Siegquelle

Siegquelle

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Sieg
Daten
Lage Deutschland; Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
Länge 155,2 km
Quelle Rothaargebirge
50° 55′ 4″ N, 8° 14′ 48″ O50.9177777777788.2466666666667603
Quellhöhe 603 m ü. NN
Mündung zwischen Bonn und Troisdorf in den Rhein50.7688888888897.076388888888950Koordinaten: 50° 46′ 8″ N, 7° 4′ 35″ O
50° 46′ 8″ N, 7° 4′ 35″ O50.7688888888897.076388888888950
Mündungshöhe 50 mVorlage:Infobox Fluss/HÖHENBEZUG-MÜNDUNG fehlt
Höhenunterschied 553 m
Abfluss über Rhein
Einzugsgebiet 2.832 km²
Rechte Nebenflüsse Ferndorf, Wisser Bach, Bröl, Wahnbach, Agger
Linke Nebenflüsse Weiß, Scheldebach, Heller, Elbbach, Nister, Etzbach, Eipbach, Hanfbach, Pleisbach
Großstädte Siegen, Bonn
Mittelstädte Netphen, Hennef (Sieg), Siegburg, Sankt Augustin, Troisdorf,
Schiffbar nicht schiffbar
Siegquelle im Rothaargebirge bei Netphen-Walpersdorf
Sieglauf zwischen Siegen-Niederschelden und Mudersbach-Niederschelderhütte
Im Mäander des Siegtals bildet ein Ufer sanfte Hänge, während das andere steile Felswände (Harth) aufweist.
„Siegstrand“ bei Windeck-Herchen
Sieg bei Herchen
Die gestaute Sieg bei Stromberg
Das Stauwehr der Unkelmühle mit Fischtreppe und Kanurutsche ist die breiteste Stelle der Sieg (Teilansicht).
Siegtal zwischen Eitorf-Merten und Hennef-Bülgenauel
Bei zurückgehendem Hochwasser sammeln sich die Wasservögel
Die Sieg bei Hennef-Stein, hier wächst die Gelbe Teichrose.
Unterlauf der Sieg bei Siegburg
Mündung der Sieg (links) in den Rhein zwischen Bonn-Geislar und Troisdorf-Bergheim (Blick zum Kemper Werth nach Südosten)
Mündung der Sieg (rechts) in den Rhein (Blick vom Kemper Werth nach Nordwesten)

Die Sieg ist ein 155,2 km langer, rechter bzw. östlicher Nebenfluss des Rheins in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Sie ist ein silikatischer Mittelgebirgsfluss. Das mittlere Gefälle des Flusses, gemessen zwischen Eitorf (NRW) und Betzdorf (RP), beträgt 0,15 %. Das Einzugsgebiet der Sieg (siehe unten) umfasst 2.832 km² und der mittlere Abfluss beträgt 52 m³/s am Pegel Menden.

Der Flussname Sieg hat keinen Bezug zu Sieg als Triumph, sondern leitet sich vom keltischen Wort „Sikkere“ ab, was soviel bedeutet wie „schneller Fluss“ (verwandt sind die ebenfalls keltischen Namen der Seine und des Shannon). Es ist nicht ganz klar, ob auch der Name des Volksstammes der Sugambrer verwandt ist (jedoch lebten Sugambrer und Ubier wohl in frühgeschichtlicher Zeit in Nachbarschaft des Siegerlandes).

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Siegquelle

Die Sieg entspringt im Siegerland am Ederkopf, im Südteil des Rothaargebirges (NW) nahe der nordöstlichen Stadtgrenze von Netphen rund 3 km nordöstlich des Stadtteils Walpersdorf. Ihre Quelle befindet sich in waldreichem Gebiet an der Eisenstraße (Landesstraße 722) unweit des Kreuzungspunkts mit der „L 719“; direkt vorbei führt ein Abschnitt des Rothaarsteigs. Die ummauerte Siegquelle liegt auf 603 m über NN rund 400 m nordwestlich des Jägerhains (650,4 m; Berg bzw. Waldgebiet) und etwa 1,2 km (jeweils Luftlinie) südöstlich des Aukopfs (644,9 m).

