kunst und Kultur konzentriert sich auf den Adelbert-von-Chamisso-Preis für deutsche Autoren nicht-deutscher Muttersprache, einen Filmförderpreis für Koproduktionen zwischen jungen deutschen und ost- sowie südosteuropäischen Filmemachern und das Heranführen von Kindern und Jugendlichen an Kulturthemen.

Völkerverständigung Westeuropa, Amerika, Türkei, Japan, Indien

Die Stiftung ist dem von Robert Bosch vorgegebenen Auftrag verpflichtet, der „Völkerversöhnung“ und Begabtenförderung besondere Aufmerksamkeit zu schenken. In diesem Sinn umfasst die Tätigkeit des Programmbereichs Völkerverständigung die Regionen Westeuropa, Amerika, Türkei, Japan, Indien, die Themenschwerpunkte der deutsch-französischen, deutsch-amerikanischen, deutsch-türkischen, deutsch-japanischen und deutsch-indischen Beziehungen, die Stärkung Europas, die internationale Nachwuchsförderung sowie die Förderung nicht schwerpunktgebundener Projekte.

Völkerverständigung Mitteleuropa, Südosteuropa, GUS, China

Die Förderung im Programmbereich konzentriert sich auf die Beziehungen Deutschlands zu den Ländern Mitteleuropas, Südosteuropas, GUS und China. Vier Themenschwerpunkte bilden den Rahmen des Bereichs: Sprach- und Kulturvermittlung, Mediendialog, Politik und Bürgergesellschaft sowie internationaler Austausch.

Bildung und Gesellschaft

Der Programmbereich Bildung und Gesellschaft befasst sich mit der gesellschaftlichen Herausforderung des demographischen Wandels unter dem Blickpunkt der Familie, greift die Zukunft der Schule mit Initiativen zur Schulentwicklung und Unterrichtsqualität auf, entwickelt im Schwerpunkt „Frühkindliche Bildung“ zukunftsweisende Konzepte, unter anderem für die Frühpädagogik, und leistet mit der Begabtenförderung für Migranten einen Bildungsbeitrag zur Integration.

Beispielprogramme

  • Medienmittler zwischen den Völkern – Stipendien für Journalisten aus und in Mittel- und Osteuropa.
  • Medienbotschafter China-Deutschland – Stipendien für junge Journalisten aus China und Deutschland.
  • Lektorenprogramm in Mittel-, Ost- und Südeuropa – im Rahmen eines Stipendiums werden junge deutschsprachige Hochschulabsolventen gefördert, die an Hochschulen in Osteuropa und China unterrichten und Projekte durchführen.
  • Das Theodor-Heuss-Kolleg – Junge Menschen aus Mittel- und Osteuropa, Südosteuropa und Zentralasien werden ermutigt, sich in ihrem Umfeld gesellschaftspolitisch zu engagieren und zum Aufbau demokratischer Strukturen beizutragen.
  • Programm „Grenzgänger – Recherchen in Mittel- und Osteuropa“ mit dem Literarischen Colloquium Berlin: wer eine Veröffentlichung über Mittel- und Osteuropa plant und auf Recherchereise Richtung Osten aufbrechen will, kann sich bewerben. [1]
  • In Baden-Württemberg trägt die Stiftung das Stipendienprogramm „Talent im Land“ – Für Schüler aus Zuwandererfamilien soll eine Umgebung geschaffen werden, in der sie sich ihren Begabungen entsprechend entfalten können.
  • Treffpunkt der Wissenschaft: Im Wissenschaftsjahr 2009 initiierte die Robert Bosch Stiftung gemeinsam mit dem Deutschen Städtetag zehn Treffpunkte der Wissenschaft. Bei diesem Projekt diskutieren Experten gemeinsam mit interessierten Bürgern, Schülern und Studierenden jeweils eine konkrete Forschungsfrage.

Ausgelobte Preise

Adelbert-von-Chamisso-Preis

Seit 1985 vergibt die Stiftung den Adelbert-von-Chamisso-Preis, der jährlich an deutschsprachige Autoren und Autorinnen nicht-deutscher Herkunftssprache verliehen wird.

Journalistenpreis Bürgerschaftliches Engagement

Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Journalistenpreis Bürgerschaftliches Engagement wird seit 1998 jährlich an drei Preisträger für Print-Beiträge verliehen. Ab 2008 wird der Preis in gleicher Dotierung jeweils in den Sparten Print, Fernsehen und Hörfunk ausgeschrieben. Es können auch Online-Beiträge der Medien eingereicht werden. Zusätzlich wird der Marion-Dönhoff-Förderpreis in Höhe von 5.000 Euro an Nachwuchs-Journalisten verliehen.

