- DIN 16518
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DIN 16518 Bereich Schrift Titel Schriftart Kurzbeschreibung: Klassifizierungssystem für Schriftarten Letzte Ausgabe 8.1964 ISO Die DIN-Norm DIN 16518 des Deutschen Instituts für Normung e. V. regelt das in Deutschland gebräuchliche Klassifizierungssystem für Schriftarten. Sie ist stark an den Vorschlag der Association Typographique Internationale (ATypI) angelehnt. Im Gegensatz hierzu (und zu anderen nationalen Klassifizierungen) hat in der DIN 16518 die Schriftgruppe VII (Antiqua-Varianten) einen anderen Inhalt bekommen, die Gruppe X (Gebrochene Schriften) wurde weiter unterteilt und die Gruppe XI (Fremde Schriften) ist neu hinzugekommen.
Regelung
Die Norm DIN 16518 legt elf Schriftgruppen fest.
Gruppe I: Venezianische Renaissance-Antiqua
Schriften abgeleitet von Formen der frühen Druckzeit (etwa 1450 bis 1530). Großbuchstaben basieren auf der römischen Capitalis, Kleinbuchstaben auf der Humanistischen Minuskel. Die Schrift zeichnet sich durch kräftige Serifen, nach links geneigte Achsstellung sowie relativ große Ober- und Unterlängen aus, der Querstrich des e liegt meist schräg. Beispiele: Stempel-Schneidler, Jenson, Centaur
Gruppe II: Französische Renaissance-Antiqua
Schriften, deren Form im 16. Jahrhundert entstand. Geringe Unterschiede bei den Strichstärken, nach links geneigte Achse, ausgerundete Serifen, keilförmige Ansätze an den senkrechten Strichen. Sehr gut lesbar durch die ruhige Zeilenführung. Oberlängen der Minuskel meist etwas länger als die Höhe der Versalien. Ist heute die Gruppe mit den meisten Schriften. Beispiele: Garamond, Bembo, Palatino
Gruppe III: Barock-Antiqua
Durch die Auswirkung des Kupferstichs sind die Strichstärken unterschiedlicher, die Achse der Rundungen steht fast senkrecht. Kleinbuchstaben haben meist oben schräge und unten gerade Serifen. Ebenfalls sind die Rundungen an den Serifen schwächer ausgeprägt. Beispiele: Caslon, Baskerville, Times
Gruppe IV: Klassizistische Antiqua
Entstand um 1800, starke Unterschiede zwischen Haar- und Grundstrichen, waagerecht angesetzte Serifen, senkrechte Achse bei Rundungen. Kaum Rundungen am Serifenansatz. Beispiele: Bodoni, Walbaum, Didot
Gruppe V: Serifenbetonte Linear-Antiqua
Früher Egyptienne genannt, kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf. Mehr oder weniger starke, aber auffallende Betonung der Serifen. Haar- und Grundstriche sind fast gleich dick. Beispiele: Rockwell, Clarendon, Serifa
Gruppe VI: Serifenlose Linear-Antiqua
Auch als Grotesk oder (nach Jan Tschichold) Endstrichlose bezeichnete Schriftform, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand. Optisch ist ein Teil der Schriften dieser Gruppe in der Strichstärke einheitlich, bei anderen kann sie sich jedoch auch stark unterscheiden. Heute umfasst diese Gruppe sehr viele verschiedene Schriften, die eigentlich eine Unterklassifizierung erfordern würde. So basieren einige auf der Klassizistischen Antiqua (Bsp.: Akzidenz Grotesk, Univers), andere auf der Renaissance-Antiqua (Bsp.: Lucida Sans, Syntax). Parallel entstand in den USA die sog. Amerikanische Grotesk (Bsp.: Franklin Gothic). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die konstruierten Grotesk auf, die auf exakten geometrischen Grundformen basierten (Bsp.: Futura, Eurostile).
Gruppe VII: Antiqua-Varianten
Hier werden alle Antiqua-Varianten einsortiert, die nicht in die Gruppen I bis III, VIII und IX passen, weil ihre Strichführung nicht deren Charakter entspricht. Hauptsächlich finden sich hier Schriften für dekorative Zwecke. Beispiele: Optima, Largo, Souvenir, Eckmann
Gruppe VIII: Schreibschriften
Schriften, die die Wirkung einer heutigen Handschrift nachahmen. Es gab sie auch schon zu Bleisatz-Zeiten, jedoch kamen sie erst durch die Verwendung auf Computern mehr in Mode. Die Buchstaben sind untereinander verbunden. Beispiele: Mistral, Pepita
Gruppe IX: Handschriftliche Antiqua
Schriften, die auf der Antiqua basieren, die Buchstaben jedoch handschriftlich abwandeln und so ein „persönliches“ Erscheinungsbild vermitteln. Die Buchstaben sind untereinander nicht verbunden. Beispiele: Post Antiqua
Gruppe X: Gebrochene Schriften
Vor 1941 (siehe Normalschrifterlass) die gebräuchlichsten Alltagsschriften in Deutschland.
Sie werden weiter in fünf Untergruppen unterteilt:
- Gruppe Xa: Gotisch
- Gruppe Xb: Rundgotisch (Rotunda)
- Gruppe Xc: Schwabacher
- Gruppe Xd: Fraktur
- Gruppe Xe: Fraktur-Varianten
Gruppe XI: Fremde Schriften
Beispiele: Chinesisch, Kyrillisch, Arabisch, Griechisch, Hebräisch
Kritik
Unter Schriftexperten ist die Norm umstritten, jedoch noch meist Ausbildungsgrundlage in Berufen der grafischen Industrie. Ihr wird vor allem vorgeworfen, dass sich die Schriftentwicklungen der letzten Jahre in das historisch eingeteilte Schema nicht gut einordnen lassen (90 % der Neuentwicklungen spielen sich in Gruppe VI ab) und die Gruppe XI „Fremde Schriften“ nicht für die internationale Kommunikation taugt. Die Norm wird gegenwärtig überarbeitet, eine Einigung der Experten über die Neufassung ist jedoch noch nicht absehbar.
Indra Kupferschmid stellte 1998 in Abstimmung mit Max Bollwage und Hans Peter Willberg im Normungsausschuss eine Klassifikation nach Formprinzip vor, die auf die Struktur und Wirkung der Schriften eingeht. Diese ist in ihrem Lehrbuch Buchstaben kommen selten allein (ISBN 3-7212-0501-4) sowie in den Büchern Wegweiser Schrift (ISBN 3-87439-569-3) von Willberg und Typografie kompakt (ISBN 3-540-22376-2) von Bollwage publiziert und inzwischen Lehrinhalt an vielen Hochschulen. Sie sieht eine Unterteilung der Schriften in nur fünf Gruppen vor, was aber bisher nie genormt wurde.
Siehe auch
Weblinks
- Schriftklassifikation – Informationen zur Schriftklassifikation und zur Schriftgeschichte
- www.typosuche.de – Florian Stürmer, Michael Amarotico - ein Vorschlag, Schriften des lateinischen Alphabets sowie Bildzeichen nicht nur zu ordnen, sondern anhand stilistischer Merkmale in eine Suchmaschine einzuarbeiten
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