- Sieg (Fluss)
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Sieg Daten Gewässerkennzahl DE: 272 Lage Deutschland; Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz Flusssystem Rhein Abfluss über Rhein → Nordsee Quelle Rothaargebirge
50° 55′ 4″ N, 8° 14′ 48″ O50.9177777777788.2466666666667604Quellhöhe 604 m ü. NN[1] Mündung Zwischen Bonn und Troisdorf in den Rhein 50.7692472222227.074777777777845Koordinaten: 50° 46′ 9″ N, 7° 4′ 29″ O
50° 46′ 9″ N, 7° 4′ 29″ O50.7692472222227.074777777777845Mündungshöhe 45 m ü. NN[1] Höhenunterschied 559 m Länge 155,2 km[2] Einzugsgebiet 2.856,9 km²[2] Abflussmenge
am Pegel Menden[3]NNQ: 2,19 m³/s (im Jahr 1973)
MNQ: 6,49 m³/s
MQ: 52,8 m³/s
MHQ: 570 m³/s
HHQ: 1.053 m³/s (im Jahr 1984)Rechte Nebenflüsse Ferndorf, Asdorf, Wisser Bach, Bröl, Wahnbach, Agger Linke Nebenflüsse Weiß, Heller, Elbbach, Nister, Hanfbach, Pleisbach Großstädte Siegen, Bonn Mittelstädte Netphen, Hennef (Sieg), Siegburg, Sankt Augustin, Troisdorf, Die Sieg ist ein 155,2 km[2] langer, rechter bzw. östlicher Nebenfluss des Rheins in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
Sie ist ein silikatischer Mittelgebirgsfluss. Das mittlere Gefälle des Flusses, gemessen zwischen Eitorf (NRW) und Betzdorf (RP), beträgt 0,15 %. Das Einzugsgebiet der Sieg (siehe unten) umfasst 2.856,9 km²[2] und der mittlere Abfluss beträgt 52,8 m³/s[3] am Pegel Menden.
Inhaltsverzeichnis
Name
Der Flussname Sieg hat keinen Bezug zu Sieg als Triumph, sondern leitet sich vom keltischen Wort „Sikkere“ ab, was so viel bedeutet wie „schneller Fluss“ (verwandt ist der ebenfalls keltische Name der Seine). Es ist nicht ganz klar, ob auch der Name des Volksstammes der Sugambrer verwandt ist (jedoch lebten Sugambrer und Ubier wohl in frühgeschichtlicher Zeit in Nachbarschaft des Siegerlandes).
Verlauf
Siegquelle
Die Sieg entspringt im (historischen) Siegerland am Nordwesthang des 650,4 m ü. NN hohen Jägerhains auf dem Ederkopf-Lahnkopf-Rücken, im Südteil des Rothaargebirges (NRW), nahe der nordöstlichen Stadtgrenze von Netphen und rund 3 km nordöstlich des Stadtteils Walpersdorf. Ihre Quelle befindet sich in waldreichem Gebiet an der Eisenstraße (Landesstraße 722) unweit des Kreuzungspunkts mit der „L 719“; direkt vorbei führt ein Abschnitt des Rothaarsteigs. Die ummauerte Siegquelle liegt auf 604 m ü. NN[1] rund 400 m nordwestlich des Jägerhain-Gipfels und etwa 1,2 km (jeweils Luftlinie) südöstlich des Aukopfs (644,9 m ü. NN), an dessen Südwestfuß mit dem Ahornbach nicht nur ein weiterer Quellfluss entspringt, sondern an dem sich auch die Wasserscheiden von Sieg, Lahn und Eder treffen. So befinden sich die Quellen der beiden anderen genannten Großflüsse in nur je etwa 3 km südlicher (Lahn) bzw. nordwestlicher (Eder) Entfernung.
Nachbarquellen
Nur 2,5 km südlich von der Siegquelle entspringt die Lahn, 3 km nordwestlich die Eder.
Oberlauf
Das Einzugsgebiet des Oberlaufes der Sieg ist fast identisch mit dem naturräumlichen Siegerland, enthält jedoch insbesondere Randgebiete des Rothaargebirges in Norden und Osten.
Der Quellverlauf der Sieg und der ihrer ersten größeren Nebenflüsse legen sich fächerförmig durch die Siegerländer Rothaar-Vorhöhen, manche Quellen liegen auch im sich nordöstlich anschließenden Ederkopf-Lahnkopf-Rücken (Rothaargebirge) in unmittelbarer Nähe zu den Wasserscheiden zu Eder und Lahn wie auch den Quelläufen der beiden Flüsse. Nach einem kurzen Verlauf in Richtung Südwesten flankiert die Sieg ab dem linksseitigen Zufließen des Werthenbachs zunächst, dessen Nordwest-Richtung annehmend, den Südwestrand der Rothaar-Vorhöhen, um nach dem linksseitigen Zufließen von Obernau und Netphe, nach Westen abzudrehen und nach dem Zufließen des Dreisbachs die vorläufig endgültige Südwest-Richtung anzunehmen. Am Pegel Weidenau hat die Sieg einen durchschnittlichen Abfluss (MQ) von 2,46 m³/s[4].
Nach 22,5 km fließt der Sieg in Weidenau der Ferndorfbach zu, wodurch sich ihr Einzugsgebiet von 134 auf 290 km² und ihr Abfluss um 3,28 m³/s mehr als verdoppeln. Die Ferndorf windet sich von Osten, ihr rechter Nebenfluss Littfe von Westen um den äußersten Westen des Rothaargebirges an Hohem Wald (655 m) und seinem Südausläufer Kindelsberg (618 m) sowie den sich unmittelbar anschließenden Hilchenbacher Winkel.