Nachbarquellen

Nur 2,5 km südlich von der Siegquelle entspringt die Lahn, 3 km nordwestlich die Eder.

Ober- und Mittellauf

Die Sieg, die vorwiegend in Ost-West-Richtung verläuft, erreicht nach wenigen Kilometern die Stadt Siegen, in der sie teilweise durch die Stadtautobahn (Hüttentalstraße) überbaut ist. Nach 34 km Fließlänge wechselt der Fluss bei Niederschelden nach Rheinland-Pfalz und nach weiteren 44 km kehrt er bei Windeck nach Nordrhein-Westfalen zurück. Kurz zuvor mündet bei Wissen-Nisterbrück die von Süden kommende Nister (64 km) ein, die nach der Agger (69 km) den zweitlängsten Siegzufluss darstellt. 1860 wurde der Mittellauf der Sieg stark begradigt. Beim Bau der Siegstrecke und Ausbau der sie begleitenden Landesstraße 333 wurden, um Brückenwerke zu sparen, viele Siegbögen abgeschnitten. So schuf man auch den Siegfall in Schladern. Die Altarme boten im Gegensatz zur teilweise kanalisierten Sieg reichhaltige Biotope. Ebenfalls entstanden felsige Steilhänge, die weiteren Pflanzenarten eine Heimat boten. Durch den Wechsel der Steilhänge mit den gegenüberliegenden flachen Anhöhen bietet das im Mittellauf eine abwechslungsreiche Landschaft.

Unterlauf

Bei Siegburg, wo sich das letzte Wehr der Sieg befindet, verlässt der Fluss das Bergland. An diesem Wehr zweigt der Siegburger Mühlengraben ab, der durch die Stadt verläuft und kurz vor der Agger-Einmündung wieder auf die Sieg stößt. Direkt unterhalb bzw. westlich der Stadt mündet die von Nordosten kommende Agger ein.

In Unterlauf der Sieg kommt es sehr leicht und häufig zu Hochwasser, durch großzügige Wiesen und Auen am Ufer schaden die Überflutungen den Ortschaften aber, anders als beim Rhein, kaum. Wenn diese Flächen nicht überflutet sind, werden die sie durchquerenden Wege von Wanderern und Radfahrern genutzt. Der Fluss selbst ist bei Kanufahrern beliebt und wird auch zum Baden genutzt.

Mündung

Die Sieg mündet am nordwestlichsten Ende von Geislar (nördlichster Stadtteil Bonns) bzw. direkt südwestlich von Bergheim (südwestlichster Stadtteil Troisdorfs) aus östlicher Richtung kommend auf nur noch 45 m Höhe in den Rhein und markiert dort den Übergang vom Mittelrhein zum Niederrhein; wenige Hundert Meter weiter rheinabwärts befindet sich rechtsrheinisch Mondorf (südlichster Stadtteil Niederkassels). Somit stoßen hiesig die Stadtgrenzen von Bonn und Troisdorf aneinander. Zwischen beiden Städten fließt die Sieg zunächst etwa 1,5 km parallel zum Rhein, bevor sie in diesen mündet.

Das Mündungsgebiet der Sieg ist eine der letzten naturbelassenen Rheinmündungen überhaupt, weswegen die hiesige „Siegaue“ im Jahr 1986 unter Naturschutz gestellt wurde, so dass das „Naturschutzgebiet Siegaue“ entstand. Auch genießt dieses Gebiet einen Schutzstatus nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union.

