Siprianu

Siprianu

Dom Siprianu (* vor 1912; † 1943 in Atsabe, Portugiesisch-Timor) war von 1912 bis zu seinem Tod 1943 Liurai (in der lokalen Sprache Kemak: Koronel bote) von Atsabe. Er gehörte zur Ethnie der Kemak und war Sohn von Liurai Nai Resi.

Liurai Nai Resi hatte einen Unabhängigkeitskampf gegen die portugiesischen Kolonialherren geführt, wurde aber in Hatulia gefangen und exekutiert. Siprianu blieb loyal zu den Portugiesen.

1942 besetzten die Japaner die neutrale Kolonie Portugiesisch-Timor. Die Kemak von Atsabe leisteten passiven Widerstand, indem sie sich weigerten, Zwangsarbeit zu leisten oder Lebensmittel an die Japaner zu liefern. Die Besatzer inhaftierten daher Dom Siprianu und sechs seiner Verwandte, die in Erbfolge zu ihm standen. Waren die Besatzer mit dem Verhalten der Bevölkerung unzufrieden, wurden die Geiseln an einen Baum im Dorf angebunden und eine hingerichtet. Alle sieben Geiseln fanden auf diese Weise den Tod. Trotzdem widersetzten sich die Bewohner Atsabes weiterhin und versteckten zum Beispiel auch australische Soldaten, die hier einen Guerillakrieg führten.

Dom Siprianu wurde als Liurai und direkter Nachkomme der Gründungsväter der Kemak mit großem Aufwand beerdigt. Das Grab lag gegenüber dem Heim seiner Familie. Das wichtige traditionelle Zweitbegräbnis, bei dem die Knochen des Todes wieder ausgegraben, gereinigt und erneut beerdigt werden verzögerte sich lange, da dafür ein noch höherer wirtschaftlicher Aufwand nötig war, nicht nur von der Familie und dem Dorf, sondern auch von den in Verbindung zu Atsabe stehenden Gemeinden und Familien. Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte Not im Land und als in den 1970 ein gewisser Wohlstand wieder erreicht war, kam es 1974 zum Bürgerkrieg und 1975 zur Invasion durch Indonesien.

Erst 2000 konnte das Zweitbegräbnis nach einer großzügigen Spende aus Portugal durchgeführt werden. Seitdem ruhen die sterblichen Überreste von Dom Siprianu in einem auffälligen Grabmal neben dem Verwaltungsgebäude von Atsabe. Auf dem Grabmal steht auf Portugiesisch Morto por Portugal („Gestorben für Portugal“). Der Widerspruch zwischen Feudalsystem und traditionelle Religion Timors auf der einen Seite und parlamentarisch-demokratischem System des unabhängigen Osttimors und der Katholischen Kirche auf der anderen Seite, führte zu heftigen Diskussionen über dieses Grabmal. Auch, dass die Inschrift in Portugiesisch, das kaum ein Kemak spricht, gehalten ist, sorgte für Meinungsverschiedenheiten, zumal die überlebenden Söhne Siprianus eine vehemente anti-portugiesische Haltung hatten und dies obwohl sie als Verwalter während der Kolonialzeit dienten.

Ein Sohn von Dom Siprianu und letzter Liurai von Atsabe, Dom Guilherme Maria Gonçalves, war 1974 Mitbegründer der pro-indonesischen Partei APODETI. Zwischen 1978 und 1982 war er Gouverneur Indonesiens in Timor Timur.

Quellen

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dom Siprianu — († 1943 in Atsabe, Portugiesisch Timor) war von 1912 bis zu seinem Tod 1943 Liurai von Atsabe. Er gehörte zur Ethnie der Kemak und war Sohn von Liurai Nai Resi. Liurai Nai Resi hatte einen Unabhängigkeitskampf gegen die portugiesischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Atsabe — Subdistrikt Atsabe …   Deutsch Wikipedia

  • Kemak — Die Kemak (Ema, port.:Quémaque) sind eine Ethnie von über 62.000 Mitgliedern im Norden von Zentraltimor. Zum größten Teil leben sie in den Subdistrikten Atabae, Cailaco, Maliana (Distrikt Bobonaro, 39.000 Kemak) und Atsabe (Distrikt Ermera,… …   Deutsch Wikipedia

  • Battle of Timor — Schlacht um Timor Teil von: Zweiter Weltkrieg; Pazifikkrieg Australisches Küstengeschütz b …   Deutsch Wikipedia

  • Dato-hei — Liurai (Liuriai; auf Kemak: Koronel bote) ist der traditionelle Titel eines Herrschers auf Timor. Er bedeutet etwa „aus der Erde hervorragend“. Das Herrschaftsgebiet eines Liurais wurde rai (Tetum für Land, Region, Erde) genannt. Aufgrund des… …   Deutsch Wikipedia

  • Guilherme Goncalves — Dom Guilherme Maria Gonçalves (* 1919; † 1999)[1] war der letzte Koronel bote (Tetum: Liurai, timoresische Kleinkönig) von Atsabe. 1974 war er ein Mitbegründer der pro indonesischen Partei APODETI. Zwischen 1978 und 1982 war er indonesischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Guilherme Gonsalves — Dom Guilherme Maria Gonçalves (* 1919; † 1999)[1] war der letzte Koronel bote (Tetum: Liurai, timoresische Kleinkönig) von Atsabe. 1974 war er ein Mitbegründer der pro indonesischen Partei APODETI. Zwischen 1978 und 1982 war er indonesischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Guilherme Maria Gonçalves — Dom Guilherme Maria Gonçalves (* 1919; † 1999)[1] war der letzte Koronel bote (Tetum: Liurai, timoresische Kleinkönig) von Atsabe. 1974 war er ein Mitbegründer der pro indonesischen Partei APODETI. Zwischen 1978 und 1982 war er indonesischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Sip — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Personen aus Osttimor — Diese Liste führt bekannte Personen aus Osttimor auf. Die Personen sind in Osttimor oder der ehemaligen Kolonie Portugiesisch Timor geboren, sind/waren Einwohner oder haben die Staatsbürgerschaft Osttimors. Ihre Tätigkeit hat Einfluss auf… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”