Die folgenden 11,4 km um das Stadtgebiet von Siegen speist sich die Sieg überwiegend aus dem Kernsiegerland, wobei die Quellen der längeren linken Nebenflüsse Weiß und Eisernbach sowie deren oberer Zuflüsse an der Kalteiche und ihrer nordöstlichen, gratartigen Verlängerung Kalteiche (mit Haincher Höhe) im äußersten Südwesten des Rothaargebirges liegen, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Quellverlauf der Dill. Das Einzugsgebiet steigt noch einmal um etwa 50 % auf 446 km², der Abfluss steigt derweil um rund 40 % auf inzwischen 8,00 m³[4] (Pegel Niederschelden).
Unmittelbar nach dem Zufließen des Eisernbaches von links und des kleinen Schelderbaches bei Niederschelden durchbricht die Sieg, gleichzeitig mit der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz, einen Riegel aus Giebelwald und Hellerbergland. In unmittelbarer Nähe zum Flusstal, dem Niederschelden-Betzdorfer Siegtal, ragen rechts der Giebelberg (527 m, Landesgrenze) und links Pfannenberg (499 m, NRW) und Windhahn, (517 m, RP) empor.
Nach dem Zufließen der Asdorf von rechts in Kirchen (Sieg) und der Heller von links in Betzdorf wird das Siegerland verlassen. Durch Nebenflüsse der selber an der Kalteiche entsprungenen Heller ist insbesondere inzwischen auch Wasser aus dem Hohen Westerwald der Sieg zugeflossen. Das Einzugsgebiet vergrößert sich um 321 km² – von denen allein auf die Heller 204 entfallen – auf 761 km², der Abfluss beträgt inzwischen 16,3 m²/s[4] (Pegel Betzdorf), hat sich also, vor allem durch Heller (3,82 m³/s) und Asdorf, mehr als verdoppelt.
Mittellauf
Ab dem keilförmig um den Flusslauf nach Westen ausgerichteten Mittelsieg-Bergland, das die Sieg in ihrem Mittellauf durchfließt, zeigt ihr Verlauf, von zahlreichen Schleifen abgesehen, bis zur Mündung fast durchgängig in Richtung Westen. Der nördliche Teil des o. g. Berglandes ist zugleich fast identisch mit dem rechten Einzugsgebiet der Mittelsieg, während linksseitig überdies viel Wasser aus dem Westerwald hinzu kommt.
Im rechtsseitigen Morsbacher Bergland bringt das Fächersystem des Wisser Baches einen Großteil des zufließenden Wassers mit, im linksseitigen Nisterbergland bringen der Elbbach und vor allem die Nister, mit über 60 km Länge zweitlängster und längster linksseitiger Nebenfluss, auch Wasser aus dem Hohen Westerwald. Nach dem Zufließen des kleinen, ganz im Nisterbergland verlaufenden Seelbachs bei Hamm (Sieg) hat die Sieg auf 25,5 km Länge um weitere 527 km² auf insgesamt 1288 km² Einzugsgebiet zugelegt. Nach einem kurzen Abschnitt als Grenzfluss liegt das Tal der Sieg fortan wieder gänzlich in Nordrhein-Westfalen.
In den folgenden 48,6 km bis unmittelbar oberhalb der Bröl-Mündung nimmt die Sieg im Einzugsgebiet gerade mal um 254 km² auf nunmehr 1542 km² zu und hat, wie auch im Abfluss (27,2 m³/s[4], am Pegel Eitorf) gerade einmal etwas mehr als die Hälfte ihres Mündungswertes erreicht, wobei etwa 40 % des Zuflusses der Mittelsieg von der Nister (4,3 m³/s) kommen. Dieses ist nicht zuletzt der geringen Nord-Süd-Breite von Nutscheid (im Norden) und Leuscheid (im Süden) geschuldet. Während die rechtsseitige Nutscheid wieder ziemlich genau das rechtsseitige Einzugsgebiet darstellt, ist die Leuscheid flächenmäßig sogar größer als das linksseitige Sieg-Einzugsgebiet dieses Abschnitts. So quert zwar der Irsenbach den Höhenzug von der sich südlich anschließenden Altenkirchener Hochfläche im Niederwesterwald aus, jedoch entwässern diverse im Süden der Leuscheid entspringenden Flüsse zur Wied.
Bauliche Maßnahmen
1860 wurde der Mittellauf der Sieg stark begradigt. Beim Bau der Siegstrecke und Ausbau der sie begleitenden Landesstraße 333 wurden viele Siegbögen abgeschnitten, um Brückenwerke zu sparen. So schuf man auch den Siegfall in Schladern. Die Altarme boten im Gegensatz zur teilweise kanalisierten Sieg reichhaltige Biotope. Ebenfalls entstanden felsige Steilhänge, die weiteren Pflanzenarten eine Heimat boten. Durch den Wechsel der Steilhänge mit den gegenüberliegenden flachen Anhöhen bietet das im Mittellauf eine abwechslungsreiche Landschaft.
Unterlauf
Ab ungefähr Hennef, wo von rechts die Bröl zufließt und von links der Hanfbach, weitet sich das Tal der Sieg spürbar. Linksseitig schließt sich das eher flachgründige Pleiser Hügelland an, rechtsseitig die Bergischen Hochflächen, die ab dem Zufließen des Wahnbachs in die Wahner Heide deutlich abflachen.
Bei Siegburg befindet sich das letzte Wehr der Sieg. An diesem Wehr zweigt der Siegburger Mühlengraben ab, der durch die Stadt verläuft und kurz vor der Agger-Einmündung wieder auf die Sieg stößt. Linksseitig fließt der Sieg knapp unterhalb der Pleisbach zu, der das letzte Wasser aus Niederwesterwald und Siebengebirge mitbringt. Rund die Hälfte des Abflusszuwachses von 7,7 m³/s von 27,2 auf 34,9 m³/s stammt von der Bröl, nämlich 3,8 m³/s.
