Johann Philipp Palm

Johann Philipp Palm
Denkmal des J. Ph. Palm im Palmpark Braunau am Inn

Johann Philipp Palm (* 18. Dezember 1766 in Schorndorf; † 26. August 1806 in Braunau am Inn, hingerichtet durch Erschießung) war Buchhändler in Nürnberg. Er veröffentlichte im Verlag seiner Buchhandlung das gegen Napoleon gerichtete Pamphlet Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung, und wurde dafür zum Tode verurteilt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn des „Chirurgus und Umgelders“ (Chirurg und „Steuereinnehmer“) Johann Leonhard Palm wuchs er in Schorndorf auf und lernte danach bei seinem Onkel Johann Jakob Palm in Erlangen den Buchhandel. Nach seiner Lehre wurde er Gehilfe in der Buchhandlung Stein in Nürnberg, heiratete am 27. Februar 1796 in der St.-Sebald-Kirche in Nürnberg die Tochter des Hauses (Anna Catharina Barbara, geborene Stein, genannt Anna Maria) und kam so auch in den Besitz der Steinschen Buchhandlung (gegründet um 1600). Johann Philipp Palm hatte mit Anna Catharina Barbara drei Kinder: Anna Maria (geboren Dezember 1795), Johann Wolfgang Philipp (auch Hans, geboren 29. Oktober 1798) und Anna Sophie (geboren 1800).

Nachdem französische Truppen bereits im März 1806 Nürnberg besetzt hatten, erschien im Juli im Verlag von Palms Buchhandlung ein 144 Seiten umfassendes Schriftstück mit dem Titel Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung, in dem zum Widerstand gegen die Franzosen und deren bayerische Verbündeten aufgerufen wurde. In Augsburg geriet diese Schrift in die Hände französischer Offiziere, die das Ganze anzeigten. Am 28. Juli und 4. August fanden im Hause Palms in Nürnberg Hausdurchsuchungen statt. Palm war jedoch auf Geschäftsreise und begab sich zunächst zu seinem Onkel in das noch preußische und damit sichere Erlangen. Trotz Warnungen kehrte er heimlich nach Nürnberg zurück, wo er von einem Bettler, dem er kurz zuvor ein paar Taler Almosen gezahlt hatte, denunziert wurde.

Hinrichtung Palms durch französische Truppen (Zeitgenössische Darstellung)

Am 14. August wurde er zusammen mit seinem Anwalt Rudolf Sigmund von Holzschuher (Nachfahre von Hieronimus Holzschuher, gemalt 1526 von Albrecht Dürer) zum französischen Oberkommandierenden General Jean Baptiste Jules Bernadotte (1753-1844, ab 1818 als Karl XIV. König von Schweden) nach Ansbach gebracht. Dieser überstellte ihn am 22. August in die Festung von Braunau am Inn.

Hier erklärte man ihm, dass seine Verhaftung aufgrund eines Dekrets Napoleons vom 5. August erfolgt sei, und verurteilte ihn am 25. August trotz seiner Unschuldsbeteuerungen zum Tode. Bei der Erschießung am folgenden Tage wurde Palm zweimal durch Schüsse nur verwundet, so dass er erst im dritten Versuch durch einen Pistolenschuss getötet wurde.

Ob sich der bayerische König Max I. Joseph für eine Begnadigung Palms einsetzte, wie oft kolportiert wird, ist bis heute umstritten. Dafür sprechen könnte, dass einer von Palms Mitangeklagten aufgrund der Fürsprache des Königs begnadigt wurde.

Palm verheimlichte bis zum Schluss die eigentlichen Autoren des Pamphlets. In der Literatur werden sowohl der Graf Julius von Soden als auch der Kammerassessor Julius Konrad von Yelin aus Ansbach (Geschäftsführer der 1803 in Passau eröffneten Filiale der Palmschen Buchhandlung) und Justizrat Johann Georg Leuchs genannt.

Nachwirkungen

Gedenktafeln an der Palmschen Apotheke in Schorndorf
Weitere Gedenktafel an der Palmschen Apotheke in Schorndorf

Im Jahre 1866 wurde in Braunau ein Denkmal für Johann Philipp Palm errichtet.