Die Landzunge zwischen Sieg und Rhein, Kemper Werth genannt, war früher eine Insel und hieß auch „Pfaffenmütze“. 1777 ließ Kurköln gemeinsam mit dem Herzogtum Berg die Siegmündung begradigen, um ihre umliegenden Ländereien besser vor Hochwasser zu schützen, so dass die Sieg quasi im rechten Winkel auf den Rhein traf.

Durch die veränderte Strömung lud die Sieg nun ihr mitgeführtes Geröll im Rhein ab bzw. tat dies bei hohem Wasserstand in ihrem eigenen Bett, was zu einer Verflachung des Bettes führte. Bei hohen Wasserständen führte das wiederum zu einem Ausbruch der Sieg aus ihrem Bett, was man heute noch an den toten Mündungsarmen unterhalb von Troisdorf-Bergheim sehen kann. 1852 ließ die Regierung einen Damm zwischen der Insel und dem „Festland“ errichten, um so die Sieg wieder in ihr altes Bett zu zwingen.

Einzugsgebiet

Die Sieg, die sich in der Ökoregion Zentrales Mittelgebirge befindet, gehört zum Einzugsgebiet des Rheins. Ihr Einzugsgebiet, das sich zwischen Bergischem Land, Westerwald, Rothaargebirge und Rhein befindet, umfasst 2.832 km². Davon liegen 2.190 km² in Nordrhein-Westfalen und 642 km² Rheinland-Pfalz. Es hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 60 km, in Ost-West-Richtung sind es etwa 85 km.

Naturschutz

Der Unterlauf der Sieg vom Wiedereintritt an der Landesgrenze Rheinland-Pfalz nach Nordrhein-Westfalen bis hin zur Siegmündung ist Naturschutzgebiet. Ebenso sind angrenzende Altarme geschützt, zum Beispiel bei Hennef-Dondorf und Windeck-Dreisel.

Vegetation

Die Vegetation des Siegufers ändert sich im Flussverlauf. Der Oberlauf ist durch dichte, schattige Wälder geprägt, unter denen sich nur eine spärliche Krautschicht ausbilden kann. Der Mittellauf ist geprägt durch einen raschen Wechsel von Wäldern und Sumpfwiesen. Auf diesen finden sich insbesondere Sumpfdotterblume, Sumpf-Schwertlilie, aber auch die Neophyten Herkulesstaude, drüsiges Springkraut, die Goldrute und der Japanische Staudenknöterich wieder. Der Unterlauf ist durch Wiesen, Pappeln und Erlenbrüche geprägt. Schilf, Rohrkolben und Rohrglanzgras sind typische Pflanzen dieser Vegetationszone.

Fauna

Am 31. Juli 1956 kam es in Windeck zu einem großen, industriell verursachten Fischsterben. Inzwischen hat sich die Sieg zu einem der fischreichsten Flüsse Deutschlands entwickelt. 36 Fischarten leben dort, unter anderem Lachse, die wieder eingebürgert wurden. Verursacht durch diesen Fischreichtum haben sich Graureiher und Kormorane angesiedelt, die inzwischen große Kolonien gegründet haben.

Im Umfeld der Nebengewässern, Siegauen, Uferwiesen und -wälder gibt es folgende Arten:

Geologie des Siegtals

Gesteine

Die Sieg fließt im Rheinischen Schiefergebirge, das Teil des deutschen Mittelgebirges ist. Von der Quelle am Ederkopf im Rotharrgebirge (auf 648 m über NN)) durchfließt sie in Ost-West-Richtung die folgenden naturräumlichen Einheiten (4. Ordnung): das Siegerland, das Mittelsieg-Bergland und die Köln-Bonner-Rheinebene. Sie streift südlich den Westerwald, nördlich das Bergische Land und im Westen das Mittelrheingebiet. Sie durchfließt von der Quelle bis Hennef paläozoisches Grundgebirge und tritt dort aus dem Gebirge aus. Von Hennef bis zur Mündung in den Rhein bei Mondorf (auf 48 m über NN) durchfließt sie die tertiären und quartären Sedimente der Siegburger Bucht (südöstlicher Teil der Niederrheinischen Bucht).