Bei Troisdorf mündet die von Nordosten kommende Agger ein, die als Hauptfluss des südlichen Bergischen Landes mit 17,2 m³/s alleine ein Drittel des Siegwassers (52,8 m³/s[3] am Pegel Menden, unmittelbar unterhalb der Agger-Mündung) beisteuert.
Hochwasser
In Unterlauf der Sieg kommt es sehr leicht und häufig zu Hochwasser, durch großzügige Wiesen und Auen am Ufer schaden die Überflutungen den Ortschaften aber, anders als beim Rhein, kaum. Wenn diese Flächen nicht überflutet sind, werden die sie durchquerenden Wege von Wanderern und Radfahrern genutzt. Der Fluss selbst ist bei Kanufahrern beliebt und wird auch zum Baden genutzt.
Mündung
Die Sieg mündet am nordwestlichsten Ende von Geislar (nördlichster Stadtteil Bonns) bzw. direkt südwestlich von Bergheim (südwestlichster Stadtteil Troisdorfs) aus östlicher Richtung kommend nach insgesamt 559 m Höhenunterschied auf 45 m ü. NN[1] in den Rhein und markiert dort den Übergang vom Mittelrhein zum Niederrhein; wenige Hundert Meter weiter rheinabwärts befindet sich rechtsrheinisch Mondorf (südlichster Stadtteil Niederkassels). Somit stoßen hiesig die Stadtgrenzen von Bonn und Troisdorf aneinander. Zwischen beiden Städten fließt die Sieg zunächst etwa 1,5 km parallel zum Rhein, bevor sie in diesen mündet.
Das Mündungsgebiet der Sieg ist eine der letzten naturbelassenen Rheinmündungen überhaupt, weswegen die hiesige „Siegaue“ im Jahr 1986 unter Naturschutz gestellt wurde, so dass das „Naturschutzgebiet Siegaue“ entstand. Auch genießt dieses Gebiet einen Schutzstatus nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union.
Die Landzunge zwischen Sieg und Rhein, Kemper Werth genannt, war früher eine Insel und hieß auch „Pfaffenmütze“. 1777 ließ Kurköln gemeinsam mit dem Herzogtum Berg die Siegmündung begradigen, um ihre umliegenden Ländereien besser vor Hochwasser zu schützen, so dass die Sieg quasi im rechten Winkel auf den Rhein traf.
Durch die veränderte Strömung lud die Sieg nun ihr mitgeführtes Geröll im Rhein ab bzw. tat dies bei hohem Wasserstand in ihrem eigenen Bett, was zu einer Verflachung des Bettes führte. Bei hohen Wasserständen führte das wiederum zu einem Ausbruch der Sieg aus ihrem Bett, was man heute noch an den toten Mündungsarmen unterhalb von Troisdorf-Bergheim sehen kann. 1852 ließ die Regierung einen Damm zwischen der Insel und dem „Festland“ errichten, um so die Sieg wieder in ihr altes Bett zu zwingen.
Ortschaften
Zu den Anliegerkommunen an der Sieg gehören:
- Netphen (Walpersdorf); (Quelle)
- Siegen
- Mudersbach
- Brachbach
- Kirchen
- Hennef (Sieg)
- Siegburg
- Sankt Augustin
- Bonn (Geislar); (Mündung)
- Troisdorf (Bergheim); (Mündung)
Einzugsgebiet
Die Sieg entwässert die naturräumlichen Haupteinheiten Süderbergland (dessen Südwesten) und, zu etwas geringeren Anteilen, Westerwald (dessen Norden). Historische Landschaften im Einzugsgebiet sind die Regionen Siegerland (praktisch komplett), Bergisches Land (in etwa die südliche Hälfte) sowie Westerwald (hiervon etwas weniger als die beiden anderen Hauptflüsse Lahn und Wied).
Ihr in Nord-Süd-Richtung etwa 60 km, in Ost-West-Richtung etwa 85 km breites Einzugsgebiet umfasst 2.856,9 km²[2]; davon liegen 2.184,6 km² in Nordrhein-Westfalen und 672,3 km² in Rheinland-Pfalz.
Der mittlere Abflusswert (MQ) von 52,8 m³/s[3] ist in Anbetracht dessen recht hoch und ist in etwa so groß wie der der mit einem mehr als doppelt so großen Einzugsgebiet ausgestatteten Lahn. Dieses begründet sich u. a. auch durch Steigungsregen, der von der Lage an der Luv-Seite des Rothaargebirges herrührt.