Der Deutsche Schulpreis

Seit 2006 vergibt die Robert Bosch Stiftung gemeinsam mit der Heidehof Stiftung, dem Magazin stern und der ARD den Deutschen Schulpreis. Mit diesem Preis werden unter dem Motto „Dem Lernen Flügel verleihen!“ Schulen ausgezeichnet, die pädagogisch Herausragendes leisten und Vorbild für die Schulentwicklung in Deutschland sein können.

Geschichte

  • 1964: Übernahme der Kapitalmehrheit an der Robert Bosch GmbH durch die Gemeinnützige Vermögensverwaltung Bosch GmbH (ab 1969 Robert Bosch Stiftung)
  • 1969: Neubau des Robert-Bosch-Krankenhauses
  • 1971: Stiftung des Dr. Margarete Fischer-Bosch-Instituts für Klinische Pharmakologie
  • 1974: erste Förderung im Bereich deutsch-polnische Beziehungen
  • 1977: Schwerpunkte Psychosomatik und Strukturfragen des Gesundheitswesens, Schwerpunkt Ausländerförderung in Deutschland, Institut für Geschichte der Medizin als Einrichtung der Stiftung, Schwerpunkt Praktisches Lernen
  • 1984: Stipendienprogramm für amerikanischen Führungsnachwuchs
  • 1985: Stiftung des Adelbert-von-Chamisso-Preises
  • 1990: Programmöffnung nach der Wiedervereinigung Deutschlands, Erweiterung der Förderung in Mittel- und Osteuropa
  • 1992: Förderwettbewerb für ost- und westdeutsche Schulen, Schwerpunkt Pflege
  • 1993: Programm „Soziale Bürgerinitiative in den neuen Bundesländern“, Sprachlektorenprogramm an Hochschulen Mittel- und Osteuropas
  • 1994: Schwerpunkte Orte deutscher Geschichte und Gesundheitsförderung in der Schule
  • 1995: Stiftungskolleg für internationale Aufgaben
  • 1997: Förderpreis Krankenpflegeschulen
  • 1998: Förderwettbewerb Junge Wege in Europa für Schul- und Jugendpartnerschaften mit Mittel- und Osteuropa, Manifest für Freiwilligendienste in Deutschland und Europa, Tschechische Bibliothek, Förderpreis Humanitäre Hilfe für Mittel- und Osteuropa
  • 1999: Stuttgarter Appell für mehr Internationalität in Bildung, Ausbildung und Personalpolitik, Schwerpunkt deutsch-tschechische Beziehungen
  • 2000: Schwerpunkt Jugend und Technik – Gesellschaft und Wissenschaften, Internationale Agrar- und Forstwissenschaften
  • 2001: Apollinaire-Preis für Abiturienten im Fach Französisch, Ideenwettbewerb „Chancen für Jugendliche – auf Dich kommt es an“, Berliner Initiative für mehr Internationalität in Bildung, Ausbildung und Personalpolitik, Theodor-Heuss-Kolleg, „Pflege neu denken – zur Zukunft der Pflegeausbildung“
  • 2002: Preis für ehrenamtliches Engagement in deutsch-französischen Städtepartnerschaften, Schwerpunkt Leben im Alter
  • 2003: Schwerpunkt deutsch-türkische Beziehungen
  • 2004: Internationale Balkan-Kommission, Schwerpunkt frühkindliche Bildung, Gründung der von der Stiftung mitinitiierten Stiftung für den deutsch-russischen Schüler- und Jugendaustausch
  • 2005: Expertenkommission „Familie und demographischer Wandel“, Schwerpunkt Beziehungen mit Südosteuropa, Schwerpunkt Migration und Integration
  • seit 2006: Deutscher Schulpreis
  • 2007: Schwerpunkt Kreativitätsförderung, Modellprojekt „Servicehelfer im Sozial- und Gesundheitswesen“, Balkan Anthologie, Rochus und Beatrice Mummert-Stiftung als unselbständige Stiftung aufgenommen
  • 2008: Projekte „SENTA! Schule, Entwicklung, Arbeit“, „LISA – Lokale Initiative zur Integration von jungen Migranten“ und „Jugend denkt Europa“, Studie „Zukunftsvermögen Bildung“, Journalistenpreis Bürgerschaftliches Engagement, Journalistenaustauschprogramm „Medienbotschafter China-Deutschland“, Juniorprofessur „Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen“
  • 2009: WIFF – Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte

Einzelnachweise

  1. Robert Bosch Stiftung zum Grenzgänger-Stipendium

Weblinks


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