- Sizzla Kalonji
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Sizzla Kalonji (eigentlich Miguel Orlando Collins; * 17. April 1976 in Saint Mary im Nordosten Jamaikas)[1] ist Reggae- und Dancehall-Interpret.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sizzla ist Mitglied der so genannten Bobo-Ashanti-Bewegung, einer Gruppe der Rastafari-Religion, die sich auf den Rasta-Heiligen Prince Emmanuel Charles Edwards stützt. Edwards wird von dieser Bewegung als Priester des Höchsten Gottes betrachtet. Andere Bobo-Ashanti-Reggae-Interpreten sind etwa Anthony B. oder Capleton.
Sizzla Kalonji, der im Ghetto aufgewachsen ist und sich daher stets für die schwarze Ghetto-Jugend einsetzt, begann seine Karriere beim Caveman Soundsystem, wo er mit Bobby Dixon, genannt Bobby Digital, zusammentraf. Er ging in der Folgezeit mit dem Reggae-Künstler Luciano auf Tour und wurde schließlich vom Saxophonisten Dean Fraser entdeckt. Beeinflusst wurde er hauptsächlich von der Musik von Buju Banton, der mit seinem Album „Til Shiloh“ (1995) eine erste musikalische Verschärfung der Reggae-Musik eingeleitet hatte, und von Shabba Ranks. Mit Sizzla ist der Reggae sowohl im Text als auch in der Musik und in der Performance zu einem Höhepunkt an Schärfe und Härte gekommen (darin kaum zu überbieten etwa ein Song wie „To the point“, 2001). Sein erstes Album erschien 1995 unter dem Namen „Burning Up“. Den internationalen Durchbruch schaffte er mit dem Nummer-1-Album „Black Woman & Child“ (1997).
Aussagen zu männlicher Homosexualität
In einer Pressekonferenz nach dem Summerjam Festival 2007 in Köln vertrat er homophobe Thesen: „Gründest du eine Familie, erweist du deiner Mutter Respekt. Gehst du zu anderen Männern, ziehst du ihr Ansehen in den Schmutz.“, äußerte er und weiter, „Ein Mann muss sich entscheiden, ob er ein Stück Dreck sein will oder ein stolzer Mann - so einfach ist das.“[2] Weiter heißt es in einem seiner Song-Texte: „Verbrennt Männer, die Sex mit Männern haben.“ Solche homophoben Texte sind seit Jahren in der gesamten Dancehall-Szene weit verbreitet und werden auch von Musikern wie Elephant Man und anderen interpretiert.
Im Rahmen der Stop the Murder Music Kampagne wurde versucht, Auftritte von Sizzla zu verhindern.[3]
Aufgrund der ihm entgegengebrachten Kritik unterzeichnete Sizzla im April 2007 die Selbstverpflichtung des Reggae Compassionate Act, in welchem Reggae-Künstler sich auf Nächstenliebe, Respekt gegenüber Andersdenkenden und Verständnis aller Menschen als Grundlage für ihre Arbeit festlegen.[4] Er hat nach Informationen des LSVD allerdings in Jamaika die Unterzeichnung des Reggae Compassionate Act bestritten und nach Angaben der deutschen Botschaft nach wie vor volksverhetzende Titel im Programm.[5]
Ausschreibung zur Nichteinreise in den Schengenraum, Strafanzeige und Indexierungsverfahren
Ein am 19. Mai 2008 geplanter Auftritt in Dortmund wurde abgesagt und später nach Wuppertal verlegt. In Dortmund haben sowohl das KCR e.V., eines der ältesten Schwulen-und-Lesben-Zentren in NRW, als auch der Schwul-Lesbische Arbeitskreis Dortmund e.V., der Dachverband der schwul-lesbischen Vereine in Dortmund, gegen das Konzert gekämpft. Trotz des Einreiseverbotes in die EU, ist es ihm gelungen, nach Österreich zu kommen und dort im "Planet Music" am 12. Mai 2008 ein Konzert zu geben.[6]
Spanien ließ den Sänger nicht ins Land. Sizzla hatte ursprünglich in Barcelona und Madrid Konzerte geben sollen. Die Homosexuellenorganisation Frente de Liberación Gay de Catalunya hatte sich laut einem Bericht der Zeitung ADN an die Behörden gewandt und gebeten, den jamaikanischen Sänger nicht einreisen zu lassen. Sizzla war aus den Vereinigten Staaten von Amerika nach Spanien geflogen und wurde sofort am Flughafen Madrid verhaftet und zurückgeschickt.[7] Auch in Deutschland wurden 2008 nach seinem Auftritt im Mai Konzerte abgesagt. Gegen die Einreisesperre soll der Künstler angeblich rechtlich vorgehen. [8][9]