Nebenflüsse
Die Nebenflüsse der Sieg mit einem Einzugsgebiet von mindestens 10 km² sind flussabwärts sortiert:[5][6]
Name Zufluss-
seiteLänge
[km]Einzugs-
gebiet
[km²]Abfluss
(MQ)
[m³/s]Abschnitt
Quellgebiet
Natur-
raum
[7]Orte (flussabwärts)
(*: Mündungsort)
DGKZ
[8]Werthenbach links 9,7 27,7 Obersieg 1 Ederkopf-Lahnkopf-Rücken 333.0 Deuz* 272-12 Obernau rechts 6,3 14,9 Obersieg 1 Siegerländer Rothaar-Vorhöhen 331.? Netphen* 272-134 Netphe rechts 10,8 17,2 Obersieg 1 Ederkopf-Lahnkopf-Rücken 333.0 Netphen* 272-136 Dreisbach rechts 14,3 26,1 Obersieg 1 Siegerländer Rothaar-Vorhöhen 331.? Dreis-Tiefenbach* 272-138 Obersieg 1 entfällt 22,5 134,2 2,46 Obersieg 2 Ederkopf-Lahnkopf-Rücken Netphen, Weidenau* 272 Ferndorfbach rechts 24,3 153,2 3,28 Obersieg 2 westliches Rothaargebirge 333.? Hilchenbach, Kreuztal, Weidenau* 272-14 Obersieg 2 entfällt 22,5 290,6 5,74 Obersieg 3 + westl. Rothaargebirge Weidenau* 272 Weiß links 18,3 71,5 Obersieg 3 Kalteiche (mit Haincher Höhe) 333.0 Wilgersdorf, Siegen* 272-16 Alche rechts 11,5 23,6 Obersieg 3 Freudenberger Bergland 331.? Alchen, Seelbach, Siegen* 272-174 Eisernbach links 13,4 25,0 Obersieg 3 Kalteiche (mit Haincher Höhe) 333.0 Wilnsdorf, Eisern, Eiserfeld* 272-176 Gosenbach rechts 3,3 11,5 Obersieg 3 Freudenberger Bergland 331.? Gosenbach, Niederschelden* 272-178 Obersieg 3 entfällt 33,9 446,21 8,00 Obersieg 4 + Kern-Siegerland, + Kalteiche (mit Haincher Höhe) Siegen, Niederschelden* 272 Asdorf rechts 20,7 77,8 Obersieg 4 Freudenberger Bergland 331.? Freudenberg, Niederfischbach, Kirchen (Sieg)* 272-18 Heller links 30,2 204,2 3,82 Obersieg 4 Kalteiche (mit Haincher Höhe) 333.0 Burbach, Neunkirchen, Herdorf, Betzdorf* 272-2 Obersieg 4 entfällt 57,4 761,3 16,3 Mittelsieg 1 + Hoher Westerwald Mudersbach, Brachbach, Kirchen, Betzdorf* 272 Elbbach links 21,9 54,1 Mittelsieg 1 Neunkhausen-Weitefelder Plateau 322.1 Wissen* 272-36 Wisser Bach rechts 25,9 130,0 Mittelsieg 1 Morsbacher Bergland 330.2 Morsbach, Wissen* 272-38 Nister links 63,8 246,0 4,30 Mittelsieg 1 Westerwälder Basalthochfläche 322.0 Wissen-Nisterbrück* 272-4 Holper Bach[9] rechts 14,4 30,7 Mittelsieg 1 Morsbacher Bergland 330.2 Holpe 272-52 Seelbach links 8,2 19,3 Mittelsieg 1 Nisterbergland 333.0 Hamm (Sieg) 272-534 Mittelsieg 1 entfällt 82,9 1287,5 Mittelsieg 2 + Oberwesterwald, + MS-BL Wissen, Hamm (Sieg)* 272 Irsenbach links 12,0 36,9 Mittelsieg 2 Altenkirchener Hochfläche 324.8 Oberirsen, Imhausen* 272-54 Gierzhagener Bach rechts 10,1 18,0 Mittelsieg 2 Morsbacher Bergland 330.2 Windeck* 272-56 Ottersbach rechts 6,8 11,5 Mittelsieg 2 Nutscheid 330.2 272-578 Eipbach links 10,1 23,8 Mittelsieg 2 Asbacher Hochfläche 324.8 Eitorf* 272-58 Krabach links 10,2 19,8 Mittelsieg 2 Asbacher Hochfläche 324.8 272-59 Mittelsieg 2 entfällt 131,5 1542,4 27,2 Untersieg 1 + Niederwesterwald Windeck, Eitorf 272 Bröl rechts 45,1 212,7 3,8 Untersieg 1 Morsbacher Bergland 330.2 Waldbröl 272-6 Hanfbach links 19,0 51,5 Untersieg 1 Asbacher Hochfläche 324.8 Hennef* 272-72 Wahnbach rechts 29,4 73,4 Untersieg 1 Heckberger Wald 339.? Much 272-74 Pleisbach links 24,3 89,8 Untersieg 1 Rheinwesterwälder Vulkanrücken 324.7 Sankt Augustin* 272-78 Untersieg 1 entfällt 145,5 2008,0 34,9 Untersieg 1 + Pleiser Hügelland, + Bergische Hochflächen Hennef (Sieg), Sankt Augustin, Siegburg* 272 Agger rechts 69,5 816,2 17,2 Untersieg 2 Oberaggerbergland 339.? Bergneustadt, Engelskirchen, Overath, Siegburg* 272-8 Untersieg 2 entfällt 155,2 2856,9 52,8 Rhein + Bergland der Oberen Agger und Wiehl Bonn* 272 Stauseen im Einzugsgebiet der Sieg
Die wichtigsten Stauseen des Einzugsgebietes der Sieg sind:
Name
Sieg-
seiteFläche
[ha]Höhe
ü. NNAbschnitt
Naturräumliche
HaupteinheitKenn-
zifferGestaute
FlüsseObernautalsperre rechts 86 370 Obersieg 1 Siegerland 331 Obernau, Nauholzbach (→Obernau) Breitenbachtalsperre rechts 58 370 Obersieg 2 Siegerland 331 Breitenbach (→Ferndorf) Wahnbachtalsperre rechts 200 124 Untersieg 1 Bergische Hochflächen 338 Wahnbach Wiehltalsperre rechts 220 292 Untersieg 2 Bergland der Oberen Agger und Wiehl 339 Wiehl (→Agger), Streesharthbach (→Agger→Wiehl) Aggertalsperre rechts 120 284 Untersieg 2 Bergland der Oberen Agger und Wiehl 339 Agger, Genkel (→Agger), Rengse (→Agger) Genkeltalsperre rechts 64 327 Untersieg 2 Bergland der Oberen Agger und Wiehl 339 Genkel (→Agger) Naturschutz
Der Unterlauf der Sieg vom Wiedereintritt an der Landesgrenze Rheinland-Pfalz nach Nordrhein-Westfalen bis hin zur Siegmündung ist mitsamt dem Areal Siegaue und Siegmündung seit 1986 als Naturschutzgebiet deklariert. Ebenso sind angrenzende Altarme geschützt, zum Beispiel bei Hennef-Dondorf und Windeck-Dreisel.
