Sergei Gerasjuta

Sergei Gerasjuta

SOS Gerasjuta ist eine Einzelfirma mit Sitz in Zürich (früher Köniz).[1] Nach eigenen Angaben ist SOS Gerasjuta ein Hilfswerk, das "direkt adressierte materielle Unterstützung an sozial schutzlose Bevölkerungsschichten leistet, welche eine unaufschiebbare medizinische Hilfe benötigen." Ihr Ziel ist "die Lebensrettung von armen kranken Menschen."[2] Inhaber der Firma ist der ukrainische Staatsbürger Sergej Gerasjuta, der unter anderem auch Geschäfte mit Massenmailings zur Vermittlung von ukrainischen Partnerinnen oder Anleitungen zum Erlangen der schweizerischen Staatsbürgerschaft betrieben hat.[3] Früher betrieb er sein Hilfswerk auch als Verein unter dem Namen SOS International – Weg zur Rettung.[4]

Gerasjutas Organisationen verteilen in der Deutschschweiz seit den 1990er Jahren von Hand geschriebene, persönlich an die Empfänger gerichtete deutschsprachige Briefe, welche angeben, von schwerkranken Personen aus der Ukraine zu stammen. In den Briefen wird die Krankheit und die Notlage der Betroffenen detailliert beschrieben, und die Empfänger werden eindringlich und emotional um Spenden für die notwendige Behandlung angegangen. Beigelegt werden detaillierte Fotos kranker Menschen, bei denen es sich gemäss den Briefen um die Schreibenden handelt. Die Briefe werden, was Gerasjuta inzwischen offenlegt, in der Ukraine im Akkord durch dafür angestelltes Personal geschrieben – seinen Angaben zufolge als Übersetzungen der echten Bittbriefe.[5] Früher warb Gerasjutas Hilfswerk offenbar ohne Genehmigung auch mit dem Namen und Logo des Ukrainischen Roten Kreuzes.[6]

Weil diese Praxis bei vielen Empfängern grosse Verunsicherung weckt, ist die Tätigkeit von Sergej Gerasjuta regelmässig Gegenstand von kritischen Schweizer Medienberichten, namentlich im "Beobachter".[7] Verschiedene Strafuntersuchungen wegen Betrugs wurden eingeleitet, aber ergebnislos und nach Gerasjutas Angaben mit einer Entschädigung wieder eingestellt.[4] Im Faltblatt, das den im Juli 2006 verschickten Briefen beiliegt, bezeichnet Gerasjuta die Berichte der "kommerziellen Massenmedien" als "irreführend", "verwirrend", "rufschädigend" und "tendenziös" und als für die "nicht gerade erfreulichen Geschäftsergebnisse" verantwortlich.

SOS Gerasjuta verfügt nicht über das Gütesiegel der Stiftung ZEWO, welches die Einhaltung von Mindeststandards wie die Transparenz der Organisation und Buchhaltung von Hilfswerken zertifiziert. Auf ihrer Website warnt ZEWO vor SOS Gerasjuta und hält fest, dass über die Verwendung der Gelder keine Angaben erhältlich seien bzw. diese den Buchhaltungsmindeststandards der ZEWO nicht entsprechen würden.[8] SOS Gerasjuta behauptet ihrerseits, ihre Buchhaltung sei sauber, transparent und durch eine Revisionsstelle abgenommen; rund 87% der Spenden würden für Hilfsprogramme ausgegeben.[9]

Quellen

  1. Publikation im Schweizerischen Handelsamtblatt Nr. 202 vom 21.10.2003 [PDF]
  2. Gemäss http://www.gerasjuta.ch.
  3. "Sergej Gerasjuta: Vielseitige Geschäfte", "Beobachter" Nr. 24/2002
  4. a b "Hilfswerk: Sergej dankt für jeden Franken", "Beobachter" Nr. 11/2000
  5. "Ukraine-Hilfe: Bettelbriefe von falschen Bedürftigen", "Beobachter" Nr. 10/2001
  6. "Hilfswerk: Es ist ein Kreuz mit den Markenzeichen", "Beobachter" Nr. 12/2002
  7. Vgl. z.B. die anderen Fussnoten; Bericht in "onlinereports.ch"
  8. ZEWOinfo: Die ZEWO warnt, besucht im Juli 2006
  9. Faltblatt zum Briefversand vom Juli 2006.

Weblinks


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