Das Siegerland und das Mittelsieg-Bergland entstand aus unterdevonischen Sedimenten (418 bis 405 Mio. Jahre vor heute), die im Karbon (385 bis 296 Mio. Jahre vor heute) variszisch gefaltet wurden. Die geologischen Schichten streichen in Richtung Südwest-Nordost (erzgebirgisch). Diese Schichten teilen sich in Gedinne-, Siegener- und Emsstufe. Die Sieg fließt jedoch nur in der Siegener Stufe, die hauptsächlich aus Tonschiefer, Grauwacke und Sandstein besteht. Einzelne isolierte tertiäre Basaltkuppen finden sich bei Siegen, Betzdorf und Eitorf nahe dem Siegtal und bilden Ausläufer des weiter südlich gelegenen Westerwaldes mit seinen jungen Basaltvorkommen. Im Mittelsieg-Bergland begrenzen zwei Höhenzüge das Siegtal: der Leuscheid im Süden und der Nudscheid im Norden. Beide bestehen aus widerstandsfähiger Grauwacke und Quarzit der Emsstufe.

Im Bereich der Siegburger Buch durchfließt die Sieg tertiären und quartären Schotter. Die Gliederung dieser Schichten entspricht in Ausbildung und Mächtigkeit den Schichten am Siebengebirge. Es finden sich von oben nach unten Kieseloolithschichten, Braunkohlenschichten (Tone, Sande und junge Blätterkohle), Trachyttuffe in verschiedenen Mächtigkeiten und quarzige und tonige Sedimentschichten, sowie tiefgründig verwittertes unterdevonisches Gestein des Grundgebirges. Es finden sich Mächtigkeiten von bis zu 200 m.

Im Quartär schnitten sich Rhein und Sieg in die tertiären Schichten ein, bildeten jedoch auch Gerölldecken. Diese werden heute wiederum von Löss, Flugsand und jungem Auenlehm überlagert.

Tektonik

Die Hauptstrukturlinien des Siegtals bilden der Siegener Hauptsattel und der weiter nördlich gelegene Morsbach–Müsener–Sattel. Diese rahmen das Mittelsiegtal ein und entstanden durch die variszischen Faltentektonik.

Die Bruchtektonik der Siegburger Bucht wird auf die Wende Oligozän/Miozän (etwa 24 Mio. Jahe vor heute) datiert. Das Grundgebirge ist hier infolge mehrerer tektonischer Verwerfungen tief eingesunken. Schollengrenzen finden sich u.a. auf der Linie Kaldauen–Hennef–Uthweiler, sowie entlang des Pleistals, das die Ostgrenze des Siebengebirgsgrabens darstellt. Nördlich der Siegburger Bucht ist das devonische Gestein staffelförmig gegen Südwesten abgesunken. Hinzu kommt die jüngere und relativ kleinräumige Zerstückelung des Pleiser Hügellandes.

Im mittleren Lauf der Sieg findet sich eine weitere tertiäre Verwerfung, die auf der Linie Weyerbusch–Herchen verläuft und in ihrer nördlich Fortsetzung auch den westlichen Nutscheid durchläuft. Im Abschnitt Röcklingen bis Stromberg folgt die Sieg dem Verlauf dieser Bruchzone. Eine Ausnahme bildet hier der Siegbogen in Herchen. (Der Abschnitt ist heute besonders gut nachvollziehbar, da auch die parallele Straße L 333 in diesem Bereich, sowie die Nebenstraße „Im Kaltbach“ diesem Bruch folgt.)

Vulkanismus

Insgesamt ist das Siegtal nicht als vulkanisches Gebiet zu bezeichnen. Es finden sich jedoch Ausläufer der umliegenden vulkanischen Gebiete Westerwald und Siebengebirge. So finden sich einzelne isolierte miozäne Basaltkuppen bei Siegen, Betzdorf und Eitorf nahe dem Siegtal und bilden Ausläufer des Westerwaldes.