Vegetation
Die Vegetation des Siegufers ändert sich im Flussverlauf. Der Oberlauf ist durch dichte, schattige Wälder geprägt, unter denen sich nur eine spärliche Krautschicht ausbilden kann. Der Mittellauf ist geprägt durch einen raschen Wechsel von Wäldern und Sumpfwiesen. Auf diesen finden sich insbesondere Sumpfdotterblume, Sumpf-Schwertlilie, aber auch die Neophyten Herkulesstaude, drüsiges Springkraut, die Goldrute und der Japanische Staudenknöterich wieder. Der Unterlauf ist durch Wiesen, Pappeln und Erlenbrüche geprägt. Schilf, Rohrkolben und Rohrglanzgras sind typische Pflanzen dieser Vegetationszone.
Fauna
Infolge der Industrialisierung verschmutzte die Sieg rapide. An der oberen Sieg war sie schon vor dem ersten Weltkrieg teilweise tot. Es gab mehrere große Fischsterben. Alleine die Firma Krages in Etzbach verursachte fünf davon. Erst im Jahr 1986 konnte dort die Gefahr beseitigt werden, indem man den Tümpel mit den hochgiftigen Abfällen beseitigte.[10].
Inzwischen hat sich die Sieg zu einem der fischreichsten Flüsse Deutschlands entwickelt. 36 Fischarten leben dort, unter anderem Lachse, die wieder eingebürgert wurden. Verursacht durch diesen Fischreichtum haben sich Graureiher und Kormorane angesiedelt, die inzwischen große Kolonien gegründet haben.
- Muscheln: mehrere Arten
- Krebse: Edelkrebs und die eingeschleppten Krebsarten Galizierkrebs, Signalkrebs und Kamberkrebs
- Fische: 36 Arten, u.a. Bachforelle, Lachs, Aal, Hecht, Wels, Rapfen, Zährte, Steinbeißer, Groppe, Bitterling, Rotauge (Plötze), Äsche, Barbe, Brasse, Döbel, Karpfen, Nase, Rotfeder, Schleie, Zander
- Neunaugen/Bricken: Meerneunauge, Flussneunauge, Bachneunauge
Im Umfeld der Nebengewässern, Siegauen, Uferwiesen und -wälder gibt es folgende Arten:
- Amphibien/Lurche: 6 Arten, u.a. Feuersalamander, Wechselkröte, Kreuzkröte
- Schlangen: Kreuzotter und Ringelnatter
- Eidechsen: Waldeidechse und Blindschleiche
- Libellen: 21 Arten, u.a. Blaue Federlibelle, Blaugrüne Mosaikjungfer, Gemeine Keiljungfer, Großer Blaupfeil, Gebänderte Prachtlibelle, Schilfjäger
- Schmetterlinge: 40 Tagarten, darunter Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Taubenschwänzchen, Kleiner Eisvogel, Admiral (Schmetterling), Apollofalter, Schwalbenschwanz, Aurorafalter, Landkärtchen, C-Falter, Distelfalter, Großer und Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Kaisermantel, Waldbrettspiel, Großes Ochsenauge, Kleiner Feuerfalter, Zitronenfalter, Kleiner Kohlweißling, Großer Kohlweißling, Purpurroter Zünsler
- Vögel: u.a. Graureiher, Kormoran, Schwarzstorch, Uferschwalbe, Haubentaucher, Sumpfrohrsänger, Sumpfmeise, Schellente, Kolbenente, Reiherente, Tafelente, Rohrammer, Flussregenpfeifer, Neuntöter, Eisvogel, Pirol, Uhu, Waldohreule, Sumpfohreule, Waldkauz, Schleiereule, Rotmilan, Habicht, Mäusebussard, Grünspecht, als Saisongäste noch Gänsesäger, Krickente und Pfeifente
- Fledermäuse: 16 Arten, u.a. Rauhautfledermaus, Großer Abendsegler, Kleine Hufeisennase, Zwergfledermaus, Großes Mausohr, Fransenfledermaus, Bechsteinfledermaus, Braunes Langohr
- Insektenfresser: u.a. Europäischer Maulwurf
- Nagetiere: u.a. Bisamratte, Siebenschläfer
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Ein Weibchen der seltenen Libellenart Gemeine Keiljungfer an der Sieg
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Graureiher sind seit einigen Jahren sehr häufig an der Sieg zu sehen
Geologie des Siegtals
Gesteine
Die Sieg fließt im Rheinischen Schiefergebirge, das Teil des deutschen Mittelgebirges ist. Von der Quelle am Jägerhain im Rothaargebirge durchfließt sie in Ost-West-Richtung die folgenden naturräumlichen Einheiten (4. Ordnung): das Siegerland, das Mittelsieg-Bergland und die Köln-Bonner-Rheinebene. Sie streift südlich den Westerwald, nördlich das Bergische Land und im Westen das Untere Mittelrheingebiet. Sie durchfließt von der Quelle bis Hennef paläozoisches Grundgebirge und tritt dort aus dem Gebirge aus. Von Hennef bis zur Mündung in den Rhein bei Mondorf durchfließt sie die tertiären und quartären Sedimente der Siegburger Bucht (südöstlicher Teil der Niederrheinischen Bucht).
