Shakermöbel

Shakermöbel

Die Shaker (dt.: Zitterer) sind eine christliche Freikirche in Amerika, die aus dem Quäkertum hervorgegangen ist. Ihr Name leitet sich von dem rituellen Schütteltanz her, der bei ihnen als eine Form der Verehrung Gottes gilt.

Im 18. Jahrhundert von Ann Lee, die 1736 als Tochter eines Grobschmieds in Manchester geboren wurde, gegründet, zeichnet sich die Glaubensgemeinschaft der Shaker durch eine strenge Arbeitsethik und ein nahezu monastisches, weitgehend nach Männern und Frauen getrenntes Gemeindeleben aus. Ihre weiteste Verbreitung fanden die Shaker-Gemeinden um die Mitte des 19. Jahrhunderts; heute sind sie fast ausgestorben. Bekannter als die Glaubensrichtung selbst sind die von ihnen und ihren Anhängern hergestellten Shaker-Möbel.

Inhaltsverzeichnis

Glaubensgrundsätze

Die theologischen Leitlinien der Shaker spiegeln philosophische Strömungen aus dem Zeitalter der Aufklärung. Gott gilt als geschlechtsneutrales geistiges Wesen, damit seien beide Geschlechter grundsätzlich gleichberechtigt, damit sei auch Jesus nicht leiblicher Sohn Gottes, sondern erst durch die göttliche Stimme bei seiner Taufe dazu ernannt worden. Die Bezeichnung „Christus“ sei eine spätere theologische Deutung seines Wirkens. Die Naherwartung der Wiederkunft Christi wird geistig verstanden, sie finde im Inneren der Menschen statt. So konnte auch Ann Lee als „wiederkehrender Christus“ gelten, ohne dass damit ein Anspruch auf Identität mit Jesus erhoben wurde.

Der Schütteltanz als Gebetsform bot Zeitgenossen wie Charles Dickens und Herman Melville Anlass zum Spott über die kurios anmutende Gemeinschaft. Doch die Shaker stellten weit mehr dar als nur eine tanzende Kommune, sie brachten ihren Glauben auch in der Einhaltung calvinistischer Wirtschaftsprinzipien zum Ausdruck: „Hände an die Arbeit, Herzen bei Gott“ (engl.: „Hands to work and Hearts to God“).

Gemeindeleben

Für die Shaker sind Tugenden, wie Fleiß, Erfindergeist und das Streben nach höchster handwerklicher Produktqualität, Grundvoraussetzungen für ein gottgefälliges, freudvolles Leben. Die Arbeit, die sie als Gottesdienst sehen, spielt im Shakerleben daher eine zentrale Rolle. Dank dieses Grundsatzes gehörten die Shakergemeinden im Osten der USA Mitte des 19. Jahrhunderts zu den wohlhabendsten und wirtschaftlich florierendsten des Landes. Zudem hatte es bei ihren 6.000 Mitgliedern eine überdurchschnittliche Bildung zur Folge. Im Gegensatz zu den Amish, mit denen die Shaker häufig verwechselt werden, lehnten sie, wie die Quäker, technischen Fortschritt nicht ab – sie forcierten ihn sogar und kleideten Erfindungen wie Waschmaschine, Kreissäge und Flachbesen mit dem Attribut einer Gottesgabe.

Shaker leben nicht als klassische Familien zusammen, sondern als eine zölibatäre Gemeinschaft, das heißt Frauen als Nonnen und Männer als Mönche. Allerdings lebte man unter einem Dach. Kindern, die mit in die Gemeinschaft aufgenommen wurden, wurde nach Vollendung des 21. Lebensjahres angeboten, in die Gemeinde aufgenommen zu werden oder sie zu verlassen.

Da alle Shaker zölibatär lebten, konnte es keinen Nachwuchs aus den eigenen Reihen geben. Die Mitglieder rekrutierten sich weniger aus konvertierenden Erwachsenen als durch in die Gemeinschaft aufgenommene Waisenkinder. Mit der zunehmenden Verbreitung staatlicher Fürsorge für Waisenkinder verloren die Shaker somit einen Großteil Ihres potenziellen Nachwuchses. Derzeit gibt es weltweit nur noch vier Gemeindemitglieder. [1]

Die Shaker des 19. und frühen 20. Jahrhunderts handelten an der Börse, galten als versierte Finanzdienstleister und gehörten den Beraterstäben sechs amerikanischer Präsidenten an, darunter denen von Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt.

Shaker-Möbel

Der Möbelstil der Shaker wird heute als eigenständiger und einflussreicher Beitrag zur Kunstgeschichte eingestuft. Möbel der Shaker waren bereits im 19. Jahrhundert in den gesamten USA verbreitet und wurden auch auf Weltausstellungen präsentiert. Ihre formale Strenge, der Verzicht auf Ornamentik und die Orientierung auf Nützlichkeit zeigt Parallelen zur englischen Arts and Crafts-Bewegung und beeinflusste auch die Moderne in Architektur und Design zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Die Shaker sind auch bekannt für die Fertigung ovaler Spanschachteln, sogenannter „shaker boxes“.

Gründungsdaten von Shakergemeinden

Shaker-Haus in Pleasant Hill, Kentucky, USA
  • 1787 Mount Lebanon, NY und Watervliet, NY
  • 1790 Hancock, Mass. und Enfield, CT
  • 1791 Harvard, Mass.
  • 1792 Tyringham, Mass. und Canterbury, NH
  • 1793 Alfred, ME und Enfield, NH
  • 1794 Sabbathday Lake, ME
  • 1804 Gorham, ME
  • 1805 Union Village, OH
  • 1806 Watervliet, OH und Pleasant Hill, KY
  • 1807 South Union, KY
  • 1810 West Union (Busro), Ind.
  • 1817 Savoy, Mass.
  • 1822 North Union, OH
  • 1824 Whitewater, OH
  • 1826 Groveland, NY

Aufgabe von Shakergemeinden

  • 1889 North Union, OH
  • 1892 Groveland, NY
  • 1908 Shirley, Mass.
  • 1910 Watervliet, OH, Union Village, OH und Pleasant Hill, KY
  • 1917 Enfield, CT
  • 1918 Enflied, NH
  • 1919 Harvard, Mass.
  • 1922 South Union, KY
  • 1931 Alfred, ME
  • 1938 Watervliet, NY
  • 1947 Mount Lebanon, NY
  • 1960 Hancock, Mass.
  • 1992 Canterbury, NH

Sabbathday Lake, ME ist die letzte intakte Shaker-Gemeinde. Dort lebten im März 2007 noch vier Anhänger dieses Glaubens.

Literatur

  • Die Shaker. Leben und Produktion einer Commune in der Pionierzeit Amerikas, München 1974, Staatliche Museen für angewandte Kunst.

Weblinks

Quellenangaben

  1. http://www.boston.com/news/globe/magazine/articles/2006/07/23/the_last_ones_standing/?page=full

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