- Setzkasten
-
Der Setzkasten ist ein in der Handsetzerei verwendeter Schriftkasten für Lettern im Bleisatz.
Ein Setzkasten enthält immer nur Typen derselben Schriftart und Schriftgröße. Außer den Schriftzeichen enthält der Kasten auch nicht druckendes Material, das Blindmaterial, bestehend aus Quadraten, Gevierten und Spatien für die Wort- und Zeichenabstände (nicht enthalten sollte er „Fische“, irrtümlich abgelegte Lettern einer anderen Schriftart). Die Größe der Fächer und die Anordnung der Typen darin richten sich nach der durchschnittlichen Häufigkeit, mit der bestimmte Typen im Text verwendet werden. Deshalb unterschied sich die Anordnung und Ausprägung je nach Sprachraum. In Deutschland war die Einteilung nach DIN 16502 festgelegt. Der Antiquakasten besaß 125 Fächer, deren Größe sich ebenso nach der Verwendungshäufigkeit richtete. Es gab elf ganze Fächer (z. B. für e und n), 40 halbe (z. B. für h und l) und 72 Viertelfächer (etwa für Zahlen). Dazu noch ein Drittelfach (Ein-Punkt-Spatium) und ein Zweidrittelfach (Buchstabe i). Diese Aufteilung gilt für Schriften der Gruppen I−VI nach DIN 16518 zur Schriftenklassifikation. Bei den Kästen für gebrochene Schriften entfallen die Akzentbuchstaben und es werden 21 Viertelfächer frei für Reservelettern oder in der Gruppe X für Ligaturen. Die Kästen für Schriften der Gruppen VII–IX und XI halten sich oft nicht an die Norm der Belegung. Die Anzahl der Fächer kann sich auf 116 Stück reduzieren.
Die Schriftkästen wurden noch in der Größe unterschieden:
- Brotschriftenkasten oder Großer Schriftkasten mit ca. 96 cm Breite, 61 cm Tiefe und 5,2 cm Kastenhöhe,
- Standardkasten oder Kleiner Schriftkasten mit ca. 66 cm Breite, 61 cm Tiefe und 4,3 cm Kastenhöhe,
- Titelschriftkasten auch Steckschriftenkasten mit 27 cm Breite, 61 cm (seltener 45 cm Tiefe) und 4,3 cm Kastenhöhe.
Ein guter Schriftsetzer konnte aus einem Brotschriftkasten etwa 1200 bis 1500 Buchstaben pro Stunde setzen. Die „Produktivität“ eines Schriftsetzers reduziert sich jedoch, wenn man die Zeit berücksichtigt, die er nach dem Druck zusätzlich für das „Ablegen“ der Bleisatzlettern zurück in den Setzkasten benötigt.
Durch die Abkehr vom Bleisatz und die Umstellung auf modernere Drucktechnik wurden die meisten Setzkästen ausgemustert und zerstört. Erhaltene Exemplare dienen heute Sammlern zur Aufbewahrung und Zurschaustellung kleiner Gegenstände. Als „Setzkasten“ werden auch entsprechende Nachbauten zu diesem Zweck bezeichnet, die aber von den echten meist erheblich abweichen.
Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon. Neuer Abdruck. Leipzig und Wien 1905.
- Sepp Dußler, Fritz Kolling: Moderne Setzerei. 4. Auflage. Verlag Dokumentation Saur KG, Pullach 1974, ISBN 3-7940-8703-8.
- Eberhard Dilba: Typographie-Lexikon und Lesebuch für alle, 2. Auflage, Books on Demand, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8334-2522-6.
Wikimedia Foundation.