Das Siegerland und das Mittelsieg-Bergland entstanden aus unterdevonischen Sedimenten (418 bis 405 Mio. Jahre vor heute), die im Karbon (385 bis 296 Mio. Jahre vor heute) variszisch gefaltet wurden. Die geologischen Schichten streichen in Richtung Südwest-Nordost (erzgebirgisch). Diese Schichten teilen sich in Gedinne-, Siegener- und Emsstufe. Die Sieg fließt jedoch nur in der Siegener Stufe, die hauptsächlich aus Tonschiefer, Grauwacke und Sandstein besteht. Einzelne isolierte tertiäre Basaltkuppen finden sich bei Siegen, Betzdorf und Eitorf nahe dem Siegtal und bilden Ausläufer des weiter südlich gelegenen Westerwaldes mit seinen jungen Basaltvorkommen. Im Mittelsieg-Bergland begrenzen zwei Höhenzüge das Siegtal: der Leuscheid im Süden und der Nudscheid im Norden. Beide bestehen aus widerstandsfähiger Grauwacke und Quarzit der Emsstufe.
Im Bereich der Siegburger Buch durchfließt die Sieg tertiären und quartären Schotter. Die Gliederung dieser Schichten entspricht in Ausbildung und Mächtigkeit den Schichten am Siebengebirge. Es finden sich von oben nach unten Kieseloolithschichten, Braunkohlenschichten (Tone, Sande und junge Blätterkohle), Trachyttuffe in verschiedenen Mächtigkeiten und quarzige und tonige Sedimentschichten, sowie tiefgründig verwittertes unterdevonisches Gestein des Grundgebirges. Es finden sich Mächtigkeiten von bis zu 200 m.
Im Quartär schnitten sich Rhein und Sieg in die tertiären Schichten ein, bildeten jedoch auch Gerölldecken. Diese werden heute wiederum von Löss, Flugsand und jungem Auenlehm überlagert.
Tektonik
Die Hauptstrukturlinien des Siegtals bilden der Siegener Hauptsattel und der weiter nördlich gelegene Morsbach–Müsener–Sattel. Diese rahmen das Mittelsiegtal ein und entstanden durch die variszischen Faltentektonik.
Die Bruchtektonik der Siegburger Bucht wird auf die Wende Oligozän/Miozän (etwa 24 Mio. Jahre vor heute) datiert. Das Grundgebirge ist hier infolge mehrerer tektonischer Verwerfungen tief eingesunken. Schollengrenzen finden sich u.a. auf der Linie Kaldauen–Hennef–Uthweiler, sowie entlang des Pleistals, das die Ostgrenze des Siebengebirgsgrabens darstellt. Nördlich der Siegburger Bucht ist das devonische Gestein staffelförmig gegen Südwesten abgesunken. Hinzu kommt die jüngere und relativ kleinräumige Zerstückelung des Pleiser Hügellandes.
Im mittleren Lauf der Sieg findet sich eine weitere tertiäre Verwerfung, die auf der Linie Weyerbusch–Herchen verläuft und in ihrer nördlich Fortsetzung auch den westlichen Nutscheid durchläuft. Im Abschnitt Röcklingen bis Stromberg folgt die Sieg dem Verlauf dieser Bruchzone. Eine Ausnahme bildet hier der Siegbogen in Herchen. (Der Abschnitt ist heute besonders gut nachvollziehbar, da auch die parallele Straße L 333 in diesem Bereich, sowie die Nebenstraße „Im Kaltbach“ diesem Bruch folgt.)
Vulkanismus
Insgesamt ist das Siegtal nicht als vulkanisches Gebiet zu bezeichnen. Es finden sich jedoch Ausläufer der umliegenden vulkanischen Gebiete Westerwald und Siebengebirge. So finden sich einzelne isolierte miozäne Basaltkuppen bei Siegen, Betzdorf und Eitorf nahe dem Siegtal und bilden Ausläufer des Westerwaldes.
Der Michaelsberg in der Siegburger Bucht, der mit 118,4 m ü. NN etwa 40 m über sein Umland hinausragt, entstand durch eine vulkanische Intrusionin das variszische Grundgebirge etwa an der Wende Oligozän/Miozän. Er ist als Nordausläufer der Siebengebirgsintrusionen zu betrachten. Entgegen den basaltischen Kuppen des Siebengebirges besteht der Michaelsberg überwiegend aus Basalttuff. Er wurde aufgrund seiner stärkeren Resistenz durch die Erosion deutlich herauspräpariert.
Flussterrassen
Wie auch im Mittelrheintal, findet sich im Siegtal ein System aus Flussterrassen, das durch tektonische Aktivität sowie Schwankungen der Wasserführung der Sieg entstanden ist. Diese Schwankungen entstanden durch unterschiedliche Wasservorkommen in den Glazialen (aride Verhältnisse, wenig Wasser, deshalb Sedimentation) bzw. Interglazialen (humide Verhältnisse, viel Wasser, deshalb Tiefen-Erosion).
Eine weitgespannte Fläche auf 260 bis 280 m ü. NN wird als pliozäner Talboden der „Ur-Sieg“ betrachtet. Dieses Niveau begleitet die Sieg in ihrem Verlauf im gesamten mittleren Sieglauf. Hinab zum rezenten Flussbett findet sich dann eine Abfolge von etwa 11 Terrassenniveaus (T11–T1), wobei T11 die oberste Terrasse ist und T1 die niedrigste. Insgesamt bilden Sie einen Höhenunterschied von etwa 200 m.