Gedenkstätte im Stadtmuseum Schorndorf

Zum Gedenken an Palm verleiht die Palm-Stiftung, ein gemeinnütziger Verein in Schorndorf, seit 2002 alle zwei Jahre den Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit. Die Preisträger von 2004 waren der Journalist Sergej Duvanov aus Kasachstan und die afghanische Frauenzeitschrift Malalai. Im Jahr 2006 erhielten Asya Tretyuk (Journalistin aus Minsk, Weißrussland) und Pap Saine (Journalist aus Banjul, Gambia für die Tageszeitung The Point) den Preis. Die Palm-Stiftung ist eine Gründung von Maria Palm und Johann Philipp Palm (1918-2004), der gemeinsame Vorfahren mit seinem hier behandelten Namensvetter hat.

Der Verlag Palm & Enke in Erlangen trägt noch heute den Namen Palm. Namensgeber dieses Verlages ist der oben erwähnte Onkel Johann Jakob Palm (1750-1826, „gestorben in Folge eines Sturzes aus dem Wagen, bei dem das Pferd scheute“), bei dem Johann Philipp seine Buchhändlerlehre in Erlangen absolviert hatte. Übernommen wurde der Verlag von Johann Ernst August Palm (1788-1846), dem Sohn von Johann Jakob. Der Verlag Palm und Enke befindet sich heute nicht mehr im Besitz der Familie Palm.

Von Johann Philipp Palm selbst leben heute keine Nachfahren mehr; die Münchner Fotografin Laura Maria Palm († 21. August 1953, Urenkelin) war die letzte Nachfahrin. Nachfahren des seit 1419 nachweisbaren Hauses Palm sind heute weit verbreitet.

Seit 2009 gibt es die Johann-Philipp-Palm-Schule in Schorndorf (ehm. Kaufmännische Schule Schorndorf).

Weiteres

Die 15. Braunauer Zeitgeschichte-Tage befassten sich 2006 unter dem Titel „Unfreiwilliger Held“ mit der Wirkungsgeschichte Johann Philipp Palms.

Schriften

  • Johann Philipp Palm: Ein ungedruckter Brief von Johann Philipp Palm. Dem „Palm“-Verein jüngerer Buchhändler München zur Feier des 40. Stiftungsfestes. München am 20. Mai 1914. München: Palm-Verein jüngerer Buchhändler, 1914, 4 Seiten.

Literatur

  • J. Braun: Johann Philipp Palm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 102–104.
  • Christine Glas: Johann Jacob Palm (1750-1826). Ein Erlanger Verleger und Buchhändler. (= Erlanger Studien; Bd. 78). Palm und Enke, Erlangen 1988, ISBN 3-7896-0178-0, mit einer Verlagsbibliographie 1780–1826 (zugl. Magisterarbeit, Universität Erlangen-Nürnberg 1987)
  • Geo Hunold: Palm. Roman eines deutschen Buchhändlers. Bartholdi, Wismar 1910 (weitere Ausgabe als Palm. Leben und Märtyrertod eines deutschen Buchhändlers. Hirsch, Konstanz 1932)
  • Gert Kollmer von Oheimb-Loup: Die Familie Palm. Soziale Mobilität in ständischer Gesellschaft. (= Beiträge zur südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte; Bd. 1). Scripta-Mercaturae-Verlag, Ostfildern 1983, ISBN 3-922661-08-4
  • Karl Linzen: Glühen und sterben. Im Verlag Karl Alber, München 1943, Zweite Auflage
  • Bernt Ture von zur Mühlen: Napoleons Justizmord am deutschen Buchhändler Johann Philipp Palm. Bramann, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-934054-16-1
  • Karl Palm: Geschichte der württembergischen Familie Palm für Angehörige und Freunde der Familie zusammengestellt. Selbstverlag, Stuttgart 1927
  • Immanuel Carl Rösler: Dem deutschen Märtyrer Johann Philipp Palm zum Gedächtnis. In: Schorndofer Anzeiger, 26. August 1931 (E-Text)
  • Heinrich Rogge: Nürnberg 1806. Das Schicksal des Buchhändlers Johann Philipp Palm. Dramatische Skizze in sechs Bildern. Hans Pfeiffer Verlag, Hannover 1967
  • Elvira Siegert: Johann Philipp Palm. Verleger, Buchhändler, Patriot. Geleitwort in: Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Reprint der anonymen Flugschrift von 1806. Verlag der Nation, Berlin 1983
  • Johannes Wilkes: Johann Philipp Palm − Märtyrer für die Pressefreiheit, in: Kennen Sie diese Männer? − Erlanger Geschichten in Geschichten. Mönau-Verlag, Erlangen 2009.

Weblinks

Siehe auch


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