Der Michaelsberg in der Siegburger Bucht, der mit 118,4 m über NN etwa 40 m über sein Umland hinausragt, entstand durch eine vulkanische Intrusionin das variszische Grundgebirge etwa an der Wende Oligozän/Miozän. Er ist als Nordausläufer der Siebengebirgsintrusionen zu betrachten. Entgegen den basaltischen Kuppen des Siebengebirges besteht der Michaelsberg überwiegend aus Basalttuff. Er wurde aufgrund seiner stärkeren Resistenz durch die Erosion deutlich herauspräpariert.

Flussterrassen

Wie auch im Mittelrheintal, findet sich im Siegtal ein System aus Flussterrassen, das durch tektonische Aktivität, sowie Schwankungen der Wasserführung der Sieg entstanden ist. Diese Schwankungen entstanden durch unterschiedliche Wasservorkommen in den Glazialen (aride Verhältnisse, wenig Wasser, deshalb Sedimentation) bzw. Interglazialen (humide Verhältnisse, viel Wasser, deshalb Tiefen-Erosion).

Eine weitgespannte Fläche auf 260 bis 280 m über NN wird als pliozäner Talboden der „Ur-Sieg“ betrachtet. Dieses Niveau begleitet die Sieg in ihrem Verlauf im gesamten mittleren Sieglauf. Hinab zum rezenten Flussbett findet sich dann eine Abfolge von etwa 11 Terrassenniveaus (T11–T1), wobei T11 die oberste Terrasse ist und T1 die niedrigste. Insgesamt bilden Sie einen Höhenunterschied von etwa 200 m.

Der rezente Talboden der Sieg ist etwa 2 bis 7 m in die T2-Terrasse eingesenkt. Unter dem derzeitigen Flusslauf und dem angrenzenden Auenlehm findet sich die T1-Terrasse, die ebenfalls in der Würmeiszeit entstand. Dies belegt die Verzahnung mit periglazialem Hangschutt am Talrand. Ob diese Terrasse der jüngeren Niederterrasse (jNT) des Rheins entspricht, konnte bisher nicht belegt werden.

Die T2-Terrasse findet in der Siegburger Bucht und schließt morphologisch an die ältere Niederterrasse (äNT) des Rheins an. Diese weist Sedimente aus den Endmoränen des Alpenvorlands, des Schwarzwaldes und der Vogesen der Würmeiszeit auf. Entsprechend entstand die T2-Terrasse der Sieg im Zeitraum von 115.000 bis 10.000 Jahren vor heute.

Die T3-Terrasse entstand parallel zur unteren Mittelterrasse (uMT) des Rheins und wird auf die Rißeiszeit vor etwa 230.000 bis 130.000 Jahren vor heute datiert. Die Terrasse T4 entstand in der Mindeleiszeit – also im Zeitraum 475.000 bis 370.000 Jahren vor heute und findet sich in einem Niveau am Rodderberg bei Eitorf.

Die Terrassen T5 und T6 können mit der jüngeren und älteren Hauptterrasse (jHT und äHT) des Rheins zugeordnet werden. Wegen ihrer Mächtigkeit und Ausdehnung umfasst T5 zeitlich wohl nicht nur die Günz-, sondern auch die Donaueiszeit, sowie die Waalwarmzeit und damit einen Entstehungszeitraum von etwa 540.000 bis 1.400.000 Jahren vor heute. T6 wird der Bibereiszeit zugerechnet – entstand also vor etwa 2.200.000 Jahren.

