- Eisenstraße (Rothaargebirge)
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Die Eisenstraße im Rothaargebirge ist eine alte Handels- und Fernverkehrsstraße im südöstlichen Teil Nordrhein-Westfalens (Deutschland). Auch andere Straßen solcher Art in Deutschland und Österreich tragen den Namen Eisenstraße.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Eisenstraße befindet sich als Teil der Landesstraße 722 im Südteil des Rothaargebirges im Kreis Siegen-Wittgenstein. Sie verläuft auf ländlichen Gebieten der Städte Hilchenbach, Bad Laasphe und Netphen und im Bereich der Quellen von Eder, Sieg und Lahn.
Nahe dem Forsthaus Hohenroth und rund 100 m südöstlich am Parkplatz unweit der Ederquelle erreicht der befahrbare Bereich der Straße maximal 658,4 m ü. NN; die insgesamt höchste Stelle jedoch liegt rund 120 m südlich der Kuppe des Jagdbergs bei Netphen in einem für den öffentlichen Verkehr gesperrten Teil auf 673,3 m ü. NN.
Klima
Aufgrund der Höhe über dem Meeresspiegel und der Abgelegenheit in den Wäldern ist im Bereich der Eisenstraße ein besonders raues Klima vorzufinden. Die Winter können bis zu einem halben Jahr andauern, nicht selten werden Temperaturen von unter -15°C an der Wetterstation vom Forsthaus Hohenroth gemessen. Die Sommer sind meist kühl (Höchsttemperaturen bis 25°C) und niederschlagsreich. Auch mit rund 200 Nebeltagen pro Jahr zählt das Gebiet rund um die Eisenstraße zu den rauesten und kältesten Regionen Deutschlands.
Bedeutung
Die Eisenstraße ist eine alte Handels- und Fernverkehrsstraße, die seit vorgeschichtlicher Zeit genutzt wurde. Sie ist Teilstück der einst im Hochmittelalter bedeutenden Leipzig-Kölner-Messestraße, auch Brabanter Straße genannt, weil sie bis nach Antwerpen führte. Dieser Fernhandelsweg führte über Erfurt und Marburg zum Kreuzungspunkt alter Fernwege beim Berg Angelburg im Schelderwald auf den langen Wasserscheiden über Siegen nach Köln.
Über die Eisenstraße wurde bis ins Hochmittelalter Eisenhandel abgewickelt, mit Roheisen bis hin zu fertigen Produkten wie Waffen, Helme, Harnische, Sensen, Sicheln, Messer und ähnlichem. Diese Produkte fertigten einst Waldschmiede im oberen Dill- und Dietzhölze-Tal sowie im angrenzenden Siegerland. Die Eisenwarenproduktion bestand schon in keltischer Zeit. In die Eisenstraße mündete bei der Angelburg der Westfalenweg ein, der am Dünsberg vorbei aus der Wetterau (Hessen) kommend, auf der Lahn-Dill-Wasserscheide in den westfälischen Raum führte. Solche alten Straßen verliefen entweder auf dem Bergkamm oder hangparallel, weil die Täler versumpft waren und man am Talende steile Anstieg vermeiden wollte. Als Zugtiere für Wagen setzte man Ochsen ein, Pferde waren zu kostbar.
Etliche über 2.000 Jahre alte Ringwallanlagen, die in der Nähe zur Eisenstraße liegen, beweisen, dass die Eisenstraße schon während der keltischen Besiedlung der Region ein wichtiger Verkehrsweg war. Gut erhalten ist zum Beispiel die Wallanlage „Alte Burg“, die vom Forsthaus Hohenroth erreicht werden kann.
Rhein-Weser-Wasserscheide
Entlang der über den Kamm des Rothaargebirges verlaufenden Eisenstraße, an der die Flüsse Eder, Sieg und Lahn entspringen, verläuft ein Teil der Rhein-Weser-Wasserscheide:
- Die Eder fließt in überwiegend nordöstlicher Richtung und speist den Edersee, bevor sie bei der Edermünde in die Fulda mündet, die ab dem Zusammenfluss mit der Werra bei Hann. Münden die Weser bildet, die wiederum in die Nordsee mündet.
- Die Sieg fließt in überwiegend westlicher Richtung über Siegen und Siegburg zum Rhein, in den sie bei Niederkassel-Mondorf mündet.
- Die Lahn fließt zunächst nach Osten, um bei Marburg nach Süden und bei Gießen in überwiegend westliche Richtung abzuknicken und über Wetzlar und Limburg ebenfalls dem Rhein zuzufließen, in welchen sie in Lahnstein mündet.
Weitere an der Rhein-Weser-Wasserscheide im Bereich der Eisenstraße entspringende Fließgewässer:
- Die Netphe fließt in westliche Richtungen zur vorgenannten Sieg, in die sie in Netphen mündet.
- Die Ilm fließt in östlicher Richtung zur vorgenannten Lahn, in die sie südlich von Welschengeheu mündet.
- Die Ilse fließt in nördlicher Richtung zur vorgenannten Lahn, in die sie in Feudingen mündet.
Ortschaften
Ortschaften an oder nahe der Eisenstraße sind (in Nordwest-Südost-Richtung betrachtet):
- Lützel (Ortsteil von Hilchenbach; inklusive der Siedlung Lützel)
- Großenbach (Ortsteil von Bad Laasphe); etwas abseits)
- Lahnhof (Stadtteil von Netphen)
- Heiligenborn (Stadtteil von Bad Laasphe)
Berge
Berge an oder unweit der Eisenstraße sind mit Höhe in Meter über Normalnull (NN):
- Jagdberg (Netphen) (675,9 m)
- Oberste Henn (675,9 m) – mit Sender Ederkopf
- Giller (653,5 m) – mit Gillerturm
- Ederkopf (648,8 m) – mit Ederquelle
- Aukopf (644,9)
- Rauher Kopf (640,2 m)
- Stiegelburg (637,7 m)
- Grauhain (635,6 m)
- Jagdberg (Erndtebrück) (634,5 m)
- Lahnkopf (624,9 m) – mit Lahnquelle
- Jägerhain (650,4 m) – mit Siegquelle
- „Schloßberg“ (587,6 m) – mit Ginsburg (Burgruine nahe Hilchenbach)
Sehenswertes
Zu den Sehenswürdigkeiten an beziehungsweise unweit der Eisenstraße gehören mit Höhe in Meter über Normalnull (NN; alphabetisch sortiert):
- Ederquelle (ca. 620 m), nahe dem Ederkopf
- Ginsburg (587,6 m, Burgruine nahe Hilchenbach) auf dem Schloßberg
- Ilsequelle (608,2 m), nahe Heiligenborn
- Lahnquelle (ca. 600 m); nahe dem Lahnkopf bei Lahnhof
- Siegquelle (603 m); nahe dem Aukopf bzw. Großenbach
- „Schöne Aussicht“ (599,4 m; 1,4 km südlich der Siedlung Lützel); gute Aussichtsmöglichkeit nach Westen über das Siegerland
Siehe auch
- Eisenstraße (Begriffsklärungsseite)
Kategorien:- Siegerland
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- Früherer Handelsweg
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