Sergel

Sergel
Johan Tobias Sergel: Selbstbildnis mit Anna-Rella Hellström und dem Sohn Gustav. Lavierte Federzeichnung, 1793.

Johan Tobias Sergel (* 7. September 1740 in Stockholm; † 26. Februar 1814 ebenda) war ein schwedischer Bildhauer und Zeichner. Er gilt als bedeutendster klassizistischer Künstler und einer der größten Bildhauer Schwedens.

Leben

Johan Tobias Sergel (ursprünglich: Sergell) wurde als Sohn von Kristofer Sergell und Elisabeth Zwirner geboren, die 1739 aus Deutschland nach Schweden eingewandert waren. Er erhielt ab seinem 15. Lebensjahr Unterricht im Zeichnen und Modellieren. 1758 reiste er mit seinem Lehrer Pierre Hubert L'Archevêque nach Paris, wo er sieben Monate blieb und eine Medaille der Kunstakademie errang.

Nach seiner Rückkehr wurde er von der Schlossbaudeputation für die Arbeiten am Skulpturenschmuck des königlichen Schlosses herangezogen. 1761 wurde ihm die große Goldmedaille der Kunstakademie Stockholm zuerkannt. 1767 erhielt er vom Schlossbaufonds und der Kunstakademie ein Stipendium, mit dem er seinen lange gehegten Traum einer Italienreise verwirklichte. Im August traf er in Rom ein, wo die Erkenntnis seiner künstlerischen Defizite ihn zunächst in eine tiefe Depression stürzte. Dann entschloss er sich zu einem gründlichen Studium der Anatomie, der antiken Skulptur und der Renaissancemalerei. Zu seinen Künstlerfreunden in Rom zählten Jakob Philipp Hackert und Johann Heinrich Füssli.

1778 wurde er vom schwedischen König Gustav III. zurückberufen und kehrte über Paris und London nach Stockholm zurück, wo er im Juni 1779 eintraf, nachdem er in Paris Mitglied der Königlichen Akademie für Malerei und Bildhauerei geworden war. Gustav III. ernannte ihn als Nachfolger L'Archevêques zum Königlichen Bildhauer und 1780 zum Professor an der Kunstakademie. In Stockholm stand er im Zentrum eines lebenslustigen Freundeskreises, zu dem auch der Dichter Carl Michael Bellman gehörte. 1783 reiste er als Begleiter von König Gustav III. nochmals für neun Monate nach Italien.

Bis auf zwei kurze Aufenthalte in Kopenhagen 1794 und 1796 verbrachte er den Rest seines Lebens in Stockholm, wo er beim König wie beim Publikum in höchster Gunst stand. 1803 wurde er zum Hofintendanten ernannt und 1808 geadelt, was infolge eines Schreibfehlers im Adelsbrief zu seiner Namensänderung von Sergell zu Sergel führte. Sergel blieb unverheiratet, hatte aber mit seiner Wirtin Anna-Rella Hellström einen Sohn Gustav, den er legitimierte und der seinen Namen fortsetzte.

Werk

Von entscheidender Bedeutung für Sergels künstlerische Entwicklung waren seine Jahre in Rom. Sie prägten ihn so sehr, dass er später schrieb, dass erst am Tage seines Eintreffens in Rom „mein Studium wirklich begann“. Vorher hatte er nach Entwürfen von L'Archevêque eine Statue König Gustavs I. und eine Reiterstatue König Gustav Adolfs II. im zeittypischen französischen Rokokogeschmack ausgeführt. In Rom, wo er intensiv antike Skulpturen kopierte, wandelte er sich zum Klassizisten, der nur „die Antike und die Natur“ als Lehrmeister anerkannte, und wurde neben Thorvaldsen zum bedeutendsten Vertreter des Neoklassizismus in den nordischen Ländern.

Im Vergleich mit anderen klassizistischen Künstlern fallen seine Arbeiten durch ihre schwungvolle Bewegtheit auf. Wichtige Werke der römischen Zeit sind der „Liegende (oder: Trunkene) Faun“ (1770−1774), der seinen Ruhm als Bildhauer begründete, und die Gruppe „Psyche und Amor“, die ursprünglich für Madame Dubarry vorgesehen war. Nach seiner Rückkehr nach Stockholm schuf er unter anderem das Descartes-Denkmal (1781) und das Auferstehungsrelief (1785) in der Adolf-Friedrich-Kirche. Als sein Hauptwerk gilt die Bronzestatue Gustavs III., die 1796 von der Stadt Stockholm angekauft und vor dem Königlichen Schloss aufgestellt wurde.

In bemerkenswertem Kontrast zu Sergels bildhauerischer Arbeit stehen seine Zeichnungen, die oft skizzenhaft, teils karikaturistisch und von einem expressiven Realismus sind, der stilistisch an Füssli erinnert. Anders als dessen schauerromantische Sujets zeigen sie aber neben mythologischen Themen bevorzugt Szenen aus dem Alltagsleben und sind deshalb auch als kulturhistorische Quelle bedeutsam.

Nach Sergel wurde der Sergels Torg, ein Platz im Zentrum Stockholms, benannt. Dort befindet sich heute an der Stelle seines früheren Ateliers ein Standbild Sergels.

Weblinks

Werke Sergels im


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