Für die Terrassen T7 bis T9, sowie T10 und T11 besteht keine eindeutige Datierung. Einiges deutet jedoch auf eine Entstehung im Pliozän hin. Zunächst einmal liegt sie über T5 und T6. Darüber hinaus weist das Schottersediment in T7 deutlich mehr harte Gerölle wie Quarze und Quarzite auf als T6. Dies deutet auf längere Verwitterungswirkung und fortgeschrittnere Erosion weniger verwitterungsresistenter Gesteine und somit auf eine frühere Entstehung hin. Zugleich schneidet die Terrasse T7 in die Altverwitterungsfläche der „Ur-Sieg“ ein, die im Bereich der unteren Sieg im Pliozän eingmuldet wurde. T7 muss also jünger sein als diese Einmuldung.

Für die Terrasse T8 liegt keine Datierung vor. Sie muss ebenfalls im Pliozän entstanden sein. Die T9-Terrasse wurde ebenfalls auf das Pliozän datiert, denn sie findet sich unter der Basisfläche miozäner Basalte im Raum Eitorf. Zudem münden die pliozänen Quarzschotter des „Ur-Hanfbaches“ in diese Terrasse.

Schließlich können auch T10 und T11 dem Pliozän zugerechnet werden. Sie verdanken ihre Entstehung jedoch nicht wechselnden klimatischen Bedingungen, sondern tektonischen Hebungsperioden.

Umlaufberge

Neben den Flussterrassen sind vor allem Umlaufberge eine typische morphologische Erscheinung des Siegtals. Erstere tragen zudem zur Datierbarkkeit der Entstehung der Umlaufberge bei. Denn die aufgegebenen Altarme der Sieg weisen bis heute das Fließniveau der Sieg auf, das vorherrschte, als aus einem Mäander ein Umlaufberg wurde.

Der wohl älteste im Siegtal ist der Umlaufberg von Brachbach in der Nähe von Freudenberg am oberen Lauf der Sieg auf der südostlichen Uferseite (Geologische Karte Blatt 5113; r 34 25 800, h 56 31 800). Seine Spitze liegt auf 276–280m über NN und bildet einen Rest der T7-Terrasse (spätes Pliozän). Auf der ebenen Oberfläche streicht Gestein des Unterdevons aus. Das Umlauftal bildet ein Niveau der T6-Terrasse, die heute jedoch von mächtigem Lößlehm und Hangschutt überdeckt ist. Diese Talführung muss direkt nach der T6-Zeit am Ende der Bibereiszeit aufgegeben worden sein, denn schon die T5-Terrasse findet sich ausschließlich im heutigen Talverlauf.

Ein weiterer Umlaufberg findet sich bei Steckenstein in der Nähe von Wissen (Geologische Karte Blatt 5212 Wissen; r 34 15 000, h 56 28 450) am Südsüdostufer der Sieg. Der Berg weist an seiner Oberfläche ebenfalls das Niveau der T7-Terrasse auf. Hier bildet die T6-Terrasse auf 212m über NN den aufgegebenen Altarm – die nächstjüngere Terrasse T5 findet sich einige Meter tiefer im heutigen Siegtal. Es wird davon ausgegangen, dass eine tektonische Verwerfung bei Niederhövels von rund 20m ausschlaggebend dafür war, dass der Spornhals dieses ehemaligen Mäanders mit absank und somit von der Sieg leicht durchschnitten werden konnte.

