Sexsomnien

Sexsomnien

Sexsomnia ist die Bezeichnung für eine seltene Schlafstörung, die wie das Schlafwandeln (Somnambulismus) zum Bereich der Parasomnien und zur Gruppe der nichtorganischen Schlafstörungen gehört. Diese Störung ist ein Zustand, in dem der Betroffene scheinbar wach ist, sexuelle Handlungen wie Masturbation oder bei Anwesenheit einer weiteren Person auch Geschlechtsverkehr vollführt, aus dem Non-REM-Schlaf jedoch nicht zu Bewusstsein kommt und nach dem Aufwachen sich oft an seine Handlungen nicht mehr erinnern kann.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsabgrenzung

Die Abgrenzung von Sexsomnia zur absichtlichen Vergewaltigung ist problematisch, da von Sexsomnia Betroffene durchaus gegenüber anderen anwesenden Personen auch gewaltsam handeln können und eine eindeutige Aufklärung über ihren dabei vorhandenen tatsächlichen Bewusstseinsgrad im Nachhinein schwierig ist. Aus demselben Grund sind Forschungen über Sexomnia auch schwierig, weil die Patienten oft Angst haben über ihre Krankheit zu reden, da man ihnen nicht glauben könnte, dass sie die Übergriffe nicht steuern können[1].

Symptome

Die Schlafstörung Sexsomnia ist bei Abwesenheit einer weiteren Person in der Regel harmlos, sie kann aber auch in manchen Fällen zu eigenen Verletzungen führen. Bei nächtlicher Anwesenheit von anderen Personen können diese jedoch von beiden Seiten ungewollt mehr oder minder gravierend in Mitleidenschaft gezogen werden, denn das Bewusstsein des von Sexsomnia Betroffenen ist eingeschränkt und eine Orientierung äußerst mangelhaft.

In einer Analyse der bisherigen Veröffentlichungen nannte der Schlafforscher Carlos Schenck im Fachmagazin „Sleep“ typische Verhaltensmuster. So können Betroffene erotische Sprache verwenden, masturbieren oder den Partner zum mehr oder weniger erzwungenen Geschlechtsverkehr bringen. In der Phase zwischen Schlaf und Aufwachen zeigen andere in diesem Zustand sexuelles Verhalten sowie Symptome von Schlafanfällen oder langer Schlaflosigkeit. Bei Menschen mit Narkolepsie (Schlafdrang), mit Restless-Legs-Syndrom oder schmerzhaften nächtlichen Erektionen tritt diese Störung häufiger auf. Beobachtungen zeigen, dass ein Drittel der Betroffenen weiblich ist, was in etwa den geschlechtsspezifischen Quoten für Schlafwandeln entspricht.

Geschichte

1996 veröffentlichte Colin Shapiro, langjähriger leitender Doktor und Forscher an der Schlafklinik des Toronto Western Hospital in Kanada, die ersten derartigen Fälle. 1999 startete Michael Mangan, ein Psychologe an der Universität of New Hampshire in Durham, die eine Webseite (www.sleepsex.org). Diese Seite benutzte er um anonym mit Patienten in Kontakt zu kommen und stieß damit auf unerwartet großes Feedback. [1] 2003 publizierte Colin Shapiro auf einer Internetseite einen Überblick seiner Forschungsergebnisse [2]. 2007 haben Schlafforscher der Universitäten in Stanford, Minnesota und Minneapolis (USA) versucht, eine Klassifikation dieser auch als „Sexsomnien“ bezeichneten Parasomien zu erstellen. [3] Sie gehören demnach zu den „Parasomnien mit sexuellen Auffälligkeiten“. Weitere Kategorien sind „sexuelle epileptische Anfälle im Schlaf“, sowie schmerzhafte Erektionen, die beim Aufwachen verschwinden. Eine weitere Erkrankung ist das Kleine-Levin-Syndrom, in der eine übermäßige sexuelle Aktivität in den Wachphasen nach übermäßigem Schlaf verschoben ist.

Zitate

Der Schlafforscher Jürgen Zulley der Universität Regensburg sagte: „Obwohl oder gerade weil diese Phänomene so selten sind, finde ich solche Klassifikationsversuche sinnvoll. Das kann dazu beitragen, ein solches Tabuthema bekannter zu machen.“

Literatur

  • Michael Mangan: Sleepsex: Uncovered, Xlibris Corp, Dezember 2001, ISBN 978-1-4010-3766-6, (englisch, auch als E-Book verfügbar)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b www.heise.de Telepolis-Artikel: "Miteinander im Schlaf schlafen" von Wolf-Dieter Roth vom 27. Oktober 2006 Abgerufen am 12. März 2009
  2. www.biopsychiatry.com Colin Shapiro et al.: Sexsomnia – a new parasomnia? In: Canadian Journal of Psychiatry. 48(5):311-7 vom Juni 2003 (Englisch), Abgerufen am 12. März 2009
  3. Sleep and Sex: What Can Go Wrong?, Sleep. Bd. 30(6), Juni 2007 (Englisch), Abgerufen am 12. März 2009
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