Der rezente Talboden der Sieg ist etwa 2 bis 7 m in die T2-Terrasse eingesenkt. Unter dem derzeitigen Flusslauf und dem angrenzenden Auenlehm findet sich die T1-Terrasse, die ebenfalls in der Würmeiszeit entstand. Dies belegt die Verzahnung mit periglazialem Hangschutt am Talrand. Ob diese Terrasse der jüngeren Niederterrasse (jNT) des Rheins entspricht, konnte bisher nicht belegt werden.
Die T2-Terrasse findet sich in der Siegburger Bucht und schließt morphologisch an die ältere Niederterrasse (äNT) des Rheins an. Diese weist Sedimente aus den Endmoränen des Alpenvorlands, des Schwarzwaldes und der Vogesen der Würmeiszeit auf. Entsprechend entstand die T2-Terrasse der Sieg im Zeitraum von 115.000 bis 10.000 Jahren vor heute.
Die T3-Terrasse entstand parallel zur unteren Mittelterrasse (uMT) des Rheins und wird auf die Rißeiszeit vor etwa 230.000 bis 130.000 Jahren vor heute datiert. Die Terrasse T4 entstand in der Mindeleiszeit – also im Zeitraum 475.000 bis 370.000 Jahren vor heute und findet sich in einem Niveau am Rodderberg bei Eitorf.
Die Terrassen T5 und T6 können der jüngeren und älteren Hauptterrasse (jHT und äHT) des Rheins zugeordnet werden. Wegen ihrer Mächtigkeit und Ausdehnung umfasst T5 zeitlich wohl nicht nur die Günz-, sondern auch die Donaueiszeit sowie die Waalwarmzeit und damit einen Entstehungszeitraum von etwa 540.000 bis 1.400.000 Jahren vor heute. T6 wird der Bibereiszeit zugerechnet – entstand also vor etwa 2.200.000 Jahren.
Für die Terrassen T7 bis T9 sowie T10 und T11 besteht keine eindeutige Datierung. Einiges deutet jedoch auf eine Entstehung im Pliozän hin. Zunächst einmal liegen sie über T5 und T6. Darüber hinaus weist das Schottersediment in T7 deutlich mehr harte Gerölle wie Quarze und Quarzite auf als T6. Dies deutet auf längere Verwitterungswirkung und fortgeschrittenere Erosion weniger verwitterungsresistenter Gesteine und somit auf eine frühere Entstehung hin. Zugleich schneidet die Terrasse T7 in die Altverwitterungsfläche der „Ur-Sieg“ ein, die im Bereich der unteren Sieg im Pliozän eingemuldet wurde. T7 muss also jünger sein als diese Einmuldung.
Für die Terrasse T8 liegt keine Datierung vor. Sie muss ebenfalls im Pliozän entstanden sein. Die T9-Terrasse wurde ebenfalls auf das Pliozän datiert, denn sie findet sich unter der Basisfläche miozäner Basalte im Raum Eitorf. Zudem münden die pliozänen Quarzschotter des „Ur-Hanfbaches“ in diese Terrasse.
Schließlich können auch T10 und T11 dem Pliozän zugerechnet werden. Sie verdanken ihre Entstehung jedoch nicht wechselnden klimatischen Bedingungen, sondern tektonischen Hebungsperioden.
Umlaufberge
Neben den Flussterrassen sind vor allem Umlaufberge eine typische morphologische Erscheinung des Siegtals. Erstere tragen zudem zur Datierbarkkeit der Entstehung der Umlaufberge bei. Denn die aufgegebenen Altarme der Sieg weisen bis heute das Fließniveau der Sieg auf, das vorherrschte, als aus einem Mäander ein Umlaufberg wurde.
Der wohl älteste im Siegtal ist der Umlaufberg von Brachbach in der Nähe von Freudenberg am oberen Lauf der Sieg auf der südostlichen Uferseite (Geologische Karte Blatt 5113; r 34 25 800, h 56 31 800). Seine Spitze liegt auf 276 bis 280 m ü. NN und bildet einen Rest der T7-Terrasse (spätes Pliozän). Auf der ebenen Oberfläche streicht Gestein des Unterdevons aus. Das Umlauftal bildet ein Niveau der T6-Terrasse, die heute jedoch von mächtigem Lößlehm und Hangschutt überdeckt ist. Diese Talführung muss direkt nach der T6-Zeit am Ende der Bibereiszeit aufgegeben worden sein, denn schon die T5-Terrasse findet sich ausschließlich im heutigen Talverlauf.
Ein weiterer Umlaufberg findet sich bei Steckenstein in der Nähe von Wissen (Geologische Karte Blatt 5212 Wissen; r 34 15 000, h 56 28 450) am Südsüdostufer der Sieg. Der Berg weist an seiner Oberfläche ebenfalls das Niveau der T7-Terrasse auf. Hier bildet die T6-Terrasse auf 212 m ü. NN den aufgegebenen Altarm – die nächstjüngere Terrasse T5 findet sich einige Meter tiefer im heutigen Siegtal. Es wird davon ausgegangen, dass eine tektonische Verwerfung bei Niederhövels von rund 20 m ausschlaggebend dafür war, dass der Spornhals dieses ehemaligen Mäanders mit absank und somit von der Sieg leicht durchschnitten werden konnte.