Der Umlaufberg von Schladern stellt insofern eine Besonderheit dar, als dass er künstlich angelegt wurde. Dies geschah, um die neue Eisenbahn auf der Siegstrecke gradliniger durch das Siegtal führen zu können. Die alte Siegschlinge wurde abgeschnitten, indem ein neues kürzeres Flussbett für die Sieg gesprengt wurde. An dieser Stelle befindet sich bis heute ein 4 m hoher Wasserfall. Aufgrund dieser künstlichen Entstehung finden sich auf der Seite des Altarms die Terrassen T4 bis T1. Auch der Umlaufberg weist an seiner Spitze das T4-Niveau auf, das jedoch stark von Lehmen bedeckt ist. Dieser Flusslauf stammt demnach aus der Mindeleiszeit vor etwa 400.000 Jahren. Der Altarm ist bis heute nicht völlig trocken gefallen, denn im Südosten kann noch immer Siegwasser eindringen. Darüber hinaus führen verschiedene Quellen und ein Bach weiterhin Wasser herbei. Zum Teil finden sich noch offene Wasserflächen. Die Verlandung dieser Schlinge ist deshalb zwar stark fortgeschritten, aber nicht abgeschlossen. Er bietet deshalb heute einen guten optischen Eindruck auf die Entstehung eines Umlauftales, die normalerweise schon einige tausende Jahre zurück liegen.

Der Umlaufberg von Dreisel ist der wohl eindrucksvollste im Siegtal. Direkt südlich der Siegbiegung in Dreisel gelegen, ist er mit 170m am tiefsten in den Siegtrog eingeschnitten (Geologische Karte Blatt 5311 Weyerbusch; r 34 00 100, h 56 29 500). Die Spitze des Umlaufberges weist Schotter der T5-Terrasse auf. Der Hang hinunter zum Umlauftal weist ein Zwischenniveau auf, das ebenfalls in die lange Entstehungszeit von T5 eingeordnet werden kann. Das ehemalige Umlauftal liegt westlich von Dreisel auf dem Niveau von T4 auf 125 m über NN. In der Mitte dieser T4-Terrasse findet sich eine herauserodierte Felsrippe, deren Entstehung nicht abschließend geklärt ist. Sie ist heute mit Lehm überdeckt – man kann sie also mit bloßem Auge nicht sehen. Das dreiseler Mäander wurde also in der T5-Zeit angelegt. Die Eintiefung geschah ungleichmäßig unter Anlage von Zwischenniveaus. Bei der Eintiefung einer T3-Terrasse in die aufgeschotterte T4-Terrasse wurde der Spornhals durchbrochen und das Mäander abgeschnitten.

Der Bereich östlich des Ortes Dattenfeld liegt auf von 10 m Lösslehm bedeckten T4-Terrasse. Die Flussschotter der mindeleiszeitlichen Sieg treten an der Straße nach Dreisel zu Tage. Nördlich von Dattenfeld liegt – ebenfalls als T4-Terrasse identifiziert – auf 138 m über NN die Spitze des Umlaufbergs von Dattenfeld, der leicht in West-Ost-Richtung gestreckt ist. Der Spornhals wurde im Westen durchbrochen, wo die Sieg bis heute fließt. Das Umlauftal weist T3-Schotter auf. Diese Morphologie ist Ausdruck dessen, dass die Sieg in der Mindeleiszeit (T4) im Bereich von Dattenfeld durch ihre Mäander einen breiten Talboden anlegte. In diesen schnitt sie in der Rißeiszeit die T3-Terrasse ein. Mit der Eintiefung der T2-Terrasse in der frühen Würmeiszeit wurde auch das Flusstal des Umlaufberges abgeschnitten.

Zuflüsse

Zu den Zuflüssen der Sieg gehören flussabwärts sortiert (in Klammern befindet sich die orographische Zuflussseite):

Ortschaften

Zu den Anliegerkommunen an der Sieg gehören:

Hochwasser

Zu den katastrophalen Hochwassern zählt das von 1909, bei dem viele Siegbrücken weggerissen wurden.

Flaschenpost

Einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als unmöglichste Flaschenpost erhielt 1998 eine Weinflasche, die 1993 von Christine Klinkhammer als Flaschenpost bei Hennef in die Sieg geworfen wurde und 1996 in Falmouth (Maine, USA) gefunden wurde.

Literatur

Gramsch, Heinz-Josef (1978): Die Entwicklung des Siegtals im jüngeren Tertiär und im Quartär. Paderborn/ Schöningh.

Weblinks


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