Gleichzeitig versucht der LSVD, gegen den Verkauf der Stücke von Sizzla, u. a. durch die online-Händler amazon, buecher.de oder bol.de, durch Strafanzeigen vorzugehen. So hat der Bundestagsabgeordnete Volker Beck erklärt: „Soweit auf den CDs auch Songs mit Aufrufen zu Gewalt und Morden an Homosexuellen enthalten sind, ist das Verbreiten dieser Tonträger eine strafbare Handlung nach den Paragrafen 111, 130 StGB. Ich habe Strafanzeige gegen die Verbreitung dieser Tonträger gestellt und Amazon.de aufgefordert, Hasssänger ganz aus ihrem Programm zu nehmen“, sagte Beck: Wer Hass verbreite, solle damit in Deutschland kein Geld verdienen. „Das gilt für Reggaesänger aus Jamaika wie rechtsextremistische Neonazi-Bands oder bestimmte deutsche Rapper.“
Diskografie
Jahr Albumtitel Label 1995 Burning Up Ras 1997 Praise Ye Jah X Terminator; Jet Star 1998 Black Woman & Child Brickwall / Greensleeves 1998 Freedom Cry VP Records 1998 Reggae Max Sizzla Jet Star 1998 Good Ways Brickwall Record Distribution 1998 Hotter Than Fire Genesis Records 1999 Liberate Yourself Kariang / VP Records 1999 Kalonji X Terminator 1999 Royal Son Of Ethiopia Greensleeves 1999 Be I Strong VP Records 2000 Words Of Truth VP Records 2000 Bobo Ashanti Greensleeves 2001 Taking Over VP Records 2001 Black History Charm 2001 Rastafari Teach I Everything Greensleeves 2002 Blaze Up The Chalwa Jet Star 2002 Blaze Fire Blaze Whodat Records 2002 The Story Unfolds VP Records 2002 Hosanna Reggae Central 2002 Ghetto Revolution Greensleeves 2002 Da Real Thing VP Records 2002 Up In Fire 2B1 2003 Light Of My World Jet Star 2003 Voice Of Jamaica Tha Jam 2003 Rise To The Occasion Greensleeves 2003 Ever So Nice 2003 Red Alert Jetstar 2003 African Children Fire Ball 2004 Good Morning 2004 Judgement Yard 2004 Speak Of Jah Bogalusa 2004 Jah Knows Best Trojan Records 2004 Stay Focus VP Records 2004 Life Greensleeves 2004 Leave Yu Machine 2005 Burning Fire Penitentia 2005 Brighter Day Bogalusa 2005 Soul Deep Greensleeves 2005 Da Real Live Thing VP Records 2006 Jah Protect Penitentiary Records 2006 Ain't Gonna See Us Fall VP Records 2006 Waterhouse Redemption VP Records 2006 The Overstanding Damon Dash Music Group 2007 Children Of Jah Penitentiary 2007 I Space Greensleeves 2007 Jah Bless Me With Life A-Town Records 2008 Rastafari Penitentia 2008 Addicted LGN Entertainment 2008 The Journey Greensleeves 2009 Ghetto Youth-ology Greensleeves Weblinks
- Sizzla's Webseite
- Sizzla-Biographie auf laut.de
- Fotos von Sizzla bei reggaephotos.de
- Fact-Sheet des LSVD im Zusammenhang mit der Forderung nach einem Einreiseverbot
- Über das Konzert in Dortmund
- Über die Klage gegen amazon.de
Einzelnachweise
- ↑ nach Biographie auf laut.de, siehe unter Weblinks (abgerufen am 24. Juli 2008)
- ↑ LSVD fact sheet: Sizzla muss draußen bleiben 2.5.2008
- ↑ Coalition seeks ejection of reggae stars over anti-gay lyrics, CBCNews 25. September 2007
- ↑ Reggae Compassionate Act / Petertatchell.net
- ↑ fact sheet LSVD zu Sizzla
- ↑ HOSI Wien: [http://www.hosiwien.at/offener-brief-der-hosi-wien-an-die-stadt-wien/ 16. 5. 2008.
- ↑ Spanien verweigert Sizzla die Einreise queer.de 02.06.2008
- ↑ Auf Druck des Lesben- und Schwulenverbands Deutschlands (LSVD) und des Bundestagsabgeordneten der Grünen, Volker Beck, wurde Sizzla (Miguel Collins) vom Bundesinnenministerium in das sogenannte Schengen-Informations-System (SIS) eingetragen. Dies macht ihm derzeit die Einreise in den Schengenraum, zu dem auch Deutschland gehört, trotz gültigen Visums, unmöglich.
- ↑ [tt_news=7278 LSVD: Chiemsee Reggae-Festival ohne Sizzla]
Personendaten NAME Sizzla Kalonji ALTERNATIVNAMEN Miguel Orlando Collins KURZBESCHREIBUNG jamaikanischer Ragga- und Dancehall-Sänger GEBURTSDATUM 17. April 1976 GEBURTSORT Saint Mary Parish
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