Der Umlaufberg von Schladern stellt insofern eine Besonderheit dar, als dass er künstlich angelegt wurde. Dies geschah, um die neue Eisenbahn auf der Siegstrecke gradliniger durch das Siegtal führen zu können. Die alte Siegschlinge wurde abgeschnitten, indem ein neues kürzeres Flussbett für die Sieg gesprengt wurde. An dieser Stelle befindet sich bis heute ein 4 m hoher Wasserfall. Aufgrund dieser künstlichen Entstehung finden sich auf der Seite des Altarms die Terrassen T4 bis T1. Auch der Umlaufberg weist an seiner Spitze das T4-Niveau auf, das jedoch stark von Lehmen bedeckt ist. Dieser Flusslauf stammt demnach aus der Mindeleiszeit vor etwa 400.000 Jahren. Der Altarm ist bis heute nicht völlig trocken gefallen, denn im Südosten kann noch immer Siegwasser eindringen. Darüber hinaus führen verschiedene Quellen und ein Bach weiterhin Wasser herbei. Zum Teil finden sich noch offene Wasserflächen. Die Verlandung dieser Schlinge ist deshalb zwar stark fortgeschritten, aber nicht abgeschlossen. Er bietet deshalb heute einen guten optischen Eindruck auf die Entstehung eines Umlauftales, die normalerweise schon einige tausende Jahre zurück liegen.
Der Umlaufberg von Dreisel ist der wohl eindrucksvollste im Siegtal. Direkt südlich der Siegbiegung in Dreisel gelegen, ist er mit 170 m am tiefsten in den Siegtrog eingeschnitten (Geologische Karte Blatt 5311 Weyerbusch; r 34 00 100, h 56 29 500). Die Spitze des Umlaufberges weist Schotter der T5-Terrasse auf. Der Hang hinunter zum Umlauftal weist ein Zwischenniveau auf, das ebenfalls in die lange Entstehungszeit von T5 eingeordnet werden kann. Das ehemalige Umlauftal liegt westlich von Dreisel auf dem Niveau von T4 auf 125 m ü. NN. In der Mitte dieser T4-Terrasse findet sich eine herauserodierte Felsrippe, deren Entstehung nicht abschließend geklärt ist. Sie ist heute mit Lehm überdeckt – man kann sie also mit bloßem Auge nicht sehen. Der Dreiseler Mäander wurde also in der T5-Zeit angelegt. Die Eintiefung geschah ungleichmäßig unter Anlage von Zwischenniveaus. Bei der Eintiefung einer T3-Terrasse in die aufgeschotterte T4-Terrasse wurde der Spornhals durchbrochen und das Mäander abgeschnitten.
Der Bereich östlich des Ortes Dattenfeld liegt auf von 10 m Lösslehm bedeckten T4-Terrasse. Die Flussschotter der mindeleiszeitlichen Sieg treten an der Straße nach Dreisel zu Tage. Nördlich von Dattenfeld liegt – ebenfalls als T4-Terrasse identifiziert – auf 138 m ü. NN die Spitze des Umlaufbergs von Dattenfeld, der leicht in West-Ost-Richtung gestreckt ist. Der Spornhals wurde im Westen durchbrochen, wo die Sieg bis heute fließt. Das Umlauftal weist T3-Schotter auf. Diese Morphologie ist Ausdruck dessen, dass die Sieg in der Mindeleiszeit (T4) im Bereich von Dattenfeld durch ihre Mäander einen breiten Talboden anlegte. In diesen schnitt sie in der Rißeiszeit die T3-Terrasse ein. Mit der Eintiefung der T2-Terrasse in der frühen Würmeiszeit wurde auch das Flusstal des Umlaufberges abgeschnitten.
Hochwasser
Zu den katastrophalen Hochwassern zählt das von 1909, bei dem viele Siegbrücken weggerissen wurden.
Trivia
Einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als unmöglichste Flaschenpost erhielt 1998 eine Weinflasche, die 1993 von Christine Klinkhammer als Flaschenpost bei Hennef in die Sieg geworfen wurde und 1996 in Falmouth (Maine, USA) gefunden wurde.
Die Sieg wurde im Rahmen des Europäischen Ökologischen Schutzsystems „Natura 2000“ als FFH-Gebiet ausgewiesen. Die Nutzung der Sieg mit Kanus, Kajaks, Schlauchbooten und Ruderbooten ist reglementiert. So ist es nicht gestattet, die Sieg zu befahren, wenn der Wasserstand nicht ausreichend ist. Der Pegel in Betzdorf muss mindestens 55 cm betragen, der in Eitorf 30 cm. Flöße, Modellschiffe etc. sind generell nicht gestattet. Das Betreten der Uferregionen und das Baden ist nur an Gewässernahen Erholungsbereichen erlaubt[11].
Literatur
Gramsch, Heinz-Josef (1978): Die Entwicklung des Siegtals im jüngeren Tertiär und im Quartär. Paderborn/ Schöningh.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Deutsche Grundkarte 1:5000
- ↑ a b c d e Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
- ↑ a b c d Abflüsse Pegel Menden, Pegel Menden - PDF, 275 kB
- ↑ a b c d Pegelwerte der Sieg - PDF, 1,21 MB
- ↑ Flussdaten aus TIM online - NRW
- ↑ Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz - Daten per GeoExplorer
- ↑ Naturraumkennziffern aus Sortierungsgründen auf eine Nachkommastelle gekürzt!
- ↑ Zum Zwecke der besseren Sortierbarkeit sind je nach der 272 („Sieg“) Bindestriche eingeführt.
- ↑ Der Holper Bach wird gelegentlich auch, nach seinem Quellbach/Oberlauf, Bruchhauser Bach genannt.
- ↑ http://asv-menden-1973.de/gewaesser.htm
- ↑ http://www.rhein-sieg-kreis.de/cms100/buergerservice/aemter/amt67/artikel/11905/
Weblinks
Commons: Sieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- www.sieg.nrw.de
- Statistische Angaben zur Sieg und allen größeren Nebengewässern (PDF-Datei; 123 kB)
- Steckbrief Sieg (PDF-Datei; 2,14 MB)
- Karte und Luftbild des Flusssystems der Sieg mit Naturräumen und Bergen / Placemarks (Google Earth erforderlich)
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