- Sihem Bensedrine
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Sihem Bensedrine (* 28. Oktober 1950 in La Marsa (Tunis)) ist Journalistin, die bei verschiedenen Tageszeitungen in Tunesien arbeitete und Chefredakteurin der von ihr mitgegründeten unter dem diktatorischen Präsidenten Ben Ali verbotenen Onlinezeitung Kalima war. Sie ist eine engagierte Kämpferin für die Etablierung der Menschenrechte in Tunesien. Unter Ben Ali wurde sie verhaftet, geschlagen und gefoltert.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bensedrine setzte sich schon während ihres Philosophie-Studiums in Frankreich für die Etablierung von Meinungsfreiheit und Demokratie in ihrem Heimatland ein. Später arbeitete sie als Journalistin für verschiedene Tageszeitungen und gründete im Jahr 2000 die Zeitschrift Kalima. Als diese verboten wurde, gründete sie mit anderen zusammen das Online Journal Kalima. Sie bekämpfte schon lange das undemokratische System des Präsidenten Ben Ali, der das Land mit seinen Familienclans beherrschte, und berichtete über Korruption und Folter. Das blieb nicht ohne Folgen: Bensedrine war Diffamierungskampagnen in den staatlichen Printmedien ausgesetzt, wurde mehrfach auf offener Straße von 'Unbekannten' angegriffen und verletzt, verhaftet und gefoltert. Daher musste sie 2009 vorübergehend ins Exil gehen. Sie erhielt ein Stipendium der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, um für ein Jahr Ruhe vor der Verfolgung zu haben und Kräfte zu sammeln. Anfang 2011 ging sie zurück nach Tunesien, um bei der Befreiung mitzumachen.
Engagement für Menschenrechte
Seit 1979 ist sie in der tunesischen Liga für Menschenrechte aktiv und seit 1980 ist sie Mitglied der Vereinigung tunesischer Journalisten l'Association des journalistes tunisiens. Bensedrine gründete mit anderen den Nationalen Rat für Freiheit in Tunesien Conseil national pour les libertés en Tunisie, der von 1999 bis zum 28. Februar 2011 verboten war.
Privates
Sihem Bensedrine ist mit dem Journalisten und Menschenrechtsaktivisten Omar Mestiri verheiratet und Mutter dreier Kinder.
Ehrungen
2002 erhielt sie den Johann Philipp Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit. 2004 erhielt sie den International Press Freedom Award der Journalistenorganisation Canadian Journalists for Free Expression. 2008 erhielt sie den Preis der dänischen Friedensstiftung Fredsfonden für ihr Eintreten für Menschenrechte und Demokratie in der arabischen Welt. 2011 erhielt sie den Ibn Rushd Preis.
Schriften
- Besiegte Befreite : eine arabische Journalistin erlebt den besetzten Irak. Aus dem Französischem von Ursel Schäfer, Verlag Antje Kunstmann München 2004. ISBN 3-88897-362-7.
- Despoten vor Europas Haustür: warum der Sicherheitswahn den Extremismus schürt. Sihem Bensedrine mit Omar Mestiri. Aus dem Französischen von Ursel Schäfer, Verlag Antje Kunstmann, München 2005, ISBN 3-88897-397-X. (Eine Analyse der politischen Situation der nordafrikanischen Staaten Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko)
Weblinks
- Literatur von und über Sihem Bensedrine im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Sihem Bensedrine: Social Unrest in Tunisia. “ We have a Right to Work, You Robbers!“, Qantara, 17. Januar 2011, abgerufen am 8. November 2011
- Reiner Wandler: Die EU ist Komplize des Regimes. Oppositionelle über die Lage in Tunesien. In: die tageszeitung. 11. Januar 2011, abgerufen am 13. Januar 2011 (deutsch, Interview mit Sihem Bensedrine zu den Unruhen in Tunesien 2010–2011).
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